Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.er mißhandelt die Kompositionen eines damals beliebten Componisten Me- Ob und wie viel an dieser Schilderung Petrons Caricatur, wie viel bei Man weiß, daß die Musik im römischen wie im griechischen Leben zu DaS Schauspiel der Bühne soll sich aus musikalischen Anfängen entwickelt 41*
er mißhandelt die Kompositionen eines damals beliebten Componisten Me- Ob und wie viel an dieser Schilderung Petrons Caricatur, wie viel bei Man weiß, daß die Musik im römischen wie im griechischen Leben zu DaS Schauspiel der Bühne soll sich aus musikalischen Anfängen entwickelt 41*
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er mißhandelt die Kompositionen eines damals beliebten Componisten Me-
NecrateS („wie diejenigen versicherten, die sich auf seinen Gesang verstanden"),
außerdem ahmte er Posaunenbläser nach. Dasselbe Kunststück producirte dann
einer von den Sklaven auf einer thönernen Lampe eine volle halbe Stunde
lang, wozu einer von Trimalchios Freunden secundirte, indem er die Unterlippe
mit der Hand herunterzog. Zum Schluß der Mahlzeit läßt Trimalchio bereits
gänzlich betrunkene Horniste in den Speisesaal kommen, streckt sich aus dem
Sopha wie ein Todter aus und befiehlt eine Begräbnißmusik auszuführen.
Ob und wie viel an dieser Schilderung Petrons Caricatur, wie viel bei
einem musikalischen Diner eines provinziellen Kunstmäcens „schaudernd Selbst-
erlebtes" ist, können wir nicht wissen. So viel darf man daraus schließen,
auch wenns nicht sonst bekannt wäre, daß die Musikliebhaberei Mode war
und die musikalischen Produktionen in der damaligen gesellschaftlichen Unter¬
haltung schwerlich eine geringere Plage waren, als heutzutage.
Man weiß, daß die Musik im römischen wie im griechischen Leben zu
allen Zeiten eine große Rolle spielte, namentlich war sie bei allen heiligen
Handlungen obligat. Wenn das Beil den Nacken des Stiers traf und der
Weihrauchduft zu den Göttern emporstieg, scholl der Klang der doppelten Flöte;
wenn die Götterbilder vor besetzten Tischen auf Polstern zum Schmause nieder¬
gelegt wurden, Saitenspiel. Wenn in Zeiten großer Noth die sibyllinischen
Bücher Bettage anordneten, ging der Procession, die von Tempel zu Tempel
Zog, ein Chor von dreimal neun Jungfrauen singend voraus. Die Spielleute,
die bei den öffentlichen Opfern und sonst im Cultus des Staats fungirten,
bildeten zu Rom eine privilegirte Zunft; die Flölenbläser durften ihr jährliches
Festmahl im Tempel des Jupiter auf dem Capitol halten, und am 13. Juni
hielten sie einen Maskenaufzug in langen Kleidern durch die ganze Stadt.
Wenn die Musik, sagt ein alter Schriftsteller, nicht den Göttern wohlgefällig
wäre, würden nicht alle Gebete in den Tempeln mit einer Flöte begleitet wer¬
den. Zum Cultus gehörten auch die an Götterfesten gefeierten Schauspiele,
keines wurde ohne Musik begangen. Schwerlich kannte das römische Alterthum
einen specifischen Unterschied zwischen heiliger und profaner Musik, da ja auch
der Charakter der erstern vorwiegend heiter und festlich gewesen sein muß, und
«och heute ist in Italien der Abstand zwischen Oper und Messe nicht allzugroß.
DaS Schauspiel der Bühne soll sich aus musikalischen Anfängen entwickelt
haben, aus stummen Pantomimen mit Flötenbegleitung, die aus Toscana ein¬
geführt, und aus improvisirten Wechselgesängen, die in Rom einheimisch waren.
Jedenfalls blieb die Musik immer ein wesentlicher Bestandtheil aller theatrali¬
schen Aufführungen, wenn auch die eigentliche, durch Dialog niemals unterbrochene
Oper der antiken Bühne immer fremd geblieben ist. Aber im Trauer- wie im
Lustspiele, in den mannigfaltigen Gattungen der Farce wie.des Ballets war
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