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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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getreuen Gott zu danken; er verleihe ferner seine Gnade beiden Theilen. Amen.
Ferner aus Eurem Schreiben vernehme ich, daß es nit sein kann, daß Ihr
noch vor der Hochzeit herauf kommt.' Das haben wir nit gern gehört, bin gar
-nit zufrieden, hab gänzlich vermeint, Ihr werdet kommen, hab mich auch herz¬
lich gefreut, bin auch oft an das Fenster gelaufen, wenn ich etwas hab hören
reiten oder fahren; nun ist es alles vergebens gewesen. Unser lieber Herr
Gott verleihe uns allen Gesundheit und helf uns mit Freuden zusammen. -

Was aber den Kranz anlangt, thu ich mich herzlieber Junker hoch und
..freundlich bedanken, daß Ihr minds habt wissen lassen. Ich denke wohl, wir
werden viel grobe Nachrede verursachen, weil wir die Bräuche sbei Euch^ drunten
nit wissen, da es alles drunten anders ist als hier oben. Ich bitt Euch,
Ihr wollt den Kranz machen lassen, wie er sein soll, und uns zuschicken, wie
Ihr schreibt. Und über den andern Kranz hat mich die Frau Nützelin*) be¬
richtet, wie er sein soll und habe einen bestellt mit goldenen Spangen, er
soll schon recht gemacht werden. Mit dem Brautstück bin ich snichtZ wohl zu¬
frieden, daß Ihr mir nicht schreibt, was ich für meine Schwestern nehmen soll,
denn sie wollen nicht sagen, was sie haben wollen; ich hab Sorge ich nehme
zu viel oder zu wenig, ich wollt es gern recht machen; ich hab vermeint, Ihr
werdet mich wissen laßen was und wie viel. Was das meinige anlangt,
hoffe ich, ich will machen, daß ich dasselbige verdiene.

Herzlicher Junker, ich hätte noch eine große Bitte an Euch wegen der
Schuh, wenn ich sie thun dürfte und Ihr mir es ohne Arg aufnehmen wollt.
Es ist aber doch eine Schande, daß ich Euch damit bemühn soll, kaun es aber
nit umgehn. Ich hab Schul) machen laßen und hab sie die Frau Nützelin
sehn laßen,, so sagt diese, sie taugen gar nichts und seien auch gar groß, sie
müßten ganz klein sein, man werde'mich sonst gar sehr auslachen; und hat
mir gerathen, ich soll dem Junker schreiben und bitten, daß sie drunten gemacht
werden; weil sie gebräuchlich sind, so konnte mans besser machen denn hier
oben, da man sie hier gar nit trägt. Sie wollen mich auch gar uicht ver¬
steht!; wenn ich ihnen schon lange davon vorrede, so verstehn sie mich doch
nit, habe gleichwohl auch nie keinen gesehn. Schicke Euch hiemit herzlichen
Junker 2 Ducaten, bitt Euch Ihr wollt's durch eine Eurer Mägde besorgen
lassen, Ihr dürft nit damit bemüht sein, ich begehr'ö gar nit. Sie dürfen
nit gar kostbar sei", es seien nun die Wappen oder aber die Nahmen sdarauf,)
sie dürfen auch nit groß sein und nit lang.

Die Frau Mutter läßt Euch bitten, Ihr wollt ihr'ö nit>verübel haben,
,daß sie Euch auf Euer Schreiben nit antwortet, sie habe jetzt keine Zeit, sie
hat gar viel zu thun, ein andermal will sie antworten.



Margartethe Völker, eine Gcschlechterin ans Frankfurt, an Joachim Rudel einen Ge¬
schlechter in Nürnberg, verheirathet. Fichard a. a. O. S. S93.

getreuen Gott zu danken; er verleihe ferner seine Gnade beiden Theilen. Amen.
Ferner aus Eurem Schreiben vernehme ich, daß es nit sein kann, daß Ihr
noch vor der Hochzeit herauf kommt.' Das haben wir nit gern gehört, bin gar
-nit zufrieden, hab gänzlich vermeint, Ihr werdet kommen, hab mich auch herz¬
lich gefreut, bin auch oft an das Fenster gelaufen, wenn ich etwas hab hören
reiten oder fahren; nun ist es alles vergebens gewesen. Unser lieber Herr
Gott verleihe uns allen Gesundheit und helf uns mit Freuden zusammen. -

Was aber den Kranz anlangt, thu ich mich herzlieber Junker hoch und
..freundlich bedanken, daß Ihr minds habt wissen lassen. Ich denke wohl, wir
werden viel grobe Nachrede verursachen, weil wir die Bräuche sbei Euch^ drunten
nit wissen, da es alles drunten anders ist als hier oben. Ich bitt Euch,
Ihr wollt den Kranz machen lassen, wie er sein soll, und uns zuschicken, wie
Ihr schreibt. Und über den andern Kranz hat mich die Frau Nützelin*) be¬
richtet, wie er sein soll und habe einen bestellt mit goldenen Spangen, er
soll schon recht gemacht werden. Mit dem Brautstück bin ich snichtZ wohl zu¬
frieden, daß Ihr mir nicht schreibt, was ich für meine Schwestern nehmen soll,
denn sie wollen nicht sagen, was sie haben wollen; ich hab Sorge ich nehme
zu viel oder zu wenig, ich wollt es gern recht machen; ich hab vermeint, Ihr
werdet mich wissen laßen was und wie viel. Was das meinige anlangt,
hoffe ich, ich will machen, daß ich dasselbige verdiene.

Herzlicher Junker, ich hätte noch eine große Bitte an Euch wegen der
Schuh, wenn ich sie thun dürfte und Ihr mir es ohne Arg aufnehmen wollt.
Es ist aber doch eine Schande, daß ich Euch damit bemühn soll, kaun es aber
nit umgehn. Ich hab Schul) machen laßen und hab sie die Frau Nützelin
sehn laßen,, so sagt diese, sie taugen gar nichts und seien auch gar groß, sie
müßten ganz klein sein, man werde'mich sonst gar sehr auslachen; und hat
mir gerathen, ich soll dem Junker schreiben und bitten, daß sie drunten gemacht
werden; weil sie gebräuchlich sind, so konnte mans besser machen denn hier
oben, da man sie hier gar nit trägt. Sie wollen mich auch gar uicht ver¬
steht!; wenn ich ihnen schon lange davon vorrede, so verstehn sie mich doch
nit, habe gleichwohl auch nie keinen gesehn. Schicke Euch hiemit herzlichen
Junker 2 Ducaten, bitt Euch Ihr wollt's durch eine Eurer Mägde besorgen
lassen, Ihr dürft nit damit bemüht sein, ich begehr'ö gar nit. Sie dürfen
nit gar kostbar sei», es seien nun die Wappen oder aber die Nahmen sdarauf,)
sie dürfen auch nit groß sein und nit lang.

Die Frau Mutter läßt Euch bitten, Ihr wollt ihr'ö nit>verübel haben,
,daß sie Euch auf Euer Schreiben nit antwortet, sie habe jetzt keine Zeit, sie
hat gar viel zu thun, ein andermal will sie antworten.



Margartethe Völker, eine Gcschlechterin ans Frankfurt, an Joachim Rudel einen Ge¬
schlechter in Nürnberg, verheirathet. Fichard a. a. O. S. S93.
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[0349] getreuen Gott zu danken; er verleihe ferner seine Gnade beiden Theilen. Amen. Ferner aus Eurem Schreiben vernehme ich, daß es nit sein kann, daß Ihr noch vor der Hochzeit herauf kommt.' Das haben wir nit gern gehört, bin gar -nit zufrieden, hab gänzlich vermeint, Ihr werdet kommen, hab mich auch herz¬ lich gefreut, bin auch oft an das Fenster gelaufen, wenn ich etwas hab hören reiten oder fahren; nun ist es alles vergebens gewesen. Unser lieber Herr Gott verleihe uns allen Gesundheit und helf uns mit Freuden zusammen. - Was aber den Kranz anlangt, thu ich mich herzlieber Junker hoch und ..freundlich bedanken, daß Ihr minds habt wissen lassen. Ich denke wohl, wir werden viel grobe Nachrede verursachen, weil wir die Bräuche sbei Euch^ drunten nit wissen, da es alles drunten anders ist als hier oben. Ich bitt Euch, Ihr wollt den Kranz machen lassen, wie er sein soll, und uns zuschicken, wie Ihr schreibt. Und über den andern Kranz hat mich die Frau Nützelin*) be¬ richtet, wie er sein soll und habe einen bestellt mit goldenen Spangen, er soll schon recht gemacht werden. Mit dem Brautstück bin ich snichtZ wohl zu¬ frieden, daß Ihr mir nicht schreibt, was ich für meine Schwestern nehmen soll, denn sie wollen nicht sagen, was sie haben wollen; ich hab Sorge ich nehme zu viel oder zu wenig, ich wollt es gern recht machen; ich hab vermeint, Ihr werdet mich wissen laßen was und wie viel. Was das meinige anlangt, hoffe ich, ich will machen, daß ich dasselbige verdiene. Herzlicher Junker, ich hätte noch eine große Bitte an Euch wegen der Schuh, wenn ich sie thun dürfte und Ihr mir es ohne Arg aufnehmen wollt. Es ist aber doch eine Schande, daß ich Euch damit bemühn soll, kaun es aber nit umgehn. Ich hab Schul) machen laßen und hab sie die Frau Nützelin sehn laßen,, so sagt diese, sie taugen gar nichts und seien auch gar groß, sie müßten ganz klein sein, man werde'mich sonst gar sehr auslachen; und hat mir gerathen, ich soll dem Junker schreiben und bitten, daß sie drunten gemacht werden; weil sie gebräuchlich sind, so konnte mans besser machen denn hier oben, da man sie hier gar nit trägt. Sie wollen mich auch gar uicht ver¬ steht!; wenn ich ihnen schon lange davon vorrede, so verstehn sie mich doch nit, habe gleichwohl auch nie keinen gesehn. Schicke Euch hiemit herzlichen Junker 2 Ducaten, bitt Euch Ihr wollt's durch eine Eurer Mägde besorgen lassen, Ihr dürft nit damit bemüht sein, ich begehr'ö gar nit. Sie dürfen nit gar kostbar sei», es seien nun die Wappen oder aber die Nahmen sdarauf,) sie dürfen auch nit groß sein und nit lang. Die Frau Mutter läßt Euch bitten, Ihr wollt ihr'ö nit>verübel haben, ,daß sie Euch auf Euer Schreiben nit antwortet, sie habe jetzt keine Zeit, sie hat gar viel zu thun, ein andermal will sie antworten. Margartethe Völker, eine Gcschlechterin ans Frankfurt, an Joachim Rudel einen Ge¬ schlechter in Nürnberg, verheirathet. Fichard a. a. O. S. S93.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/349>, abgerufen am 22.07.2024.