Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.sind in der Zwischenzeit mancherlei englische und Transportschiffe durch den Bos¬ Der Eindruck, den diese Langsamkeit, oder je nachdem die Sache sich verhält, Die Tagesneuigkeiten, über welche ich Ihnen heute zu berichten habe, sind Wenn man dem Journal de Constantinople Glauben beimessen darf, sind sehr Literatur. Deutsche Classiker. Einleitungsband. Enthaltend: Die Lehre von. sind in der Zwischenzeit mancherlei englische und Transportschiffe durch den Bos¬ Der Eindruck, den diese Langsamkeit, oder je nachdem die Sache sich verhält, Die Tagesneuigkeiten, über welche ich Ihnen heute zu berichten habe, sind Wenn man dem Journal de Constantinople Glauben beimessen darf, sind sehr Literatur. Deutsche Classiker. Einleitungsband. Enthaltend: Die Lehre von. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0487" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100407"/> <p xml:id="ID_1393" prev="#ID_1392"> sind in der Zwischenzeit mancherlei englische und Transportschiffe durch den Bos¬<lb/> porus passirt, aber sie hatten nur ausnahmsweise Mannschaften für die verbündete<lb/> Armee und in solchen Fällen auch stets nur auffallend wenig an Bord, dergestalt,<lb/> daß man durchaus nicht vermuthen kann, die eben erwähnten Massen seien un¬<lb/> bemerkt und ohne in Konstantinopel Rast zu machen, befördert wordeu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1394"> Der Eindruck, den diese Langsamkeit, oder je nachdem die Sache sich verhält,<lb/> dieses Schwanken in den getroffenen Maßregeln hervorruft, ist peinlich genug. Wenn<lb/> in irgendeinem Staate und namentlich zur heutigen Stunde, die doppelte Möglich¬<lb/> keit: eine große Truppenmassc zu concentriren und sie über See transportiren zu<lb/> lassen, in weiteren Umfange vorhanden ist, so dürste dies Frankreich sein. Was<lb/> es indeß bis jetzt in dieser Hinsicht geleistet, erscheint beinahe wie eine Ironie auf<lb/> das, was es leisten könnte. Vor allem ist nicht abzusehen, warum, nachdem<lb/> man zu einer längeren Wetterführung des Kriegs entschlossen ist, noch immer keine<lb/> dem bestehenden Bedürfniß entsprechende Transportflotte organisirt wird. Das<lb/> Material dazu hat Frankreich in Fülle und wenn dem auch nicht so wäre, würde<lb/> England im Stande und jedenfalls auch bereit sein, das etwaige Minus sofort zu<lb/> decken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1395"> Die Tagesneuigkeiten, über welche ich Ihnen heute zu berichten habe, sind<lb/> eben nicht von großer Bedeutung. Was am meisten besprochen wird, ist der große<lb/> Brand in Kadikoj, während der zweiten Hälfte der Nacht vom 26. zum 27. August,<lb/> der aber zum Glück das englische Hospital verschonte. Das Feuer kam bei einem<lb/> griechischen Banquier, Namens Janko, aus, und zerstörte in weniger als fünf Stun¬<lb/> den 22V zum Theil massive und große Wohnhäuser, außerdem viele Ställe,<lb/> Boutiken und Buden, eine Moschee, eine Kirche und eine Schule. Ich besuchte<lb/> am nachfolgenden Tage (Montag) die Brandstätte; sie lag noch dampfend da, und<lb/> zwischen den Trümmerhaufen zuckten ans dem zerborstenen und rauchgeschwärzten<lb/> Gebälk noch unablässig die Flammen. Engliche Soldaten, die sich beim Löschen<lb/> in der vorausgegangenen Nacht sehr ausgezeichnet hatten, promenirten auf dem<lb/> Schauplatz ihrer Thaten. Einen kläglichen Anblick bot ein reizender, einem reichen<lb/> armenischen Kaufmann gehöriger Garten dar. Die Blumen und Sträucher waren<lb/> fast alle versengt. An den Orangenbäumen hingen die Früchte halb gebraten. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1396"> Wenn man dem Journal de Constantinople Glauben beimessen darf, sind sehr<lb/> zufriedenstellende Nachrichten aus Teheran (Persien) hier eingegangen. Indeß<lb/> scheinen dieselben wesentlich nur die Gewähr zu bieten, daß der Schah in der Neu¬<lb/> tralität zwischen Nußland und den verbündeten Mächten verharren wird. Ich er¬<lb/> wähne dabei, daß der hiesige persische Gesandte, Mirsa Achmed Khan neulich eine<lb/> längere Konferenz mit dem Pfortenminister der auswärtigen Angelegenheiten Fuad<lb/> Pascha hatte.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Literatur.</head> <p xml:id="ID_1397"> Deutsche Classiker. Einleitungsband. Enthaltend: Die Lehre von.<lb/> den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Von or. E. Kleinpaul ze.<lb/> Sorgsam verbesserte und erweiterte dritte Auflage. Erste und zweite Lieferung.<lb/> Barmer, W. Langewiesche. — Die Ausgabe des Buchs ist, möglichst populär, kurz<lb/> und gedrängt die in der Poetik vorkommenden Begriffe zu erläutern. —</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0487]
sind in der Zwischenzeit mancherlei englische und Transportschiffe durch den Bos¬
porus passirt, aber sie hatten nur ausnahmsweise Mannschaften für die verbündete
Armee und in solchen Fällen auch stets nur auffallend wenig an Bord, dergestalt,
daß man durchaus nicht vermuthen kann, die eben erwähnten Massen seien un¬
bemerkt und ohne in Konstantinopel Rast zu machen, befördert wordeu.
Der Eindruck, den diese Langsamkeit, oder je nachdem die Sache sich verhält,
dieses Schwanken in den getroffenen Maßregeln hervorruft, ist peinlich genug. Wenn
in irgendeinem Staate und namentlich zur heutigen Stunde, die doppelte Möglich¬
keit: eine große Truppenmassc zu concentriren und sie über See transportiren zu
lassen, in weiteren Umfange vorhanden ist, so dürste dies Frankreich sein. Was
es indeß bis jetzt in dieser Hinsicht geleistet, erscheint beinahe wie eine Ironie auf
das, was es leisten könnte. Vor allem ist nicht abzusehen, warum, nachdem
man zu einer längeren Wetterführung des Kriegs entschlossen ist, noch immer keine
dem bestehenden Bedürfniß entsprechende Transportflotte organisirt wird. Das
Material dazu hat Frankreich in Fülle und wenn dem auch nicht so wäre, würde
England im Stande und jedenfalls auch bereit sein, das etwaige Minus sofort zu
decken.
Die Tagesneuigkeiten, über welche ich Ihnen heute zu berichten habe, sind
eben nicht von großer Bedeutung. Was am meisten besprochen wird, ist der große
Brand in Kadikoj, während der zweiten Hälfte der Nacht vom 26. zum 27. August,
der aber zum Glück das englische Hospital verschonte. Das Feuer kam bei einem
griechischen Banquier, Namens Janko, aus, und zerstörte in weniger als fünf Stun¬
den 22V zum Theil massive und große Wohnhäuser, außerdem viele Ställe,
Boutiken und Buden, eine Moschee, eine Kirche und eine Schule. Ich besuchte
am nachfolgenden Tage (Montag) die Brandstätte; sie lag noch dampfend da, und
zwischen den Trümmerhaufen zuckten ans dem zerborstenen und rauchgeschwärzten
Gebälk noch unablässig die Flammen. Engliche Soldaten, die sich beim Löschen
in der vorausgegangenen Nacht sehr ausgezeichnet hatten, promenirten auf dem
Schauplatz ihrer Thaten. Einen kläglichen Anblick bot ein reizender, einem reichen
armenischen Kaufmann gehöriger Garten dar. Die Blumen und Sträucher waren
fast alle versengt. An den Orangenbäumen hingen die Früchte halb gebraten. —
Wenn man dem Journal de Constantinople Glauben beimessen darf, sind sehr
zufriedenstellende Nachrichten aus Teheran (Persien) hier eingegangen. Indeß
scheinen dieselben wesentlich nur die Gewähr zu bieten, daß der Schah in der Neu¬
tralität zwischen Nußland und den verbündeten Mächten verharren wird. Ich er¬
wähne dabei, daß der hiesige persische Gesandte, Mirsa Achmed Khan neulich eine
längere Konferenz mit dem Pfortenminister der auswärtigen Angelegenheiten Fuad
Pascha hatte.
Literatur. Deutsche Classiker. Einleitungsband. Enthaltend: Die Lehre von.
den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Von or. E. Kleinpaul ze.
Sorgsam verbesserte und erweiterte dritte Auflage. Erste und zweite Lieferung.
Barmer, W. Langewiesche. — Die Ausgabe des Buchs ist, möglichst populär, kurz
und gedrängt die in der Poetik vorkommenden Begriffe zu erläutern. —
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