Weshalb machen denn nicht Engländer in Frankreich "der Deutsche in Belgien Versuche, ihre Länder zu insurgiren? Mit wahrer Freude haben wir die Be¬ obachtung gewacht, daß kein einziger Deutscher auch nur entfernt mit dem Attentat zusammenhängt, die meisten deutschen Flüchtlinge haben eingesehen, daß unsere Zustände, wenn nicht erfreulich, doch golden gegen die vieler anderer Länder sind und durch Verschwörungen der Fortschritt des Vaterlandes nicht gefördert, sondern sehr wirksam gehindert wird. Das Conspiriren, die Mordanschläge widerstreben der sittlichen Natur des Deutschen, selbst die exaltirtesten Köpfe unter ihnen lassen sich nicht darauf ein. Dagegen will uns bedünken, als ob die französischen, italienischen u. s. w. Flüchtlinge und Revo¬ lutionäre immer wilder und verzweifelter in ihren Plänen und Anschlägen werden, sie scheuen kein no.es so uninenschliches Mittel für ihr Werk der Zerstörung und wir fürchten, daß, wenn eines Tages sie ihr Ziel für den Augenblick erreichten, wir Dinge sehen würden, die beweisen könnten, daß es nicht nur unter den Sipvys Menschen gibt^ die sich kaum von wilden Thieren unterscheiden.
Angesichts dieser so gefährlichen Lage müssen wir fragen, welches ist die Stellung der Negierung zu derselben lind welches sind die Elemente, die ein Gegengewicht gegen jene zerstörenden Kräfte bieten. -- Wenn ein Fürst, an dessen Leben für den Augenblick die gesellschaftliche Ordnu'ng mehr als eines Landes hängt, einem Mordanschlag entgeht, so ist die natürliche Folge eine große Popularität, man fühlt, in welcher Gefahr man schwebte, und man umgibt die Person, auf deren Rettung es ankam, mit seinen Sympathien. So zweifeln wir auch nicht im geringsten, daß die rauschenden Beifalls¬ bezeugungen, welche das kaiserliche Paar in der Oper, auf den Boulevards, in den elysäischen Feldern empfingen, vollkommen freiwillig und herzlich waren, man fühlte, daß, wenn der Mord gelungen, man am andern Morgen die Barri¬ kaden gehabt hätte. Dazu kam noch die Bewunderung für die unerschütterliche Kaltblütigkeit, welche der Kaiser, des Muthes, den die Kaiserin gezeigt hatte. Es wäre leicht gewesen diese günstige Stimmung auszubeuten, statt dessen zeigt sich als unbezweifelte Thatsache, daß die Negierung durch ihre Handlungs¬ weise in kurzer Frist die Frucht des gerechten Abscheus und der begründeten Angst, welche die Bosheit der Mörder eingeflößt, verloren haben wird; sie hat weder wür¬ dige Ruhe noch Takt gezeigt und mit großem Ungeschick gesprochen und sprechen lassen. Gleich die erste Anrede des Präsidenten der gesetzgebenden Versamm¬ lung mußte einigermaßen befremden; während die kaiserliche Presse versicherte, kein einziger Franzose habe Theil an der Missethat, betheuerte Graf Morny in starkgefärbten Ausdrücken die Bereitwilligkeit seines Corps, alle Maßregeln zu unterstützen, welche die Negierung sür den Schutz der Ordnung nothwendig erachte und machte einen verdeckten, aber energischen Ausfall gegen Englands
Weshalb machen denn nicht Engländer in Frankreich »der Deutsche in Belgien Versuche, ihre Länder zu insurgiren? Mit wahrer Freude haben wir die Be¬ obachtung gewacht, daß kein einziger Deutscher auch nur entfernt mit dem Attentat zusammenhängt, die meisten deutschen Flüchtlinge haben eingesehen, daß unsere Zustände, wenn nicht erfreulich, doch golden gegen die vieler anderer Länder sind und durch Verschwörungen der Fortschritt des Vaterlandes nicht gefördert, sondern sehr wirksam gehindert wird. Das Conspiriren, die Mordanschläge widerstreben der sittlichen Natur des Deutschen, selbst die exaltirtesten Köpfe unter ihnen lassen sich nicht darauf ein. Dagegen will uns bedünken, als ob die französischen, italienischen u. s. w. Flüchtlinge und Revo¬ lutionäre immer wilder und verzweifelter in ihren Plänen und Anschlägen werden, sie scheuen kein no.es so uninenschliches Mittel für ihr Werk der Zerstörung und wir fürchten, daß, wenn eines Tages sie ihr Ziel für den Augenblick erreichten, wir Dinge sehen würden, die beweisen könnten, daß es nicht nur unter den Sipvys Menschen gibt^ die sich kaum von wilden Thieren unterscheiden.
Angesichts dieser so gefährlichen Lage müssen wir fragen, welches ist die Stellung der Negierung zu derselben lind welches sind die Elemente, die ein Gegengewicht gegen jene zerstörenden Kräfte bieten. — Wenn ein Fürst, an dessen Leben für den Augenblick die gesellschaftliche Ordnu'ng mehr als eines Landes hängt, einem Mordanschlag entgeht, so ist die natürliche Folge eine große Popularität, man fühlt, in welcher Gefahr man schwebte, und man umgibt die Person, auf deren Rettung es ankam, mit seinen Sympathien. So zweifeln wir auch nicht im geringsten, daß die rauschenden Beifalls¬ bezeugungen, welche das kaiserliche Paar in der Oper, auf den Boulevards, in den elysäischen Feldern empfingen, vollkommen freiwillig und herzlich waren, man fühlte, daß, wenn der Mord gelungen, man am andern Morgen die Barri¬ kaden gehabt hätte. Dazu kam noch die Bewunderung für die unerschütterliche Kaltblütigkeit, welche der Kaiser, des Muthes, den die Kaiserin gezeigt hatte. Es wäre leicht gewesen diese günstige Stimmung auszubeuten, statt dessen zeigt sich als unbezweifelte Thatsache, daß die Negierung durch ihre Handlungs¬ weise in kurzer Frist die Frucht des gerechten Abscheus und der begründeten Angst, welche die Bosheit der Mörder eingeflößt, verloren haben wird; sie hat weder wür¬ dige Ruhe noch Takt gezeigt und mit großem Ungeschick gesprochen und sprechen lassen. Gleich die erste Anrede des Präsidenten der gesetzgebenden Versamm¬ lung mußte einigermaßen befremden; während die kaiserliche Presse versicherte, kein einziger Franzose habe Theil an der Missethat, betheuerte Graf Morny in starkgefärbten Ausdrücken die Bereitwilligkeit seines Corps, alle Maßregeln zu unterstützen, welche die Negierung sür den Schutz der Ordnung nothwendig erachte und machte einen verdeckten, aber energischen Ausfall gegen Englands
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Weshalb machen denn nicht Engländer in Frankreich »der Deutsche in Belgien
Versuche, ihre Länder zu insurgiren? Mit wahrer Freude haben wir die Be¬
obachtung gewacht, daß kein einziger Deutscher auch nur entfernt mit dem
Attentat zusammenhängt, die meisten deutschen Flüchtlinge haben eingesehen,
daß unsere Zustände, wenn nicht erfreulich, doch golden gegen die vieler
anderer Länder sind und durch Verschwörungen der Fortschritt des Vaterlandes
nicht gefördert, sondern sehr wirksam gehindert wird. Das Conspiriren,
die Mordanschläge widerstreben der sittlichen Natur des Deutschen, selbst die
exaltirtesten Köpfe unter ihnen lassen sich nicht darauf ein. Dagegen will
uns bedünken, als ob die französischen, italienischen u. s. w. Flüchtlinge und Revo¬
lutionäre immer wilder und verzweifelter in ihren Plänen und Anschlägen
werden, sie scheuen kein no.es so uninenschliches Mittel für ihr Werk der
Zerstörung und wir fürchten, daß, wenn eines Tages sie ihr Ziel für den
Augenblick erreichten, wir Dinge sehen würden, die beweisen könnten, daß
es nicht nur unter den Sipvys Menschen gibt^ die sich kaum von wilden
Thieren unterscheiden.
Angesichts dieser so gefährlichen Lage müssen wir fragen, welches ist die
Stellung der Negierung zu derselben lind welches sind die Elemente, die ein
Gegengewicht gegen jene zerstörenden Kräfte bieten. — Wenn ein Fürst, an
dessen Leben für den Augenblick die gesellschaftliche Ordnu'ng mehr als eines
Landes hängt, einem Mordanschlag entgeht, so ist die natürliche Folge eine
große Popularität, man fühlt, in welcher Gefahr man schwebte, und man
umgibt die Person, auf deren Rettung es ankam, mit seinen Sympathien.
So zweifeln wir auch nicht im geringsten, daß die rauschenden Beifalls¬
bezeugungen, welche das kaiserliche Paar in der Oper, auf den Boulevards,
in den elysäischen Feldern empfingen, vollkommen freiwillig und herzlich waren,
man fühlte, daß, wenn der Mord gelungen, man am andern Morgen die Barri¬
kaden gehabt hätte. Dazu kam noch die Bewunderung für die unerschütterliche
Kaltblütigkeit, welche der Kaiser, des Muthes, den die Kaiserin gezeigt hatte.
Es wäre leicht gewesen diese günstige Stimmung auszubeuten, statt dessen zeigt
sich als unbezweifelte Thatsache, daß die Negierung durch ihre Handlungs¬
weise in kurzer Frist die Frucht des gerechten Abscheus und der begründeten Angst,
welche die Bosheit der Mörder eingeflößt, verloren haben wird; sie hat weder wür¬
dige Ruhe noch Takt gezeigt und mit großem Ungeschick gesprochen und sprechen
lassen. Gleich die erste Anrede des Präsidenten der gesetzgebenden Versamm¬
lung mußte einigermaßen befremden; während die kaiserliche Presse versicherte,
kein einziger Franzose habe Theil an der Missethat, betheuerte Graf Morny
in starkgefärbten Ausdrücken die Bereitwilligkeit seines Corps, alle Maßregeln
zu unterstützen, welche die Negierung sür den Schutz der Ordnung nothwendig
erachte und machte einen verdeckten, aber energischen Ausfall gegen Englands
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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/242>, abgerufen am 30.12.2024.
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