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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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mer 1514 schreibt Mullan von einem I'riunlKdnL <ü->Mionis des Accius Neo-
bius "ick c-se Ilvrmanni IZusenii", um dieselbe Zeit will Erasmus ein gleich¬
namiges Gedicht von Hütten in Mainz vorgezeigt bekommen haben, und
Eoban Heß erklärte später mit aller Bestimmtheit, der Iriumxlrns Laxnionis
Lleutnvi'ü L^mi (zur Erklärung des Namens war auf Sücmob. II. 63 zu ver¬
weisen, wonach "byzinische Freimüthigkeit" von einem Sohne Poseidons ab¬
geleitet wird), welcher v. O- u. I. (1518? aber beide Drucke sind aus der
anshclmischen Officin) erschien, sei von Hütten. Strauß hält die Gründe
hierfür auch für überwiegend; ich kann aus ihnen nur den Jndicienbeweis
entnehmen, daß Hütten der Redacteur und wol auch Hauptverfcißer der merk¬
würdigen Schrift, diese übrigens eine ihm mit Busch gemeinsame Arbeit sei;
von Buschcns IrimnMiL ist daher auch später nicht mehr die Rede. Außer
einer guten Anzahl Briefe von Hütten, (hervorzuheben ist der an den Grafen
Hera. v. Neuenar vom 3. Apr. 1518, der zugleich Huttens erstes Augenmerk
auf die Wittenberger bekundet) und seiner Freunde an ihn und andere über
die reuchlinistische Sache gehören dieser Richtung auch an die hexametrische
LxelÄmMo gegen Pfefferkorn, einen in Halle 1514 gemarterten Namensvetter
des Kölner, und eine elegische Verwendung für Reuchlin bei dem nachmaligen
Papst Hadrian VI. Weitaus das gefährlichste Geschoß gegen die Kölner
Feinde, das sie auch zu Tode verwundete, waren aber die IZMtolae odseuro-
ruin viroinm: das sind nie rostende Pfeile, wie sie die komische Satire nie
glücklicher und ernstlicher geschleudert hat. Der erste, 41 Briefe enthaltende
Theil erschien 1516 in zwei verschiedenen Drucken, eine zweite durch eine "^.p-
nknäex" von 7 Briefen vermehrte Ausgabe spätestens 1517 (in ein mir vor¬
liegendes Exemplar hat der Constanzer Cour. Zwick "1517" seinen Namen
eingeschrieben); der zweite aus 70 Briefen bestehende Theil erschien wahr¬
scheinlich auch schon 1517; zum Anhang des ersten kam (1537?) ein achter
Brief hinzu. Die Zuthaten der neueren (seit 1556) erschienenen Ausgaben,
von denen keine etwas taugt, läßt auch Ser. mit Recht unberücksichtigt. Er
hebt zunächst hervor, wie sie Gegenstück einerseits der Dxn. e1g.rvrnni virorum,
andererseits des ^i'imnpnns Laxnionis seien, und versucht dann, glücklich ge¬
nug, eine Vorstellung von ihrer Art dem deutschen Leser zu geben. Wir
brauchen hier nur daran zu erinnern, daß diese Briefe nach Form und Inhalt
nichts als der Scholastiker eigenes Zeuch sind, das ihnen in die Hände gegeben
ist, daß sie sich damit unter sich vernichteten, wie das denn in der Hauptsache
auch geschehen ist; in allen Wissenschaften brechen sich nun aus verschiedenen
zusammenwirkenden Veranlaßungcn neue Bahnen, was auch Hütten in einem
Brief aus dieser Zeit mit Jubel preist, und wenn es ein Zufall ist, so ist es
ein artiger, daß das herkömmlich dafür geltende Geburtsjahr der Reformation
auch das der ckuo volnmirm, I?M. odse. vir. ist; diese haben "sogar noch vor


mer 1514 schreibt Mullan von einem I'riunlKdnL <ü->Mionis des Accius Neo-
bius „ick c-se Ilvrmanni IZusenii", um dieselbe Zeit will Erasmus ein gleich¬
namiges Gedicht von Hütten in Mainz vorgezeigt bekommen haben, und
Eoban Heß erklärte später mit aller Bestimmtheit, der Iriumxlrns Laxnionis
Lleutnvi'ü L^mi (zur Erklärung des Namens war auf Sücmob. II. 63 zu ver¬
weisen, wonach „byzinische Freimüthigkeit" von einem Sohne Poseidons ab¬
geleitet wird), welcher v. O- u. I. (1518? aber beide Drucke sind aus der
anshclmischen Officin) erschien, sei von Hütten. Strauß hält die Gründe
hierfür auch für überwiegend; ich kann aus ihnen nur den Jndicienbeweis
entnehmen, daß Hütten der Redacteur und wol auch Hauptverfcißer der merk¬
würdigen Schrift, diese übrigens eine ihm mit Busch gemeinsame Arbeit sei;
von Buschcns IrimnMiL ist daher auch später nicht mehr die Rede. Außer
einer guten Anzahl Briefe von Hütten, (hervorzuheben ist der an den Grafen
Hera. v. Neuenar vom 3. Apr. 1518, der zugleich Huttens erstes Augenmerk
auf die Wittenberger bekundet) und seiner Freunde an ihn und andere über
die reuchlinistische Sache gehören dieser Richtung auch an die hexametrische
LxelÄmMo gegen Pfefferkorn, einen in Halle 1514 gemarterten Namensvetter
des Kölner, und eine elegische Verwendung für Reuchlin bei dem nachmaligen
Papst Hadrian VI. Weitaus das gefährlichste Geschoß gegen die Kölner
Feinde, das sie auch zu Tode verwundete, waren aber die IZMtolae odseuro-
ruin viroinm: das sind nie rostende Pfeile, wie sie die komische Satire nie
glücklicher und ernstlicher geschleudert hat. Der erste, 41 Briefe enthaltende
Theil erschien 1516 in zwei verschiedenen Drucken, eine zweite durch eine „^.p-
nknäex" von 7 Briefen vermehrte Ausgabe spätestens 1517 (in ein mir vor¬
liegendes Exemplar hat der Constanzer Cour. Zwick „1517" seinen Namen
eingeschrieben); der zweite aus 70 Briefen bestehende Theil erschien wahr¬
scheinlich auch schon 1517; zum Anhang des ersten kam (1537?) ein achter
Brief hinzu. Die Zuthaten der neueren (seit 1556) erschienenen Ausgaben,
von denen keine etwas taugt, läßt auch Ser. mit Recht unberücksichtigt. Er
hebt zunächst hervor, wie sie Gegenstück einerseits der Dxn. e1g.rvrnni virorum,
andererseits des ^i'imnpnns Laxnionis seien, und versucht dann, glücklich ge¬
nug, eine Vorstellung von ihrer Art dem deutschen Leser zu geben. Wir
brauchen hier nur daran zu erinnern, daß diese Briefe nach Form und Inhalt
nichts als der Scholastiker eigenes Zeuch sind, das ihnen in die Hände gegeben
ist, daß sie sich damit unter sich vernichteten, wie das denn in der Hauptsache
auch geschehen ist; in allen Wissenschaften brechen sich nun aus verschiedenen
zusammenwirkenden Veranlaßungcn neue Bahnen, was auch Hütten in einem
Brief aus dieser Zeit mit Jubel preist, und wenn es ein Zufall ist, so ist es
ein artiger, daß das herkömmlich dafür geltende Geburtsjahr der Reformation
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/100>, abgerufen am 27.07.2024.