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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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derem aus dem Norden gekauft, in Parzellen getheilt und einem neuen An¬
bau unterworfen worden, und schöne Farmhäuser und Scheuern, von Feldern
und Wiesen umgeben, erfreuen nun überall daS Auge, wo vorher nichts als
von Kiefern überwachsene Wildniß zu sehen war. Vor zehn Jahren noch
betrachtete man es als eine zweifelhafte Frage, ob Fairfar-Ländereien im
Stande seien, die Kosten deS Anbaues zu "ragen. Die Frage ist jetzt beant¬
wortet, und inolge der Beantwortung hat sich die Zahl der Schulhäuser
und Kirchen verdoppelt."

Hiermit komme ich zum Schlüsse und zur Nutzanwendung meiner allge¬
meinen Bemerkungen über Virginien.

Wer die sittliche Kraft oder die guten Gewohnheiten besitzt, als Ansiedler
in diesem Staate die eben geschilderte Rolle zu übernehmen -- und deutsch-
pennsylvanische Bauern haben es gethan -- der gehe, wenn er sich getrieben
fühlt, dahin. Er hilft sich selbst in der Geschichte dieses Welttheiles ein
bleibendes Denkmal des Ruhmes gründen. Andere, denen diese Eigenschaften
fehlen, werden entweder die Zahl virginischer Sklavenhalier oder die deS
virginischen weißen Proletariats vermehren helfen, und um ihrer selbst
wie um der übrigen Welt willen muß man wünschen, daß sie es unter"
lassen.

Man vergleiche damit, was Gladstone in seinen.Bildern und Skizzen
aus Kansas*') über diesen Gegenstand sagt: "An Knnsas haben wir ein Land
von ungeheurer Ausdehnung und ungemein reich durch seine productive Kraft,
das bis vor kurzem vor diesem schädlichen Einflüsse der Verfasser womit die
Sklaverei geschützt war, das aber jetzt plötzlich der ungehinderten Einführung des¬
selben geöffnet ist. Durch die Gegenwart der Anhänger der beiden Systeme
ist der reiche Boden von Kansas der Kampfplatz der Freiheit und der Skla¬
verei geworden. Alle, für die der Fortschritt der Menschheit von Interesse,
und noch tausend andere fragen furchtbewegt, wer wird Sieger bleiben? Soll
hier die Sklaverei einen neuen Boden finden, über den sie ihren schädlichen
Einfluß verbreiten kann, oder wird die Energie der Freien es in ein Para¬
dies verwandeln, wo so vieles Glück und allgemeiner Wohlstand herrscht?

Alle Vorurtheilsfreien Zeugen erkennen das Factum an, daß in einem
gemäßigten Klima die Sklavenarbeit keinen Vergleich mit der Arbeit freier
Arbeiter aushalten kann. Als System bringt die Sklaverei immer Unordnung,
Nachlässigkeit, das Festhalten an alten Sitten, Verachtung aller Verbesse¬
rungen, kostspielige und leichtsinnige Ausgaben und eine allgemeine Verar¬
mung alles dessen, was zum Anbau deS Landes gehört, nach sich.

Dies ist kein Gegenstand der Controverse. Es genügt, die aufgegebenen



") In einer leider sehr unbeholfene" Ueberhebung soeben in der Arnoldischeu Buchhand¬
lung zu Leipzig erschienen.

derem aus dem Norden gekauft, in Parzellen getheilt und einem neuen An¬
bau unterworfen worden, und schöne Farmhäuser und Scheuern, von Feldern
und Wiesen umgeben, erfreuen nun überall daS Auge, wo vorher nichts als
von Kiefern überwachsene Wildniß zu sehen war. Vor zehn Jahren noch
betrachtete man es als eine zweifelhafte Frage, ob Fairfar-Ländereien im
Stande seien, die Kosten deS Anbaues zu «ragen. Die Frage ist jetzt beant¬
wortet, und inolge der Beantwortung hat sich die Zahl der Schulhäuser
und Kirchen verdoppelt."

Hiermit komme ich zum Schlüsse und zur Nutzanwendung meiner allge¬
meinen Bemerkungen über Virginien.

Wer die sittliche Kraft oder die guten Gewohnheiten besitzt, als Ansiedler
in diesem Staate die eben geschilderte Rolle zu übernehmen — und deutsch-
pennsylvanische Bauern haben es gethan — der gehe, wenn er sich getrieben
fühlt, dahin. Er hilft sich selbst in der Geschichte dieses Welttheiles ein
bleibendes Denkmal des Ruhmes gründen. Andere, denen diese Eigenschaften
fehlen, werden entweder die Zahl virginischer Sklavenhalier oder die deS
virginischen weißen Proletariats vermehren helfen, und um ihrer selbst
wie um der übrigen Welt willen muß man wünschen, daß sie es unter»
lassen.

Man vergleiche damit, was Gladstone in seinen.Bildern und Skizzen
aus Kansas*') über diesen Gegenstand sagt: „An Knnsas haben wir ein Land
von ungeheurer Ausdehnung und ungemein reich durch seine productive Kraft,
das bis vor kurzem vor diesem schädlichen Einflüsse der Verfasser womit die
Sklaverei geschützt war, das aber jetzt plötzlich der ungehinderten Einführung des¬
selben geöffnet ist. Durch die Gegenwart der Anhänger der beiden Systeme
ist der reiche Boden von Kansas der Kampfplatz der Freiheit und der Skla¬
verei geworden. Alle, für die der Fortschritt der Menschheit von Interesse,
und noch tausend andere fragen furchtbewegt, wer wird Sieger bleiben? Soll
hier die Sklaverei einen neuen Boden finden, über den sie ihren schädlichen
Einfluß verbreiten kann, oder wird die Energie der Freien es in ein Para¬
dies verwandeln, wo so vieles Glück und allgemeiner Wohlstand herrscht?

Alle Vorurtheilsfreien Zeugen erkennen das Factum an, daß in einem
gemäßigten Klima die Sklavenarbeit keinen Vergleich mit der Arbeit freier
Arbeiter aushalten kann. Als System bringt die Sklaverei immer Unordnung,
Nachlässigkeit, das Festhalten an alten Sitten, Verachtung aller Verbesse¬
rungen, kostspielige und leichtsinnige Ausgaben und eine allgemeine Verar¬
mung alles dessen, was zum Anbau deS Landes gehört, nach sich.

Dies ist kein Gegenstand der Controverse. Es genügt, die aufgegebenen



") In einer leider sehr unbeholfene» Ueberhebung soeben in der Arnoldischeu Buchhand¬
lung zu Leipzig erschienen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/120>, abgerufen am 23.07.2024.