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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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Festungen mehre Monate erheischt, wenig dazu einladet. Vor Sebastopol
haben die Verbündeten auf der Linie von Balaklava nach Jnkerman von
den Circumvallationslinien insofern Gebrauch gemacht, als sie hier eine fort¬
laufende Reihe von untereinander in wechselseitigen Feuerverbande stehenden
Werken errichteten, deren Zwischenriinme allerdings für Offensivbewcgungen
wohlweislich offen gelassen wurden; wollten sie ganz Sebastopol falso auch die
Nordforts) nach außen hin isoliren, so müßten sie sich zuvor des Plateaus
zwischen dem Bethel und der Bai bemächtigen und zwar würden die dort zu
etablirenden Vertheidigungssronten kaum anderswo als längs jenem Flusse und.
von dort den Kantschu entlang und gegen die Farm Makenzie hin sich ent¬
wickeln können. Das will sagen, man würde allein behufs der Deckung
nach außen hin eine Strecke von fünf deutschen Meilen zu verschanzen
haben.

Dieser ungeheure Aufwand an Zeit, Kräften und Mitteln, welchen die
Ausführung von Circum- und Eontravallationen erheischt, in Verbindung mit
dem Trachten nach möglichster Beschleunigung der Operationen, hat in den
Kriegen, welche der französischen Staatsumwälzung folgten, ganz von diesem
Verfahren als Einleitung der förmlichen Belagerung Abstand nehmen und es
vorziehen lassen, den Platz ausschließlich durch Truppen einschließen, nach
außen hin aber die Angriffsoperationen und das Einschließungscorps durch
eine Observationsarmee decken zu lassen. In den meisten Fällen, wo die Be¬
lagerung die Action im offnen Felde nicht zum Stillstand brachte, übernahm
aber das große Operationsheer die Pflichten der Observationsarme mit.

Um nicht zu weitläufig zu werden, will ich hier von diesem letztern Ver¬
hältniß ganz absehen und im nächstfolgenden Abschnitt mich lediglich auf die
Darstellung der Belagerungsoperationen beschränken.




Ueber den wahrscheinlichen Verlauf der diesjährigen
Campagne in Asien.

Da man hier im Allgemeinen dem Widerstande von Kars keine lange
Dauer beimißt, so ist die Frage lebhaft in Erörterung gestellt worden, was
die nächsten und weiteren Folgen einer Einnahme dieser Festung durch die
Russen sein werden.

Wie ich nicht genug wiederholen kann, hat man dabei von einer ernsten
Bedrohung Konstantinopels, ja auch von einer jeden auf diesen Punkt nur
entschieden hinzielenden russischen Operation durchaus abzusehen. Es wäre


Festungen mehre Monate erheischt, wenig dazu einladet. Vor Sebastopol
haben die Verbündeten auf der Linie von Balaklava nach Jnkerman von
den Circumvallationslinien insofern Gebrauch gemacht, als sie hier eine fort¬
laufende Reihe von untereinander in wechselseitigen Feuerverbande stehenden
Werken errichteten, deren Zwischenriinme allerdings für Offensivbewcgungen
wohlweislich offen gelassen wurden; wollten sie ganz Sebastopol falso auch die
Nordforts) nach außen hin isoliren, so müßten sie sich zuvor des Plateaus
zwischen dem Bethel und der Bai bemächtigen und zwar würden die dort zu
etablirenden Vertheidigungssronten kaum anderswo als längs jenem Flusse und.
von dort den Kantschu entlang und gegen die Farm Makenzie hin sich ent¬
wickeln können. Das will sagen, man würde allein behufs der Deckung
nach außen hin eine Strecke von fünf deutschen Meilen zu verschanzen
haben.

Dieser ungeheure Aufwand an Zeit, Kräften und Mitteln, welchen die
Ausführung von Circum- und Eontravallationen erheischt, in Verbindung mit
dem Trachten nach möglichster Beschleunigung der Operationen, hat in den
Kriegen, welche der französischen Staatsumwälzung folgten, ganz von diesem
Verfahren als Einleitung der förmlichen Belagerung Abstand nehmen und es
vorziehen lassen, den Platz ausschließlich durch Truppen einschließen, nach
außen hin aber die Angriffsoperationen und das Einschließungscorps durch
eine Observationsarmee decken zu lassen. In den meisten Fällen, wo die Be¬
lagerung die Action im offnen Felde nicht zum Stillstand brachte, übernahm
aber das große Operationsheer die Pflichten der Observationsarme mit.

Um nicht zu weitläufig zu werden, will ich hier von diesem letztern Ver¬
hältniß ganz absehen und im nächstfolgenden Abschnitt mich lediglich auf die
Darstellung der Belagerungsoperationen beschränken.




Ueber den wahrscheinlichen Verlauf der diesjährigen
Campagne in Asien.

Da man hier im Allgemeinen dem Widerstande von Kars keine lange
Dauer beimißt, so ist die Frage lebhaft in Erörterung gestellt worden, was
die nächsten und weiteren Folgen einer Einnahme dieser Festung durch die
Russen sein werden.

Wie ich nicht genug wiederholen kann, hat man dabei von einer ernsten
Bedrohung Konstantinopels, ja auch von einer jeden auf diesen Punkt nur
entschieden hinzielenden russischen Operation durchaus abzusehen. Es wäre


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[0228] Festungen mehre Monate erheischt, wenig dazu einladet. Vor Sebastopol haben die Verbündeten auf der Linie von Balaklava nach Jnkerman von den Circumvallationslinien insofern Gebrauch gemacht, als sie hier eine fort¬ laufende Reihe von untereinander in wechselseitigen Feuerverbande stehenden Werken errichteten, deren Zwischenriinme allerdings für Offensivbewcgungen wohlweislich offen gelassen wurden; wollten sie ganz Sebastopol falso auch die Nordforts) nach außen hin isoliren, so müßten sie sich zuvor des Plateaus zwischen dem Bethel und der Bai bemächtigen und zwar würden die dort zu etablirenden Vertheidigungssronten kaum anderswo als längs jenem Flusse und. von dort den Kantschu entlang und gegen die Farm Makenzie hin sich ent¬ wickeln können. Das will sagen, man würde allein behufs der Deckung nach außen hin eine Strecke von fünf deutschen Meilen zu verschanzen haben. Dieser ungeheure Aufwand an Zeit, Kräften und Mitteln, welchen die Ausführung von Circum- und Eontravallationen erheischt, in Verbindung mit dem Trachten nach möglichster Beschleunigung der Operationen, hat in den Kriegen, welche der französischen Staatsumwälzung folgten, ganz von diesem Verfahren als Einleitung der förmlichen Belagerung Abstand nehmen und es vorziehen lassen, den Platz ausschließlich durch Truppen einschließen, nach außen hin aber die Angriffsoperationen und das Einschließungscorps durch eine Observationsarmee decken zu lassen. In den meisten Fällen, wo die Be¬ lagerung die Action im offnen Felde nicht zum Stillstand brachte, übernahm aber das große Operationsheer die Pflichten der Observationsarme mit. Um nicht zu weitläufig zu werden, will ich hier von diesem letztern Ver¬ hältniß ganz absehen und im nächstfolgenden Abschnitt mich lediglich auf die Darstellung der Belagerungsoperationen beschränken. Ueber den wahrscheinlichen Verlauf der diesjährigen Campagne in Asien. Da man hier im Allgemeinen dem Widerstande von Kars keine lange Dauer beimißt, so ist die Frage lebhaft in Erörterung gestellt worden, was die nächsten und weiteren Folgen einer Einnahme dieser Festung durch die Russen sein werden. Wie ich nicht genug wiederholen kann, hat man dabei von einer ernsten Bedrohung Konstantinopels, ja auch von einer jeden auf diesen Punkt nur entschieden hinzielenden russischen Operation durchaus abzusehen. Es wäre

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/228>, abgerufen am 22.12.2024.