hat sich in die Sitten jener Zeit und in die Naturen der in derselben hervor¬ tretenden Menschen mit großem Eifer eingelebt und die einzelnen Begebenheiten geschickt verflochten. Dabei ist auch noch zu loben, daß er seine Sympathien durch den gesunden Menschenverstand zügelt. Er tritt keineswegs, wie es sonst gewöhnlich zu geschehen pflegt, unbedingt auf Seite des Genies, welches die Regeln und Ge¬ setze des Lebens überspringt, sondern er nimmt sich der letzter" an und zeigt, daß ein regelloses Talent zuletzt in sich selbst zusammenfallen muß. Es ist Schade, daß er für seine Dichtung nicht eine vornehmere Form gefunden hat, die Nachlässigkeit in der Darstellung wirkt zuweilen unangenehm. --
Scegeschichten und Marinebildcr von Heinrich Smidt. Zwei Theile. Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt. -- Das Talent des Verfassers ist aus seinen frühern Seeromanen bekannt. Es ist sehr leichter Art, und man kann ihm eigentlich kein anderes Lob' ertheilen, als das einer bequemen und leben¬ digen Erzählung; wirkliche Gestaltung wird man kaum an ihm wahrnehmen. --
Die Tochter der Luft. Roman von Johannes Scherr. Zwei Bände. Leipzig, H. Hübner. -- Der Roman ist aus drei ganz verschiedenen Bestandtheilen zusammengesetzt: aus dem Proceß Bocarmv, den der Verfasser wunderlicherweise nach Deutschland verlegt, aus einer schwarzwälder Dorfgeschichte und aus Scenen des modernen Literatenlebens. Ein organisches Ganze hat natürlich daraus nicht hervorgehen können; indeß sind die verschiedenen Geschichten doch mit ziemlichem Geschick ineinander verwebt. Wie die meisten Romane unsrer pessimistischen Zeit, besteht auch dieser fast ganz aus scheußlichen Figuren; die lichten Partien der Er¬ zählung nehmen verhältnißmäßig einen sehr kleinen Raum ein.
Verteiln. Plattdeutsche Erzählungen von Klaus Groth. Zweite Auf¬ lage. Kiel, Schwersche Buchhandlung. -- Die liebenswürdige Anmuth und Mun¬ terkeit dieser plattdeutschen Gedichte und Erzählungen ist von dem Publicum wie von der Kritik mit gleichmäßiger Wärme anerkannt; wir können also darauf rech¬ nen, daß auch diese neue Ausgabe den verdienten Beifall finden wird. Diejenigen Idiotismen, die noch nicht im Quickborn vorgekommen und erläutert sind, werden im Anhang erklärt. Wir theilen hier die Priamel mit, durch welche der Verfasser sein Werk einleitet:
Platt is nich sin, Beer is keen Win, Win is keen Beer, Aller Anfang is schwer, Schwer is aller Anfang, Gev Gott eir guten Fortgang!-- Nord um Süd: De Welt is wie! Ost un West -- To Hus is best.
Un roof un I>in alö I" recloulv, souveriii'k <is 8pu, pur ,l. 8luK>. Lruxkllos Le Iveipi-iA, ulei-fing, Lvlinvo Ä Kvui>>. -- Die liebenswürdige Art des Verfassers, in einem feinen, eleganten Stil und mit großem Aufwand von Esprit, der bekanntlich bei den Franzosen die Stelle des Humors ersetzt, unbedeutende Dinge zu erzählen, ist bekannt. Auch das vorliegende Büchlein liest sich recht angenehm,
hat sich in die Sitten jener Zeit und in die Naturen der in derselben hervor¬ tretenden Menschen mit großem Eifer eingelebt und die einzelnen Begebenheiten geschickt verflochten. Dabei ist auch noch zu loben, daß er seine Sympathien durch den gesunden Menschenverstand zügelt. Er tritt keineswegs, wie es sonst gewöhnlich zu geschehen pflegt, unbedingt auf Seite des Genies, welches die Regeln und Ge¬ setze des Lebens überspringt, sondern er nimmt sich der letzter» an und zeigt, daß ein regelloses Talent zuletzt in sich selbst zusammenfallen muß. Es ist Schade, daß er für seine Dichtung nicht eine vornehmere Form gefunden hat, die Nachlässigkeit in der Darstellung wirkt zuweilen unangenehm. —
Scegeschichten und Marinebildcr von Heinrich Smidt. Zwei Theile. Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt. — Das Talent des Verfassers ist aus seinen frühern Seeromanen bekannt. Es ist sehr leichter Art, und man kann ihm eigentlich kein anderes Lob' ertheilen, als das einer bequemen und leben¬ digen Erzählung; wirkliche Gestaltung wird man kaum an ihm wahrnehmen. —
Die Tochter der Luft. Roman von Johannes Scherr. Zwei Bände. Leipzig, H. Hübner. — Der Roman ist aus drei ganz verschiedenen Bestandtheilen zusammengesetzt: aus dem Proceß Bocarmv, den der Verfasser wunderlicherweise nach Deutschland verlegt, aus einer schwarzwälder Dorfgeschichte und aus Scenen des modernen Literatenlebens. Ein organisches Ganze hat natürlich daraus nicht hervorgehen können; indeß sind die verschiedenen Geschichten doch mit ziemlichem Geschick ineinander verwebt. Wie die meisten Romane unsrer pessimistischen Zeit, besteht auch dieser fast ganz aus scheußlichen Figuren; die lichten Partien der Er¬ zählung nehmen verhältnißmäßig einen sehr kleinen Raum ein.
Verteiln. Plattdeutsche Erzählungen von Klaus Groth. Zweite Auf¬ lage. Kiel, Schwersche Buchhandlung. — Die liebenswürdige Anmuth und Mun¬ terkeit dieser plattdeutschen Gedichte und Erzählungen ist von dem Publicum wie von der Kritik mit gleichmäßiger Wärme anerkannt; wir können also darauf rech¬ nen, daß auch diese neue Ausgabe den verdienten Beifall finden wird. Diejenigen Idiotismen, die noch nicht im Quickborn vorgekommen und erläutert sind, werden im Anhang erklärt. Wir theilen hier die Priamel mit, durch welche der Verfasser sein Werk einleitet:
Platt is nich sin, Beer is keen Win, Win is keen Beer, Aller Anfang is schwer, Schwer is aller Anfang, Gev Gott eir guten Fortgang!-- Nord um Süd: De Welt is wie! Ost un West — To Hus is best.
Un roof un I>in alö I» recloulv, souveriii'k <is 8pu, pur ,l. 8luK>. Lruxkllos Le Iveipi-iA, ulei-fing, Lvlinvo Ä Kvui>>. — Die liebenswürdige Art des Verfassers, in einem feinen, eleganten Stil und mit großem Aufwand von Esprit, der bekanntlich bei den Franzosen die Stelle des Humors ersetzt, unbedeutende Dinge zu erzählen, ist bekannt. Auch das vorliegende Büchlein liest sich recht angenehm,
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hat sich in die Sitten jener Zeit und in die Naturen der in derselben hervor¬
tretenden Menschen mit großem Eifer eingelebt und die einzelnen Begebenheiten
geschickt verflochten. Dabei ist auch noch zu loben, daß er seine Sympathien durch
den gesunden Menschenverstand zügelt. Er tritt keineswegs, wie es sonst gewöhnlich
zu geschehen pflegt, unbedingt auf Seite des Genies, welches die Regeln und Ge¬
setze des Lebens überspringt, sondern er nimmt sich der letzter» an und zeigt, daß
ein regelloses Talent zuletzt in sich selbst zusammenfallen muß. Es ist Schade, daß
er für seine Dichtung nicht eine vornehmere Form gefunden hat, die Nachlässigkeit
in der Darstellung wirkt zuweilen unangenehm. —
Scegeschichten und Marinebildcr von Heinrich Smidt. Zwei
Theile. Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt. — Das Talent des Verfassers
ist aus seinen frühern Seeromanen bekannt. Es ist sehr leichter Art, und man
kann ihm eigentlich kein anderes Lob' ertheilen, als das einer bequemen und leben¬
digen Erzählung; wirkliche Gestaltung wird man kaum an ihm wahrnehmen. —
Die Tochter der Luft. Roman von Johannes Scherr. Zwei Bände.
Leipzig, H. Hübner. — Der Roman ist aus drei ganz verschiedenen Bestandtheilen
zusammengesetzt: aus dem Proceß Bocarmv, den der Verfasser wunderlicherweise
nach Deutschland verlegt, aus einer schwarzwälder Dorfgeschichte und aus Scenen des
modernen Literatenlebens. Ein organisches Ganze hat natürlich daraus nicht
hervorgehen können; indeß sind die verschiedenen Geschichten doch mit ziemlichem
Geschick ineinander verwebt. Wie die meisten Romane unsrer pessimistischen Zeit,
besteht auch dieser fast ganz aus scheußlichen Figuren; die lichten Partien der Er¬
zählung nehmen verhältnißmäßig einen sehr kleinen Raum ein.
Verteiln. Plattdeutsche Erzählungen von Klaus Groth. Zweite Auf¬
lage. Kiel, Schwersche Buchhandlung. — Die liebenswürdige Anmuth und Mun¬
terkeit dieser plattdeutschen Gedichte und Erzählungen ist von dem Publicum wie
von der Kritik mit gleichmäßiger Wärme anerkannt; wir können also darauf rech¬
nen, daß auch diese neue Ausgabe den verdienten Beifall finden wird. Diejenigen
Idiotismen, die noch nicht im Quickborn vorgekommen und erläutert sind, werden
im Anhang erklärt. Wir theilen hier die Priamel mit, durch welche der Verfasser
sein Werk einleitet:
Platt is nich sin,
Beer is keen Win,
Win is keen Beer,
Aller Anfang is schwer,
Schwer is aller Anfang,
Gev Gott eir guten Fortgang!-- Nord um Süd:
De Welt is wie!
Ost un West —
To Hus is best.
Un roof un I>in alö I» recloulv, souveriii'k <is 8pu, pur ,l. 8luK>.
Lruxkllos Le Iveipi-iA, ulei-fing, Lvlinvo Ä Kvui>>. — Die liebenswürdige Art des
Verfassers, in einem feinen, eleganten Stil und mit großem Aufwand von Esprit,
der bekanntlich bei den Franzosen die Stelle des Humors ersetzt, unbedeutende Dinge
zu erzählen, ist bekannt. Auch das vorliegende Büchlein liest sich recht angenehm,
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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/86>, abgerufen am 22.01.2025.
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