Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.Lorgnez zahlt ihm mit gleicher Münze heim:
Nun zieht Ritter Lez-Breiz das Schwert aus der Scheide, dringt auf den So weit hat Vater K6ry allein gesungen, nun aber fällt der Chor wieder
"Und nun, meine Freunde, ists genug für heute," sagt Vater K6ry, indem er November, der "schwarze Monat" ist gekommen; die Nächte sind lang, Lorgnez zahlt ihm mit gleicher Münze heim:
Nun zieht Ritter Lez-Breiz das Schwert aus der Scheide, dringt auf den So weit hat Vater K6ry allein gesungen, nun aber fällt der Chor wieder
„Und nun, meine Freunde, ists genug für heute," sagt Vater K6ry, indem er November, der „schwarze Monat" ist gekommen; die Nächte sind lang, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0471" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/106282"/> <p xml:id="ID_1346" prev="#ID_1345"> Lorgnez zahlt ihm mit gleicher Münze heim:</p><lb/> <quote> <p xml:id="ID_1347"> „El Ritter Lez-Brc'iz vertrauet mir,</p> <p xml:id="ID_1348"> An welcher Hecke kamt Ihr zur Welt?</p> <p xml:id="ID_1349"> Der letzte meiner Knechte ist gut,</p> <p xml:id="ID_1350"> Daß er den Helm Euch schleudert vom Haupt."</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1351"> Nun zieht Ritter Lez-Breiz das Schwert aus der Scheide, dringt auf den<lb/> Gegner ein, erschlägt Lorgnez nebst zwölfen seiner Knechte, dreizehn andere<lb/> fallen unter den Streichen des jungen Schildknappen und die übrigen er¬<lb/> greifen die Flucht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1352"> So weit hat Vater K6ry allein gesungen, nun aber fällt der Chor wieder<lb/> ein, daß es weit durch die Nacht schallt:</p><lb/> <quote> <p xml:id="ID_1353"> Der hätte kein brctagnischcs Herz,</p> <p xml:id="ID_1354"> Der nicht gelacht mit Herz und mit Mund,</p> <p xml:id="ID_1355"> Als er den rothen Rasen gesehn,</p> <p xml:id="ID_1356"> Geröthet von dem Franzosenblut.</p> <p xml:id="ID_1357"> Und mitten darauf den Herrn Lez-Bre'iz.</p> <p xml:id="ID_1358"> Wie er sich an dem Anblick ergötzt.</p> <p xml:id="ID_1359"> Dies Lied ist gemacht für jedermann,</p> <p xml:id="ID_1360"> Daß jeder des Kampfes gedenken mag;</p> <p xml:id="ID_1361"> Und jeder Bretagner singe das Lied</p> <p xml:id="ID_1362"> Zu Ehren des wackern Herrn Lez-Brc'iz.</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1363"> „Und nun, meine Freunde, ists genug für heute," sagt Vater K6ry, indem er<lb/> aufsteht und die Redet in ein Tuch wickelt. Gute Nacht miteinander; ich<lb/> hoffe, daß wir uns bald wieder einmal treffen." Man schüttelt ihm die Hand,<lb/> wobei ihm allerhand größere und kleinere Münzsorten zugeschoben werden,<lb/> die letzten Abschiedsgrüße werden ausgetauscht; dann lösen sich die Gruppen<lb/> und bald ist keine Christenseele mehr auf dem Anger zu sehen — aber Feen<lb/> und Kobolde kommen in Nebelschleiern über die Haide gezogen und wärmen<lb/> sich an den verglimmenden Feuern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1364" next="#ID_1365"> November, der „schwarze Monat" ist gekommen; die Nächte sind lang,<lb/> die Tage düster. Bald tobt der Sturm und das Meer schlägt brüllend gegen<lb/> Strand und Klippen, bald wälzen sich Nebel über die Dünen, kriechen lang¬<lb/> sam über die Haide oder lagern sich am Waldessaum, bis sie aufsteigend sich<lb/> zu Wolken verdichten und ihren Inhalt in naßkalten Regenschauern aus¬<lb/> strömen. Dringt hier und da ein Sonnenstrahl durch die Wolken, so ists<lb/> doch nur ein matter Schimmer ohne Wärme und Freudigkeit, und wie traurig<lb/> ist das Land, das er bescheint: Die Felder sind leer; die Obstbäume stehen<lb/> mit zerzausten Zweigen, ein Bild des Jammers da; von der Glut des Sommers<lb/> versengt, sieht die Haide einer großen Brandstätte gleich; in den Mantel von<lb/> Ziegenscllen gehüllt, sitzt der Hüt fröstelnd am Feuer, während sich seine Thiere</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0471]
Lorgnez zahlt ihm mit gleicher Münze heim:
„El Ritter Lez-Brc'iz vertrauet mir,
An welcher Hecke kamt Ihr zur Welt?
Der letzte meiner Knechte ist gut,
Daß er den Helm Euch schleudert vom Haupt."
Nun zieht Ritter Lez-Breiz das Schwert aus der Scheide, dringt auf den
Gegner ein, erschlägt Lorgnez nebst zwölfen seiner Knechte, dreizehn andere
fallen unter den Streichen des jungen Schildknappen und die übrigen er¬
greifen die Flucht.
So weit hat Vater K6ry allein gesungen, nun aber fällt der Chor wieder
ein, daß es weit durch die Nacht schallt:
Der hätte kein brctagnischcs Herz,
Der nicht gelacht mit Herz und mit Mund,
Als er den rothen Rasen gesehn,
Geröthet von dem Franzosenblut.
Und mitten darauf den Herrn Lez-Bre'iz.
Wie er sich an dem Anblick ergötzt.
Dies Lied ist gemacht für jedermann,
Daß jeder des Kampfes gedenken mag;
Und jeder Bretagner singe das Lied
Zu Ehren des wackern Herrn Lez-Brc'iz.
„Und nun, meine Freunde, ists genug für heute," sagt Vater K6ry, indem er
aufsteht und die Redet in ein Tuch wickelt. Gute Nacht miteinander; ich
hoffe, daß wir uns bald wieder einmal treffen." Man schüttelt ihm die Hand,
wobei ihm allerhand größere und kleinere Münzsorten zugeschoben werden,
die letzten Abschiedsgrüße werden ausgetauscht; dann lösen sich die Gruppen
und bald ist keine Christenseele mehr auf dem Anger zu sehen — aber Feen
und Kobolde kommen in Nebelschleiern über die Haide gezogen und wärmen
sich an den verglimmenden Feuern.
November, der „schwarze Monat" ist gekommen; die Nächte sind lang,
die Tage düster. Bald tobt der Sturm und das Meer schlägt brüllend gegen
Strand und Klippen, bald wälzen sich Nebel über die Dünen, kriechen lang¬
sam über die Haide oder lagern sich am Waldessaum, bis sie aufsteigend sich
zu Wolken verdichten und ihren Inhalt in naßkalten Regenschauern aus¬
strömen. Dringt hier und da ein Sonnenstrahl durch die Wolken, so ists
doch nur ein matter Schimmer ohne Wärme und Freudigkeit, und wie traurig
ist das Land, das er bescheint: Die Felder sind leer; die Obstbäume stehen
mit zerzausten Zweigen, ein Bild des Jammers da; von der Glut des Sommers
versengt, sieht die Haide einer großen Brandstätte gleich; in den Mantel von
Ziegenscllen gehüllt, sitzt der Hüt fröstelnd am Feuer, während sich seine Thiere
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