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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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Nachrichten vom Kriege.

Wie ich es Ihnen in meinen am vergangenen Montag über Trieft ge¬
sendeten Mittheilungen vorausgesagt, hat der russische Feldmarschall die Bela¬
gerung Silistrias infolge des Erscheinens der englisch-französischen Truppen bei
Varna nicht aufgehoben, sondern zu mehren Malen versucht, sich der Festung
im Wege des Sturms zu bemeistern. Wir w'lösen bis heute von zwei derartigen
Angriffen, von denen der erste nur einem über die eigentliche Linie der deta-
chirten Schanzen hinausgeschobenen und darum wenig unterstützbaren Werke
(Arad Tabiassi, auf der ostwärtigen Höhe) galt; der zweite gegen das dahinter
gelegene Werk (Gilan Tabiassi) mit gerichtet war.

Beide Angriffe wurden mit verhältnißmäßig enormem Verlllst für die
Russen und ziemlich bedeutendem für die Türken zurückgewiesen.

Es war am 22. Mai, wo der erste Angriff geschah. Die Russen verloren
etwa 300 Mann; den Verlust der Türken schlägt, man auf 40 Mann an.

Der zweite Sturmangriff fand am 2S. Mai statt. Ohne Zweifel ist es
übertrieben, wenn das Journal de Konstantinopel die Behauptung aufstellt,
derselbe sei durch 30,000 Mann feindlicherseits, von denen 20,000 Mann die
beiden Angriffscolonnen und 10,000 Mann die Reserve formirter, ausgeführt
worden. Die Hälfte würde immerhin schon ein unermeßlicher Kraftaufwand,
gegenüber dem Zweck (die Wegnahme zweier Erdwerke)' gewesen sein. Bei dieser
Action verloren die Russen 2000 Mann. Es gab einen Moment, wo sie die
Brustwehr von Arad Tabiassi erstiegen hatten. Ein Offizier tödtete bei dieser
Gelegenheit einen türkischen Major. Indeß wurde alles, was oben angelangt
war, mit dem Bajonett wieder in den Graben hinuntergestoßen. Die Türken
hatten 3 -- 400 Mann an Verwundeten und Todten.

Der Angriff vom 22. Mai hatte die Wegnahme eines durch seine vor¬
geschobene Lage mehr als die anderen blosgestellten Werkes zum Zweck, und
wurde (mit einem.Verlust von 300 Todten auf russischer Seite), zurückgeschlagen.
Der Sturm vom 29. umfaßte das zunächst rückwärts von der obigen Schanze
(Arad Tabiassi) gelegene Werk (Delanli Tabia) mit, aber er mißlang ebenfalls,
ungeachtet die Russen 20,000 Mann ins Treffen zogen.

Die Artillerie von Silistria, sowie überhaupt der ganze Widerstand wird
von dem preußischen Artillerielieutenant außer Dienst Graah, einem gebornen
Rheinländer (aus Trier), geführt. Es ist, auch abgesehen von dem Interesse,
welches man hier allgemein dem verdienten Offizier zuwendet, ausnehmend
wichtig, daß er die Leitung in den Händen behalte, indem kaum irgend jemand
im Platze sein möchte, der ihn ersetzen kann; sein Tod oder auch nur seine Ver¬
wundung wäre daher ein großer Verlust.


Nachrichten vom Kriege.

Wie ich es Ihnen in meinen am vergangenen Montag über Trieft ge¬
sendeten Mittheilungen vorausgesagt, hat der russische Feldmarschall die Bela¬
gerung Silistrias infolge des Erscheinens der englisch-französischen Truppen bei
Varna nicht aufgehoben, sondern zu mehren Malen versucht, sich der Festung
im Wege des Sturms zu bemeistern. Wir w'lösen bis heute von zwei derartigen
Angriffen, von denen der erste nur einem über die eigentliche Linie der deta-
chirten Schanzen hinausgeschobenen und darum wenig unterstützbaren Werke
(Arad Tabiassi, auf der ostwärtigen Höhe) galt; der zweite gegen das dahinter
gelegene Werk (Gilan Tabiassi) mit gerichtet war.

Beide Angriffe wurden mit verhältnißmäßig enormem Verlllst für die
Russen und ziemlich bedeutendem für die Türken zurückgewiesen.

Es war am 22. Mai, wo der erste Angriff geschah. Die Russen verloren
etwa 300 Mann; den Verlust der Türken schlägt, man auf 40 Mann an.

Der zweite Sturmangriff fand am 2S. Mai statt. Ohne Zweifel ist es
übertrieben, wenn das Journal de Konstantinopel die Behauptung aufstellt,
derselbe sei durch 30,000 Mann feindlicherseits, von denen 20,000 Mann die
beiden Angriffscolonnen und 10,000 Mann die Reserve formirter, ausgeführt
worden. Die Hälfte würde immerhin schon ein unermeßlicher Kraftaufwand,
gegenüber dem Zweck (die Wegnahme zweier Erdwerke)' gewesen sein. Bei dieser
Action verloren die Russen 2000 Mann. Es gab einen Moment, wo sie die
Brustwehr von Arad Tabiassi erstiegen hatten. Ein Offizier tödtete bei dieser
Gelegenheit einen türkischen Major. Indeß wurde alles, was oben angelangt
war, mit dem Bajonett wieder in den Graben hinuntergestoßen. Die Türken
hatten 3 — 400 Mann an Verwundeten und Todten.

Der Angriff vom 22. Mai hatte die Wegnahme eines durch seine vor¬
geschobene Lage mehr als die anderen blosgestellten Werkes zum Zweck, und
wurde (mit einem.Verlust von 300 Todten auf russischer Seite), zurückgeschlagen.
Der Sturm vom 29. umfaßte das zunächst rückwärts von der obigen Schanze
(Arad Tabiassi) gelegene Werk (Delanli Tabia) mit, aber er mißlang ebenfalls,
ungeachtet die Russen 20,000 Mann ins Treffen zogen.

Die Artillerie von Silistria, sowie überhaupt der ganze Widerstand wird
von dem preußischen Artillerielieutenant außer Dienst Graah, einem gebornen
Rheinländer (aus Trier), geführt. Es ist, auch abgesehen von dem Interesse,
welches man hier allgemein dem verdienten Offizier zuwendet, ausnehmend
wichtig, daß er die Leitung in den Händen behalte, indem kaum irgend jemand
im Platze sein möchte, der ihn ersetzen kann; sein Tod oder auch nur seine Ver¬
wundung wäre daher ein großer Verlust.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/516>, abgerufen am 22.12.2024.