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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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ehren. Keiner der beiden Kurfürsten erschien am angesetzten Tage vor der
Kais. Majestät, noch ist ein Bescheid in Sachen des gefangenen Landgrafen
ergangen. Denn da das Spazierenfahren nach München und die Unter¬
redung zwischen Herzog Moritz und Carlowitz, die am hellen Tage und auf
der Gasse von Vielen angehört wurde, der Kais. Majestät nicht verschwiegen
geblieben, und dieselbe das vielfältige Anhalten mehr für Gespött als Ernst
erachtete, so ist auch kein fernerer Tag angesetzt worden, den Bescheid zu
hören.

Die deutschen Landsknechte, die in der .Besatzung zu Augsburg lagen
waren etliche Monate nicht bezahlt worden, und es wurde erzählt, daß die
Strafgelder des Landgrafen und der Städte, von denen sie hätten bezahlt wer¬
den können, wol vorhanden gewesen seien, aber der Herzog von Alba habe die¬
selben bei dem gefangenen Kurfürsten verspielt. So wurden sie mit der Bezah¬
lung länger aufgehalten. Da sind etliche von ihnen in der Fähnriche Quar¬
tier gefallen, haben drei Fähnlein herausgerissen und sind so mit aufgerichteten
Fähnlein in Schlachtordnung nach dem Weinmarkt gezogen. Als nun die
Fahnenträger in der Ordnung dahinziehn. ist ein hoffärriger Spanier, in der
Meinung Ehre zu erlangen, große Gnade bei der Kais. Majestät zu verdienen
und sich einen ewigen Namen zu machen, zu den Fähnrichen ins Glied ge¬
sprungen und hat dem einen das Fähnlein aus der Hand reißen wollen.
Dem Fähnrich folgten drei Schlachtschwerter, von diesen haut einer diesen
Schubiak mitten voneinander wie eine Rübe, nach dem Spruche: wer sich
in Gefahr begibt, kommt darin um. Als die Landsknechte den Weinmarkt
erreichten, war ein starkes Nennen und Laufen von den spanischen Sol¬
daten, sie besetzten alle Gassen, die aus den Weinmarkt führten, der ge¬
fangene Kurfürst wurde hinüber in den Palast des Kaisers geführt, denn
sie besorgten der Kurfürst möchte ihnen genommen werden; alle Einwohner,
zumal Kaufleute, Krämer, die für den Reichstag köstliche Waare, seidenes
Gewand, silberne und goldene Kleinodien, Perlen und Edelsteine angeschafft
hatten, trugen Sorge, die Stadt möchte geplündert werden, was auch
wol geschehen wäre, wenn die Landsknechte ihre Bezahlung selbst hätten suchen
müssen. Deswegen entstand dort ein wildes Rufen, Zusammenlaufen und
Getümmel, jeder rüstete sich zum Ernst. Bürger und Fremde lagen aus ihren
Häusern und in den Gemächern geharnischt, die Röhre und halben Haken zum
Feuern bereit, wie es ein jeder zur Beschirmung des Seinen durchsetzen konnte,
so daß wol ein geharnischter Reichstag daraus hätte werden können.

Der Kaiser aber schickte zu den Landsknechten und ließ fragen, was sie
wollten. Die Schützen hatten ihre Röhre auf dem linken Arm, in der rechten
Hand die brennende Lunte nicht weit vom Zündloch und sagten: entweder
Geld oder Blut. Darauf ließ der Kaiser ihnen antworten, sie sollten sich zu-


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ehren. Keiner der beiden Kurfürsten erschien am angesetzten Tage vor der
Kais. Majestät, noch ist ein Bescheid in Sachen des gefangenen Landgrafen
ergangen. Denn da das Spazierenfahren nach München und die Unter¬
redung zwischen Herzog Moritz und Carlowitz, die am hellen Tage und auf
der Gasse von Vielen angehört wurde, der Kais. Majestät nicht verschwiegen
geblieben, und dieselbe das vielfältige Anhalten mehr für Gespött als Ernst
erachtete, so ist auch kein fernerer Tag angesetzt worden, den Bescheid zu
hören.

Die deutschen Landsknechte, die in der .Besatzung zu Augsburg lagen
waren etliche Monate nicht bezahlt worden, und es wurde erzählt, daß die
Strafgelder des Landgrafen und der Städte, von denen sie hätten bezahlt wer¬
den können, wol vorhanden gewesen seien, aber der Herzog von Alba habe die¬
selben bei dem gefangenen Kurfürsten verspielt. So wurden sie mit der Bezah¬
lung länger aufgehalten. Da sind etliche von ihnen in der Fähnriche Quar¬
tier gefallen, haben drei Fähnlein herausgerissen und sind so mit aufgerichteten
Fähnlein in Schlachtordnung nach dem Weinmarkt gezogen. Als nun die
Fahnenträger in der Ordnung dahinziehn. ist ein hoffärriger Spanier, in der
Meinung Ehre zu erlangen, große Gnade bei der Kais. Majestät zu verdienen
und sich einen ewigen Namen zu machen, zu den Fähnrichen ins Glied ge¬
sprungen und hat dem einen das Fähnlein aus der Hand reißen wollen.
Dem Fähnrich folgten drei Schlachtschwerter, von diesen haut einer diesen
Schubiak mitten voneinander wie eine Rübe, nach dem Spruche: wer sich
in Gefahr begibt, kommt darin um. Als die Landsknechte den Weinmarkt
erreichten, war ein starkes Nennen und Laufen von den spanischen Sol¬
daten, sie besetzten alle Gassen, die aus den Weinmarkt führten, der ge¬
fangene Kurfürst wurde hinüber in den Palast des Kaisers geführt, denn
sie besorgten der Kurfürst möchte ihnen genommen werden; alle Einwohner,
zumal Kaufleute, Krämer, die für den Reichstag köstliche Waare, seidenes
Gewand, silberne und goldene Kleinodien, Perlen und Edelsteine angeschafft
hatten, trugen Sorge, die Stadt möchte geplündert werden, was auch
wol geschehen wäre, wenn die Landsknechte ihre Bezahlung selbst hätten suchen
müssen. Deswegen entstand dort ein wildes Rufen, Zusammenlaufen und
Getümmel, jeder rüstete sich zum Ernst. Bürger und Fremde lagen aus ihren
Häusern und in den Gemächern geharnischt, die Röhre und halben Haken zum
Feuern bereit, wie es ein jeder zur Beschirmung des Seinen durchsetzen konnte,
so daß wol ein geharnischter Reichstag daraus hätte werden können.

Der Kaiser aber schickte zu den Landsknechten und ließ fragen, was sie
wollten. Die Schützen hatten ihre Röhre auf dem linken Arm, in der rechten
Hand die brennende Lunte nicht weit vom Zündloch und sagten: entweder
Geld oder Blut. Darauf ließ der Kaiser ihnen antworten, sie sollten sich zu-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/305>, abgerufen am 22.12.2024.