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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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gehen. Vor den Schülern ging Andreas Ehrhardt nach Vermögen ausgepicht,
einen Stab mit einem grünen Kranz über der Hand umwunden. Darauf
folgten die Schüler alle mit grünen Kränzen auf den Häuptern, grüne Zweige
in den Händen, und hatten die kleinen weißen Hemden an, darauf die Ad-
juvanten, Spielleut, nach welchen ich, der Pfarrer, neben dem Herrn Pfarr>er
von Vargula, welcher zu mir kam. Nach uns gingen die Mägdlein, die
kleinen vorher, die großen darnach, alle nach ihrem Vermögen geschmückt, und
grüne Kränze auf ihren Häuptern. Nach diesen ging der Friede und hinter
ihnen Knaben, die trugen einen Korb mit Wecken, eine Schüssel mit Aepfeln.
welche hernach unter die Kinder ausgetheilt wurden; item allerlei Früchte
des Feldes.

Auf diese folgten die adeligen Jungfrauen neben ihren Muhmen, welche
sie zu sich gebeten; nach ihnen die Edelleute v. Seebach, Sachsen und andere,
die zu ihnen kommen waren. Nach diesen ging die Gerechtigkeit und hinter
ihr her die Heimburger und Gerichtsschöppen, alle weiße Stäbe in den
Händen tragend, mit grünen Kränzen umwunden. Hierauf folgte der Fähn¬
drich Christian Heum in seinem besten Schmuck, mit einem Stab, daran er
ging, in der Hand aber mit einem grünen Kranz umwunden. Nach diesen
gingen die Mannspersonen zu Paaren mit grünen Sträußen in den Händen.
Ans die Mannspersonen folgte der Mars gebunden, und hinter ihm die jungen
Bursche mit den umgekehrten Röhren. Darauf folgte der Wachtmeister Hic! Er
Dietrich Grün,, in seinem Schmuck, einen Stab in der Hand wie der Fähn¬
drich: auf ihn folgten die Weibspersonen, alle auch zu Paaren in ihrer
Ordnung; alle singend durch das Dorf nach der Kirche. Als der obgednchte
Ge>arg ausgesungen war, sungen wir: Nun lob, mein Seel, den Herrn.

In der Kirche wurde es mit Singen und Predigen der fürstl. Ordnung
gemäß gehalten. Nach vollendetem Gottesdienst gingen wir in voriger Ord¬
nung aus der Kirche auf den Platz vor der Schenke, da die Mannspersonen
ans einer Seite, die Weibspersonen auf der andern Seite einen halben Circul
und alsdann einen feinen weiten Kreis schlössen, und wurde unter dem Hingeben
gesungen: "Nun freut Euch, lieben Christen gemein." Nach geschlossenem
Kreise bedankte ich mich gegen sämmtliche, daß sie nicht allein unserer hohen
landesfürstlichen Obrigkeit Ausschreiben zu diesem Mal gehorsamlich nach¬
gelebt, sondern auch auf mein Begehren allesammt Adlige, und Unadlige,
vor das Thor gegangen, und in so schöner Ordnung mir zur Kirche gefolget
mit Vermahnung. Nachmittags dem Gottesdienst wieder fleißig bei¬
zuwohnen. Und ob ich zwar sagte, es möchte ein jeder zu diesem Mal aus
seinem Hause zur Kirche gehen, so hatten sie sich doch allesammt wie Vor¬
mittage vor der Schenke versammlet, war auch der Friede und Gerechtigkeit
wieder in ihrem Schmuck da, Mars aber hatte sich verloren. Als ich das-


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gehen. Vor den Schülern ging Andreas Ehrhardt nach Vermögen ausgepicht,
einen Stab mit einem grünen Kranz über der Hand umwunden. Darauf
folgten die Schüler alle mit grünen Kränzen auf den Häuptern, grüne Zweige
in den Händen, und hatten die kleinen weißen Hemden an, darauf die Ad-
juvanten, Spielleut, nach welchen ich, der Pfarrer, neben dem Herrn Pfarr>er
von Vargula, welcher zu mir kam. Nach uns gingen die Mägdlein, die
kleinen vorher, die großen darnach, alle nach ihrem Vermögen geschmückt, und
grüne Kränze auf ihren Häuptern. Nach diesen ging der Friede und hinter
ihnen Knaben, die trugen einen Korb mit Wecken, eine Schüssel mit Aepfeln.
welche hernach unter die Kinder ausgetheilt wurden; item allerlei Früchte
des Feldes.

Auf diese folgten die adeligen Jungfrauen neben ihren Muhmen, welche
sie zu sich gebeten; nach ihnen die Edelleute v. Seebach, Sachsen und andere,
die zu ihnen kommen waren. Nach diesen ging die Gerechtigkeit und hinter
ihr her die Heimburger und Gerichtsschöppen, alle weiße Stäbe in den
Händen tragend, mit grünen Kränzen umwunden. Hierauf folgte der Fähn¬
drich Christian Heum in seinem besten Schmuck, mit einem Stab, daran er
ging, in der Hand aber mit einem grünen Kranz umwunden. Nach diesen
gingen die Mannspersonen zu Paaren mit grünen Sträußen in den Händen.
Ans die Mannspersonen folgte der Mars gebunden, und hinter ihm die jungen
Bursche mit den umgekehrten Röhren. Darauf folgte der Wachtmeister Hic! Er
Dietrich Grün,, in seinem Schmuck, einen Stab in der Hand wie der Fähn¬
drich: auf ihn folgten die Weibspersonen, alle auch zu Paaren in ihrer
Ordnung; alle singend durch das Dorf nach der Kirche. Als der obgednchte
Ge>arg ausgesungen war, sungen wir: Nun lob, mein Seel, den Herrn.

In der Kirche wurde es mit Singen und Predigen der fürstl. Ordnung
gemäß gehalten. Nach vollendetem Gottesdienst gingen wir in voriger Ord¬
nung aus der Kirche auf den Platz vor der Schenke, da die Mannspersonen
ans einer Seite, die Weibspersonen auf der andern Seite einen halben Circul
und alsdann einen feinen weiten Kreis schlössen, und wurde unter dem Hingeben
gesungen: „Nun freut Euch, lieben Christen gemein." Nach geschlossenem
Kreise bedankte ich mich gegen sämmtliche, daß sie nicht allein unserer hohen
landesfürstlichen Obrigkeit Ausschreiben zu diesem Mal gehorsamlich nach¬
gelebt, sondern auch auf mein Begehren allesammt Adlige, und Unadlige,
vor das Thor gegangen, und in so schöner Ordnung mir zur Kirche gefolget
mit Vermahnung. Nachmittags dem Gottesdienst wieder fleißig bei¬
zuwohnen. Und ob ich zwar sagte, es möchte ein jeder zu diesem Mal aus
seinem Hause zur Kirche gehen, so hatten sie sich doch allesammt wie Vor¬
mittage vor der Schenke versammlet, war auch der Friede und Gerechtigkeit
wieder in ihrem Schmuck da, Mars aber hatte sich verloren. Als ich das-


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[0027] gehen. Vor den Schülern ging Andreas Ehrhardt nach Vermögen ausgepicht, einen Stab mit einem grünen Kranz über der Hand umwunden. Darauf folgten die Schüler alle mit grünen Kränzen auf den Häuptern, grüne Zweige in den Händen, und hatten die kleinen weißen Hemden an, darauf die Ad- juvanten, Spielleut, nach welchen ich, der Pfarrer, neben dem Herrn Pfarr>er von Vargula, welcher zu mir kam. Nach uns gingen die Mägdlein, die kleinen vorher, die großen darnach, alle nach ihrem Vermögen geschmückt, und grüne Kränze auf ihren Häuptern. Nach diesen ging der Friede und hinter ihnen Knaben, die trugen einen Korb mit Wecken, eine Schüssel mit Aepfeln. welche hernach unter die Kinder ausgetheilt wurden; item allerlei Früchte des Feldes. Auf diese folgten die adeligen Jungfrauen neben ihren Muhmen, welche sie zu sich gebeten; nach ihnen die Edelleute v. Seebach, Sachsen und andere, die zu ihnen kommen waren. Nach diesen ging die Gerechtigkeit und hinter ihr her die Heimburger und Gerichtsschöppen, alle weiße Stäbe in den Händen tragend, mit grünen Kränzen umwunden. Hierauf folgte der Fähn¬ drich Christian Heum in seinem besten Schmuck, mit einem Stab, daran er ging, in der Hand aber mit einem grünen Kranz umwunden. Nach diesen gingen die Mannspersonen zu Paaren mit grünen Sträußen in den Händen. Ans die Mannspersonen folgte der Mars gebunden, und hinter ihm die jungen Bursche mit den umgekehrten Röhren. Darauf folgte der Wachtmeister Hic! Er Dietrich Grün,, in seinem Schmuck, einen Stab in der Hand wie der Fähn¬ drich: auf ihn folgten die Weibspersonen, alle auch zu Paaren in ihrer Ordnung; alle singend durch das Dorf nach der Kirche. Als der obgednchte Ge>arg ausgesungen war, sungen wir: Nun lob, mein Seel, den Herrn. In der Kirche wurde es mit Singen und Predigen der fürstl. Ordnung gemäß gehalten. Nach vollendetem Gottesdienst gingen wir in voriger Ord¬ nung aus der Kirche auf den Platz vor der Schenke, da die Mannspersonen ans einer Seite, die Weibspersonen auf der andern Seite einen halben Circul und alsdann einen feinen weiten Kreis schlössen, und wurde unter dem Hingeben gesungen: „Nun freut Euch, lieben Christen gemein." Nach geschlossenem Kreise bedankte ich mich gegen sämmtliche, daß sie nicht allein unserer hohen landesfürstlichen Obrigkeit Ausschreiben zu diesem Mal gehorsamlich nach¬ gelebt, sondern auch auf mein Begehren allesammt Adlige, und Unadlige, vor das Thor gegangen, und in so schöner Ordnung mir zur Kirche gefolget mit Vermahnung. Nachmittags dem Gottesdienst wieder fleißig bei¬ zuwohnen. Und ob ich zwar sagte, es möchte ein jeder zu diesem Mal aus seinem Hause zur Kirche gehen, so hatten sie sich doch allesammt wie Vor¬ mittage vor der Schenke versammlet, war auch der Friede und Gerechtigkeit wieder in ihrem Schmuck da, Mars aber hatte sich verloren. Als ich das- 3*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/27>, abgerufen am 22.12.2024.