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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

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S Minuten, der auf der Venus 23 Stunden 21 Minuten, der auf dem
Mars 24 Stunden 7 Minuten -- und auch in andern Punkten ist die Ähn¬
lichkeit sehr auffallend. Continente und Oceane und grüne Savannen sind
auf dem Mars beobachtet worden und man hat den Schnee seiner Polargegen¬
den vor der Hitze des Sommers hinwegschwinden sehen. Auf der Venus und
dem Merkur erheben sich Gebirgsketten von großer Höhe, und strahlten ihre
Scheiben nicht so hell, umhüllten sie nicht so dichte Wolken, würde das Fern¬
rohr uns noch genauere Details auf ihrer Oberfläche erschlossen haben. Die
Planeten dieser innern Gruppe sind mit Atmosphären wie unsre Erde umgeben.
Wir sehen förmlich die Wolken über dem Mars hinschweben, und es erscheint
Land und Wasser auf seiner Scheibe. Venus und Merkur sind mit demselben
zum Leben nothwendigen Medium umhüllt, und auf der Venus haben die
Astronomen sogar die Morgen- und Abenddämmerung beobachtet. Diese At¬
mosphären sind zweifelsohne die Mittel, die große Hitze, welche Venus und
Merkur von der Sonne empfangen, zu mäßigen, und demselben Zweck mag
ein Mangel an jener innern Hitze, welche in der Erde eristirt, entsprechen.
Das intensive Licht, welches Venus und Merkur von der Sonne erhalten,
kann als Einwurf gegen die Möglichkeit von Geschöpfen' gleich uns auf
diesen Planeten angeführt werden. Dieser Einwurf aber wird sogleich zurück¬
gewiesen durch die Annahme, daß dieses intensive Licht entweder durch eine
sehr kleine Pupille oder durch eine verminderte Empfindlichkeit der Retina
oder durch beides zugleich auf daS rechte Maß zurückgeführt sein kann.

Das sind die zahlreichen Analogien, welche zwischen unsrer Erde und
Mars, Venus und Merkur eristiren. Sie machen es im höchsten Grade wahr¬
scheinlich, um nicht zu sagen gewiß, daß diese drei Planeten, die sich mit der
Erde zunächst um die Sonne drehen, von dem allmächtigen Schöpfer und
Regierer des Alls für Geschlechter eingerichtet sind, welche denen, womit die Erde
bevölkert ist, sehr ähnlich, wo nicht absolut dieselben sind.

In derselben, nie um Stützen der vorgefaßten Meinung verlegenen, für
jeden Einwurf des Verstandes mit Phantasien gerüsteten Weise behandelt der
Verfasser im nächsten Capitel die Bewohnbarkeit der Sonne. Dann werden
die Kometen abgehandelt. Auch sie müssen dem Vorurtheile sich anbequemen,
wenn auch nicht in dem Grade, wie die übrigen Himmelskörper.

"Nach den Ansichten Newtons, spricht der Verfasser, ist es die Bestimmung
der Kometen, die von den Planeten durchlaufenen Räume mit Feuchtigkeit an¬
zufüllen und uns diese Weise jedem Planeten, gleichviel ob erster oder zweiter Classe,
die Feuchtigtigkeit zuzuführen, welche ihm durch Vegetation, Verfaulungsprocesse
und andere Ursachen entzogen worden sind. Wenn die Planeten nicht von Men¬
schen und Thieren bewohnt wären, so würde diese Versorgung mit Feuchtigkeit
nicht nöthig sein und es würde eine seltsame Annahme sein, daß diese Hun-


Grenzbotcn. I. 1866. ig

S Minuten, der auf der Venus 23 Stunden 21 Minuten, der auf dem
Mars 24 Stunden 7 Minuten — und auch in andern Punkten ist die Ähn¬
lichkeit sehr auffallend. Continente und Oceane und grüne Savannen sind
auf dem Mars beobachtet worden und man hat den Schnee seiner Polargegen¬
den vor der Hitze des Sommers hinwegschwinden sehen. Auf der Venus und
dem Merkur erheben sich Gebirgsketten von großer Höhe, und strahlten ihre
Scheiben nicht so hell, umhüllten sie nicht so dichte Wolken, würde das Fern¬
rohr uns noch genauere Details auf ihrer Oberfläche erschlossen haben. Die
Planeten dieser innern Gruppe sind mit Atmosphären wie unsre Erde umgeben.
Wir sehen förmlich die Wolken über dem Mars hinschweben, und es erscheint
Land und Wasser auf seiner Scheibe. Venus und Merkur sind mit demselben
zum Leben nothwendigen Medium umhüllt, und auf der Venus haben die
Astronomen sogar die Morgen- und Abenddämmerung beobachtet. Diese At¬
mosphären sind zweifelsohne die Mittel, die große Hitze, welche Venus und
Merkur von der Sonne empfangen, zu mäßigen, und demselben Zweck mag
ein Mangel an jener innern Hitze, welche in der Erde eristirt, entsprechen.
Das intensive Licht, welches Venus und Merkur von der Sonne erhalten,
kann als Einwurf gegen die Möglichkeit von Geschöpfen' gleich uns auf
diesen Planeten angeführt werden. Dieser Einwurf aber wird sogleich zurück¬
gewiesen durch die Annahme, daß dieses intensive Licht entweder durch eine
sehr kleine Pupille oder durch eine verminderte Empfindlichkeit der Retina
oder durch beides zugleich auf daS rechte Maß zurückgeführt sein kann.

Das sind die zahlreichen Analogien, welche zwischen unsrer Erde und
Mars, Venus und Merkur eristiren. Sie machen es im höchsten Grade wahr¬
scheinlich, um nicht zu sagen gewiß, daß diese drei Planeten, die sich mit der
Erde zunächst um die Sonne drehen, von dem allmächtigen Schöpfer und
Regierer des Alls für Geschlechter eingerichtet sind, welche denen, womit die Erde
bevölkert ist, sehr ähnlich, wo nicht absolut dieselben sind.

In derselben, nie um Stützen der vorgefaßten Meinung verlegenen, für
jeden Einwurf des Verstandes mit Phantasien gerüsteten Weise behandelt der
Verfasser im nächsten Capitel die Bewohnbarkeit der Sonne. Dann werden
die Kometen abgehandelt. Auch sie müssen dem Vorurtheile sich anbequemen,
wenn auch nicht in dem Grade, wie die übrigen Himmelskörper.

„Nach den Ansichten Newtons, spricht der Verfasser, ist es die Bestimmung
der Kometen, die von den Planeten durchlaufenen Räume mit Feuchtigkeit an¬
zufüllen und uns diese Weise jedem Planeten, gleichviel ob erster oder zweiter Classe,
die Feuchtigtigkeit zuzuführen, welche ihm durch Vegetation, Verfaulungsprocesse
und andere Ursachen entzogen worden sind. Wenn die Planeten nicht von Men¬
schen und Thieren bewohnt wären, so würde diese Versorgung mit Feuchtigkeit
nicht nöthig sein und es würde eine seltsame Annahme sein, daß diese Hun-


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[0321] S Minuten, der auf der Venus 23 Stunden 21 Minuten, der auf dem Mars 24 Stunden 7 Minuten — und auch in andern Punkten ist die Ähn¬ lichkeit sehr auffallend. Continente und Oceane und grüne Savannen sind auf dem Mars beobachtet worden und man hat den Schnee seiner Polargegen¬ den vor der Hitze des Sommers hinwegschwinden sehen. Auf der Venus und dem Merkur erheben sich Gebirgsketten von großer Höhe, und strahlten ihre Scheiben nicht so hell, umhüllten sie nicht so dichte Wolken, würde das Fern¬ rohr uns noch genauere Details auf ihrer Oberfläche erschlossen haben. Die Planeten dieser innern Gruppe sind mit Atmosphären wie unsre Erde umgeben. Wir sehen förmlich die Wolken über dem Mars hinschweben, und es erscheint Land und Wasser auf seiner Scheibe. Venus und Merkur sind mit demselben zum Leben nothwendigen Medium umhüllt, und auf der Venus haben die Astronomen sogar die Morgen- und Abenddämmerung beobachtet. Diese At¬ mosphären sind zweifelsohne die Mittel, die große Hitze, welche Venus und Merkur von der Sonne empfangen, zu mäßigen, und demselben Zweck mag ein Mangel an jener innern Hitze, welche in der Erde eristirt, entsprechen. Das intensive Licht, welches Venus und Merkur von der Sonne erhalten, kann als Einwurf gegen die Möglichkeit von Geschöpfen' gleich uns auf diesen Planeten angeführt werden. Dieser Einwurf aber wird sogleich zurück¬ gewiesen durch die Annahme, daß dieses intensive Licht entweder durch eine sehr kleine Pupille oder durch eine verminderte Empfindlichkeit der Retina oder durch beides zugleich auf daS rechte Maß zurückgeführt sein kann. Das sind die zahlreichen Analogien, welche zwischen unsrer Erde und Mars, Venus und Merkur eristiren. Sie machen es im höchsten Grade wahr¬ scheinlich, um nicht zu sagen gewiß, daß diese drei Planeten, die sich mit der Erde zunächst um die Sonne drehen, von dem allmächtigen Schöpfer und Regierer des Alls für Geschlechter eingerichtet sind, welche denen, womit die Erde bevölkert ist, sehr ähnlich, wo nicht absolut dieselben sind. In derselben, nie um Stützen der vorgefaßten Meinung verlegenen, für jeden Einwurf des Verstandes mit Phantasien gerüsteten Weise behandelt der Verfasser im nächsten Capitel die Bewohnbarkeit der Sonne. Dann werden die Kometen abgehandelt. Auch sie müssen dem Vorurtheile sich anbequemen, wenn auch nicht in dem Grade, wie die übrigen Himmelskörper. „Nach den Ansichten Newtons, spricht der Verfasser, ist es die Bestimmung der Kometen, die von den Planeten durchlaufenen Räume mit Feuchtigkeit an¬ zufüllen und uns diese Weise jedem Planeten, gleichviel ob erster oder zweiter Classe, die Feuchtigtigkeit zuzuführen, welche ihm durch Vegetation, Verfaulungsprocesse und andere Ursachen entzogen worden sind. Wenn die Planeten nicht von Men¬ schen und Thieren bewohnt wären, so würde diese Versorgung mit Feuchtigkeit nicht nöthig sein und es würde eine seltsame Annahme sein, daß diese Hun- Grenzbotcn. I. 1866. ig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/321>, abgerufen am 23.07.2024.