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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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von Herzog Friedrich und sprach Kesseln um ein Gericht Fische an, wir wollten
zu Perschdorf frühstücken. Darauf befahl Herzog Friedrich sogleich, man sollte
mir geben, was ich haben wollte.

Wie ich nun zu meinem Herrn mit solcher Antwort komme, sind mein
Herr übel zufrieden, und machen allerlei Anschläge und wollen die Fische mit
Gewalt nehmen. Indeß bekommen sie Kundschaft, daß Herzog Friedrich den
nächsten Tag wieder fischen und wieder eine Guardia bei sich haben würde.
Da sagte mein Herr zu mir: "Hans, wir müssen einen Spaß angeben, mache
Rechnung, wie viel wir zu Rosse ausbringen können. Wir wollen hinunter
und Herzog Friedrich beim Arnsdorser Teiche ein wenig erschrecken." Ich wollte
aber nicht beistimmen und verwarf solchen Anschlag Sr. Fürstlichen Gnaden
gänzlich, denn die Herzen würden dadurch sehr gegeneinander erbittert werden.
So hätte auch Herzog Friedrich polnisch Gesinde vom Adel bei sich und sie
wären stark. -- Fürstliche Gnaden aber wollten es nicht aufgeben, sondern ver¬
sprachen mir, keinem Menschen ein böses Wort zu geben, ich würde aber wol
sehen, wie er Herzog Friedrich und die Seinigen jagen würde. Darauf machte
ich Rechnung, daß wir mit neunzehn Rossen, drei Trompetern, sechs Haken¬
schützen und zwei Lakaien herunterreiten könnten,' mit solcher Anzahl waren
Herzog Heinrich zufrieden und befahlen mir noch einen Wagen mit Fischfässern
mitzunehmen, Herzog Friedrich werde ja nicht so grob sein, und werde ihm doch
etliche Fische verehren. Am.Morgen früh zogen Fürstliche Gnaden vom Berge
nach. Perschdorf. Dort erhielten sie Kundschaft, daß Herzog Friedrich in einem
Kähnchen auf dem Teich fahre. Darauf sagten Fürstliche Gnaden zu mir: "Hans,
jetzt ist es Zeit, rücke vor." Nun hatte Herzog Friedrich an des Dammes
Ende eine Schildwache gestellt, sobald sie etwas merkte, sollte ein Schuß die
Lojung sein. Sobald dieser Schuß von dem Herzog Friedrichischen Mann er¬
geht, lasse ich einen Trompeter blasen, und dann einen um den andern, und
hernach alle drei zusammen. Da hat sich, wie mir später berichtet worden,
ein großer Tumult erhoben und Herzog Friedrich und ein jeder Diener haben
nach ihrer Rüstung geschrien. Und dem "Herzog Friedrich im Teiche war so
bange worden, daß man ihn kaum ohne Ohnmacht hat herausbringen können.
Zuletzt war er aus dem Kähnlein gesprungen und im Schlamme gewatet, so
war er außer Athem gekommen. -- Wie die Hakenschützen, die Herzog Friedrich
bei sich haben, die Trompeter hören, so verlaufen sie sich in die Sträucher
auf den Wiesen; und wie er nach den Schützen schreien läßt, ist keiner da.
Da schoß dem Herzog Friedrich das Blatt, sie fallen auf ihre Klepper und
jagen mit fünf Dienern schneller als Trab nach Liegnitz zu. Sobald die andern
sehen, daß ihr Herr davon reitet, folgen die alle dem Modell nach, nur neun
Rosse blieben beim Halter halten, darunter Leuthold von der Saale, Balthasar
Nostitz und ein Muschelwitz. Als nun Fürstliche Gnaden ihnen nahe kommen,


Grenzboten. IV. 1866. Is

von Herzog Friedrich und sprach Kesseln um ein Gericht Fische an, wir wollten
zu Perschdorf frühstücken. Darauf befahl Herzog Friedrich sogleich, man sollte
mir geben, was ich haben wollte.

Wie ich nun zu meinem Herrn mit solcher Antwort komme, sind mein
Herr übel zufrieden, und machen allerlei Anschläge und wollen die Fische mit
Gewalt nehmen. Indeß bekommen sie Kundschaft, daß Herzog Friedrich den
nächsten Tag wieder fischen und wieder eine Guardia bei sich haben würde.
Da sagte mein Herr zu mir: „Hans, wir müssen einen Spaß angeben, mache
Rechnung, wie viel wir zu Rosse ausbringen können. Wir wollen hinunter
und Herzog Friedrich beim Arnsdorser Teiche ein wenig erschrecken." Ich wollte
aber nicht beistimmen und verwarf solchen Anschlag Sr. Fürstlichen Gnaden
gänzlich, denn die Herzen würden dadurch sehr gegeneinander erbittert werden.
So hätte auch Herzog Friedrich polnisch Gesinde vom Adel bei sich und sie
wären stark. — Fürstliche Gnaden aber wollten es nicht aufgeben, sondern ver¬
sprachen mir, keinem Menschen ein böses Wort zu geben, ich würde aber wol
sehen, wie er Herzog Friedrich und die Seinigen jagen würde. Darauf machte
ich Rechnung, daß wir mit neunzehn Rossen, drei Trompetern, sechs Haken¬
schützen und zwei Lakaien herunterreiten könnten,' mit solcher Anzahl waren
Herzog Heinrich zufrieden und befahlen mir noch einen Wagen mit Fischfässern
mitzunehmen, Herzog Friedrich werde ja nicht so grob sein, und werde ihm doch
etliche Fische verehren. Am.Morgen früh zogen Fürstliche Gnaden vom Berge
nach. Perschdorf. Dort erhielten sie Kundschaft, daß Herzog Friedrich in einem
Kähnchen auf dem Teich fahre. Darauf sagten Fürstliche Gnaden zu mir: „Hans,
jetzt ist es Zeit, rücke vor." Nun hatte Herzog Friedrich an des Dammes
Ende eine Schildwache gestellt, sobald sie etwas merkte, sollte ein Schuß die
Lojung sein. Sobald dieser Schuß von dem Herzog Friedrichischen Mann er¬
geht, lasse ich einen Trompeter blasen, und dann einen um den andern, und
hernach alle drei zusammen. Da hat sich, wie mir später berichtet worden,
ein großer Tumult erhoben und Herzog Friedrich und ein jeder Diener haben
nach ihrer Rüstung geschrien. Und dem "Herzog Friedrich im Teiche war so
bange worden, daß man ihn kaum ohne Ohnmacht hat herausbringen können.
Zuletzt war er aus dem Kähnlein gesprungen und im Schlamme gewatet, so
war er außer Athem gekommen. — Wie die Hakenschützen, die Herzog Friedrich
bei sich haben, die Trompeter hören, so verlaufen sie sich in die Sträucher
auf den Wiesen; und wie er nach den Schützen schreien läßt, ist keiner da.
Da schoß dem Herzog Friedrich das Blatt, sie fallen auf ihre Klepper und
jagen mit fünf Dienern schneller als Trab nach Liegnitz zu. Sobald die andern
sehen, daß ihr Herr davon reitet, folgen die alle dem Modell nach, nur neun
Rosse blieben beim Halter halten, darunter Leuthold von der Saale, Balthasar
Nostitz und ein Muschelwitz. Als nun Fürstliche Gnaden ihnen nahe kommen,


Grenzboten. IV. 1866. Is
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/121>, abgerufen am 23.07.2024.