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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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ten bereits vorgefunden und ihm nur den angemessnen Ausdruck gegeben.
Seine Marschälle, seine Senatoren, seine Gesetzgeber, so entschieden er sie zu
seinem Dienst verpflichtete, waren doch nicht blos seine Crenturen; sie waren
groß, schon bevor er ans Nuder kam; er hatte sich über sie erhoben und sie
dienten ihm freudig und mit Stolz, weil ihre Principien und ihre Zwecke
keinen bessern Vertreter, keinen glorreicheru Mittelpunkt finden konnten; aber
sie verloren in diesem Dienst doch nicht ihr eignes Selbst; sie nahmen auch
von seiner Seite eine gewisse Achtung in Anspruch.

Und doch stand auch bei ihm wie bei Alexander und bei Cäsar die Mon¬
archie nur auf zwei Augen, sie war an seine Persönlichkeit gebunden. Es
ist der Uebelstand der rein militärischen Monarchie, daß auf den großen Er¬
oberer die Diadvchen folgen. Es war kein Unglück für das Frankreich von
1815, daß ihm damals durch die Wiederaufrichtung der traditionellen Mon¬
archie das Diadochenzeitalter erspart wurde.

Wenden wir uns jetzt zu dem Bonapartismus von 1853, so haben wir
insofern leichtes Spiel, als seit den neuesten Verordnungen alle Weit einig ist.
was man darüber zu denken habe, gleichviel welcher Partei man sonst ange¬
hört. Uns Deutsche namentlich, die wir noch vor wenigen Monaten von
unsrer Freiheit kein großes Rühmen zu machen wußten, ist jetzt zu Muth, als
lebten wir in Nordamerika in vollständigster Unbändigkeit und Zügellosigkeit.
Wir hatten früher gemeint, die Ordnung sei in Frankreich grade straff genug
angespannte mit einiger Verwunderung haben wir gesehn, daß man die Zü¬
gel doch noch weit schärfer anziehn konnte, und das Beste ist, daß man dabei
noch immer auf dem Boden der Volkssouveränetät steht. Das Volk will
nicht, daß andere Meinungen ausgesprochen werden als vie patentirter der
Negierung, es will nicht, daß sich Böswillige im Lande aufhalten, es ertheilt
daher der Negierung die Vollmacht, 'Personen, die wegen übelgesinnter Reden
zu einigen Monaten Gefängniß verurtheilt werden, nach Ablauf dieser Strafe
ohne weiteres zu deportiren. Wer dieses Volk ist, das lehren dem Zweifler
die Adressen des Moniteur. Die souveräne Armee, die den Decemberthron
aufgerichtet, erklärt ihren Willen für die Erhaltung der Dynastie auch über
das Leben des gegenwärtigen Herrschers hinaus, und damit sie diesem Willen
Nachdruck geben kann, wird ganz Frankreich militärisch organisirt, fünf Marschälle
führen die Provinziairegierung, ein General commandirt als Minister des Innern
mit echt militärischem Lakonismus den Präfecten, ein militärischer Regentschafts¬
rath erwägt die großen politischen Fragen. Das Verhältniß ist so unumwunden
und klar herausgestellt, daß jeder Commentar überflüssig erscheint.

Indeß dürste es doch nicht unnütz sein, bei dieser Gelegenheit darauf
aufmerksam zu machen, daß wir in Deutschland, nicht blos in Oestreich, auf
dem veste>, Wege zu ähnlichen Institutionen waren. Unsere deutschen Mon-


ten bereits vorgefunden und ihm nur den angemessnen Ausdruck gegeben.
Seine Marschälle, seine Senatoren, seine Gesetzgeber, so entschieden er sie zu
seinem Dienst verpflichtete, waren doch nicht blos seine Crenturen; sie waren
groß, schon bevor er ans Nuder kam; er hatte sich über sie erhoben und sie
dienten ihm freudig und mit Stolz, weil ihre Principien und ihre Zwecke
keinen bessern Vertreter, keinen glorreicheru Mittelpunkt finden konnten; aber
sie verloren in diesem Dienst doch nicht ihr eignes Selbst; sie nahmen auch
von seiner Seite eine gewisse Achtung in Anspruch.

Und doch stand auch bei ihm wie bei Alexander und bei Cäsar die Mon¬
archie nur auf zwei Augen, sie war an seine Persönlichkeit gebunden. Es
ist der Uebelstand der rein militärischen Monarchie, daß auf den großen Er¬
oberer die Diadvchen folgen. Es war kein Unglück für das Frankreich von
1815, daß ihm damals durch die Wiederaufrichtung der traditionellen Mon¬
archie das Diadochenzeitalter erspart wurde.

Wenden wir uns jetzt zu dem Bonapartismus von 1853, so haben wir
insofern leichtes Spiel, als seit den neuesten Verordnungen alle Weit einig ist.
was man darüber zu denken habe, gleichviel welcher Partei man sonst ange¬
hört. Uns Deutsche namentlich, die wir noch vor wenigen Monaten von
unsrer Freiheit kein großes Rühmen zu machen wußten, ist jetzt zu Muth, als
lebten wir in Nordamerika in vollständigster Unbändigkeit und Zügellosigkeit.
Wir hatten früher gemeint, die Ordnung sei in Frankreich grade straff genug
angespannte mit einiger Verwunderung haben wir gesehn, daß man die Zü¬
gel doch noch weit schärfer anziehn konnte, und das Beste ist, daß man dabei
noch immer auf dem Boden der Volkssouveränetät steht. Das Volk will
nicht, daß andere Meinungen ausgesprochen werden als vie patentirter der
Negierung, es will nicht, daß sich Böswillige im Lande aufhalten, es ertheilt
daher der Negierung die Vollmacht, 'Personen, die wegen übelgesinnter Reden
zu einigen Monaten Gefängniß verurtheilt werden, nach Ablauf dieser Strafe
ohne weiteres zu deportiren. Wer dieses Volk ist, das lehren dem Zweifler
die Adressen des Moniteur. Die souveräne Armee, die den Decemberthron
aufgerichtet, erklärt ihren Willen für die Erhaltung der Dynastie auch über
das Leben des gegenwärtigen Herrschers hinaus, und damit sie diesem Willen
Nachdruck geben kann, wird ganz Frankreich militärisch organisirt, fünf Marschälle
führen die Provinziairegierung, ein General commandirt als Minister des Innern
mit echt militärischem Lakonismus den Präfecten, ein militärischer Regentschafts¬
rath erwägt die großen politischen Fragen. Das Verhältniß ist so unumwunden
und klar herausgestellt, daß jeder Commentar überflüssig erscheint.

Indeß dürste es doch nicht unnütz sein, bei dieser Gelegenheit darauf
aufmerksam zu machen, daß wir in Deutschland, nicht blos in Oestreich, auf
dem veste>, Wege zu ähnlichen Institutionen waren. Unsere deutschen Mon-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/336>, abgerufen am 22.12.2024.