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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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lich geschickten Agenten, des frühern Capitains und späteren Obersten Symonds
(ich weist nicht genau, welches die Schreibart des Namens ist). Dieser Mann ist der
nämliche, welcher unter anderen zuweilen auch als Ingenieur an Omer Paschas
Seite thätig gewesen ist. Es war zwischen der französischen und englischen Re¬
gierung die Verabredung getroffen worden, daß erstere einen Offizier in gleicher
Eigenschaft dem Hauptquartier des Serdars beiordnen solle. Die Wahl traf auf
den Oberstlieutenant, späteren Obersten Dien, einen ausgezeichneten Militär, den
ich Ihnen als den unverhältnißmäßig bedeutendsten unter den seither im Orient ver¬
wendeten höheren französischen Offizieren bezeichnen möchte, welcher aber, wie es
scheint, ein geringeres Maß von diplomatischem Talent, wie sein englischer
College (Symonds) zur Verfügung hat^ Indeß will ich einräumen, daß möglicher¬
weise anch sein Verhalten, indem es sich innerhalb der Grenzen der ihm zuertheil-
ten Vorschriften bewegte, ebendarum eine gewisse Geschmeidigkeit, dem Generalis¬
simus gegenüber, nicht zuließ. Im August des vorigen Jahres, also genau vor
zwölf Monaten, war zwischen dem Serdar und dem Obersten Dien bereits eine ge¬
wisse Erkaltung eingetreten, die es letztlich bewirkte, daß dieser um seine Abbe¬
rufung aus dem osmanischen Hauptquartier einkam, welchem Ersuchen kurz vor
oder nach dem Abgange Omer Paschas nach der Krim Folge gegeben wurde. Von
diesem Augenblick an konnte es hier dem aufmerksamen Beobachter keinem Zweifel
mehr unterliegen, daß etwas zwischen dem türkischen Generalissimus und den Leitern
der französischen Orientarmee bestand, welches einem vertrauensvollen Einvernehmen
Eintrag that. Seinerseits benutzte Omer Pascha jede Gelegenheit, um das Be¬
nehmen der Engländer im Gegensatz zu dem der Franzosen in ein vortheilhaftes
Licht zu stellen, und was letztere angeht, so geschah es nicht ohne Berechnung,
wenn sie den ägyptischen (arabischen) Truppen und ihren Führern gegenüber von
einer ausnahmsweisen Artigkeit und Zuvorkommenheit waren, dagegen den Türken
und ihren Paschas im Allgemeinen mir eine frostige Seite wiesen.

Was die jüngste Rückkunft des Serdars aus der Krim angeht, so wußte schon
vor einem Monat jedermann, daß der französische Obergeneral Peiissier die Motive
für den Entschluß Omer Paschas durch sein Benehmen diesem gegenüber minde¬
stens unterstützt hatte. In dieser Hinsicht ist es nun von der höchsten Bedeutung,
daß England eben diesen Moment sich aussucht, um dem osmanischen Generalissi¬
mus eine Auszeichnung zukommen zu lassen, die, wenn nachträglich Frankreich nicht
eine entsprechende ertheilen sollte, was wenig wahrscheinlich ist, beinahe wie eine
Demonstration des einen Alliirten gegen den anderen angesehen werden kann.

, ,Jn den jüngsten Tagen ist aus den hiesigen Lazarethen eine außerordentlich
große Anzahl von in der GenesNng vorgeschrittenen Kranken und von Verwundeten,
die ausgeheilt worden, aber als Invaliden zu betrachten sind, nach Frankreich ein¬
geschifft worden. Man sah daher lange Züge von Kranken, die sich um gehen zu
können zumeist der Stöcke bedienten, sich durch die Straßen bewegen. Die Verstüm¬
melten wurden gefahren, und gern bediente man sich zu diesem Zweck der leichten,
den berliner Droschken vergleichbaren einspännigen Arabas, von denen man hier
und dort auf Reihen zu vierzig und fünfzig stieß.

Nach dem letzten wvlkenbrnchähnlichen Gewitter, über welches ich Ihnen in
meinem letzten Briefe ausführlich schrieb, hat sich die Temperatur hier bedeutend


lich geschickten Agenten, des frühern Capitains und späteren Obersten Symonds
(ich weist nicht genau, welches die Schreibart des Namens ist). Dieser Mann ist der
nämliche, welcher unter anderen zuweilen auch als Ingenieur an Omer Paschas
Seite thätig gewesen ist. Es war zwischen der französischen und englischen Re¬
gierung die Verabredung getroffen worden, daß erstere einen Offizier in gleicher
Eigenschaft dem Hauptquartier des Serdars beiordnen solle. Die Wahl traf auf
den Oberstlieutenant, späteren Obersten Dien, einen ausgezeichneten Militär, den
ich Ihnen als den unverhältnißmäßig bedeutendsten unter den seither im Orient ver¬
wendeten höheren französischen Offizieren bezeichnen möchte, welcher aber, wie es
scheint, ein geringeres Maß von diplomatischem Talent, wie sein englischer
College (Symonds) zur Verfügung hat^ Indeß will ich einräumen, daß möglicher¬
weise anch sein Verhalten, indem es sich innerhalb der Grenzen der ihm zuertheil-
ten Vorschriften bewegte, ebendarum eine gewisse Geschmeidigkeit, dem Generalis¬
simus gegenüber, nicht zuließ. Im August des vorigen Jahres, also genau vor
zwölf Monaten, war zwischen dem Serdar und dem Obersten Dien bereits eine ge¬
wisse Erkaltung eingetreten, die es letztlich bewirkte, daß dieser um seine Abbe¬
rufung aus dem osmanischen Hauptquartier einkam, welchem Ersuchen kurz vor
oder nach dem Abgange Omer Paschas nach der Krim Folge gegeben wurde. Von
diesem Augenblick an konnte es hier dem aufmerksamen Beobachter keinem Zweifel
mehr unterliegen, daß etwas zwischen dem türkischen Generalissimus und den Leitern
der französischen Orientarmee bestand, welches einem vertrauensvollen Einvernehmen
Eintrag that. Seinerseits benutzte Omer Pascha jede Gelegenheit, um das Be¬
nehmen der Engländer im Gegensatz zu dem der Franzosen in ein vortheilhaftes
Licht zu stellen, und was letztere angeht, so geschah es nicht ohne Berechnung,
wenn sie den ägyptischen (arabischen) Truppen und ihren Führern gegenüber von
einer ausnahmsweisen Artigkeit und Zuvorkommenheit waren, dagegen den Türken
und ihren Paschas im Allgemeinen mir eine frostige Seite wiesen.

Was die jüngste Rückkunft des Serdars aus der Krim angeht, so wußte schon
vor einem Monat jedermann, daß der französische Obergeneral Peiissier die Motive
für den Entschluß Omer Paschas durch sein Benehmen diesem gegenüber minde¬
stens unterstützt hatte. In dieser Hinsicht ist es nun von der höchsten Bedeutung,
daß England eben diesen Moment sich aussucht, um dem osmanischen Generalissi¬
mus eine Auszeichnung zukommen zu lassen, die, wenn nachträglich Frankreich nicht
eine entsprechende ertheilen sollte, was wenig wahrscheinlich ist, beinahe wie eine
Demonstration des einen Alliirten gegen den anderen angesehen werden kann.

, ,Jn den jüngsten Tagen ist aus den hiesigen Lazarethen eine außerordentlich
große Anzahl von in der GenesNng vorgeschrittenen Kranken und von Verwundeten,
die ausgeheilt worden, aber als Invaliden zu betrachten sind, nach Frankreich ein¬
geschifft worden. Man sah daher lange Züge von Kranken, die sich um gehen zu
können zumeist der Stöcke bedienten, sich durch die Straßen bewegen. Die Verstüm¬
melten wurden gefahren, und gern bediente man sich zu diesem Zweck der leichten,
den berliner Droschken vergleichbaren einspännigen Arabas, von denen man hier
und dort auf Reihen zu vierzig und fünfzig stieß.

Nach dem letzten wvlkenbrnchähnlichen Gewitter, über welches ich Ihnen in
meinem letzten Briefe ausführlich schrieb, hat sich die Temperatur hier bedeutend


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/404>, abgerufen am 22.12.2024.