Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.langen Sie von unsern Staatsmännern? das Interesse, das wir an der Aufhebung langen Sie von unsern Staatsmännern? das Interesse, das wir an der Aufhebung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0247" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/102842"/> <p xml:id="ID_817" prev="#ID_816" next="#ID_818"> langen Sie von unsern Staatsmännern? das Interesse, das wir an der Aufhebung<lb/> des Sundzolles haben, ist nicht so groß, daß wir uns seinetwegen in unabsehbare<lb/> Verwicklung stürzen dürsten, wir haben gethan, was wir konnten und mehr als<lb/> irgend einer der Staaten, die so heftig über den Sundzoll klagen; hätten wir nur<lb/> bei einer Macht Unterstützung gefunden, so hätten wir nach Ablauf des Vertrags<lb/> unsre Handelsschiffe durch Kriegsdampser convoyirt und Dänemarks Feindseligkeiten<lb/> erwartet, vielleicht hätten wir dies auch alleinstehend, wie wir waren, gethan; aber<lb/> übersehen Sie nicht, daß grade in der Zeit, als der Vertrag zu Ende ging, unsre<lb/> MißHelligkeiten mit England über die Recrutirungen einen sehr bedenklichen Charakter<lb/> angenommen hatten, wir konnten nicht im Voraus hoffen, so gut aus der Sache<lb/> zu kommen, wie es durch Lord John Russells Hilfe hernach möglich ward, und selbst<lb/> wenn es nicht zum Kriege mit England gekommen wäre, sondern nur die diplo¬<lb/> matischen Verbindungen ganz abgebrochen wären und dies gespannte Verhältniß<lb/> gedauert hätte, so war es für uns sehr bedenklich, es aus Feindseligkeiten mit<lb/> Dänemark ankommen zu lassen." Ich muß diesen Bemerkungen Gerechtigkeit wider¬<lb/> fahren lassen; von den Großmächten sind Frankreich und Oestreich nur unerheblich<lb/> beim Sundzoll interessirt, England nahm Partei, wenn nicht für Dänemark, doch<lb/> gegen die Vereinigten Staaten, weil der Bundesstaat sein Rival ist, Rußland war<lb/> während der Agitation gegen den Sundzoll blokirt und vom Kriege in Anspruch<lb/> genommen, es sprach sich nichtsdestoweniger gegen das Interesse seiner Kaufleute<lb/> für Fortbestand des Zolles aus, weil ihm der ungeschwächte Fortbestand Dänemarks<lb/> wichtiger scheint. Preußen hatte volle Freiheit und allen Beruf, sich Amerika anzu¬<lb/> schließen, aber seine Lenker zogen vor, in den Wegen Hardenbergs zu bleiben, der<lb/> auf dem wiener Kongresse den Sundzoll hätte beseitigen können und es nicht<lb/> that. Wenn nun Amerika den Zoll nicht beseitigt, so wird man seinen Staats¬<lb/> männern die Anerkennung von deutscher Seite nicht versagen können, daß ihr<lb/> Vorgehen die Sache in Fluß gebracht hat, unter dem Druck der amerikanischen<lb/> Noten berief Dänemark, um so viel als möglich zu retten, die Sundzollcvnsercnzcn<lb/> und als die Vereinigten Staaten ihre Maßregeln Wirten, waren die Berathungen<lb/> über die Ablösung des Zolles zu weit gediehen, als daß der Statusquo hätte<lb/> wiederhergestellt werden können. Und das läßt sich nicht verkennen, das Auf¬<lb/> hören des Suudzollcs ist auch, wenn er abgelöst wird, ein schwerer Verlust für<lb/> Dänemark, das Geld kann ein unglücklicher Krieg aufzehren, die regelmäßige Ein¬<lb/> nahme des Zolles, die mit dem Wachsen des Verkehres stieg, ist verschwunden. Bei<lb/> den Verhandlungen über die Ablösung war die Stellung zweier Staaten besonders<lb/> wichtig, Englands und Preußens. An erstres schloß sich Frankreich an, an letztres<lb/> Oestreich, von den beiden Mächten übernahm wieder England die Führung, Preußen<lb/> folgte wesentlich und drängte England nur zum Vorgehen. Die Thatsache, daß der<lb/> Sundzoll abgelöst weiden solle, war entschieden, als England die von Dänemark<lb/> geforderte Summe 10,-126,183 Btthl. bewilligte und Dänemark seinerseits die von<lb/> England gestellte Bedingung der Herabsetzung der dänischen Landtransitzölle ange¬<lb/> nommen hatte. Diese letzte Bedingung rief im Schoß des dänischen Cabinets<lb/> heftige Debatten hervor, namentlich der Finanzminister und jetzige Conseilpräsident<lb/> Andre war heftig dagegen. Preußen schloß sich nach kurzer Frist Englands</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0247]
langen Sie von unsern Staatsmännern? das Interesse, das wir an der Aufhebung
des Sundzolles haben, ist nicht so groß, daß wir uns seinetwegen in unabsehbare
Verwicklung stürzen dürsten, wir haben gethan, was wir konnten und mehr als
irgend einer der Staaten, die so heftig über den Sundzoll klagen; hätten wir nur
bei einer Macht Unterstützung gefunden, so hätten wir nach Ablauf des Vertrags
unsre Handelsschiffe durch Kriegsdampser convoyirt und Dänemarks Feindseligkeiten
erwartet, vielleicht hätten wir dies auch alleinstehend, wie wir waren, gethan; aber
übersehen Sie nicht, daß grade in der Zeit, als der Vertrag zu Ende ging, unsre
MißHelligkeiten mit England über die Recrutirungen einen sehr bedenklichen Charakter
angenommen hatten, wir konnten nicht im Voraus hoffen, so gut aus der Sache
zu kommen, wie es durch Lord John Russells Hilfe hernach möglich ward, und selbst
wenn es nicht zum Kriege mit England gekommen wäre, sondern nur die diplo¬
matischen Verbindungen ganz abgebrochen wären und dies gespannte Verhältniß
gedauert hätte, so war es für uns sehr bedenklich, es aus Feindseligkeiten mit
Dänemark ankommen zu lassen." Ich muß diesen Bemerkungen Gerechtigkeit wider¬
fahren lassen; von den Großmächten sind Frankreich und Oestreich nur unerheblich
beim Sundzoll interessirt, England nahm Partei, wenn nicht für Dänemark, doch
gegen die Vereinigten Staaten, weil der Bundesstaat sein Rival ist, Rußland war
während der Agitation gegen den Sundzoll blokirt und vom Kriege in Anspruch
genommen, es sprach sich nichtsdestoweniger gegen das Interesse seiner Kaufleute
für Fortbestand des Zolles aus, weil ihm der ungeschwächte Fortbestand Dänemarks
wichtiger scheint. Preußen hatte volle Freiheit und allen Beruf, sich Amerika anzu¬
schließen, aber seine Lenker zogen vor, in den Wegen Hardenbergs zu bleiben, der
auf dem wiener Kongresse den Sundzoll hätte beseitigen können und es nicht
that. Wenn nun Amerika den Zoll nicht beseitigt, so wird man seinen Staats¬
männern die Anerkennung von deutscher Seite nicht versagen können, daß ihr
Vorgehen die Sache in Fluß gebracht hat, unter dem Druck der amerikanischen
Noten berief Dänemark, um so viel als möglich zu retten, die Sundzollcvnsercnzcn
und als die Vereinigten Staaten ihre Maßregeln Wirten, waren die Berathungen
über die Ablösung des Zolles zu weit gediehen, als daß der Statusquo hätte
wiederhergestellt werden können. Und das läßt sich nicht verkennen, das Auf¬
hören des Suudzollcs ist auch, wenn er abgelöst wird, ein schwerer Verlust für
Dänemark, das Geld kann ein unglücklicher Krieg aufzehren, die regelmäßige Ein¬
nahme des Zolles, die mit dem Wachsen des Verkehres stieg, ist verschwunden. Bei
den Verhandlungen über die Ablösung war die Stellung zweier Staaten besonders
wichtig, Englands und Preußens. An erstres schloß sich Frankreich an, an letztres
Oestreich, von den beiden Mächten übernahm wieder England die Führung, Preußen
folgte wesentlich und drängte England nur zum Vorgehen. Die Thatsache, daß der
Sundzoll abgelöst weiden solle, war entschieden, als England die von Dänemark
geforderte Summe 10,-126,183 Btthl. bewilligte und Dänemark seinerseits die von
England gestellte Bedingung der Herabsetzung der dänischen Landtransitzölle ange¬
nommen hatte. Diese letzte Bedingung rief im Schoß des dänischen Cabinets
heftige Debatten hervor, namentlich der Finanzminister und jetzige Conseilpräsident
Andre war heftig dagegen. Preußen schloß sich nach kurzer Frist Englands
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