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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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den prächtigen Tonwellen des mendelsohnschen Marsches aus dem Sommer-
nachtstraum zog die fürstliche Polonaise auf. es tanzten diesmal nur Prinzen
und Prinzessinnen von Geblüt, unter ihnen sah man die Großherzoge von
Weimar und Mecklenburg-Schwerin, die liebliche Erbprinzessin von Augusten¬
burg und die Prinzessin Stephanie von Hohenzollern, die künftige Königin
von Portugal. Gegen 9VsUhr war das Fest beendet. --

Am Mittwoch dem zehnten, so wie an den folgenden Tagen empfing das
fürstliche Paar noch zahlreiche Adressen und Deputationen, der Akademie der
Wissenschaften und schonen Künste, der Universitäten so wie der Hänser des
Landtags. Wir erwähnen darunter nur der sinnigen Rede, mit der Prof.
Trendelenburg als Secretär der Akademie auf die Forderung, die das deutsche
Geistesleben durch Preußens erste Königin, eine welfische Fürstin, welche die
Akademie gegründet, erfahren, und wie andrerseits die Bedeutung des an>-
terlichen weimarscher Fürstenhauses hervorgehoben ward. Auch der Prinz
und die Prinzessin von Preußen empfingen eine Reihe von Beglückwünschungs-
deputationen, unter denen die der Landesuniversitäten die bemerkenswertheste
war. Prof. Rudorff sagte in seiner Rede unter andernn "Es ist nicht unsere,'
Aufgabe, die hohe politische Bedeutung zu würdigen, welche die Verbindung
Preußens und Großbritanniens nach dem Gedanken König Friedrichs des
Zweiten anspricht; die dankbare Hoffnung aber dürfen wir aussprechen, daß
die größesten und ernstesten Bestrebungen unserer Nation für die Freiheit des
Glaubens und die Tiefe > des Erkennens durch die innige Verbindung des
durchlauchtigsten preußischen, weimarscher und britischen Fürstenhauses eine
neue Bürgschaft gewonnen haben." Der Deputation ward der huldvollste
Empfang zu Theil.

Am Abend des zehnten versammelte sich die ganze hoffähige Welt zur
Galaoper, wozu Spontinis Bestalln gewählt war. Der dccorative Theil der
Vorstellung war sehr schön, der musikalische äußerst schwach, indeß die we¬
nigsten Augen der Geladenen waren wol auf die Bühne gerichtet, es war
eine Borstellung, die man selbst sich selbst gab; in eminenten Sinne durfte
man sagen:


Die Damen geben ihren Putz zum Besten
Und spielen ohne Gage mit.

In den Zwischenacten hielten die höchsten Herrschaften im Foyer Cercle, die
Prinzeß Friedrich Wilhelm war sehr einfach gekleidet, sie trug im Haar einen
Kranz von sammtnen Epheublättern mit diamantnen Rosetten, neben ihr be¬
merkte man unter einem strahlenden Diadem auch das liebliche Gesicht der
Prinzeß Friedrich Karl, die auf der gestrigen Cour nicht zugegen war. Don¬
nerstag Abend versammelten der Prinz und die Prinzeß von Preußen die
Gesellschaft zu einem glänzenden Balle in den schönen Gemächern ihres weiten


den prächtigen Tonwellen des mendelsohnschen Marsches aus dem Sommer-
nachtstraum zog die fürstliche Polonaise auf. es tanzten diesmal nur Prinzen
und Prinzessinnen von Geblüt, unter ihnen sah man die Großherzoge von
Weimar und Mecklenburg-Schwerin, die liebliche Erbprinzessin von Augusten¬
burg und die Prinzessin Stephanie von Hohenzollern, die künftige Königin
von Portugal. Gegen 9VsUhr war das Fest beendet. —

Am Mittwoch dem zehnten, so wie an den folgenden Tagen empfing das
fürstliche Paar noch zahlreiche Adressen und Deputationen, der Akademie der
Wissenschaften und schonen Künste, der Universitäten so wie der Hänser des
Landtags. Wir erwähnen darunter nur der sinnigen Rede, mit der Prof.
Trendelenburg als Secretär der Akademie auf die Forderung, die das deutsche
Geistesleben durch Preußens erste Königin, eine welfische Fürstin, welche die
Akademie gegründet, erfahren, und wie andrerseits die Bedeutung des an>-
terlichen weimarscher Fürstenhauses hervorgehoben ward. Auch der Prinz
und die Prinzessin von Preußen empfingen eine Reihe von Beglückwünschungs-
deputationen, unter denen die der Landesuniversitäten die bemerkenswertheste
war. Prof. Rudorff sagte in seiner Rede unter andernn „Es ist nicht unsere,'
Aufgabe, die hohe politische Bedeutung zu würdigen, welche die Verbindung
Preußens und Großbritanniens nach dem Gedanken König Friedrichs des
Zweiten anspricht; die dankbare Hoffnung aber dürfen wir aussprechen, daß
die größesten und ernstesten Bestrebungen unserer Nation für die Freiheit des
Glaubens und die Tiefe > des Erkennens durch die innige Verbindung des
durchlauchtigsten preußischen, weimarscher und britischen Fürstenhauses eine
neue Bürgschaft gewonnen haben." Der Deputation ward der huldvollste
Empfang zu Theil.

Am Abend des zehnten versammelte sich die ganze hoffähige Welt zur
Galaoper, wozu Spontinis Bestalln gewählt war. Der dccorative Theil der
Vorstellung war sehr schön, der musikalische äußerst schwach, indeß die we¬
nigsten Augen der Geladenen waren wol auf die Bühne gerichtet, es war
eine Borstellung, die man selbst sich selbst gab; in eminenten Sinne durfte
man sagen:


Die Damen geben ihren Putz zum Besten
Und spielen ohne Gage mit.

In den Zwischenacten hielten die höchsten Herrschaften im Foyer Cercle, die
Prinzeß Friedrich Wilhelm war sehr einfach gekleidet, sie trug im Haar einen
Kranz von sammtnen Epheublättern mit diamantnen Rosetten, neben ihr be¬
merkte man unter einem strahlenden Diadem auch das liebliche Gesicht der
Prinzeß Friedrich Karl, die auf der gestrigen Cour nicht zugegen war. Don¬
nerstag Abend versammelten der Prinz und die Prinzeß von Preußen die
Gesellschaft zu einem glänzenden Balle in den schönen Gemächern ihres weiten


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[0327] den prächtigen Tonwellen des mendelsohnschen Marsches aus dem Sommer- nachtstraum zog die fürstliche Polonaise auf. es tanzten diesmal nur Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt, unter ihnen sah man die Großherzoge von Weimar und Mecklenburg-Schwerin, die liebliche Erbprinzessin von Augusten¬ burg und die Prinzessin Stephanie von Hohenzollern, die künftige Königin von Portugal. Gegen 9VsUhr war das Fest beendet. — Am Mittwoch dem zehnten, so wie an den folgenden Tagen empfing das fürstliche Paar noch zahlreiche Adressen und Deputationen, der Akademie der Wissenschaften und schonen Künste, der Universitäten so wie der Hänser des Landtags. Wir erwähnen darunter nur der sinnigen Rede, mit der Prof. Trendelenburg als Secretär der Akademie auf die Forderung, die das deutsche Geistesleben durch Preußens erste Königin, eine welfische Fürstin, welche die Akademie gegründet, erfahren, und wie andrerseits die Bedeutung des an>- terlichen weimarscher Fürstenhauses hervorgehoben ward. Auch der Prinz und die Prinzessin von Preußen empfingen eine Reihe von Beglückwünschungs- deputationen, unter denen die der Landesuniversitäten die bemerkenswertheste war. Prof. Rudorff sagte in seiner Rede unter andernn „Es ist nicht unsere,' Aufgabe, die hohe politische Bedeutung zu würdigen, welche die Verbindung Preußens und Großbritanniens nach dem Gedanken König Friedrichs des Zweiten anspricht; die dankbare Hoffnung aber dürfen wir aussprechen, daß die größesten und ernstesten Bestrebungen unserer Nation für die Freiheit des Glaubens und die Tiefe > des Erkennens durch die innige Verbindung des durchlauchtigsten preußischen, weimarscher und britischen Fürstenhauses eine neue Bürgschaft gewonnen haben." Der Deputation ward der huldvollste Empfang zu Theil. Am Abend des zehnten versammelte sich die ganze hoffähige Welt zur Galaoper, wozu Spontinis Bestalln gewählt war. Der dccorative Theil der Vorstellung war sehr schön, der musikalische äußerst schwach, indeß die we¬ nigsten Augen der Geladenen waren wol auf die Bühne gerichtet, es war eine Borstellung, die man selbst sich selbst gab; in eminenten Sinne durfte man sagen: Die Damen geben ihren Putz zum Besten Und spielen ohne Gage mit. In den Zwischenacten hielten die höchsten Herrschaften im Foyer Cercle, die Prinzeß Friedrich Wilhelm war sehr einfach gekleidet, sie trug im Haar einen Kranz von sammtnen Epheublättern mit diamantnen Rosetten, neben ihr be¬ merkte man unter einem strahlenden Diadem auch das liebliche Gesicht der Prinzeß Friedrich Karl, die auf der gestrigen Cour nicht zugegen war. Don¬ nerstag Abend versammelten der Prinz und die Prinzeß von Preußen die Gesellschaft zu einem glänzenden Balle in den schönen Gemächern ihres weiten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/327>, abgerufen am 27.07.2024.