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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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tale und durch das Einlaufe" ins asowsche Meer begonnen hatte. Das nächste
Resultat der Unternehmung wird aber nothwendig dies sein: daß die Armee des
Fürsten Gortschakoff aus eine einzige (die über Perekvp laufende) Verbindungslinie
sich beschränkt sehen wird; daß er um deswillen von Eupatoria her sich besonders
bedroht erachten, und daß darum die Aufforderung für die Verbündete" auf die¬
sem Punkt ihre Hauptmacht zusammenzunehmen, sich steigern wird.

Die unermeßliche" Vortheile eines Operirens von Eupatoria her im Gegensatz
eines offensiven Vorgangs vom Lager vor Sebastopol aus gegen Simvherovol, si"d
dermaßen in die Augen springend, daß selbst keine Ihrer geehrten Leserinnen
sie verkennen wird. Gesetzt den Fall, es gelänge dem General Peiissier, mittelst
eines Sturmangriffs Zugang zu dem Plateau der Farm Mackenzie zu gewinnen,
den FeiuV in einer Hauptschlacht zu schlagen und zwar dergestalt, daß damit über
das Geschick der Halbinsel entschieden wäre, so würde dieser glücklichste Fall den¬
noch immer weniger glücklich, wie die nothwendige Consequenz jedes erfolgreiche"
Vorgehens von Eupatoria her sein, weil ein Sieg, der von dieser Seite her er¬
fochten würde, es nothwendig mit verwendeter Fronte werde" müßte, vermöge wel¬
ches strategischen Verhältnisses die Russen bei. ihrem Rückzug entweder aus die tau-
rische Bergkette oder i" den nunmehr ausweglosen Winkel der Halbinsel Kertsch
geworfen werden würden.

Die oben in Rede stehende Expedition gewinnt erst ihre volle Bedeutung,
wenn man diesen letztern Fall in Betracht zieht. Unter allen Umständen wird Ge¬
neral Pclissicr zu beurtheilen verstehen, was er in den Händen hält, wenn er und
seine Verbündeten Kertsch, Arabat und Gcnitsche in den Hände" halte", und wenn
er unbegreiflicherweise zaudert, geschieht dies vielleicht nur, um, bevor er sich gegen
Eupatoria wendet, den Erfolg einer zweiten Expedition abzuwarten, die uuter Um¬
ständen und wenn man eine ausreichende Anzahl flacher Fahrzeuge hat, in den
Golf von Perekvp entsendet werden konnte. Allerdings wäre man der Abschnei-
dung der russischen Armee um vieles gewisser, wenn man aus der Landenge festen
Fuß fassen könnte; zugleich aber ist die Gefahr hier größer, als sie bei Kertsch
war, auf ein bedeutendes russisches Corps zu stoßen.

Von mehren Seiten wird hier behauptet, daß zwischen der Landenge von
Perekvp und der Straße über Genitsche und Arabat von den Russen noch el" mittle¬
rer, dritter Zugang zur Halbinsel mittelst Faschinendämmen und einer Pontonbrücke
etablirt worden sei. Es wäre äußerst interessant hierüber Genaueres in Ersahrung
zu bringen, indeß kam ich ungeachtet vielfacher Nachfragen bis bahl" zu keiner
Gewißheit.




Herausgegeben vo" Gustav Freytag und Julia" Schmidt.
Ale vrraiinrortl, !>!edncie"r legilimirn F. W. G r " n o w. -- Verlag von F. V. Hrrbig
in Leipzig.
Druck vo" C. E. Elbert in Leipzig.


Mit Ur. I? beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, Ende Juni 1865. Die Verlagshandlung.


tale und durch das Einlaufe» ins asowsche Meer begonnen hatte. Das nächste
Resultat der Unternehmung wird aber nothwendig dies sein: daß die Armee des
Fürsten Gortschakoff aus eine einzige (die über Perekvp laufende) Verbindungslinie
sich beschränkt sehen wird; daß er um deswillen von Eupatoria her sich besonders
bedroht erachten, und daß darum die Aufforderung für die Verbündete» auf die¬
sem Punkt ihre Hauptmacht zusammenzunehmen, sich steigern wird.

Die unermeßliche» Vortheile eines Operirens von Eupatoria her im Gegensatz
eines offensiven Vorgangs vom Lager vor Sebastopol aus gegen Simvherovol, si»d
dermaßen in die Augen springend, daß selbst keine Ihrer geehrten Leserinnen
sie verkennen wird. Gesetzt den Fall, es gelänge dem General Peiissier, mittelst
eines Sturmangriffs Zugang zu dem Plateau der Farm Mackenzie zu gewinnen,
den FeiuV in einer Hauptschlacht zu schlagen und zwar dergestalt, daß damit über
das Geschick der Halbinsel entschieden wäre, so würde dieser glücklichste Fall den¬
noch immer weniger glücklich, wie die nothwendige Consequenz jedes erfolgreiche»
Vorgehens von Eupatoria her sein, weil ein Sieg, der von dieser Seite her er¬
fochten würde, es nothwendig mit verwendeter Fronte werde» müßte, vermöge wel¬
ches strategischen Verhältnisses die Russen bei. ihrem Rückzug entweder aus die tau-
rische Bergkette oder i» den nunmehr ausweglosen Winkel der Halbinsel Kertsch
geworfen werden würden.

Die oben in Rede stehende Expedition gewinnt erst ihre volle Bedeutung,
wenn man diesen letztern Fall in Betracht zieht. Unter allen Umständen wird Ge¬
neral Pclissicr zu beurtheilen verstehen, was er in den Händen hält, wenn er und
seine Verbündeten Kertsch, Arabat und Gcnitsche in den Hände» halte», und wenn
er unbegreiflicherweise zaudert, geschieht dies vielleicht nur, um, bevor er sich gegen
Eupatoria wendet, den Erfolg einer zweiten Expedition abzuwarten, die uuter Um¬
ständen und wenn man eine ausreichende Anzahl flacher Fahrzeuge hat, in den
Golf von Perekvp entsendet werden konnte. Allerdings wäre man der Abschnei-
dung der russischen Armee um vieles gewisser, wenn man aus der Landenge festen
Fuß fassen könnte; zugleich aber ist die Gefahr hier größer, als sie bei Kertsch
war, auf ein bedeutendes russisches Corps zu stoßen.

Von mehren Seiten wird hier behauptet, daß zwischen der Landenge von
Perekvp und der Straße über Genitsche und Arabat von den Russen noch el» mittle¬
rer, dritter Zugang zur Halbinsel mittelst Faschinendämmen und einer Pontonbrücke
etablirt worden sei. Es wäre äußerst interessant hierüber Genaueres in Ersahrung
zu bringen, indeß kam ich ungeachtet vielfacher Nachfragen bis bahl» zu keiner
Gewißheit.




Herausgegeben vo» Gustav Freytag und Julia« Schmidt.
Ale vrraiinrortl, !>!edncie»r legilimirn F. W. G r » n o w. — Verlag von F. V. Hrrbig
in Leipzig.
Druck vo» C. E. Elbert in Leipzig.


Mit Ur. I? beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, Ende Juni 1865. Die Verlagshandlung.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/528>, abgerufen am 03.07.2024.