Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.gen muß, zu kurz behandelt, letztere auch bisweilen ganz Übergängen. Mit der Die Kunst zu essen. Zweite Ausgabe. Dresden, Rudolf Kuntze. 1837. -- "Von allen Delicatessen, welche der numine! Kllibili" uns bietet, ist es die vor¬ ,,EH' die Sund' es befleckt und die Noth es betrübt, Sein Andenken ist lieblich, kein tölpischer Bauer flucht, indem sein Magen das ran¬ gen muß, zu kurz behandelt, letztere auch bisweilen ganz Übergängen. Mit der Die Kunst zu essen. Zweite Ausgabe. Dresden, Rudolf Kuntze. 1837. — „Von allen Delicatessen, welche der numine! Kllibili« uns bietet, ist es die vor¬ ,,EH' die Sund' es befleckt und die Noth es betrübt, Sein Andenken ist lieblich, kein tölpischer Bauer flucht, indem sein Magen das ran¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0487" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104688"/> <p xml:id="ID_1291" prev="#ID_1290"> gen muß, zu kurz behandelt, letztere auch bisweilen ganz Übergängen. Mit der<lb/> Meinung, die der Verfasser über die Lage des heiligen Grabes und Golgathas<lb/> hat, werden nicht viele unbefangene Forscher sich befreunden können. Die beige-<lb/> gebenen kleinen Holzschnitte. 35 an Zahl, sind großentheils recht gelungen. An¬<lb/> gabe zu diesem Buche ist der von demselben Verfasser in demselben Verlag erschie¬<lb/> nene „Arabische Dragoman" zu betrachten, der trotzdem, daß auch ihm die<lb/> rechte Uebersichtlichkeit fehlt und daß anch er manches Nöthige nicht gibt, und<lb/> manches Unnöthige enthält, schon deshalb willkommen zu heißen ist, weil in deutscher<lb/> Sprache noch nichts der Art vorhanden ist. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1292"> Die Kunst zu essen. Zweite Ausgabe. Dresden, Rudolf Kuntze. 1837. —<lb/> Eine Uebersetzung aus dem Englischen. Der Verfasser ist ein gründlicher Kenner<lb/> des GcsammtgebictS der Gastronomie, und die größten Virtuosen in der Kunst gut<lb/> zu speisen, Graf d'Orsay, Lord Marcus Hill, Sir Alexander Grant n. a. in.<lb/> theilten ihm ihre Erfahrungen mit, wodurch das kleine Werk, unter dem man sich<lb/> kein Kochbuch, sondern eine Sammlung von Anekdoten, Aphorismen und Apercus<lb/> aus der Schule Epiknrs zu denken hat, in der That eine Musterschrist in seiner<lb/> Art geworden ist. Wir geben daraus den launigen Dithyrambus Lands über ein<lb/> gebratenes Spanferkel:</p><lb/> <p xml:id="ID_1293"> „Von allen Delicatessen, welche der numine! Kllibili« uns bietet, ist es die vor¬<lb/> züglichste — i»'inLe,n» »>>Somlo,'um. Ich spreche nicht von euren ausgewachsenen<lb/> Schweinen — jenen Mitteldingen zwischen Ferkel und Schwein ...... sondern von<lb/> einem jungen zarten Säugling, unter einem Monat alt, schuldlos aus dem Schweine-<lb/> stalle, mit einer Stimme, die sich noch zwischen einem kindlichen Lallen und einem<lb/> Grunzen bewegt — der milde Vorläufer, das Präludium des Grunzens. Sieh es<lb/> jetzt auf der Tafel, wie sanft es da liegt. Könntest Dn wünschen, daß dieses un¬<lb/> schuldige Wesen zu der Schwerfälligkeit und Unbändigkeit ausgewachsen wäre, die<lb/> nur zu oft die Begleiter reiferer Schweinheit sind? Zehn gegen eines, es wäre ein<lb/> Fresser, ein schmutzige!, ein störriges unangenehmes Thier geworden, das sich in<lb/> allerlei unsauberen Umgange herumgewälzt hätte. All diesen Sünden ist es zu<lb/> seinem Glücke entrissen worden.</p><lb/> <quote> ,,EH' die Sund' es befleckt und die Noth es betrübt,<lb/> Kam mit liebender Sorge der Tod." —</quote><lb/> <p xml:id="ID_1294" next="#ID_1295"> Sein Andenken ist lieblich, kein tölpischer Bauer flucht, indem sein Magen das ran¬<lb/> zige Fett fast wieder von sich gibt, kein Kohlenbrenner deutete es in dampfende<lb/> Bratwürste, es hat ein schönes Gralvmal gefunden in dein dankbaren Magen<lb/> eines verständigen Epikuräers, und um eines solchen Grabmals willen muß ihm der<lb/> Tod willkommen gewesen sein. „Unsere Vorfahren waren in Opferung dieser zar¬<lb/> ten Thiere sehr leckerhaft. Wir lesen mit einer Art Entsetzen von Ferkeln, die<lb/> zu Tode gepeitscht wurden, wie von irgend einem anderen veralteten Gebrauche.<lb/> Die Zeit solcher Züchtigung ist vorüber oder es würde interessant sein (nur in<lb/> Philosophischer Beziehung), zu erforschen, welchen Einfluß ein solches Verfahren auf<lb/> die Erweichung und Versüßung eines von Natur so weichen und süßen Fleisches,<lb/> wie das Fleisch junger Schweine ist, ausüben könnte. Es kommt mir vor, als<lb/> wollte man es versuchen, ein Veilchen lieblicher zu machen als es ist. Bratfcrkel<lb/> müssen eigentlich (außer wenn sie gegeißelt werden) von ihrer Geburt bis zu ihre in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0487]
gen muß, zu kurz behandelt, letztere auch bisweilen ganz Übergängen. Mit der
Meinung, die der Verfasser über die Lage des heiligen Grabes und Golgathas
hat, werden nicht viele unbefangene Forscher sich befreunden können. Die beige-
gebenen kleinen Holzschnitte. 35 an Zahl, sind großentheils recht gelungen. An¬
gabe zu diesem Buche ist der von demselben Verfasser in demselben Verlag erschie¬
nene „Arabische Dragoman" zu betrachten, der trotzdem, daß auch ihm die
rechte Uebersichtlichkeit fehlt und daß anch er manches Nöthige nicht gibt, und
manches Unnöthige enthält, schon deshalb willkommen zu heißen ist, weil in deutscher
Sprache noch nichts der Art vorhanden ist. —
Die Kunst zu essen. Zweite Ausgabe. Dresden, Rudolf Kuntze. 1837. —
Eine Uebersetzung aus dem Englischen. Der Verfasser ist ein gründlicher Kenner
des GcsammtgebictS der Gastronomie, und die größten Virtuosen in der Kunst gut
zu speisen, Graf d'Orsay, Lord Marcus Hill, Sir Alexander Grant n. a. in.
theilten ihm ihre Erfahrungen mit, wodurch das kleine Werk, unter dem man sich
kein Kochbuch, sondern eine Sammlung von Anekdoten, Aphorismen und Apercus
aus der Schule Epiknrs zu denken hat, in der That eine Musterschrist in seiner
Art geworden ist. Wir geben daraus den launigen Dithyrambus Lands über ein
gebratenes Spanferkel:
„Von allen Delicatessen, welche der numine! Kllibili« uns bietet, ist es die vor¬
züglichste — i»'inLe,n» »>>Somlo,'um. Ich spreche nicht von euren ausgewachsenen
Schweinen — jenen Mitteldingen zwischen Ferkel und Schwein ...... sondern von
einem jungen zarten Säugling, unter einem Monat alt, schuldlos aus dem Schweine-
stalle, mit einer Stimme, die sich noch zwischen einem kindlichen Lallen und einem
Grunzen bewegt — der milde Vorläufer, das Präludium des Grunzens. Sieh es
jetzt auf der Tafel, wie sanft es da liegt. Könntest Dn wünschen, daß dieses un¬
schuldige Wesen zu der Schwerfälligkeit und Unbändigkeit ausgewachsen wäre, die
nur zu oft die Begleiter reiferer Schweinheit sind? Zehn gegen eines, es wäre ein
Fresser, ein schmutzige!, ein störriges unangenehmes Thier geworden, das sich in
allerlei unsauberen Umgange herumgewälzt hätte. All diesen Sünden ist es zu
seinem Glücke entrissen worden.
,,EH' die Sund' es befleckt und die Noth es betrübt,
Kam mit liebender Sorge der Tod." —
Sein Andenken ist lieblich, kein tölpischer Bauer flucht, indem sein Magen das ran¬
zige Fett fast wieder von sich gibt, kein Kohlenbrenner deutete es in dampfende
Bratwürste, es hat ein schönes Gralvmal gefunden in dein dankbaren Magen
eines verständigen Epikuräers, und um eines solchen Grabmals willen muß ihm der
Tod willkommen gewesen sein. „Unsere Vorfahren waren in Opferung dieser zar¬
ten Thiere sehr leckerhaft. Wir lesen mit einer Art Entsetzen von Ferkeln, die
zu Tode gepeitscht wurden, wie von irgend einem anderen veralteten Gebrauche.
Die Zeit solcher Züchtigung ist vorüber oder es würde interessant sein (nur in
Philosophischer Beziehung), zu erforschen, welchen Einfluß ein solches Verfahren auf
die Erweichung und Versüßung eines von Natur so weichen und süßen Fleisches,
wie das Fleisch junger Schweine ist, ausüben könnte. Es kommt mir vor, als
wollte man es versuchen, ein Veilchen lieblicher zu machen als es ist. Bratfcrkel
müssen eigentlich (außer wenn sie gegeißelt werden) von ihrer Geburt bis zu ihre in
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