Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

ren Deck 26 Kanonen führt, sie auf Deck nur etwa 16 besitzt, mithin alles
in allem 42. Die neuen amerikanischen hatten aber die untere Batterie mit
30 Geschützen armirt, und den Oberlauf oder das offene Deck mit ebensoviel
oder zweien mehr, waS in Summa 60--62 ausmacht. Dazu kam, daß die
Bewaffnung des Unterdecks aus 32pfündiger Langkanonen bestand, und die
des offenen Decks aus Karronaden von mindestens demselben Kaliber.

Nicht anders als mit den Fregatten verhielt es sich mit den große" ame¬
rikanischen Zweideckern. Während man vordem im unteren Deck von Schiffen
dieser Classe nur 28 Kanonen auszustellen pflegte, im oberen Deck aber 30
und auf Deck 16, waS in allem 8i Geschütze macht, bauten die Amerikaner
ihre Linienschiffe so lang, daß sie im unteren Deck 32, im. oberen 36 und
auf Deck 36 Geschütze zu pvstiren im Stande waren, mithin in Summa 102.
Es standen von diesen 66 in bedeckter Batterie, und 36 waren nur durch
QuarterS oder Brustwandungen geschützt.

In den dreißiger Jahren versuchten die Amerikaner das neue System
auch auf Dreidecker anzuwenden und legten Hand an den Bau des "Penn¬
sylvania"". Man wollte in demselben ein Fahrzeug von nicht weniger als
136 Geschützen herstellen, allein wenn auch das Schiff fertig geworden ist,
wurde es doch nie armirt und man muß den gemachten Versuch einstweilen
als mißlungen ansehen.

Es wurde erwähnt, daß die Amerikaner zuerst, im Unterdeck der Fre¬
gatten, die 32pfündige Langkanone eingeführt hätten. Dieser Umstand ist
wichtig, weil er den Anfang einer anderen sehr bedeutungsvollen Umwand¬
lung, welche noch heute ununterbrochen fortdauert, die der Seeartillerie
bezeichnet. Im letzten Jahrhundert hielt man in den meisten Mariner an
dem logischen Grundsatze fest, daß zwischen den verschiedenen SchiffS-
classen, in Proportion ihrer Größe, auch eine Verschiedenheit im
Kaliber ihrer Bewaffnung stattfinden müsse. ES gründete sich diese
Annahme darauf, daß ein Fahrzeug von geringerer Länge und Breite und
kleinerem Tiefgange zu seiner Construction weniger starker Hölzer bedürfe;
daß, dem entsprechend, seine Decksbalken eine geringere Dimension haben
könnten und daß, eben darum, auch die Belastung derselben eine weniger
schwere sein müsse. Die kleineren Fregatten waren, diesem Princip ent¬
sprechend, nur mit Zwölfpfündern bewaffnet und die größeren nicht mit schwe¬
reren Geschütz als Sechszehn- und höchstens Achtzehnpfündern. Den Fahr¬
zeugen unter Fregattenrang gab man Neunpfünder, den noch kleineren Acht-
pfünder und man ging bei den Schaluppen, den Schvonern und Küstern bis
auf Vierpfünder und Dreipfünder zurück. Desgleichen, wurde es Regel, daß
man, bei größeren Kriegsschiffen, stets in der unteren Batterie das respective
schwerste Geschütz aufstellen müsse, daß bereits die zweite Batterie von schwache-


ren Deck 26 Kanonen führt, sie auf Deck nur etwa 16 besitzt, mithin alles
in allem 42. Die neuen amerikanischen hatten aber die untere Batterie mit
30 Geschützen armirt, und den Oberlauf oder das offene Deck mit ebensoviel
oder zweien mehr, waS in Summa 60—62 ausmacht. Dazu kam, daß die
Bewaffnung des Unterdecks aus 32pfündiger Langkanonen bestand, und die
des offenen Decks aus Karronaden von mindestens demselben Kaliber.

Nicht anders als mit den Fregatten verhielt es sich mit den große» ame¬
rikanischen Zweideckern. Während man vordem im unteren Deck von Schiffen
dieser Classe nur 28 Kanonen auszustellen pflegte, im oberen Deck aber 30
und auf Deck 16, waS in allem 8i Geschütze macht, bauten die Amerikaner
ihre Linienschiffe so lang, daß sie im unteren Deck 32, im. oberen 36 und
auf Deck 36 Geschütze zu pvstiren im Stande waren, mithin in Summa 102.
Es standen von diesen 66 in bedeckter Batterie, und 36 waren nur durch
QuarterS oder Brustwandungen geschützt.

In den dreißiger Jahren versuchten die Amerikaner das neue System
auch auf Dreidecker anzuwenden und legten Hand an den Bau des „Penn¬
sylvania«". Man wollte in demselben ein Fahrzeug von nicht weniger als
136 Geschützen herstellen, allein wenn auch das Schiff fertig geworden ist,
wurde es doch nie armirt und man muß den gemachten Versuch einstweilen
als mißlungen ansehen.

Es wurde erwähnt, daß die Amerikaner zuerst, im Unterdeck der Fre¬
gatten, die 32pfündige Langkanone eingeführt hätten. Dieser Umstand ist
wichtig, weil er den Anfang einer anderen sehr bedeutungsvollen Umwand¬
lung, welche noch heute ununterbrochen fortdauert, die der Seeartillerie
bezeichnet. Im letzten Jahrhundert hielt man in den meisten Mariner an
dem logischen Grundsatze fest, daß zwischen den verschiedenen SchiffS-
classen, in Proportion ihrer Größe, auch eine Verschiedenheit im
Kaliber ihrer Bewaffnung stattfinden müsse. ES gründete sich diese
Annahme darauf, daß ein Fahrzeug von geringerer Länge und Breite und
kleinerem Tiefgange zu seiner Construction weniger starker Hölzer bedürfe;
daß, dem entsprechend, seine Decksbalken eine geringere Dimension haben
könnten und daß, eben darum, auch die Belastung derselben eine weniger
schwere sein müsse. Die kleineren Fregatten waren, diesem Princip ent¬
sprechend, nur mit Zwölfpfündern bewaffnet und die größeren nicht mit schwe¬
reren Geschütz als Sechszehn- und höchstens Achtzehnpfündern. Den Fahr¬
zeugen unter Fregattenrang gab man Neunpfünder, den noch kleineren Acht-
pfünder und man ging bei den Schaluppen, den Schvonern und Küstern bis
auf Vierpfünder und Dreipfünder zurück. Desgleichen, wurde es Regel, daß
man, bei größeren Kriegsschiffen, stets in der unteren Batterie das respective
schwerste Geschütz aufstellen müsse, daß bereits die zweite Batterie von schwache-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103619"/>
            <p xml:id="ID_1658" prev="#ID_1657"> ren Deck 26 Kanonen führt, sie auf Deck nur etwa 16 besitzt, mithin alles<lb/>
in allem 42. Die neuen amerikanischen hatten aber die untere Batterie mit<lb/>
30 Geschützen armirt, und den Oberlauf oder das offene Deck mit ebensoviel<lb/>
oder zweien mehr, waS in Summa 60&#x2014;62 ausmacht. Dazu kam, daß die<lb/>
Bewaffnung des Unterdecks aus 32pfündiger Langkanonen bestand, und die<lb/>
des offenen Decks aus Karronaden von mindestens demselben Kaliber.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1659"> Nicht anders als mit den Fregatten verhielt es sich mit den große» ame¬<lb/>
rikanischen Zweideckern. Während man vordem im unteren Deck von Schiffen<lb/>
dieser Classe nur 28 Kanonen auszustellen pflegte, im oberen Deck aber 30<lb/>
und auf Deck 16, waS in allem 8i Geschütze macht, bauten die Amerikaner<lb/>
ihre Linienschiffe so lang, daß sie im unteren Deck 32, im. oberen 36 und<lb/>
auf Deck 36 Geschütze zu pvstiren im Stande waren, mithin in Summa 102.<lb/>
Es standen von diesen 66 in bedeckter Batterie, und 36 waren nur durch<lb/>
QuarterS oder Brustwandungen geschützt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1660"> In den dreißiger Jahren versuchten die Amerikaner das neue System<lb/>
auch auf Dreidecker anzuwenden und legten Hand an den Bau des &#x201E;Penn¬<lb/>
sylvania«". Man wollte in demselben ein Fahrzeug von nicht weniger als<lb/>
136 Geschützen herstellen, allein wenn auch das Schiff fertig geworden ist,<lb/>
wurde es doch nie armirt und man muß den gemachten Versuch einstweilen<lb/>
als mißlungen ansehen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1661" next="#ID_1662"> Es wurde erwähnt, daß die Amerikaner zuerst, im Unterdeck der Fre¬<lb/>
gatten, die 32pfündige Langkanone eingeführt hätten. Dieser Umstand ist<lb/>
wichtig, weil er den Anfang einer anderen sehr bedeutungsvollen Umwand¬<lb/>
lung, welche noch heute ununterbrochen fortdauert, die der Seeartillerie<lb/>
bezeichnet. Im letzten Jahrhundert hielt man in den meisten Mariner an<lb/>
dem logischen Grundsatze fest, daß zwischen den verschiedenen SchiffS-<lb/>
classen, in Proportion ihrer Größe, auch eine Verschiedenheit im<lb/>
Kaliber ihrer Bewaffnung stattfinden müsse. ES gründete sich diese<lb/>
Annahme darauf, daß ein Fahrzeug von geringerer Länge und Breite und<lb/>
kleinerem Tiefgange zu seiner Construction weniger starker Hölzer bedürfe;<lb/>
daß, dem entsprechend, seine Decksbalken eine geringere Dimension haben<lb/>
könnten und daß, eben darum, auch die Belastung derselben eine weniger<lb/>
schwere sein müsse. Die kleineren Fregatten waren, diesem Princip ent¬<lb/>
sprechend, nur mit Zwölfpfündern bewaffnet und die größeren nicht mit schwe¬<lb/>
reren Geschütz als Sechszehn- und höchstens Achtzehnpfündern. Den Fahr¬<lb/>
zeugen unter Fregattenrang gab man Neunpfünder, den noch kleineren Acht-<lb/>
pfünder und man ging bei den Schaluppen, den Schvonern und Küstern bis<lb/>
auf Vierpfünder und Dreipfünder zurück. Desgleichen, wurde es Regel, daß<lb/>
man, bei größeren Kriegsschiffen, stets in der unteren Batterie das respective<lb/>
schwerste Geschütz aufstellen müsse, daß bereits die zweite Batterie von schwache-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0486] ren Deck 26 Kanonen führt, sie auf Deck nur etwa 16 besitzt, mithin alles in allem 42. Die neuen amerikanischen hatten aber die untere Batterie mit 30 Geschützen armirt, und den Oberlauf oder das offene Deck mit ebensoviel oder zweien mehr, waS in Summa 60—62 ausmacht. Dazu kam, daß die Bewaffnung des Unterdecks aus 32pfündiger Langkanonen bestand, und die des offenen Decks aus Karronaden von mindestens demselben Kaliber. Nicht anders als mit den Fregatten verhielt es sich mit den große» ame¬ rikanischen Zweideckern. Während man vordem im unteren Deck von Schiffen dieser Classe nur 28 Kanonen auszustellen pflegte, im oberen Deck aber 30 und auf Deck 16, waS in allem 8i Geschütze macht, bauten die Amerikaner ihre Linienschiffe so lang, daß sie im unteren Deck 32, im. oberen 36 und auf Deck 36 Geschütze zu pvstiren im Stande waren, mithin in Summa 102. Es standen von diesen 66 in bedeckter Batterie, und 36 waren nur durch QuarterS oder Brustwandungen geschützt. In den dreißiger Jahren versuchten die Amerikaner das neue System auch auf Dreidecker anzuwenden und legten Hand an den Bau des „Penn¬ sylvania«". Man wollte in demselben ein Fahrzeug von nicht weniger als 136 Geschützen herstellen, allein wenn auch das Schiff fertig geworden ist, wurde es doch nie armirt und man muß den gemachten Versuch einstweilen als mißlungen ansehen. Es wurde erwähnt, daß die Amerikaner zuerst, im Unterdeck der Fre¬ gatten, die 32pfündige Langkanone eingeführt hätten. Dieser Umstand ist wichtig, weil er den Anfang einer anderen sehr bedeutungsvollen Umwand¬ lung, welche noch heute ununterbrochen fortdauert, die der Seeartillerie bezeichnet. Im letzten Jahrhundert hielt man in den meisten Mariner an dem logischen Grundsatze fest, daß zwischen den verschiedenen SchiffS- classen, in Proportion ihrer Größe, auch eine Verschiedenheit im Kaliber ihrer Bewaffnung stattfinden müsse. ES gründete sich diese Annahme darauf, daß ein Fahrzeug von geringerer Länge und Breite und kleinerem Tiefgange zu seiner Construction weniger starker Hölzer bedürfe; daß, dem entsprechend, seine Decksbalken eine geringere Dimension haben könnten und daß, eben darum, auch die Belastung derselben eine weniger schwere sein müsse. Die kleineren Fregatten waren, diesem Princip ent¬ sprechend, nur mit Zwölfpfündern bewaffnet und die größeren nicht mit schwe¬ reren Geschütz als Sechszehn- und höchstens Achtzehnpfündern. Den Fahr¬ zeugen unter Fregattenrang gab man Neunpfünder, den noch kleineren Acht- pfünder und man ging bei den Schaluppen, den Schvonern und Küstern bis auf Vierpfünder und Dreipfünder zurück. Desgleichen, wurde es Regel, daß man, bei größeren Kriegsschiffen, stets in der unteren Batterie das respective schwerste Geschütz aufstellen müsse, daß bereits die zweite Batterie von schwache-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/486
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/486>, abgerufen am 23.07.2024.