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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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seine erste Epistel, Se. Pauli Epp., sonderlich die zu den Römern, Gai.,
Ephesern, und Se. Peters erste Epistel, das sind die Bücher, die dir Christum
zeigen und alles lehren, was dir zu wissen noth und selig ist, ob du schon
kein ander Buch noch Lehre nimmermehr sehest noch hörest.

XIV., -ISO: Die Ep. Se. Juda kann niemand leugnen, daß sie ein Aus¬
zug oder Abschrift ist Se. Peters andern Ep.,*) so derselben alle Worte fast
gleich sind. Und führet auch Sprüche und Geschichte, die in der Schrift nir¬
gends stehen, welches auch die alten Väter beweget hat, diese Epistel aus der
Hauptschrift zu werfen. Dazu, so ist der Ap. Judas in griechische Sprache
nicht kommen, sondern in Persenland, als man saget, daß er ja nicht grie¬
chisch geschrieben hat, darum ob ich sie wol preise, so ists doch eine unnöthige
Ep. unter die Hauptbücher zu nehmen, die des Glaubens Grund legen sollen.

XIV, 1L6: Daß die Ep. an die Hebräer nicht Se. Pauli noch einiges
Apostels sei beweiset sich aus v. 2, 3. Damit wird es klar, daß er von
den Aposteln redet, als ein Jünger. Denn Se. Paulus Gai. 1, 1. machtig-
lich bezeuget, er habe sein Evang. von keinem Menschen, sondern von Gott
selbst. Ueber das hat sie einen harten Knoten, daß sie am 6. und 10. c.
straks vermeinet und versaget die Buße den Sündern nach der Taufe; und
am 12. v. 17. spricht: Esau habe Buße gesucht und doch nicht gefunden.
Welches, wie es lautet, scheinet wider alle Evangelia und Epp. zu sein. Und
wiewol man mag eine Glosse daraus machen, so lauten doch die Worte so klar,
daß ich nicht weiß obs genug sei. Mich dünkt eS sei eine Ep. von vielen
Stücken zusammengesetzt, und nicht einerlei ordentlich handele. Wie dem allen,
so ists eine ausbündige, feine Ep.', die vom Priesterthum Christi meisterlich
und gründlich redet -- daß es offenbar ist, sie sei eines trefflichen gelehrten
Mannes, der ein Jünger der Apostel gewesen, viel von ihnen gelernt und
fest im Glauben erfahren und in der Schrift geübet ist. Und ob er wol nicht
den Grund leget des Glaubens, wie er selbst zeuget, e. 6, 17, welches der
Apostel Amt ist, so bauet er doch fein drauf Gold, Silber, Edelsteine, wie
Se. Paulus 1 Cor. 3, 12. sagt. Derhalben uns nicht Hinbern soll, ob viel¬
leicht etwa Holz, Stroh oder Heu mit untermenget werde, sondern
solche feine Lehre mit allen Ehren aufnehmen, ohne daß man sie den aposto¬
lischen Episteln nicht allerdinge gleichen mag. Wer sie aber geschrieben habe,
ist unbewußt, will auch wol unbewußt bleiben noch eine Weile; da lieget
auch nichts an.

XXII, 2077: Viel haben gearbeitet, sich bemühet und darüber geschwitzet,
über der Ep. Se. Jacobi, daß sie dieselbige mit Se. Paulo verglichen. Wie
denn Philipp Melanchthon in der Apologie etwas davon handelt, aber



*) Die Kritik lehrt das Gegentheil, wie in Betreff des Joh. Evang.

seine erste Epistel, Se. Pauli Epp., sonderlich die zu den Römern, Gai.,
Ephesern, und Se. Peters erste Epistel, das sind die Bücher, die dir Christum
zeigen und alles lehren, was dir zu wissen noth und selig ist, ob du schon
kein ander Buch noch Lehre nimmermehr sehest noch hörest.

XIV., -ISO: Die Ep. Se. Juda kann niemand leugnen, daß sie ein Aus¬
zug oder Abschrift ist Se. Peters andern Ep.,*) so derselben alle Worte fast
gleich sind. Und führet auch Sprüche und Geschichte, die in der Schrift nir¬
gends stehen, welches auch die alten Väter beweget hat, diese Epistel aus der
Hauptschrift zu werfen. Dazu, so ist der Ap. Judas in griechische Sprache
nicht kommen, sondern in Persenland, als man saget, daß er ja nicht grie¬
chisch geschrieben hat, darum ob ich sie wol preise, so ists doch eine unnöthige
Ep. unter die Hauptbücher zu nehmen, die des Glaubens Grund legen sollen.

XIV, 1L6: Daß die Ep. an die Hebräer nicht Se. Pauli noch einiges
Apostels sei beweiset sich aus v. 2, 3. Damit wird es klar, daß er von
den Aposteln redet, als ein Jünger. Denn Se. Paulus Gai. 1, 1. machtig-
lich bezeuget, er habe sein Evang. von keinem Menschen, sondern von Gott
selbst. Ueber das hat sie einen harten Knoten, daß sie am 6. und 10. c.
straks vermeinet und versaget die Buße den Sündern nach der Taufe; und
am 12. v. 17. spricht: Esau habe Buße gesucht und doch nicht gefunden.
Welches, wie es lautet, scheinet wider alle Evangelia und Epp. zu sein. Und
wiewol man mag eine Glosse daraus machen, so lauten doch die Worte so klar,
daß ich nicht weiß obs genug sei. Mich dünkt eS sei eine Ep. von vielen
Stücken zusammengesetzt, und nicht einerlei ordentlich handele. Wie dem allen,
so ists eine ausbündige, feine Ep.', die vom Priesterthum Christi meisterlich
und gründlich redet — daß es offenbar ist, sie sei eines trefflichen gelehrten
Mannes, der ein Jünger der Apostel gewesen, viel von ihnen gelernt und
fest im Glauben erfahren und in der Schrift geübet ist. Und ob er wol nicht
den Grund leget des Glaubens, wie er selbst zeuget, e. 6, 17, welches der
Apostel Amt ist, so bauet er doch fein drauf Gold, Silber, Edelsteine, wie
Se. Paulus 1 Cor. 3, 12. sagt. Derhalben uns nicht Hinbern soll, ob viel¬
leicht etwa Holz, Stroh oder Heu mit untermenget werde, sondern
solche feine Lehre mit allen Ehren aufnehmen, ohne daß man sie den aposto¬
lischen Episteln nicht allerdinge gleichen mag. Wer sie aber geschrieben habe,
ist unbewußt, will auch wol unbewußt bleiben noch eine Weile; da lieget
auch nichts an.

XXII, 2077: Viel haben gearbeitet, sich bemühet und darüber geschwitzet,
über der Ep. Se. Jacobi, daß sie dieselbige mit Se. Paulo verglichen. Wie
denn Philipp Melanchthon in der Apologie etwas davon handelt, aber



*) Die Kritik lehrt das Gegentheil, wie in Betreff des Joh. Evang.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/431>, abgerufen am 22.07.2024.