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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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Herzlicher Junker! aus Eurem Schreiben verstehe ich so viel, daß Ihr
nämlich gern vor der Hochzeit noch einmal herauf kommen wollt. Wenn es
geschehn könnte, so wäre es gewißlich eine meiner größten Freuden, und wür¬
den sich alle die Meinigen (niemand ausgenommen) herzlich erfreuen. Ich will
diesmal nicht darum bitten, sondern der Hoffnung und Zuversicht sein, so es
werde geschehen können, werde es der Junker an sich nit ermangeln lassen'
sondern mich Arme, Verlassene einmal besuchen, worauf ich denn mit Ver¬
langen warte. Herzlicher Junker! wißt, daß das Paket noch uit ist gekom¬
men. fWir^ haben schon etlichemal darnach geschickt, da hat man uns geant-
wortet, sie sein alle Stunden desselben gewärtig; sobald es kommt, soll es nach
Eurem Begehren besorgt werden; ich glaube Ihr werdet wohl damit bestehn. Es
hat die D. Reinerm schon der Frau Mutter deswegen zugeschrieben und deut¬
lich zu verstehn gegeben, daß man sie mit dem Brautstück*) nicht vergessen wolle.
Gleichwohl hat Ile solche Sorge nit nöthig gehabt, dieweil Ihr vorher bei
guter Zeit an sie gedacht ha.de. '

Herzlicher Junker, was aber die Hemden und Krägen anlangt, so sollt
Ihr wissen, daß wir gar heftig damit in. Arbeit sind,-und so viel davon fertig
werden, können, wollen wir austheilen.

Die Armbänder hab ich empfangen. Thu mich herzlieber Junker zum
höchsten zu bedanken! sie sind gar zu schön an meine schwarzen Hände, sie ge¬
fallen mir abe" doch wohl.

Was die Kleidung anlangt, so ist sicher, daß der Herr Vater gern eine
Tochter wie die andere damit halten wollte; dieweil es aber diesmal nit sein
kann, so hat er eingewilligt, ein Uebriges zu 'thun. Ich hab ganz fertig
drei tassetne Kleider, das leibfarbeue, ein goldgelbes, ein schwarzes. Jetzt haben
wir den Schneider im Haus, der macht eins von veilchensgrbenem Damast und
Noch eins, womit ich zur Kirche gehn soll, und das soll sein von rothem
Atlas oder von schwarzem Damast. Jetzt bitte ich, Ihr wollet mich wissen
lassen, zu welchem Ihr am besten Lust habt.

Herzlicher und vertrauter Junker. Ich darf mich nit unterstehn, den
Herrn Bater weiter zu treiben, um deswillen, weil keiner von meinen Schwe¬
ster" so viel und so Stattliches gemacht worden ist. Dieweil Ihr mich aber so
hoch ermahnt, so muß ich gleich so unverständig sein und den Junker um etwas
ansprechen, und zuvor freundlich bitten, Ihr wollet mir solches ohne Arg auf¬
nehmen, da ich es auf Euer Geheiß und freundliches Begehren thue, und ist
das die Bitte: herzlieber Junker, Ihr wollet mir Etwas zu einem Rock schicken,
was Euch beliebt, sei es nun leibfarbcn oder silberfarben, damit ich. mich um
so öfter anders kleiden könnte.



Hier el" Geschenk des Bräutigams an verwandte Frauen der Braut, Stücke Zeug zu
Kleidern u. tgi.
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Herzlicher Junker! aus Eurem Schreiben verstehe ich so viel, daß Ihr
nämlich gern vor der Hochzeit noch einmal herauf kommen wollt. Wenn es
geschehn könnte, so wäre es gewißlich eine meiner größten Freuden, und wür¬
den sich alle die Meinigen (niemand ausgenommen) herzlich erfreuen. Ich will
diesmal nicht darum bitten, sondern der Hoffnung und Zuversicht sein, so es
werde geschehen können, werde es der Junker an sich nit ermangeln lassen'
sondern mich Arme, Verlassene einmal besuchen, worauf ich denn mit Ver¬
langen warte. Herzlicher Junker! wißt, daß das Paket noch uit ist gekom¬
men. fWir^ haben schon etlichemal darnach geschickt, da hat man uns geant-
wortet, sie sein alle Stunden desselben gewärtig; sobald es kommt, soll es nach
Eurem Begehren besorgt werden; ich glaube Ihr werdet wohl damit bestehn. Es
hat die D. Reinerm schon der Frau Mutter deswegen zugeschrieben und deut¬
lich zu verstehn gegeben, daß man sie mit dem Brautstück*) nicht vergessen wolle.
Gleichwohl hat Ile solche Sorge nit nöthig gehabt, dieweil Ihr vorher bei
guter Zeit an sie gedacht ha.de. '

Herzlicher Junker, was aber die Hemden und Krägen anlangt, so sollt
Ihr wissen, daß wir gar heftig damit in. Arbeit sind,-und so viel davon fertig
werden, können, wollen wir austheilen.

Die Armbänder hab ich empfangen. Thu mich herzlieber Junker zum
höchsten zu bedanken! sie sind gar zu schön an meine schwarzen Hände, sie ge¬
fallen mir abe« doch wohl.

Was die Kleidung anlangt, so ist sicher, daß der Herr Vater gern eine
Tochter wie die andere damit halten wollte; dieweil es aber diesmal nit sein
kann, so hat er eingewilligt, ein Uebriges zu 'thun. Ich hab ganz fertig
drei tassetne Kleider, das leibfarbeue, ein goldgelbes, ein schwarzes. Jetzt haben
wir den Schneider im Haus, der macht eins von veilchensgrbenem Damast und
Noch eins, womit ich zur Kirche gehn soll, und das soll sein von rothem
Atlas oder von schwarzem Damast. Jetzt bitte ich, Ihr wollet mich wissen
lassen, zu welchem Ihr am besten Lust habt.

Herzlicher und vertrauter Junker. Ich darf mich nit unterstehn, den
Herrn Bater weiter zu treiben, um deswillen, weil keiner von meinen Schwe¬
ster» so viel und so Stattliches gemacht worden ist. Dieweil Ihr mich aber so
hoch ermahnt, so muß ich gleich so unverständig sein und den Junker um etwas
ansprechen, und zuvor freundlich bitten, Ihr wollet mir solches ohne Arg auf¬
nehmen, da ich es auf Euer Geheiß und freundliches Begehren thue, und ist
das die Bitte: herzlieber Junker, Ihr wollet mir Etwas zu einem Rock schicken,
was Euch beliebt, sei es nun leibfarbcn oder silberfarben, damit ich. mich um
so öfter anders kleiden könnte.



Hier el» Geschenk des Bräutigams an verwandte Frauen der Braut, Stücke Zeug zu
Kleidern u. tgi.
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[0347] Herzlicher Junker! aus Eurem Schreiben verstehe ich so viel, daß Ihr nämlich gern vor der Hochzeit noch einmal herauf kommen wollt. Wenn es geschehn könnte, so wäre es gewißlich eine meiner größten Freuden, und wür¬ den sich alle die Meinigen (niemand ausgenommen) herzlich erfreuen. Ich will diesmal nicht darum bitten, sondern der Hoffnung und Zuversicht sein, so es werde geschehen können, werde es der Junker an sich nit ermangeln lassen' sondern mich Arme, Verlassene einmal besuchen, worauf ich denn mit Ver¬ langen warte. Herzlicher Junker! wißt, daß das Paket noch uit ist gekom¬ men. fWir^ haben schon etlichemal darnach geschickt, da hat man uns geant- wortet, sie sein alle Stunden desselben gewärtig; sobald es kommt, soll es nach Eurem Begehren besorgt werden; ich glaube Ihr werdet wohl damit bestehn. Es hat die D. Reinerm schon der Frau Mutter deswegen zugeschrieben und deut¬ lich zu verstehn gegeben, daß man sie mit dem Brautstück*) nicht vergessen wolle. Gleichwohl hat Ile solche Sorge nit nöthig gehabt, dieweil Ihr vorher bei guter Zeit an sie gedacht ha.de. ' Herzlicher Junker, was aber die Hemden und Krägen anlangt, so sollt Ihr wissen, daß wir gar heftig damit in. Arbeit sind,-und so viel davon fertig werden, können, wollen wir austheilen. Die Armbänder hab ich empfangen. Thu mich herzlieber Junker zum höchsten zu bedanken! sie sind gar zu schön an meine schwarzen Hände, sie ge¬ fallen mir abe« doch wohl. Was die Kleidung anlangt, so ist sicher, daß der Herr Vater gern eine Tochter wie die andere damit halten wollte; dieweil es aber diesmal nit sein kann, so hat er eingewilligt, ein Uebriges zu 'thun. Ich hab ganz fertig drei tassetne Kleider, das leibfarbeue, ein goldgelbes, ein schwarzes. Jetzt haben wir den Schneider im Haus, der macht eins von veilchensgrbenem Damast und Noch eins, womit ich zur Kirche gehn soll, und das soll sein von rothem Atlas oder von schwarzem Damast. Jetzt bitte ich, Ihr wollet mich wissen lassen, zu welchem Ihr am besten Lust habt. Herzlicher und vertrauter Junker. Ich darf mich nit unterstehn, den Herrn Bater weiter zu treiben, um deswillen, weil keiner von meinen Schwe¬ ster» so viel und so Stattliches gemacht worden ist. Dieweil Ihr mich aber so hoch ermahnt, so muß ich gleich so unverständig sein und den Junker um etwas ansprechen, und zuvor freundlich bitten, Ihr wollet mir solches ohne Arg auf¬ nehmen, da ich es auf Euer Geheiß und freundliches Begehren thue, und ist das die Bitte: herzlieber Junker, Ihr wollet mir Etwas zu einem Rock schicken, was Euch beliebt, sei es nun leibfarbcn oder silberfarben, damit ich. mich um so öfter anders kleiden könnte. Hier el» Geschenk des Bräutigams an verwandte Frauen der Braut, Stücke Zeug zu Kleidern u. tgi. 43*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/347>, abgerufen am 22.07.2024.