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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

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hat 103 Batterien mit 618 Geschützen und einigen 16,000 Mann; Frankreich
ungefähr 1200 Geschütze mit einigen 60,000 Mann und 60,000 Pferden, (die
französische Artillerie hat im Allgemeinen stärkeres Kaliber wie die östreichische
und bedarf daher auch mehr Bespannung und Mannschaft). Preußen hat
ungefähr 900 Feldgeschütze mit einigen 30,000 Mann für ihre Bedienung,
außerdem aber noch eine Festungsartillerie; Baiern an 28 Batterien, jede zu
8 Geschützen mit ungefähr 4600 Mann.

Man ersieht aus vorstehenden Angaben, wie verhältnißmäßig stark auch
im k. k. Heere die Artillerie ist und welche Anstrengungen seit dem Jahre
1860 geschehen sind, dieselbe auf solche Höhe zu bringen. Eigenthümlich ist
der k. k. Artillerie, daß dieselbe keine reitende Batterien besitzt, sondern diese
durch die sogenannten Cavaleriebattericn, wo die Mannschaft auf den Wurst¬
wagen fährt, ersetzt wird. Welche Art von Artillerie für den eigentlichen Feld¬
dienst zweckmäßiger ist, kann noch als offene Frage angesehen werden. Der
Vorzug größerer Wohlfeilheit ist übrigens unleugbar auf Seite der sogenannten
Cavalerieartillerie.

Auch das Geniecorps ist seit 1860 vermehrt und wesentlich reformirt
worden; dasselbe umfaßt jetzt außer dem starken Stäbe 36 Feldcompagnien
Genietruppen; die Compagnie auf vollem Kriegsfuß 220 Mann, zusammen
also 7900 Mann, dann 2 Depotbataillone von 6 Compagnien zu 1200
Mann, die gesammte Stärke dieser beiden Regimenter an 10,800. Von diesen
Genietruppen sind ^4 Mineure und ^ Sappeure. Ferner ein Pivnnier-
und Pontonniercorps, was gleichmäßig im Pionnier- und Pontonnierdienst aus¬
gebildet ist. Dasselbe hat 4 Bataillone, das Bataillon aus vollem Kriegsfuß
6 Compagnien, die Compagnie zu 229 Combattantcn, so daß die Stärke des¬
selben auf 6600 Mann berechnet werden kann. Diese Pionniere sind den
verschiedenen Armeecorps je nach Bedarf zugetheilt und leisten in der schnellen
Aufschlagung von Pontonsbrücken Vorzügliches. In Tulu an der Donau
befindet sich die Hauptschule der Pionniere. Endlich das Flotillencorpö, wel¬
ches auf der Donau, dem Po und den italienischen Seen neu errichtet wurde,
als man das früher auf der Donau befindliche Tschaikistencorps auflöste.
Es steht unter dem Esch der Pvntonniers, hat 8 Compagnien von zusammen
ungefähr 1600 Mann, die 10 kleine Dampfer und 60 andere Ruder- und
Segelschiffe bemannen können. Die Errichtung dieses Corps ist ein großer
Fortschritt in der Vermehrung der Wehrkraft des k. k. Staates. Besonders
in einem etwaigen italienischen Kriege dürsten diese Boote auf dem Po, dem
Gardasee, dem Lago Maggiore und den Lagunen von Venedig eine bedeutende
Rolle spielen. -- Nußland besitzt an Genietruppen ungefähr 1i,000 Mann,
was im Verhältniß zu der sonstigen Stärke der k. russische" Armee nur schwach
ist. England hat nur 23 Compagnien Sappeurs und Mineurs, die eine


hat 103 Batterien mit 618 Geschützen und einigen 16,000 Mann; Frankreich
ungefähr 1200 Geschütze mit einigen 60,000 Mann und 60,000 Pferden, (die
französische Artillerie hat im Allgemeinen stärkeres Kaliber wie die östreichische
und bedarf daher auch mehr Bespannung und Mannschaft). Preußen hat
ungefähr 900 Feldgeschütze mit einigen 30,000 Mann für ihre Bedienung,
außerdem aber noch eine Festungsartillerie; Baiern an 28 Batterien, jede zu
8 Geschützen mit ungefähr 4600 Mann.

Man ersieht aus vorstehenden Angaben, wie verhältnißmäßig stark auch
im k. k. Heere die Artillerie ist und welche Anstrengungen seit dem Jahre
1860 geschehen sind, dieselbe auf solche Höhe zu bringen. Eigenthümlich ist
der k. k. Artillerie, daß dieselbe keine reitende Batterien besitzt, sondern diese
durch die sogenannten Cavaleriebattericn, wo die Mannschaft auf den Wurst¬
wagen fährt, ersetzt wird. Welche Art von Artillerie für den eigentlichen Feld¬
dienst zweckmäßiger ist, kann noch als offene Frage angesehen werden. Der
Vorzug größerer Wohlfeilheit ist übrigens unleugbar auf Seite der sogenannten
Cavalerieartillerie.

Auch das Geniecorps ist seit 1860 vermehrt und wesentlich reformirt
worden; dasselbe umfaßt jetzt außer dem starken Stäbe 36 Feldcompagnien
Genietruppen; die Compagnie auf vollem Kriegsfuß 220 Mann, zusammen
also 7900 Mann, dann 2 Depotbataillone von 6 Compagnien zu 1200
Mann, die gesammte Stärke dieser beiden Regimenter an 10,800. Von diesen
Genietruppen sind ^4 Mineure und ^ Sappeure. Ferner ein Pivnnier-
und Pontonniercorps, was gleichmäßig im Pionnier- und Pontonnierdienst aus¬
gebildet ist. Dasselbe hat 4 Bataillone, das Bataillon aus vollem Kriegsfuß
6 Compagnien, die Compagnie zu 229 Combattantcn, so daß die Stärke des¬
selben auf 6600 Mann berechnet werden kann. Diese Pionniere sind den
verschiedenen Armeecorps je nach Bedarf zugetheilt und leisten in der schnellen
Aufschlagung von Pontonsbrücken Vorzügliches. In Tulu an der Donau
befindet sich die Hauptschule der Pionniere. Endlich das Flotillencorpö, wel¬
ches auf der Donau, dem Po und den italienischen Seen neu errichtet wurde,
als man das früher auf der Donau befindliche Tschaikistencorps auflöste.
Es steht unter dem Esch der Pvntonniers, hat 8 Compagnien von zusammen
ungefähr 1600 Mann, die 10 kleine Dampfer und 60 andere Ruder- und
Segelschiffe bemannen können. Die Errichtung dieses Corps ist ein großer
Fortschritt in der Vermehrung der Wehrkraft des k. k. Staates. Besonders
in einem etwaigen italienischen Kriege dürsten diese Boote auf dem Po, dem
Gardasee, dem Lago Maggiore und den Lagunen von Venedig eine bedeutende
Rolle spielen. — Nußland besitzt an Genietruppen ungefähr 1i,000 Mann,
was im Verhältniß zu der sonstigen Stärke der k. russische» Armee nur schwach
ist. England hat nur 23 Compagnien Sappeurs und Mineurs, die eine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/238>, abgerufen am 23.07.2024.