Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.besteht, außer Vorrede und Schriften- und Namenregister, aus zwei Theilen, Wollte ich die Vorrede des Buches nicht berühren, weil sie mich selbst, besteht, außer Vorrede und Schriften- und Namenregister, aus zwei Theilen, Wollte ich die Vorrede des Buches nicht berühren, weil sie mich selbst, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105367"/> <p xml:id="ID_210" prev="#ID_209"> besteht, außer Vorrede und Schriften- und Namenregister, aus zwei Theilen,<lb/> deren ersten der Verfaßer als „Vorübungen und Kampfspiele" mit Huttens<lb/> älterem Wahlspruch „SineeritLi' citia xomp-im. Redlich und ohne Prunk," den<lb/> anderen als „Hütten im Kampf gegen Rom" mit dem cäsarischen Motto<lb/> Huttens „iaetg, sse alea, Ich Habs gewagt," 'charakterisiert hat. Wie gründlich<lb/> der Verfaßer seinen Helden verstanden, zeigt'schon diese, man dürfte sagen,<lb/> endlose kurze Ueberschrift des zweiten Buches: warum nicht „Huttens Kämpfe<lb/> und Ende?" Huttens Ende war nur das Ende des siechen kleinen Körpers<lb/> des großen Mannes; aber den Kampf Huttens setzt er noch fort, wenn auch<lb/> die plätschernden Wellen des Zürcher Sees die Grabstätte Huttens, die nie¬<lb/> mand mehr kennt, abgespült haben werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_211" next="#ID_212"> Wollte ich die Vorrede des Buches nicht berühren, weil sie mich selbst,<lb/> und sehr freundlich, berührt, so wäre das, däucht mir, falsche Scham: was<lb/> von mir dort Thatsächliches berichtet wird, hat seine Nichtigkeit, und des Ver¬<lb/> faßers Urtheil über mich und meine litterarische Thätigkeit mag er erforderli¬<lb/> chen Falles selbst verantworten: Veranlaßung von mir zu sprechen war ihm,<lb/> daß'ich seit vielen Jahren sehnlich wünsche und bestrebt bin jene obbezeichnete<lb/> andere Schuld unserer Zeit an Hütten abzutragen, und jetzt zu einer namhaften<lb/> Abschlagszahlung darauf durch Herausgabe des brieflichen Verkehrs Huttens<lb/> und andrer über ihn bereit bin. Die Vorrede gedenkt der Verdienste früherer<lb/> Bearbeiter des Lebens und der Schriften Huttens, des emsigen Burckhard, des<lb/> genialen Blickes Herders, der schwachgerüstcten Panegyrik Schubarts, der etwas<lb/> handwerksmäßigen Fertigkeit Meiners. Panzers ehrlicher Katalogisierung. Wa-<lb/> gcnseils Briefsammlung war zu tadeln, sie ist so schlecht, daß sie in dieser<lb/> Eigenschaft nur von Münchs Ausgabe übertroffen worden ist, welche Strauß<lb/> sehr glimflich als unwißend, fahrlüßig, liederlich bezeichnet. Wagenseils und<lb/> Bürks biographische Versuche sind durch die Nennung mindestens zureichend<lb/> geehrt, gleichen Anspruch hätten wol einige poetische, z. B. der Fröhlichs,<lb/> gehabt. Ausländischer Lebensbeschreibungen Huttens z. B. der französischen<lb/> von Lobstein, Zeller, gedenkt Ser. nicht, selbst nicht der von Niceron und<lb/> Bayle, die wieder viel von Deutschen benutzt worden sind; aber wenn auch<lb/> alle diese Darstellungen hauptsächlich nur aus deutschen geschöpft sind, so be¬<lb/> weisen sie doch Theilnahme unsres Nachbarvolks an dem deutschen Hütten.<lb/> Daß Weislinger nicht aufgeführt worden ist, muß ich tadeln, zumal Ser.<lb/> aus Zeitschriften, in denen man ihm selbst so gern das Zeitliche gesegnet hätte,<lb/> wußte, daß noch nicht aller Weislinger begraben ist. Aus andrem Grunde<lb/> hatte Füßlis leider unvollendete Biographie Anspruch auf nicht unrühmliche<lb/> Erwähnung, wie sie. neuere geschichtliche Forschungen, namentlich Nantes und<lb/> Gervinus gesunden haben. Daß des Verfaßers Wunsch, seine Schrift möchte<lb/> alle diejenigen herzlich ärgern, die ihr Held, wenn er heute lebte, ärgern würde,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
besteht, außer Vorrede und Schriften- und Namenregister, aus zwei Theilen,
deren ersten der Verfaßer als „Vorübungen und Kampfspiele" mit Huttens
älterem Wahlspruch „SineeritLi' citia xomp-im. Redlich und ohne Prunk," den
anderen als „Hütten im Kampf gegen Rom" mit dem cäsarischen Motto
Huttens „iaetg, sse alea, Ich Habs gewagt," 'charakterisiert hat. Wie gründlich
der Verfaßer seinen Helden verstanden, zeigt'schon diese, man dürfte sagen,
endlose kurze Ueberschrift des zweiten Buches: warum nicht „Huttens Kämpfe
und Ende?" Huttens Ende war nur das Ende des siechen kleinen Körpers
des großen Mannes; aber den Kampf Huttens setzt er noch fort, wenn auch
die plätschernden Wellen des Zürcher Sees die Grabstätte Huttens, die nie¬
mand mehr kennt, abgespült haben werden.
Wollte ich die Vorrede des Buches nicht berühren, weil sie mich selbst,
und sehr freundlich, berührt, so wäre das, däucht mir, falsche Scham: was
von mir dort Thatsächliches berichtet wird, hat seine Nichtigkeit, und des Ver¬
faßers Urtheil über mich und meine litterarische Thätigkeit mag er erforderli¬
chen Falles selbst verantworten: Veranlaßung von mir zu sprechen war ihm,
daß'ich seit vielen Jahren sehnlich wünsche und bestrebt bin jene obbezeichnete
andere Schuld unserer Zeit an Hütten abzutragen, und jetzt zu einer namhaften
Abschlagszahlung darauf durch Herausgabe des brieflichen Verkehrs Huttens
und andrer über ihn bereit bin. Die Vorrede gedenkt der Verdienste früherer
Bearbeiter des Lebens und der Schriften Huttens, des emsigen Burckhard, des
genialen Blickes Herders, der schwachgerüstcten Panegyrik Schubarts, der etwas
handwerksmäßigen Fertigkeit Meiners. Panzers ehrlicher Katalogisierung. Wa-
gcnseils Briefsammlung war zu tadeln, sie ist so schlecht, daß sie in dieser
Eigenschaft nur von Münchs Ausgabe übertroffen worden ist, welche Strauß
sehr glimflich als unwißend, fahrlüßig, liederlich bezeichnet. Wagenseils und
Bürks biographische Versuche sind durch die Nennung mindestens zureichend
geehrt, gleichen Anspruch hätten wol einige poetische, z. B. der Fröhlichs,
gehabt. Ausländischer Lebensbeschreibungen Huttens z. B. der französischen
von Lobstein, Zeller, gedenkt Ser. nicht, selbst nicht der von Niceron und
Bayle, die wieder viel von Deutschen benutzt worden sind; aber wenn auch
alle diese Darstellungen hauptsächlich nur aus deutschen geschöpft sind, so be¬
weisen sie doch Theilnahme unsres Nachbarvolks an dem deutschen Hütten.
Daß Weislinger nicht aufgeführt worden ist, muß ich tadeln, zumal Ser.
aus Zeitschriften, in denen man ihm selbst so gern das Zeitliche gesegnet hätte,
wußte, daß noch nicht aller Weislinger begraben ist. Aus andrem Grunde
hatte Füßlis leider unvollendete Biographie Anspruch auf nicht unrühmliche
Erwähnung, wie sie. neuere geschichtliche Forschungen, namentlich Nantes und
Gervinus gesunden haben. Daß des Verfaßers Wunsch, seine Schrift möchte
alle diejenigen herzlich ärgern, die ihr Held, wenn er heute lebte, ärgern würde,
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