Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.abzuleugnen; daS ist ein ziemlich allgemeines Symptom der unheilbaren Kran¬ gigkeit von Nußland garantirt; für Dänemark dagegen gibt es nur eine Ret¬ Wir haben diesen Ergüssen nichts hinzuzufügen; die deutschen Herzog- abzuleugnen; daS ist ein ziemlich allgemeines Symptom der unheilbaren Kran¬ gigkeit von Nußland garantirt; für Dänemark dagegen gibt es nur eine Ret¬ Wir haben diesen Ergüssen nichts hinzuzufügen; die deutschen Herzog- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0182" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103849"/> <p xml:id="ID_547" prev="#ID_546"> abzuleugnen; daS ist ein ziemlich allgemeines Symptom der unheilbaren Kran¬<lb/> ken. Inzwischen, je weiter daS Circular fortschreitet, desto bestimmter wird<lb/> das Gepräge der Kennzeichen; was soeben ein Hirngespinst war, wird einige<lb/> Zeilen später der Wunsch einer irregeleiteten Minorität, ein Wunsch, der den<lb/> Interessen des Nordens schädlich, der dänischen Verfassung gefährlich und<lb/> feindselig gegen zwei blühende Dynastien ist; wartet ein wenig; das nächste<lb/> Circulär wird Europa nachweisen, daß der SkanbinavismuS die politische Re¬<lb/> ligion der Mehrheit der Völker des Nordens ist. DaS londoner Protokoll<lb/> spricht zwar nicht von einem skandinavischen Dänemark d. h. von einem Dä¬<lb/> nemark, befreit von den unglücklichen Beilagen, die man an seinen Fuß fest-<lb/> genieiet hat, unter dem Namen: deutsche Besitzungen. Allein hierin liegt eben<lb/> das Gefährliche des Protokolls; in Paris freilich erschrecken die skandinavischen<lb/> Ideen nicht; eS ist nicht wahrscheinlich, daß Frankreich die eventuellen Rechte<lb/> des Zaren auf die dänische Krone ebenso willig unterstützen sollte, als eS den<lb/> Vertrag mit Schweden unterzeichnet hat, welcher Schwedens Unabhän¬</p><lb/> <p xml:id="ID_548"> gigkeit von Nußland garantirt; für Dänemark dagegen gibt es nur eine Ret¬<lb/> tung vor seinem mächtigen und gefährlichen Nachbar, dem deutschen Bunde;<lb/> v. Scheel bestätigt dies selbst im Anfange seiner Depesche, und eS muß be¬<lb/> klagt werden, daß der Anfang nicht das Ende bildet; die dänischen Diploma¬<lb/> ten im Auslande würden die Gefahr nicht dort gesehen haben, wo ihre Va¬<lb/> terlandsliebe die Rettung erblicken muß. —</p><lb/> <p xml:id="ID_549"> Wir haben diesen Ergüssen nichts hinzuzufügen; die deutschen Herzog-<lb/> thümer, wozu auch Schleswig gehört, mit Ausnahme deS nördlichsten Theils,<lb/> können von der Auszehrung, die sie in dem dänischen Protokollstaate bedroht,<lb/> nur durch die skandinavischen Tendenzen und deren Verwirklichung gerettet<lb/> werden. Deutschlands Pflicht ist diese Rettung und das Rettungsmittel: die<lb/> Union, zugleich sein offenbarer Vortheil; es ermanne sich, um seine Pflicht<lb/> in ihrem ganzen Umfange zu erfüllen und es wird als Sieger hervortreten.<lb/> Welche peinliche Furcht in Kopenhagen vor dem deutschen Conflict besteht, er¬<lb/> hellt deutlich aus der skandinavischen Depesche, ingleichen aus dänischen Bro¬<lb/> schüren, die umständlich die Maßnahmen besprechen, durch welche d,le Herzog-<lb/> thümer Holstein und Lauenburg gegen einen feindlichen Angriff vom Süden<lb/> zu vertheidigen sein möchten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0182]
abzuleugnen; daS ist ein ziemlich allgemeines Symptom der unheilbaren Kran¬
ken. Inzwischen, je weiter daS Circular fortschreitet, desto bestimmter wird
das Gepräge der Kennzeichen; was soeben ein Hirngespinst war, wird einige
Zeilen später der Wunsch einer irregeleiteten Minorität, ein Wunsch, der den
Interessen des Nordens schädlich, der dänischen Verfassung gefährlich und
feindselig gegen zwei blühende Dynastien ist; wartet ein wenig; das nächste
Circulär wird Europa nachweisen, daß der SkanbinavismuS die politische Re¬
ligion der Mehrheit der Völker des Nordens ist. DaS londoner Protokoll
spricht zwar nicht von einem skandinavischen Dänemark d. h. von einem Dä¬
nemark, befreit von den unglücklichen Beilagen, die man an seinen Fuß fest-
genieiet hat, unter dem Namen: deutsche Besitzungen. Allein hierin liegt eben
das Gefährliche des Protokolls; in Paris freilich erschrecken die skandinavischen
Ideen nicht; eS ist nicht wahrscheinlich, daß Frankreich die eventuellen Rechte
des Zaren auf die dänische Krone ebenso willig unterstützen sollte, als eS den
Vertrag mit Schweden unterzeichnet hat, welcher Schwedens Unabhän¬
gigkeit von Nußland garantirt; für Dänemark dagegen gibt es nur eine Ret¬
tung vor seinem mächtigen und gefährlichen Nachbar, dem deutschen Bunde;
v. Scheel bestätigt dies selbst im Anfange seiner Depesche, und eS muß be¬
klagt werden, daß der Anfang nicht das Ende bildet; die dänischen Diploma¬
ten im Auslande würden die Gefahr nicht dort gesehen haben, wo ihre Va¬
terlandsliebe die Rettung erblicken muß. —
Wir haben diesen Ergüssen nichts hinzuzufügen; die deutschen Herzog-
thümer, wozu auch Schleswig gehört, mit Ausnahme deS nördlichsten Theils,
können von der Auszehrung, die sie in dem dänischen Protokollstaate bedroht,
nur durch die skandinavischen Tendenzen und deren Verwirklichung gerettet
werden. Deutschlands Pflicht ist diese Rettung und das Rettungsmittel: die
Union, zugleich sein offenbarer Vortheil; es ermanne sich, um seine Pflicht
in ihrem ganzen Umfange zu erfüllen und es wird als Sieger hervortreten.
Welche peinliche Furcht in Kopenhagen vor dem deutschen Conflict besteht, er¬
hellt deutlich aus der skandinavischen Depesche, ingleichen aus dänischen Bro¬
schüren, die umständlich die Maßnahmen besprechen, durch welche d,le Herzog-
thümer Holstein und Lauenburg gegen einen feindlichen Angriff vom Süden
zu vertheidigen sein möchten.
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