Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.Stehlen, damit haben diese Truppen wenigstens ihren eignen Landsleuten "Das Obercommando zu Kork befahl den vorigen Sommer (1795), daß' Wenn die preußische Armee ins Feld zieht, so bleiben die Offizierweiber Wie sich die Reichsarmee schon im siebenjährigen Kriege eine ruhmwürdige Stehlen, damit haben diese Truppen wenigstens ihren eignen Landsleuten „Das Obercommando zu Kork befahl den vorigen Sommer (1795), daß' Wenn die preußische Armee ins Feld zieht, so bleiben die Offizierweiber Wie sich die Reichsarmee schon im siebenjährigen Kriege eine ruhmwürdige <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0226" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101219"/> <p xml:id="ID_668" prev="#ID_667"> Stehlen, damit haben diese Truppen wenigstens ihren eignen Landsleuten<lb/> Schrecken eingejagt, da sie dem Feinde wenig furchtbar waren. — In einem<lb/> großen Troß hatten Liederlichkeit und alle Ercesse ihr Hauptquartier auf¬<lb/> geschlagen. Ein Beispiel.</p><lb/> <p xml:id="ID_669"> „Das Obercommando zu Kork befahl den vorigen Sommer (1795), daß'<lb/> die Offiziere ihre Weiber, Töchter, Mamsellen und sonstigen unnöthigen Haus¬<lb/> rath fortschicken sollten, um den Preis der Lebensmittel durch sie nicht zu er¬<lb/> höhen und nicht unnöthigen Wirrwarr in den Cantonnirungsquartieren und<lb/> im Lager anzurichten. Aber — waren Weiber und Töchter und Mamsellen<lb/> noch nicht da, so mußten sie nun herbei, blos um dem General, Herrn von<lb/> Se. zu beweisen, daß er hierüber, wie sich der Herr Lieutenant" * gar höflich<lb/> ausdrückte, den Offizieren keinen D— zu befehlen hätte. —</p><lb/> <p xml:id="ID_670"> Wenn die preußische Armee ins Feld zieht, so bleiben die Offizierweiber<lb/> hübsch zu Hause, und erlauben sich kaum, ihre Männer auf eine kurze Zeit im<lb/> Winterquartier, wenn dieses nicht gar zu weit entfernt ist, zu besuchen und<lb/> dabei thun dieses nur sehr wenige. Aber bei den Kreistruppen, besonders bei<lb/> den Schwaben, Franken und Pfalzern ist das anders: da geht die Frau<lb/> Hauptmännin, Frau Lieutenantin, Frau Fähndrichin, die Frau Feldwaibclin<lb/> und aller Troß gleich mit und liegt da herum, wo die Männer liegen. Man<lb/> merke hier, daß eS bei den Kreistruppen weil mehr verheirathete Offiziers gibt,<lb/> als bei den Preußen oder Oestreichern, und denke sich nun das Geschleppe! —<lb/> Daß die Töchter und das andere Gefolge von Mamsellen, Kammermäd¬<lb/> chen u. tgi. nicht zu Hause bleiben, versteht sich von selbst. Herr von Se. kam<lb/> bald nachher ins Lager bei Marien. Gleich rotteten sich wenigstens dreißig<lb/> von den campirenoen Frauenzimmern zusammen und empfingen den Herrn<lb/> General so artig, daß er seinen Aerger verbeißen und zufrieden sein mußte,<lb/> daß ihn die Madonnen nicht noch obendrein für die Verwegenheit säuselten,<lb/> ihnen den Aufenthalt im Lager verbieten zu wollen. Aber was dem einen recht<lb/> ist, dachten sie, ist dem andern billig: Herr von Se. hatte ja auch seinen ganzen<lb/> Hofstaat bei sich."</p><lb/> <p xml:id="ID_671" next="#ID_672"> Wie sich die Reichsarmee schon im siebenjährigen Kriege eine ruhmwürdige<lb/> Stelle im Tempel des Humors erworben hatte, so sorgte sie auch in den<lb/> Rheincampagnen für Unsterblichkeit. In. diesen bildete sie nicht wie zu jenen<lb/> Zeiten eine eigne Armee für sich, sondern war in getheilten Corps den anderen<lb/> Armeen zugetheilt. Hätten ellenlange Titel auf den Feind wirken können, so<lb/> wären ohne Zweifel bedeutende Thaten geschehen, denn ein Reichs-General-<lb/> Feldmarschall-Lieutenant, ein schwäbischer Kreis-General- Feldzeugmeister com-<lb/> mandirten unter dem kaiserlichen und preußischen Oberseldherr. Un,d nun diese<lb/> Eifersüchtelei! Animosität spannte die Führer, Geringschätzung und hämischer<lb/> Spottaus der einen, boshafter Haß und Schadenfreude auf der andern, trennte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0226]
Stehlen, damit haben diese Truppen wenigstens ihren eignen Landsleuten
Schrecken eingejagt, da sie dem Feinde wenig furchtbar waren. — In einem
großen Troß hatten Liederlichkeit und alle Ercesse ihr Hauptquartier auf¬
geschlagen. Ein Beispiel.
„Das Obercommando zu Kork befahl den vorigen Sommer (1795), daß'
die Offiziere ihre Weiber, Töchter, Mamsellen und sonstigen unnöthigen Haus¬
rath fortschicken sollten, um den Preis der Lebensmittel durch sie nicht zu er¬
höhen und nicht unnöthigen Wirrwarr in den Cantonnirungsquartieren und
im Lager anzurichten. Aber — waren Weiber und Töchter und Mamsellen
noch nicht da, so mußten sie nun herbei, blos um dem General, Herrn von
Se. zu beweisen, daß er hierüber, wie sich der Herr Lieutenant" * gar höflich
ausdrückte, den Offizieren keinen D— zu befehlen hätte. —
Wenn die preußische Armee ins Feld zieht, so bleiben die Offizierweiber
hübsch zu Hause, und erlauben sich kaum, ihre Männer auf eine kurze Zeit im
Winterquartier, wenn dieses nicht gar zu weit entfernt ist, zu besuchen und
dabei thun dieses nur sehr wenige. Aber bei den Kreistruppen, besonders bei
den Schwaben, Franken und Pfalzern ist das anders: da geht die Frau
Hauptmännin, Frau Lieutenantin, Frau Fähndrichin, die Frau Feldwaibclin
und aller Troß gleich mit und liegt da herum, wo die Männer liegen. Man
merke hier, daß eS bei den Kreistruppen weil mehr verheirathete Offiziers gibt,
als bei den Preußen oder Oestreichern, und denke sich nun das Geschleppe! —
Daß die Töchter und das andere Gefolge von Mamsellen, Kammermäd¬
chen u. tgi. nicht zu Hause bleiben, versteht sich von selbst. Herr von Se. kam
bald nachher ins Lager bei Marien. Gleich rotteten sich wenigstens dreißig
von den campirenoen Frauenzimmern zusammen und empfingen den Herrn
General so artig, daß er seinen Aerger verbeißen und zufrieden sein mußte,
daß ihn die Madonnen nicht noch obendrein für die Verwegenheit säuselten,
ihnen den Aufenthalt im Lager verbieten zu wollen. Aber was dem einen recht
ist, dachten sie, ist dem andern billig: Herr von Se. hatte ja auch seinen ganzen
Hofstaat bei sich."
Wie sich die Reichsarmee schon im siebenjährigen Kriege eine ruhmwürdige
Stelle im Tempel des Humors erworben hatte, so sorgte sie auch in den
Rheincampagnen für Unsterblichkeit. In. diesen bildete sie nicht wie zu jenen
Zeiten eine eigne Armee für sich, sondern war in getheilten Corps den anderen
Armeen zugetheilt. Hätten ellenlange Titel auf den Feind wirken können, so
wären ohne Zweifel bedeutende Thaten geschehen, denn ein Reichs-General-
Feldmarschall-Lieutenant, ein schwäbischer Kreis-General- Feldzeugmeister com-
mandirten unter dem kaiserlichen und preußischen Oberseldherr. Un,d nun diese
Eifersüchtelei! Animosität spannte die Führer, Geringschätzung und hämischer
Spottaus der einen, boshafter Haß und Schadenfreude auf der andern, trennte
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