Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.Parlament hart deshalb angegriffen, die Vorlage der französischen Tepesche Parlament hart deshalb angegriffen, die Vorlage der französischen Tepesche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0375" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105652"/> <p xml:id="ID_981" prev="#ID_980" next="#ID_982"> Parlament hart deshalb angegriffen, die Vorlage der französischen Tepesche<lb/> vom 2et. Januar hatte keinen günstigen Effect, also sagte Lord Palmerston<lb/> dem Grafen Persigny, wenn die Fremdenbill durchgehen solle, so müsse vor¬<lb/> her ein g.et,<z r^MiÄtoii'c! von Paris aus gemacht werden, die Entschuldigungs¬<lb/> depesche ward bestellt, verabfolgt und nur auf diese Weise ward es dem<lb/> englischen Ministerium möglich, die erste Lesung der Bill bringen. Wird man<lb/> darum etwa glauben, jene säbelrasselnden Fanfaronnaden seien wider Wissen und<lb/> Willen der Regierung in den Moniteur gekommen, und muß nicht Lord<lb/> Palmerston ein übergroßes Vertrauen in die Unwissenheit seiner Landsleute<lb/> über auswärtige Verhältnisse gehabt haben, als er dem Parlamente log, der<lb/> nichtofficielle Theil des Moniteur gehe die französische Regierung nichts an?<lb/> — Wenn Graf Morny dein gesetzgebenden Körper seine Theorie der Re¬<lb/> gierungssysteme entwickelt und die Gesinnungen der gegenwärtigen Machthaber<lb/> als väterlich milde schildert, werden da nicht selbst in jener ailergehorsamsten<lb/> Versammlung hier und da sich Zweifel regen, wird nicht etwa die Logik einiger<lb/> kühnen Volksvertreter sich so weit wagen, einen gewissen Widerspruch zwischen<lb/> dieser Versicherung und der des General Espinasse, das Land solle haben<lb/> was es wolle, zu finden? Was auch der Moniteur sagen mag, die Er¬<lb/> nennung eines Generals zum Minister des Innern, mit der ausgesprochenen<lb/> Absicht, das Land nicht blos wie bisher bureaukratisch, sondern militärisch<lb/> zu regieren, bleibt etwas Unerhörtes für die neuere Geschichte des nicht-<lb/> russischen Europas. Selbst Napoleon I. ist nicht so weit gegangen, er machte<lb/> den General Savary, spätern Herzog von Rovigo, zum Polizeiminister, aber<lb/> doch nicht zum Minister des Innern. Der ausgesprochene Wille des Kaisers,<lb/> die französische Verwaltung nach militärischen Grundsätzen zu regeln, wenigstens<lb/> diese Grundsätze jeden Augenblick in ihrer ganzen Schärfe anwenden zu köunen,<lb/> das ist das bedeutsamste Ergebniß der neuesten Vorgänge in Paris. Die<lb/> Entlassung Billaults beruhte gewiß nicht ^uif Scrupeln dieses Herrn gegen die<lb/> vorgeschlagenen Maßregeln; nachdem er bis zu dem Decret, welches den<lb/> Spectateur und die Revue de Paris unterdrückte, mitgegangen war, sieht man<lb/> nicht ein, was ihm noch zu perhorresciren übrig blieb. Auch hat durchaus<lb/> nicht verlautet, daß er Gewissensbisse über den Entwurf des Verdächtigen-<lb/> gesetzes fühlte, er hat nicht einmal den Muth einer entgegengesetzten Meinung<lb/> gehabt, wie Drouin de Lhuys, sondern seine Entlassung erst eingereicht, als<lb/> der Kaiser fand, daß er blaß aussehe und die Landluft ihm gewiß wohl thun<lb/> werde, d. h. im altfranzösischen Stile ihm andeutete, er würde besser thun<lb/> einem andern Platz zu machen. Dieser andere war der General Espinasse.<lb/> So viel wir wissen, war derselbe vor dem 2. December unbekannt, beim<lb/> Staatsstreich sperrte er den Saal der gesetzgebenden Versammlung und ver¬<lb/> trieb die widerspenstigen Volksvertreter, er ward dafür vom Oberst zum</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0375]
Parlament hart deshalb angegriffen, die Vorlage der französischen Tepesche
vom 2et. Januar hatte keinen günstigen Effect, also sagte Lord Palmerston
dem Grafen Persigny, wenn die Fremdenbill durchgehen solle, so müsse vor¬
her ein g.et,<z r^MiÄtoii'c! von Paris aus gemacht werden, die Entschuldigungs¬
depesche ward bestellt, verabfolgt und nur auf diese Weise ward es dem
englischen Ministerium möglich, die erste Lesung der Bill bringen. Wird man
darum etwa glauben, jene säbelrasselnden Fanfaronnaden seien wider Wissen und
Willen der Regierung in den Moniteur gekommen, und muß nicht Lord
Palmerston ein übergroßes Vertrauen in die Unwissenheit seiner Landsleute
über auswärtige Verhältnisse gehabt haben, als er dem Parlamente log, der
nichtofficielle Theil des Moniteur gehe die französische Regierung nichts an?
— Wenn Graf Morny dein gesetzgebenden Körper seine Theorie der Re¬
gierungssysteme entwickelt und die Gesinnungen der gegenwärtigen Machthaber
als väterlich milde schildert, werden da nicht selbst in jener ailergehorsamsten
Versammlung hier und da sich Zweifel regen, wird nicht etwa die Logik einiger
kühnen Volksvertreter sich so weit wagen, einen gewissen Widerspruch zwischen
dieser Versicherung und der des General Espinasse, das Land solle haben
was es wolle, zu finden? Was auch der Moniteur sagen mag, die Er¬
nennung eines Generals zum Minister des Innern, mit der ausgesprochenen
Absicht, das Land nicht blos wie bisher bureaukratisch, sondern militärisch
zu regieren, bleibt etwas Unerhörtes für die neuere Geschichte des nicht-
russischen Europas. Selbst Napoleon I. ist nicht so weit gegangen, er machte
den General Savary, spätern Herzog von Rovigo, zum Polizeiminister, aber
doch nicht zum Minister des Innern. Der ausgesprochene Wille des Kaisers,
die französische Verwaltung nach militärischen Grundsätzen zu regeln, wenigstens
diese Grundsätze jeden Augenblick in ihrer ganzen Schärfe anwenden zu köunen,
das ist das bedeutsamste Ergebniß der neuesten Vorgänge in Paris. Die
Entlassung Billaults beruhte gewiß nicht ^uif Scrupeln dieses Herrn gegen die
vorgeschlagenen Maßregeln; nachdem er bis zu dem Decret, welches den
Spectateur und die Revue de Paris unterdrückte, mitgegangen war, sieht man
nicht ein, was ihm noch zu perhorresciren übrig blieb. Auch hat durchaus
nicht verlautet, daß er Gewissensbisse über den Entwurf des Verdächtigen-
gesetzes fühlte, er hat nicht einmal den Muth einer entgegengesetzten Meinung
gehabt, wie Drouin de Lhuys, sondern seine Entlassung erst eingereicht, als
der Kaiser fand, daß er blaß aussehe und die Landluft ihm gewiß wohl thun
werde, d. h. im altfranzösischen Stile ihm andeutete, er würde besser thun
einem andern Platz zu machen. Dieser andere war der General Espinasse.
So viel wir wissen, war derselbe vor dem 2. December unbekannt, beim
Staatsstreich sperrte er den Saal der gesetzgebenden Versammlung und ver¬
trieb die widerspenstigen Volksvertreter, er ward dafür vom Oberst zum
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