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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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"Is musieg, msriw <Z'"zö86r gtruZisto."

Die paar Stunden, die ihm jetzt zu seinen Musikstunden gestattet sind, decken
ohnedem nicht, und ich muß daher um so mehr darauf dringen, daß sie ihm
gehalten werden. Es ist eben nichts Ungewöhnliches, daß darauf in einem
Institut Rücksicht genommen werde, ein guter Freund von mir hat ebenfalls
einen Knaben in einem Institut, welcher zur Musik bestimmt ist und man lie¬
fert ihm hierin allen Vorschub, ja ich war nicht wenig überrascht, da ich den
Knaben dort in einem entfernten Zimmer sich ganz allein üben fand und we¬
der er gestört wurde, noch andere störte.

Morgen bitte ich Sie, daß Sie erlauben, daß ich Karl kann gegen
Vit^l Uhr abholen lassen, da ich mit ihm durchzugehen habe und auch mit ihm
i" einigen Musikern gehe. Mit aller erdenklichen Hochachtung Ihr Freund


L. v. Beethoven.
Ur. 23.

(wahrscheinlich 1817.)

Daß ich Karl morgen früh werde abholen lassen, wird Ihnen schon Ihr
Freund gesagt haben, die Mutter will ich in einen bessern Credit mit der Nach¬
barschaft setzen und so erzeige ich ihr den Gefallen, ihren Sohn morgen zu
ihr zu führen in Gesellschaft eines dritten. -- Es geschieht alle Monat einmal.

Ueber alles Geschehene bitte ich nun weder mehr zu sprechen, noch zu
B. schreiben, sondern alles, wie ich, zu vergessen.


Ur. 2i.

Am 19. August (wahrscheinlich 1817).


?. ?.

Leider erhielt ich Ihr Schreiben vorgestern zu spat, denn sie war schon
hier gewesen, nach Verdienst hätte ich ihr sonst die Thüre gewiesen, ich danke
dem Fräulein N. recht herzlich für die Mühe, welche sie sich gegeben, das Ge¬
schwätze dieser Frau aufzuschreiben. Ein Feind sonst alles GewäscheS und Ge-
Plauders ist dieses uns doch wichtig, denn ich werde ihr schreiben, somit einen
Brief von ihr an mich morgen Herrn A. S. übergeben. Es mag mir ein
Wort von Unordnung bei dem neulichen Vorfall in Betreff ihrer
in ihrer Gegenwart entfallen sein, über sie geschrieben zu haben, kann ich
mich nicht im mindesten erinnern. Es war nur ein Versuch von ihr, Sie
gegen mich zu erbittern, um dadurch bei Ihnen mehr zu erlangen und zu ge¬
winnen, so wie sie früher mir auch allerlei von Ihnen gegen mich beigebracht,
allein ich achte ihr Geschwätz nicht. -- Dieses Mal wollte ich den Versuch
machen, ob sie durch ein duldendes, gelinderes Betragen vielleicht zu bessern
sei, diese meine Absicht theilte ich Herrn A. S. mit, allein eS ist gescheitert,
denn schon Sonntags gleich hatte ich den Entschluß gefaßt, eS bei der
alten nothwendigen Strenge zu lassen, indem sie Karl in der Geschwin-


„Is musieg, msriw <Z'«zö86r gtruZisto."

Die paar Stunden, die ihm jetzt zu seinen Musikstunden gestattet sind, decken
ohnedem nicht, und ich muß daher um so mehr darauf dringen, daß sie ihm
gehalten werden. Es ist eben nichts Ungewöhnliches, daß darauf in einem
Institut Rücksicht genommen werde, ein guter Freund von mir hat ebenfalls
einen Knaben in einem Institut, welcher zur Musik bestimmt ist und man lie¬
fert ihm hierin allen Vorschub, ja ich war nicht wenig überrascht, da ich den
Knaben dort in einem entfernten Zimmer sich ganz allein üben fand und we¬
der er gestört wurde, noch andere störte.

Morgen bitte ich Sie, daß Sie erlauben, daß ich Karl kann gegen
Vit^l Uhr abholen lassen, da ich mit ihm durchzugehen habe und auch mit ihm
i» einigen Musikern gehe. Mit aller erdenklichen Hochachtung Ihr Freund


L. v. Beethoven.
Ur. 23.

(wahrscheinlich 1817.)

Daß ich Karl morgen früh werde abholen lassen, wird Ihnen schon Ihr
Freund gesagt haben, die Mutter will ich in einen bessern Credit mit der Nach¬
barschaft setzen und so erzeige ich ihr den Gefallen, ihren Sohn morgen zu
ihr zu führen in Gesellschaft eines dritten. — Es geschieht alle Monat einmal.

Ueber alles Geschehene bitte ich nun weder mehr zu sprechen, noch zu
B. schreiben, sondern alles, wie ich, zu vergessen.


Ur. 2i.

Am 19. August (wahrscheinlich 1817).


?. ?.

Leider erhielt ich Ihr Schreiben vorgestern zu spat, denn sie war schon
hier gewesen, nach Verdienst hätte ich ihr sonst die Thüre gewiesen, ich danke
dem Fräulein N. recht herzlich für die Mühe, welche sie sich gegeben, das Ge¬
schwätze dieser Frau aufzuschreiben. Ein Feind sonst alles GewäscheS und Ge-
Plauders ist dieses uns doch wichtig, denn ich werde ihr schreiben, somit einen
Brief von ihr an mich morgen Herrn A. S. übergeben. Es mag mir ein
Wort von Unordnung bei dem neulichen Vorfall in Betreff ihrer
in ihrer Gegenwart entfallen sein, über sie geschrieben zu haben, kann ich
mich nicht im mindesten erinnern. Es war nur ein Versuch von ihr, Sie
gegen mich zu erbittern, um dadurch bei Ihnen mehr zu erlangen und zu ge¬
winnen, so wie sie früher mir auch allerlei von Ihnen gegen mich beigebracht,
allein ich achte ihr Geschwätz nicht. — Dieses Mal wollte ich den Versuch
machen, ob sie durch ein duldendes, gelinderes Betragen vielleicht zu bessern
sei, diese meine Absicht theilte ich Herrn A. S. mit, allein eS ist gescheitert,
denn schon Sonntags gleich hatte ich den Entschluß gefaßt, eS bei der
alten nothwendigen Strenge zu lassen, indem sie Karl in der Geschwin-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/69>, abgerufen am 01.09.2024.