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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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wurden, welche entschieden für Einführung der Sklaverei sind, daß die Frei-
bodcnmänner diesen Behörden eine andere Negierung entgegenstellten, daß man van
beiden Seiten rüstete und wiederholt zu Gewaltthaten schritt, und daß der
Präsident Pierce, schwach, kleinmüthig, befangen, von den Sklavenhaltern
eingeschüchtert, als man an die Centralregieruug appellirte, sich auf die Seite
der Missouner stellte und den ungesetzlichen Acten derselben seine Zustimmung, den
gegen das Recht der Majorität eingesetzten Behörden seine Anerkennung er¬
theilte und die Befehlshaber der Armee anwies, den Widerstand der FreesoilerS
zu unterdrücken.

Letztere waren besonders stark in den westlichen und nordwestlichen Strichen
des Territoriums. Ihre Centralpunkte waren die Ansiedlungen an der Nebraö-
kastraße, Leavenworth, Lawrence, Ossawatomi, Topeka und andere. DieScla-
venhalterpartei dagegen hatte zu Stützpunkten die am Missouri gelegenen Ort¬
schaften Kikapvo, Doniphan und Atchinsvn, so wie die Städtchen Lecompton
und Tecumseh. Alle diese Ortschaften hat man sich sehr klein zu denken. Die
meisten bestehen aus wenigen Holzhäusern oder Blockhütten, dei denen eine oder
mehre Kirchen und Wirthshäuser, vor allem aber Zeitungsdruckereien nicht
fehlen dürfen. Wenn wir daher von Niedcrbrennung eines solche" Oertcheus
hören, so ist der Schade eben nicht zu groß, und vielleicht schon die nächste Post wird
melden, daß es wieder aufgestanden ist aus seiner Asche. Lawrence, welches
dieses Schicksal zuletzt erlitt, liegt ungefähr acht deutsche Meilen von Westport
an der Grenze von Missouri. Ossawatomi, so wenig wie jenes auf einer
Karte von 1833 zu finden, ist sechs Meilen südlich von Lawrence zu suchen.
Es hatte ebenfalls viel von den Einfällen der Border-Nuffians zu leiden.
Zwischen Lawrence und andern Frcesoiler-orten am Kansaöflusse, von denen
Topeka der größte ist, liegen Lecompton und Tecumseh, ersteres ZV- Meilen
westlich von Lawrence, letzteres ebensoweit östlich von Top'eka. Lecompton ist
der Sitz der gegenwärtigen, nach der Ansicht der Freibodenmänner und des
gesammten Nordens ungesetzlichen Regierung, deren bisheriges Haupt, Gouver¬
neur Woodsou nach Kräften das Treiben der Missourier förderte.

Die Maßregeln des Präsidenten zur Unterdrückung des Bürgerkriegs, der
allerdings nur in kleinen Verhältnissen, aber mit großer Erbitterung geführt
wird, haben bis Ende August noch keinen Erfolg gehabt. Von Iowa aus
kamen den Freibodenmännern unter General Lane von Ohio beträchtliche Ver¬
stärkungen zu. Dagegen organisirte Woodson die Miliz des Territoriums (die
in der Wirklichkeit größtentheils aus Pöbelhaufen von Missouri besteht) in drei
Haufen. Einer sollte die NebraSkastraße besetzen, um neuen Zuzug aus dem
Norden abzuhalten. Einen andern sammelte der Gouverneur in Lecompton.
Der dritte erhielt als Sammelplatz Palmyra, vier Meilen von Lawrence ent¬
fernt, angewiesen. Während diese Corps Lawrence, den Hauptsitz der Free-


wurden, welche entschieden für Einführung der Sklaverei sind, daß die Frei-
bodcnmänner diesen Behörden eine andere Negierung entgegenstellten, daß man van
beiden Seiten rüstete und wiederholt zu Gewaltthaten schritt, und daß der
Präsident Pierce, schwach, kleinmüthig, befangen, von den Sklavenhaltern
eingeschüchtert, als man an die Centralregieruug appellirte, sich auf die Seite
der Missouner stellte und den ungesetzlichen Acten derselben seine Zustimmung, den
gegen das Recht der Majorität eingesetzten Behörden seine Anerkennung er¬
theilte und die Befehlshaber der Armee anwies, den Widerstand der FreesoilerS
zu unterdrücken.

Letztere waren besonders stark in den westlichen und nordwestlichen Strichen
des Territoriums. Ihre Centralpunkte waren die Ansiedlungen an der Nebraö-
kastraße, Leavenworth, Lawrence, Ossawatomi, Topeka und andere. DieScla-
venhalterpartei dagegen hatte zu Stützpunkten die am Missouri gelegenen Ort¬
schaften Kikapvo, Doniphan und Atchinsvn, so wie die Städtchen Lecompton
und Tecumseh. Alle diese Ortschaften hat man sich sehr klein zu denken. Die
meisten bestehen aus wenigen Holzhäusern oder Blockhütten, dei denen eine oder
mehre Kirchen und Wirthshäuser, vor allem aber Zeitungsdruckereien nicht
fehlen dürfen. Wenn wir daher von Niedcrbrennung eines solche» Oertcheus
hören, so ist der Schade eben nicht zu groß, und vielleicht schon die nächste Post wird
melden, daß es wieder aufgestanden ist aus seiner Asche. Lawrence, welches
dieses Schicksal zuletzt erlitt, liegt ungefähr acht deutsche Meilen von Westport
an der Grenze von Missouri. Ossawatomi, so wenig wie jenes auf einer
Karte von 1833 zu finden, ist sechs Meilen südlich von Lawrence zu suchen.
Es hatte ebenfalls viel von den Einfällen der Border-Nuffians zu leiden.
Zwischen Lawrence und andern Frcesoiler-orten am Kansaöflusse, von denen
Topeka der größte ist, liegen Lecompton und Tecumseh, ersteres ZV- Meilen
westlich von Lawrence, letzteres ebensoweit östlich von Top'eka. Lecompton ist
der Sitz der gegenwärtigen, nach der Ansicht der Freibodenmänner und des
gesammten Nordens ungesetzlichen Regierung, deren bisheriges Haupt, Gouver¬
neur Woodsou nach Kräften das Treiben der Missourier förderte.

Die Maßregeln des Präsidenten zur Unterdrückung des Bürgerkriegs, der
allerdings nur in kleinen Verhältnissen, aber mit großer Erbitterung geführt
wird, haben bis Ende August noch keinen Erfolg gehabt. Von Iowa aus
kamen den Freibodenmännern unter General Lane von Ohio beträchtliche Ver¬
stärkungen zu. Dagegen organisirte Woodson die Miliz des Territoriums (die
in der Wirklichkeit größtentheils aus Pöbelhaufen von Missouri besteht) in drei
Haufen. Einer sollte die NebraSkastraße besetzen, um neuen Zuzug aus dem
Norden abzuhalten. Einen andern sammelte der Gouverneur in Lecompton.
Der dritte erhielt als Sammelplatz Palmyra, vier Meilen von Lawrence ent¬
fernt, angewiesen. Während diese Corps Lawrence, den Hauptsitz der Free-


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[0149] wurden, welche entschieden für Einführung der Sklaverei sind, daß die Frei- bodcnmänner diesen Behörden eine andere Negierung entgegenstellten, daß man van beiden Seiten rüstete und wiederholt zu Gewaltthaten schritt, und daß der Präsident Pierce, schwach, kleinmüthig, befangen, von den Sklavenhaltern eingeschüchtert, als man an die Centralregieruug appellirte, sich auf die Seite der Missouner stellte und den ungesetzlichen Acten derselben seine Zustimmung, den gegen das Recht der Majorität eingesetzten Behörden seine Anerkennung er¬ theilte und die Befehlshaber der Armee anwies, den Widerstand der FreesoilerS zu unterdrücken. Letztere waren besonders stark in den westlichen und nordwestlichen Strichen des Territoriums. Ihre Centralpunkte waren die Ansiedlungen an der Nebraö- kastraße, Leavenworth, Lawrence, Ossawatomi, Topeka und andere. DieScla- venhalterpartei dagegen hatte zu Stützpunkten die am Missouri gelegenen Ort¬ schaften Kikapvo, Doniphan und Atchinsvn, so wie die Städtchen Lecompton und Tecumseh. Alle diese Ortschaften hat man sich sehr klein zu denken. Die meisten bestehen aus wenigen Holzhäusern oder Blockhütten, dei denen eine oder mehre Kirchen und Wirthshäuser, vor allem aber Zeitungsdruckereien nicht fehlen dürfen. Wenn wir daher von Niedcrbrennung eines solche» Oertcheus hören, so ist der Schade eben nicht zu groß, und vielleicht schon die nächste Post wird melden, daß es wieder aufgestanden ist aus seiner Asche. Lawrence, welches dieses Schicksal zuletzt erlitt, liegt ungefähr acht deutsche Meilen von Westport an der Grenze von Missouri. Ossawatomi, so wenig wie jenes auf einer Karte von 1833 zu finden, ist sechs Meilen südlich von Lawrence zu suchen. Es hatte ebenfalls viel von den Einfällen der Border-Nuffians zu leiden. Zwischen Lawrence und andern Frcesoiler-orten am Kansaöflusse, von denen Topeka der größte ist, liegen Lecompton und Tecumseh, ersteres ZV- Meilen westlich von Lawrence, letzteres ebensoweit östlich von Top'eka. Lecompton ist der Sitz der gegenwärtigen, nach der Ansicht der Freibodenmänner und des gesammten Nordens ungesetzlichen Regierung, deren bisheriges Haupt, Gouver¬ neur Woodsou nach Kräften das Treiben der Missourier förderte. Die Maßregeln des Präsidenten zur Unterdrückung des Bürgerkriegs, der allerdings nur in kleinen Verhältnissen, aber mit großer Erbitterung geführt wird, haben bis Ende August noch keinen Erfolg gehabt. Von Iowa aus kamen den Freibodenmännern unter General Lane von Ohio beträchtliche Ver¬ stärkungen zu. Dagegen organisirte Woodson die Miliz des Territoriums (die in der Wirklichkeit größtentheils aus Pöbelhaufen von Missouri besteht) in drei Haufen. Einer sollte die NebraSkastraße besetzen, um neuen Zuzug aus dem Norden abzuhalten. Einen andern sammelte der Gouverneur in Lecompton. Der dritte erhielt als Sammelplatz Palmyra, vier Meilen von Lawrence ent¬ fernt, angewiesen. Während diese Corps Lawrence, den Hauptsitz der Free-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/149>, abgerufen am 23.07.2024.