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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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sehr wohl aus, sagte auch, daß er mit dieser Post Euch antworten wollte, also
daß ich keinen Zweifel trage, Gott werde Dich und Deinen Confrater wohl ge¬
legnen, daß ihr nicht werdet zu klagen haben. Gott gebe dir Gesundheit, Geduld
und einen beständigen freudigen Muth, auch Lust und Liebe zu Deiner Handlung
und vorstehenden Arbeit. Im gemeinen Sprichwort sagt man: ora se wbora
und laß Gott rathen. Das thu Du auch und wirf all dein Anliegen auf den
Herrn, er wirds wohl machen. Womit (ich) vor diesmal schließe, da ich vor¬
gestrigen Tages mein siebentes Regierungsjahr zu Ende gebracht und durch
Gottes Gnade und Beistand beschlossen; und thue Dich nebst freundlicher Be¬
grüßung von all Deinen lieben Angehörigen dem sichern Schutz des großen
Gottes getreulich empfehlen und verbleibe jederzeit


Dein wohlaffectionirter nater
Johann Schulte. l.t.

Hamburg, 2Seen Februar! 1681.

Ich habe in meinem Schreiben, wo mir recht ist, vom litem Januari er¬
wähnet, daß der kurzweilige Heinrich Mein uns in der Schiffergesellschafl
eine Rarität und Schüssel mit Fischen, welche in Lissabon gebraten (waren),
hat ausgesetzet. Nun könntest Du etwa auf die Gedanken kommen, mir
dergleichen inkünftig zu verehren, aber daS thu ja nicht, denn einmal
kostet es Mühe und Geld und ich frage nicht groß darnach. Vate.
Deine Frau Mutter läßt Dich apart gar freundlich grüßen und siehet gerne
Mi- euriositv, daß Du hie und da in Deinem Schreiben erwähnest, wie
und in welcher Jahrzeit ihr daselbst lebet und was ihr für Erb- und
Baumfrüchte nach und nach habet. Auch kannst Du mit Wenigem berüh¬
ren, was ihr an Fleisch und Fisch oder Zugemüse für Speise esset. Und
Du sollst ja zusehn, daß Du gesunde Speise und von allem nicht zu viel
issest. ^- Allhie ist zwar die Elbe auf und ziemlich gelindes Wetter, haben
gar gute Eid- und Seefische, allein wir haben gar tiefe und kolbige
Wege und eine nebelichte und dicke Luft, da bei Euch außer Zweifel alles
diese Stunde grün und lustig ist und alles in der Blüte steht!
^ Weil das Brieslohn aus Hispanien und Portugal etwas höher sich be¬
traget, als auf andere Plätze,, so schreibe ich wider meine Gewohnheit
und Manier etwas kleiner und eomprssser. Mache kleine und leichte
Briefe, schreibe aber ziemlich viel darauf und insnaAtrs auch hierin. Vais.

So weit der kluge Bürgermeister Herr Johann Schulte, Licentiatus.
Er erlebte die Freude, daß sein Sohn wohlbehalten aus dem Lande der Mönche
zurückkam und nach vielen Familienverhandlungen mit der Jungfrau seiner
Wahl verbunden wurde. In dem vorstehenden Briefe ist nur bie Orthographie
des Originals und wenige dem Leser nicht leicht verständliche Ausdrücke
modernistrt; der zweite und dritte Absatz desselben aber sind aus einem früheren


sehr wohl aus, sagte auch, daß er mit dieser Post Euch antworten wollte, also
daß ich keinen Zweifel trage, Gott werde Dich und Deinen Confrater wohl ge¬
legnen, daß ihr nicht werdet zu klagen haben. Gott gebe dir Gesundheit, Geduld
und einen beständigen freudigen Muth, auch Lust und Liebe zu Deiner Handlung
und vorstehenden Arbeit. Im gemeinen Sprichwort sagt man: ora se wbora
und laß Gott rathen. Das thu Du auch und wirf all dein Anliegen auf den
Herrn, er wirds wohl machen. Womit (ich) vor diesmal schließe, da ich vor¬
gestrigen Tages mein siebentes Regierungsjahr zu Ende gebracht und durch
Gottes Gnade und Beistand beschlossen; und thue Dich nebst freundlicher Be¬
grüßung von all Deinen lieben Angehörigen dem sichern Schutz des großen
Gottes getreulich empfehlen und verbleibe jederzeit


Dein wohlaffectionirter nater
Johann Schulte. l.t.

Hamburg, 2Seen Februar! 1681.

Ich habe in meinem Schreiben, wo mir recht ist, vom litem Januari er¬
wähnet, daß der kurzweilige Heinrich Mein uns in der Schiffergesellschafl
eine Rarität und Schüssel mit Fischen, welche in Lissabon gebraten (waren),
hat ausgesetzet. Nun könntest Du etwa auf die Gedanken kommen, mir
dergleichen inkünftig zu verehren, aber daS thu ja nicht, denn einmal
kostet es Mühe und Geld und ich frage nicht groß darnach. Vate.
Deine Frau Mutter läßt Dich apart gar freundlich grüßen und siehet gerne
Mi- euriositv, daß Du hie und da in Deinem Schreiben erwähnest, wie
und in welcher Jahrzeit ihr daselbst lebet und was ihr für Erb- und
Baumfrüchte nach und nach habet. Auch kannst Du mit Wenigem berüh¬
ren, was ihr an Fleisch und Fisch oder Zugemüse für Speise esset. Und
Du sollst ja zusehn, daß Du gesunde Speise und von allem nicht zu viel
issest. ^- Allhie ist zwar die Elbe auf und ziemlich gelindes Wetter, haben
gar gute Eid- und Seefische, allein wir haben gar tiefe und kolbige
Wege und eine nebelichte und dicke Luft, da bei Euch außer Zweifel alles
diese Stunde grün und lustig ist und alles in der Blüte steht!
^ Weil das Brieslohn aus Hispanien und Portugal etwas höher sich be¬
traget, als auf andere Plätze,, so schreibe ich wider meine Gewohnheit
und Manier etwas kleiner und eomprssser. Mache kleine und leichte
Briefe, schreibe aber ziemlich viel darauf und insnaAtrs auch hierin. Vais.

So weit der kluge Bürgermeister Herr Johann Schulte, Licentiatus.
Er erlebte die Freude, daß sein Sohn wohlbehalten aus dem Lande der Mönche
zurückkam und nach vielen Familienverhandlungen mit der Jungfrau seiner
Wahl verbunden wurde. In dem vorstehenden Briefe ist nur bie Orthographie
des Originals und wenige dem Leser nicht leicht verständliche Ausdrücke
modernistrt; der zweite und dritte Absatz desselben aber sind aus einem früheren


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[0359] sehr wohl aus, sagte auch, daß er mit dieser Post Euch antworten wollte, also daß ich keinen Zweifel trage, Gott werde Dich und Deinen Confrater wohl ge¬ legnen, daß ihr nicht werdet zu klagen haben. Gott gebe dir Gesundheit, Geduld und einen beständigen freudigen Muth, auch Lust und Liebe zu Deiner Handlung und vorstehenden Arbeit. Im gemeinen Sprichwort sagt man: ora se wbora und laß Gott rathen. Das thu Du auch und wirf all dein Anliegen auf den Herrn, er wirds wohl machen. Womit (ich) vor diesmal schließe, da ich vor¬ gestrigen Tages mein siebentes Regierungsjahr zu Ende gebracht und durch Gottes Gnade und Beistand beschlossen; und thue Dich nebst freundlicher Be¬ grüßung von all Deinen lieben Angehörigen dem sichern Schutz des großen Gottes getreulich empfehlen und verbleibe jederzeit Dein wohlaffectionirter nater Johann Schulte. l.t. Hamburg, 2Seen Februar! 1681. Ich habe in meinem Schreiben, wo mir recht ist, vom litem Januari er¬ wähnet, daß der kurzweilige Heinrich Mein uns in der Schiffergesellschafl eine Rarität und Schüssel mit Fischen, welche in Lissabon gebraten (waren), hat ausgesetzet. Nun könntest Du etwa auf die Gedanken kommen, mir dergleichen inkünftig zu verehren, aber daS thu ja nicht, denn einmal kostet es Mühe und Geld und ich frage nicht groß darnach. Vate. Deine Frau Mutter läßt Dich apart gar freundlich grüßen und siehet gerne Mi- euriositv, daß Du hie und da in Deinem Schreiben erwähnest, wie und in welcher Jahrzeit ihr daselbst lebet und was ihr für Erb- und Baumfrüchte nach und nach habet. Auch kannst Du mit Wenigem berüh¬ ren, was ihr an Fleisch und Fisch oder Zugemüse für Speise esset. Und Du sollst ja zusehn, daß Du gesunde Speise und von allem nicht zu viel issest. ^- Allhie ist zwar die Elbe auf und ziemlich gelindes Wetter, haben gar gute Eid- und Seefische, allein wir haben gar tiefe und kolbige Wege und eine nebelichte und dicke Luft, da bei Euch außer Zweifel alles diese Stunde grün und lustig ist und alles in der Blüte steht! ^ Weil das Brieslohn aus Hispanien und Portugal etwas höher sich be¬ traget, als auf andere Plätze,, so schreibe ich wider meine Gewohnheit und Manier etwas kleiner und eomprssser. Mache kleine und leichte Briefe, schreibe aber ziemlich viel darauf und insnaAtrs auch hierin. Vais. So weit der kluge Bürgermeister Herr Johann Schulte, Licentiatus. Er erlebte die Freude, daß sein Sohn wohlbehalten aus dem Lande der Mönche zurückkam und nach vielen Familienverhandlungen mit der Jungfrau seiner Wahl verbunden wurde. In dem vorstehenden Briefe ist nur bie Orthographie des Originals und wenige dem Leser nicht leicht verständliche Ausdrücke modernistrt; der zweite und dritte Absatz desselben aber sind aus einem früheren

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/359>, abgerufen am 23.07.2024.