Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.Näherungswege herzustellen, vermöge welcher zunächst schwere Kanonen auf Die klerikale Partei in Belgien und das Ministerium. , Näherungswege herzustellen, vermöge welcher zunächst schwere Kanonen auf Die klerikale Partei in Belgien und das Ministerium. , <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0304" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100224"/> <p xml:id="ID_889" prev="#ID_888"> Näherungswege herzustellen, vermöge welcher zunächst schwere Kanonen auf<lb/> die Krete des Glacis geschafft werden können, um die Escarpemauer dergestalt<lb/> zu zertrümmern, daß dieselbe in der Frontbreite von mindestens einem Zuge<lb/> (fünfundzwanzig Schritt) in den Graben herniederstürzt, und dadurch eine<lb/> Rampe formirt, auf welcher die inmittelst der gedeckten Annäherungswege her¬<lb/> angeführten Sturmcolonnen den Hauptwall hinanzustürmen vermögen. Die<lb/> erwähnte Rampe nennt man die Bresche.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die klerikale Partei in Belgien und das Ministerium.</head><lb/> <p xml:id="ID_890" next="#ID_891"> ,<lb/> Die klerikalen Blätter melden mit Emphase, daß die Herren Minister die<lb/> parlamentarischen Ferien zum Besten des Landes benutzen, bis über die Ohren<lb/> in Arbeiten vergraben sind, indem sie verschiedene wichtige Gesetzprojecte vor¬<lb/> bereiten, welche im Verlauf der nächsten Session den Kammern vorgelegt werden<lb/> sollen. Zu wünschen ist, daß dem also wäre; denn wirklich gibt es Ma߬<lb/> regeln von großem Interesse für das Land, die noch durchzuführen sind und<lb/> die seit lange ungeduldig erwartet werden, z. B. die Zollreform. Aber<lb/> Fragen dieser Art sind es nicht, welche das gegenwärtige Cabinet am meisten<lb/> zu beschäftigen scheinen. In erster Linie stehen die Modifikationen des<lb/> Wahlgesetzes, die der klerikalen Partei schon lange am Herzen liegen. Die<lb/> Gerechtigkeit verlange sie seit langer Zeit, behaupten die scheinheiligen Organe,<lb/> und das Interesse des Landes und unsrer Institutionen erheische es, daß man<lb/> die Wahrheit der repräsentativen Negierung wiederherstelle, die jetzr durch die<lb/> Ungleichheit, welche zwischen den städtischen und ländlichen Wählern vorhanden,<lb/> verfälscht sei. Nach der jetzigen Eintheilung der Wahlkreise müssen viele der<lb/> ländlichen Wähler sich in die Städte verfügen, wo sie gewöhnlich von den<lb/> städtischen Wählern überstimmt werden; und grade die Städte sind es, welche<lb/> die liberalen Deputirten in die Kammer senden. Diesem unleidlichen Zustande<lb/> soll abgeholfen werden und die Hauptveränderungen würden sein, baß kein<lb/> Wahlbezirk mehr wie drei Repräsentanten und zwei Senatoren wählen dürfe<lb/> und daß die Wähler sich am Hauptorte des Cantons, wo sie ihren wirklichen<lb/> Wohnsitz haben, versammeln. Das ist in seiner ganzen Einfachheit der kleine<lb/> Reformplan, welchen die theokratische Partei in der nächsten Kammersesston zur<lb/> Geltung zu bringen gedenkt, Sie würde gern noch weiter gehen und sich für<lb/> ein System erklären, wonach ebensoviel«! Wahlcollegien gebildet würden, als<lb/> Deputirte zu wählen sind; aber die Herren legen Zeugniß von ihrer Mäßigung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0304]
Näherungswege herzustellen, vermöge welcher zunächst schwere Kanonen auf
die Krete des Glacis geschafft werden können, um die Escarpemauer dergestalt
zu zertrümmern, daß dieselbe in der Frontbreite von mindestens einem Zuge
(fünfundzwanzig Schritt) in den Graben herniederstürzt, und dadurch eine
Rampe formirt, auf welcher die inmittelst der gedeckten Annäherungswege her¬
angeführten Sturmcolonnen den Hauptwall hinanzustürmen vermögen. Die
erwähnte Rampe nennt man die Bresche.
Die klerikale Partei in Belgien und das Ministerium.
,
Die klerikalen Blätter melden mit Emphase, daß die Herren Minister die
parlamentarischen Ferien zum Besten des Landes benutzen, bis über die Ohren
in Arbeiten vergraben sind, indem sie verschiedene wichtige Gesetzprojecte vor¬
bereiten, welche im Verlauf der nächsten Session den Kammern vorgelegt werden
sollen. Zu wünschen ist, daß dem also wäre; denn wirklich gibt es Ma߬
regeln von großem Interesse für das Land, die noch durchzuführen sind und
die seit lange ungeduldig erwartet werden, z. B. die Zollreform. Aber
Fragen dieser Art sind es nicht, welche das gegenwärtige Cabinet am meisten
zu beschäftigen scheinen. In erster Linie stehen die Modifikationen des
Wahlgesetzes, die der klerikalen Partei schon lange am Herzen liegen. Die
Gerechtigkeit verlange sie seit langer Zeit, behaupten die scheinheiligen Organe,
und das Interesse des Landes und unsrer Institutionen erheische es, daß man
die Wahrheit der repräsentativen Negierung wiederherstelle, die jetzr durch die
Ungleichheit, welche zwischen den städtischen und ländlichen Wählern vorhanden,
verfälscht sei. Nach der jetzigen Eintheilung der Wahlkreise müssen viele der
ländlichen Wähler sich in die Städte verfügen, wo sie gewöhnlich von den
städtischen Wählern überstimmt werden; und grade die Städte sind es, welche
die liberalen Deputirten in die Kammer senden. Diesem unleidlichen Zustande
soll abgeholfen werden und die Hauptveränderungen würden sein, baß kein
Wahlbezirk mehr wie drei Repräsentanten und zwei Senatoren wählen dürfe
und daß die Wähler sich am Hauptorte des Cantons, wo sie ihren wirklichen
Wohnsitz haben, versammeln. Das ist in seiner ganzen Einfachheit der kleine
Reformplan, welchen die theokratische Partei in der nächsten Kammersesston zur
Geltung zu bringen gedenkt, Sie würde gern noch weiter gehen und sich für
ein System erklären, wonach ebensoviel«! Wahlcollegien gebildet würden, als
Deputirte zu wählen sind; aber die Herren legen Zeugniß von ihrer Mäßigung
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