Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zu sein, welches ihm selbst man wohl gönnen kann, wenn nur andre dabei
nicht ins Spiel kommen. -- Was die andern Ausgaben für Karl betrifft,
während seiner Krankheit oder was damit verbunden ist, damit bitte ich Sie
sich nur einige Tage zu gedulden, indem ich von allen Seiten große Ausgaben
jetzt habe -- wegen Smettano möchte ich auch wissen, wie ich mich gegen ihn in
Ansehung seiner glücklich vollbrachten Operation zu verhalten habe, was seine
Belohnung betrifft, wär ich reich oder nicht in dem Zustand wie alle, die ihr
Schicksal an dieses Land gekettet hat (außer den östreichischen Wucherern)
so würde ich gar nicht fragen, es ist hiermit nur ein ohngefährer Ueberschlag
gemeint.


Leben Sie wohl, ich umarme Sie von Herzen und werde Sie immer als
Freund von mir und meinem Karl ansehe". Mit Achtung Ihr
L. van Beethoven.
Ur. 13.

(wahrscheinlich 1816).
Verzeihen Sie, geehrter Freund, dieses Geld liegt schon wenigstens zwölf
Tage oder noch mehr bereit. Sehr beschäftigt und ein nur noch Anwesender,
aber das Wort Genesung ist noch nicht ausgesprochen. Mit Hochachtung
>n Eile der Ihrige wie immer


L. v. Beethoven.
Ur. 14.

(wahrscheinlich 1817).

.... Was die Mutter anbelangt, so hat sie ausdrücklich verlangt, Karl bei mir
ZU sehen, daß Sie mich einige Mal wanken gesehen haben, in sie ein besseres
Vertrauen zu setzen, dieses ist meinem Gefühl wider Unmenschlichkeiten beizu¬
messen, um so mehr da sie außer Stand ist, K. schaden zu können. Uebrigens
können Sie leicht denken wie einem so frei gewohnt zu lebenden Menschen wie mir
alle diese ängstlichen Verhältnisse, worin ich durch K. gerathen bin, unerträglich
öfter vorkommen, worunter denn auch das mit seiner Mutter gehört; ich bin
froh nie etwas davon hören zu müssen, dies die Ursache warum ich überhaupt
vermeide von ihr zu reden. -- Was K. betrifft, so bitte ich Sie ihn zum
Pünktlichsten Gehorsam anzuhalten und sogleich wo er Ihnen nicht folgt, oder
überhaupt denen, welchen er zu folgen hat, zu bestrafen, behandeln Sie
ihn lieber, wie Sie ihr eignes Kind behandeln würden und nicht wie einen
Zögling, denn ich habe Ihnen schon bemerkt, daß er gewohnt war nur durch
Schläge gezwungen bei seines Vaters Lebzeiten zu folgen; dies war nun sehr
übel, allein es war nun einmal nicht anders und man darf dieses nicht ver¬
gessen. Uebrigens, wenn Sie mich nicht viel sehen, so schreiben Sie dies
nicht anderm als überhaupt meinem wenigen Hang zur Gesellschaft zu, manch¬
mal äußert er sich unterdessen etwas mehr, hie und da auch wieder weniger,


Grenzboten. II. 18L7. 8

zu sein, welches ihm selbst man wohl gönnen kann, wenn nur andre dabei
nicht ins Spiel kommen. — Was die andern Ausgaben für Karl betrifft,
während seiner Krankheit oder was damit verbunden ist, damit bitte ich Sie
sich nur einige Tage zu gedulden, indem ich von allen Seiten große Ausgaben
jetzt habe — wegen Smettano möchte ich auch wissen, wie ich mich gegen ihn in
Ansehung seiner glücklich vollbrachten Operation zu verhalten habe, was seine
Belohnung betrifft, wär ich reich oder nicht in dem Zustand wie alle, die ihr
Schicksal an dieses Land gekettet hat (außer den östreichischen Wucherern)
so würde ich gar nicht fragen, es ist hiermit nur ein ohngefährer Ueberschlag
gemeint.


Leben Sie wohl, ich umarme Sie von Herzen und werde Sie immer als
Freund von mir und meinem Karl ansehe». Mit Achtung Ihr
L. van Beethoven.
Ur. 13.

(wahrscheinlich 1816).
Verzeihen Sie, geehrter Freund, dieses Geld liegt schon wenigstens zwölf
Tage oder noch mehr bereit. Sehr beschäftigt und ein nur noch Anwesender,
aber das Wort Genesung ist noch nicht ausgesprochen. Mit Hochachtung
>n Eile der Ihrige wie immer


L. v. Beethoven.
Ur. 14.

(wahrscheinlich 1817).

.... Was die Mutter anbelangt, so hat sie ausdrücklich verlangt, Karl bei mir
ZU sehen, daß Sie mich einige Mal wanken gesehen haben, in sie ein besseres
Vertrauen zu setzen, dieses ist meinem Gefühl wider Unmenschlichkeiten beizu¬
messen, um so mehr da sie außer Stand ist, K. schaden zu können. Uebrigens
können Sie leicht denken wie einem so frei gewohnt zu lebenden Menschen wie mir
alle diese ängstlichen Verhältnisse, worin ich durch K. gerathen bin, unerträglich
öfter vorkommen, worunter denn auch das mit seiner Mutter gehört; ich bin
froh nie etwas davon hören zu müssen, dies die Ursache warum ich überhaupt
vermeide von ihr zu reden. — Was K. betrifft, so bitte ich Sie ihn zum
Pünktlichsten Gehorsam anzuhalten und sogleich wo er Ihnen nicht folgt, oder
überhaupt denen, welchen er zu folgen hat, zu bestrafen, behandeln Sie
ihn lieber, wie Sie ihr eignes Kind behandeln würden und nicht wie einen
Zögling, denn ich habe Ihnen schon bemerkt, daß er gewohnt war nur durch
Schläge gezwungen bei seines Vaters Lebzeiten zu folgen; dies war nun sehr
übel, allein es war nun einmal nicht anders und man darf dieses nicht ver¬
gessen. Uebrigens, wenn Sie mich nicht viel sehen, so schreiben Sie dies
nicht anderm als überhaupt meinem wenigen Hang zur Gesellschaft zu, manch¬
mal äußert er sich unterdessen etwas mehr, hie und da auch wieder weniger,


Grenzboten. II. 18L7. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0065" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103732"/>
            <p xml:id="ID_181" prev="#ID_180"> zu sein, welches ihm selbst man wohl gönnen kann, wenn nur andre dabei<lb/>
nicht ins Spiel kommen. &#x2014; Was die andern Ausgaben für Karl betrifft,<lb/>
während seiner Krankheit oder was damit verbunden ist, damit bitte ich Sie<lb/>
sich nur einige Tage zu gedulden, indem ich von allen Seiten große Ausgaben<lb/>
jetzt habe &#x2014; wegen Smettano möchte ich auch wissen, wie ich mich gegen ihn in<lb/>
Ansehung seiner glücklich vollbrachten Operation zu verhalten habe, was seine<lb/>
Belohnung betrifft, wär ich reich oder nicht in dem Zustand wie alle, die ihr<lb/>
Schicksal an dieses Land gekettet hat (außer den östreichischen Wucherern)<lb/>
so würde ich gar nicht fragen, es ist hiermit nur ein ohngefährer Ueberschlag<lb/>
gemeint.</p><lb/>
            <note type="closer"> Leben Sie wohl, ich umarme Sie von Herzen und werde Sie immer als<lb/>
Freund von mir und meinem Karl ansehe».  Mit Achtung Ihr</note><lb/>
            <note type="bibl"> L. van Beethoven.</note><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Ur. 13.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_182"> (wahrscheinlich 1816).<lb/>
Verzeihen Sie, geehrter Freund, dieses Geld liegt schon wenigstens zwölf<lb/>
Tage oder noch mehr bereit.  Sehr beschäftigt und ein nur noch Anwesender,<lb/>
aber das Wort Genesung ist noch nicht ausgesprochen.  Mit Hochachtung<lb/>
&gt;n Eile der Ihrige wie immer</p><lb/>
            <note type="bibl"> L. v. Beethoven.</note><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Ur. 14.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_183"> (wahrscheinlich 1817).</p><lb/>
            <p xml:id="ID_184" next="#ID_185"> .... Was die Mutter anbelangt, so hat sie ausdrücklich verlangt, Karl bei mir<lb/>
ZU sehen, daß Sie mich einige Mal wanken gesehen haben, in sie ein besseres<lb/>
Vertrauen zu setzen, dieses ist meinem Gefühl wider Unmenschlichkeiten beizu¬<lb/>
messen, um so mehr da sie außer Stand ist, K. schaden zu können. Uebrigens<lb/>
können Sie leicht denken wie einem so frei gewohnt zu lebenden Menschen wie mir<lb/>
alle diese ängstlichen Verhältnisse, worin ich durch K. gerathen bin, unerträglich<lb/>
öfter vorkommen, worunter denn auch das mit seiner Mutter gehört; ich bin<lb/>
froh nie etwas davon hören zu müssen, dies die Ursache warum ich überhaupt<lb/>
vermeide von ihr zu reden. &#x2014; Was K. betrifft, so bitte ich Sie ihn zum<lb/>
Pünktlichsten Gehorsam anzuhalten und sogleich wo er Ihnen nicht folgt, oder<lb/>
überhaupt denen, welchen er zu folgen hat, zu bestrafen, behandeln Sie<lb/>
ihn lieber, wie Sie ihr eignes Kind behandeln würden und nicht wie einen<lb/>
Zögling, denn ich habe Ihnen schon bemerkt, daß er gewohnt war nur durch<lb/>
Schläge gezwungen bei seines Vaters Lebzeiten zu folgen; dies war nun sehr<lb/>
übel, allein es war nun einmal nicht anders und man darf dieses nicht ver¬<lb/>
gessen. Uebrigens, wenn Sie mich nicht viel sehen, so schreiben Sie dies<lb/>
nicht anderm als überhaupt meinem wenigen Hang zur Gesellschaft zu, manch¬<lb/>
mal äußert er sich unterdessen etwas mehr, hie und da auch wieder weniger,</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. II. 18L7. 8</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0065] zu sein, welches ihm selbst man wohl gönnen kann, wenn nur andre dabei nicht ins Spiel kommen. — Was die andern Ausgaben für Karl betrifft, während seiner Krankheit oder was damit verbunden ist, damit bitte ich Sie sich nur einige Tage zu gedulden, indem ich von allen Seiten große Ausgaben jetzt habe — wegen Smettano möchte ich auch wissen, wie ich mich gegen ihn in Ansehung seiner glücklich vollbrachten Operation zu verhalten habe, was seine Belohnung betrifft, wär ich reich oder nicht in dem Zustand wie alle, die ihr Schicksal an dieses Land gekettet hat (außer den östreichischen Wucherern) so würde ich gar nicht fragen, es ist hiermit nur ein ohngefährer Ueberschlag gemeint. Leben Sie wohl, ich umarme Sie von Herzen und werde Sie immer als Freund von mir und meinem Karl ansehe». Mit Achtung Ihr L. van Beethoven. Ur. 13. (wahrscheinlich 1816). Verzeihen Sie, geehrter Freund, dieses Geld liegt schon wenigstens zwölf Tage oder noch mehr bereit. Sehr beschäftigt und ein nur noch Anwesender, aber das Wort Genesung ist noch nicht ausgesprochen. Mit Hochachtung >n Eile der Ihrige wie immer L. v. Beethoven. Ur. 14. (wahrscheinlich 1817). .... Was die Mutter anbelangt, so hat sie ausdrücklich verlangt, Karl bei mir ZU sehen, daß Sie mich einige Mal wanken gesehen haben, in sie ein besseres Vertrauen zu setzen, dieses ist meinem Gefühl wider Unmenschlichkeiten beizu¬ messen, um so mehr da sie außer Stand ist, K. schaden zu können. Uebrigens können Sie leicht denken wie einem so frei gewohnt zu lebenden Menschen wie mir alle diese ängstlichen Verhältnisse, worin ich durch K. gerathen bin, unerträglich öfter vorkommen, worunter denn auch das mit seiner Mutter gehört; ich bin froh nie etwas davon hören zu müssen, dies die Ursache warum ich überhaupt vermeide von ihr zu reden. — Was K. betrifft, so bitte ich Sie ihn zum Pünktlichsten Gehorsam anzuhalten und sogleich wo er Ihnen nicht folgt, oder überhaupt denen, welchen er zu folgen hat, zu bestrafen, behandeln Sie ihn lieber, wie Sie ihr eignes Kind behandeln würden und nicht wie einen Zögling, denn ich habe Ihnen schon bemerkt, daß er gewohnt war nur durch Schläge gezwungen bei seines Vaters Lebzeiten zu folgen; dies war nun sehr übel, allein es war nun einmal nicht anders und man darf dieses nicht ver¬ gessen. Uebrigens, wenn Sie mich nicht viel sehen, so schreiben Sie dies nicht anderm als überhaupt meinem wenigen Hang zur Gesellschaft zu, manch¬ mal äußert er sich unterdessen etwas mehr, hie und da auch wieder weniger, Grenzboten. II. 18L7. 8

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/65
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/65>, abgerufen am 01.09.2024.