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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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ist/) vergessen. -- Wenigstens viermal so viel würde ich Ihnen schicken, als
es jetzt geschieht, wenn es nur meine Lage zulassen wollte, unterdessen werde
ich in einer bessern Zukunft jede Gelegenheit ergreifen, um auf eine gewisse
Art das Andenken an Ihre Gründung des physischen und moralischen Wohls
meines Karls zu ehren und zu erinnern. -- In Ansehung der Königin der
Nacht bleibt eS wie bisher und selbst dann, wann K. auch bei Ihnen operirt
werden sollte, da er einige Tage kränklich sein wird, und daher empfindlicher
und reizbarer, so ist sie noch um so weniger zuzulassen, indem sich bei K.
leicht alle Eindrücke erneuern könnten, welches wir nicht zugeben können; wie
viel wir auf ihre Besserung rechnen können, zeigt Ihnen dieses abgeschmackte
Geschmier (wahrscheinlich mit Bezug aus ein beigelegtes Schreiben) aus dieser
Rücksicht blos theile ich Ihnen selbiges mit, damit Sie sehen, wie recht ich
habe auf dem einmal gegen sie angenommenen Verfahren zu beharren, unter¬
dessen habe ich ihr dies Mal nicht wie ein Sarastro, sondern wie ein Sultan
geantwortet; -- Sollte, so gern ich Sie damit verschonen möchte, die Opera¬
tion Karls bei Ihnen vor sich gehen, so bitte ich Sie mir nur alles das,
was Ihnen in Ihrem Hause Unruhen und mehr Ausgaben veranlaßt, an¬
zugeben, mit größtem Dank werde ich Ihnen alles erstatten, und nun leben
Sie wohl, alles Schöne Ihren lieben Kindern und Ihrer vortrefflichen Ge¬
mahlin, deren weiterer Sorgfalt ich auch jetzt meinen Karl empfehle, ich ver¬
lasse Wien morgen früh S Uhr, werde aber öfter von Baden hereinkommen.


Wie immer mit Achtung der Ihrige L. v. Beethoven.
No. 8.

(wahrscheinlich 1816)

Die Frau A. G. ist höflich gebeten, dem Karl einige Paar gut leinene
Unterziehbeinkleider machen zu lassen. Ich empfehle ihr meinen Karl aufs
Beste und verlasse mich ganz aus ihre mütterliche Sorgfalt


L. v. Beethoven.
No. 9.

(wahrscheinlich 1816)

So gern ich Ihnen eine für mich unnöthige und undankbare Mühe
sparte, so ist eS mir doch nicht möglich, Sie damit zu verschonen. Gestern
im Begriff mehre Schriften suchen zu müssen, finde ich diesen hier mir gesen¬
deten Pack Karln betreffend -- ich finde mich nicht sogleich hinein und Sie



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*) Wie leicht Beethoven in Extreme verfiel, geht aus dem Gegeuüberhalteu dieser und
einer andern Stelle hervor, die wir einem Briefe B-'s an Ries entnehmen; sie ist nur vier
Monate früheren Datums und lautet: "Bis jetzt ist mein Reffe im Institut; das kostet bis
1100 se- und ist dabei so schlecht, daß ich eine ordentliche Haushaltung einrichten muß, um
ihn zu mir zu nehmen." x- 140.

ist/) vergessen. — Wenigstens viermal so viel würde ich Ihnen schicken, als
es jetzt geschieht, wenn es nur meine Lage zulassen wollte, unterdessen werde
ich in einer bessern Zukunft jede Gelegenheit ergreifen, um auf eine gewisse
Art das Andenken an Ihre Gründung des physischen und moralischen Wohls
meines Karls zu ehren und zu erinnern. — In Ansehung der Königin der
Nacht bleibt eS wie bisher und selbst dann, wann K. auch bei Ihnen operirt
werden sollte, da er einige Tage kränklich sein wird, und daher empfindlicher
und reizbarer, so ist sie noch um so weniger zuzulassen, indem sich bei K.
leicht alle Eindrücke erneuern könnten, welches wir nicht zugeben können; wie
viel wir auf ihre Besserung rechnen können, zeigt Ihnen dieses abgeschmackte
Geschmier (wahrscheinlich mit Bezug aus ein beigelegtes Schreiben) aus dieser
Rücksicht blos theile ich Ihnen selbiges mit, damit Sie sehen, wie recht ich
habe auf dem einmal gegen sie angenommenen Verfahren zu beharren, unter¬
dessen habe ich ihr dies Mal nicht wie ein Sarastro, sondern wie ein Sultan
geantwortet; — Sollte, so gern ich Sie damit verschonen möchte, die Opera¬
tion Karls bei Ihnen vor sich gehen, so bitte ich Sie mir nur alles das,
was Ihnen in Ihrem Hause Unruhen und mehr Ausgaben veranlaßt, an¬
zugeben, mit größtem Dank werde ich Ihnen alles erstatten, und nun leben
Sie wohl, alles Schöne Ihren lieben Kindern und Ihrer vortrefflichen Ge¬
mahlin, deren weiterer Sorgfalt ich auch jetzt meinen Karl empfehle, ich ver¬
lasse Wien morgen früh S Uhr, werde aber öfter von Baden hereinkommen.


Wie immer mit Achtung der Ihrige L. v. Beethoven.
No. 8.

(wahrscheinlich 1816)

Die Frau A. G. ist höflich gebeten, dem Karl einige Paar gut leinene
Unterziehbeinkleider machen zu lassen. Ich empfehle ihr meinen Karl aufs
Beste und verlasse mich ganz aus ihre mütterliche Sorgfalt


L. v. Beethoven.
No. 9.

(wahrscheinlich 1816)

So gern ich Ihnen eine für mich unnöthige und undankbare Mühe
sparte, so ist eS mir doch nicht möglich, Sie damit zu verschonen. Gestern
im Begriff mehre Schriften suchen zu müssen, finde ich diesen hier mir gesen¬
deten Pack Karln betreffend — ich finde mich nicht sogleich hinein und Sie



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*) Wie leicht Beethoven in Extreme verfiel, geht aus dem Gegeuüberhalteu dieser und
einer andern Stelle hervor, die wir einem Briefe B-'s an Ries entnehmen; sie ist nur vier
Monate früheren Datums und lautet: „Bis jetzt ist mein Reffe im Institut; das kostet bis
1100 se- und ist dabei so schlecht, daß ich eine ordentliche Haushaltung einrichten muß, um
ihn zu mir zu nehmen." x- 140.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/62>, abgerufen am 27.07.2024.