Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.zu der Concession von Weimar bewogen hat. Ebendeshalb halten wir auch die Er beginnt mit einer Erörterung der Donaupolitik, als derjenigen Frage, bei zu der Concession von Weimar bewogen hat. Ebendeshalb halten wir auch die Er beginnt mit einer Erörterung der Donaupolitik, als derjenigen Frage, bei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0122" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105399"/> <p xml:id="ID_274" prev="#ID_273"> zu der Concession von Weimar bewogen hat. Ebendeshalb halten wir auch die<lb/> Enthüllungen des Spectatcur für Fabeln; wenn Oestreich Englands Allianz sicher<lb/> war, wie Hütte es sich dazu bequemt, mit Rußland eine Aussöhnung zu suchen, die<lb/> so wenig Chancen hatte und wie man jetzt sieht ganz fehlgeschlagen ist? Wir<lb/> glauben, daß die Diplomaten jenes französischen Blattes die Glocken haben läuten<lb/> hören, aber doch nicht genau wissen, wie die Sachen stehen. Ohne in die Geheimnisse<lb/> der Staatskanzlei eingeweiht zu sein, will es uns nämlich sehr wahrscheinlich be-<lb/> dünken, daß die östreichischen Staatsmänner, welche gewiß nicht mit der Kreuz-<lb/> zeitung den Untergang der britischen Macht in dem indischen Aufstand sehen, die<lb/> schlimmste Periode desselben benutzt, um England zu einer Allianz einzuladen, aber<lb/> wir zweifeln daran, daß letzteres große Verpflichtungen gegen das wiener Cabinet<lb/> übernommen. Es ist bekannt, daß gleiche Interesse» die beiden Staaten in der<lb/> Donaufürstcnthümcrfragc geleitet haben; über diesen Punkt, über Schutz der Türkei<lb/> und Aehnliches mögen Verabredungen getroffen sein, aber gewiß sind keine Garantien<lb/> des Besitzstandes, vie für Oesterreich wegen Italien vor allem wichtig waren,<lb/> gegeben, im Gegentheil wird die Niederlage, welche Lord Palmerston durch Disraeli<lb/> in Betreff jenes geheimen Vertrages erlitt, den englischen'Premier gewiß sehr vor¬<lb/> sichtig gemacht haben. — Alle die verschiedenen Annäherungen und Spannungen<lb/> sind provisorischer, einleitender, sondireuder Natur, mehr als je gilt von der euro¬<lb/> päischen Staatengruppc das Wort Napoleons I.- 1v vivux «Me-mo sse Ä, bout, 1v<lb/> uouvoau u'est xoint ^8sis, die heilige Allianz ist zu Ende und auch von H. von<lb/> Gerlach begraben, was danach kommen wird verbirgt sich noch hinter dem Schleier<lb/> der Zukunft. Der Verfasser wirft nun die Frage auf, welche Politik Preußen<lb/> fromme, das von allen großen Bewegungen immer mehr oder weniger unberührt<lb/> und durch seine Lage anderseits am meisten geeignet sei, eine gewisse Vermittlung<lb/> auszuüben und sucht aus der Betrachtung der wesentlichen Interessen der Gro߬<lb/> mächte eine Antwort auf das (Zuiä tacis-mus nos?</p><lb/> <p xml:id="ID_275" next="#ID_276"> Er beginnt mit einer Erörterung der Donaupolitik, als derjenigen Frage, bei<lb/> der sich eine vorläufige Gruppirung der fünf Großstaaten gezeigt hat, um dann zu<lb/> sehen, ob sich dieselbe nach ihren tiefern Lebensbedingungen wird halten können.<lb/> Wir stimmen ganz mit diesem Capitel überein; wenn auch die Lebenskraft der<lb/> Türkei etwas überschätzt ist, wird man ihr doch einen erheblichen Fond von Zähig¬<lb/> keit zugestehen müssen und Konstantinopel bleibt der wichtigste Punkt des Ostens.<lb/> Wir haben so wenig als der Verfasser begreifen können, was Preußen zu so ent¬<lb/> schiedenen Schritten gegen die hohe Pforte bestimmte, welche es noch nie beleidigt,<lb/> sondern ihm wiederholt wichtig gewesen, zumal da es nicht leicht materielle Mittel<lb/> in Bewegung setzen kann wie England, Nußland, Frankreich oder Oestreich, um<lb/> Verlornen Einfluß wiederzugewinnen und zu welchem Zweck? für einen Numänenstaat,<lb/> den Frankreich und Rußland begünstigen, weil er ihnen eine Handhabe biete.t, ersterem<lb/> gegen Oestreich, letzterem gegen die Türkei und Oestreich, wo sich die beiden<lb/> absolutistischen Militärmächte plötzlich für Wahlfreiheit begeistern und für nationale<lb/> Institutionen schwärmen. Was konnte Preußen bestimmen, mit den beiden zu gehen,<lb/> etwa Dankbarkeit für die Vermittlung in der ncuenburgcr Angelegenheit, in deren<lb/> Folge auch das nucluin Ms (Zuiritium verschwunden, oder für die rücksichtsvolle<lb/> Weise, in der es in der Schleswig-holsteinischen Frage unterstützt war, oder war es</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0122]
zu der Concession von Weimar bewogen hat. Ebendeshalb halten wir auch die
Enthüllungen des Spectatcur für Fabeln; wenn Oestreich Englands Allianz sicher
war, wie Hütte es sich dazu bequemt, mit Rußland eine Aussöhnung zu suchen, die
so wenig Chancen hatte und wie man jetzt sieht ganz fehlgeschlagen ist? Wir
glauben, daß die Diplomaten jenes französischen Blattes die Glocken haben läuten
hören, aber doch nicht genau wissen, wie die Sachen stehen. Ohne in die Geheimnisse
der Staatskanzlei eingeweiht zu sein, will es uns nämlich sehr wahrscheinlich be-
dünken, daß die östreichischen Staatsmänner, welche gewiß nicht mit der Kreuz-
zeitung den Untergang der britischen Macht in dem indischen Aufstand sehen, die
schlimmste Periode desselben benutzt, um England zu einer Allianz einzuladen, aber
wir zweifeln daran, daß letzteres große Verpflichtungen gegen das wiener Cabinet
übernommen. Es ist bekannt, daß gleiche Interesse» die beiden Staaten in der
Donaufürstcnthümcrfragc geleitet haben; über diesen Punkt, über Schutz der Türkei
und Aehnliches mögen Verabredungen getroffen sein, aber gewiß sind keine Garantien
des Besitzstandes, vie für Oesterreich wegen Italien vor allem wichtig waren,
gegeben, im Gegentheil wird die Niederlage, welche Lord Palmerston durch Disraeli
in Betreff jenes geheimen Vertrages erlitt, den englischen'Premier gewiß sehr vor¬
sichtig gemacht haben. — Alle die verschiedenen Annäherungen und Spannungen
sind provisorischer, einleitender, sondireuder Natur, mehr als je gilt von der euro¬
päischen Staatengruppc das Wort Napoleons I.- 1v vivux «Me-mo sse Ä, bout, 1v
uouvoau u'est xoint ^8sis, die heilige Allianz ist zu Ende und auch von H. von
Gerlach begraben, was danach kommen wird verbirgt sich noch hinter dem Schleier
der Zukunft. Der Verfasser wirft nun die Frage auf, welche Politik Preußen
fromme, das von allen großen Bewegungen immer mehr oder weniger unberührt
und durch seine Lage anderseits am meisten geeignet sei, eine gewisse Vermittlung
auszuüben und sucht aus der Betrachtung der wesentlichen Interessen der Gro߬
mächte eine Antwort auf das (Zuiä tacis-mus nos?
Er beginnt mit einer Erörterung der Donaupolitik, als derjenigen Frage, bei
der sich eine vorläufige Gruppirung der fünf Großstaaten gezeigt hat, um dann zu
sehen, ob sich dieselbe nach ihren tiefern Lebensbedingungen wird halten können.
Wir stimmen ganz mit diesem Capitel überein; wenn auch die Lebenskraft der
Türkei etwas überschätzt ist, wird man ihr doch einen erheblichen Fond von Zähig¬
keit zugestehen müssen und Konstantinopel bleibt der wichtigste Punkt des Ostens.
Wir haben so wenig als der Verfasser begreifen können, was Preußen zu so ent¬
schiedenen Schritten gegen die hohe Pforte bestimmte, welche es noch nie beleidigt,
sondern ihm wiederholt wichtig gewesen, zumal da es nicht leicht materielle Mittel
in Bewegung setzen kann wie England, Nußland, Frankreich oder Oestreich, um
Verlornen Einfluß wiederzugewinnen und zu welchem Zweck? für einen Numänenstaat,
den Frankreich und Rußland begünstigen, weil er ihnen eine Handhabe biete.t, ersterem
gegen Oestreich, letzterem gegen die Türkei und Oestreich, wo sich die beiden
absolutistischen Militärmächte plötzlich für Wahlfreiheit begeistern und für nationale
Institutionen schwärmen. Was konnte Preußen bestimmen, mit den beiden zu gehen,
etwa Dankbarkeit für die Vermittlung in der ncuenburgcr Angelegenheit, in deren
Folge auch das nucluin Ms (Zuiritium verschwunden, oder für die rücksichtsvolle
Weise, in der es in der Schleswig-holsteinischen Frage unterstützt war, oder war es
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |