Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.toffelbeschuhten Füße der Griechinnen und Armenierinnen strecke" sich den Flam¬ Wenn man erwägt, welche Feuersgefahr mit den Mangalen (Kohlenbecken) Was man in der Regel behaupten hört, die schlechte türkische Feuerpolizei An und für sich würde dieser Signaldienst wenig Nutzen stiften, wenn damit nicht toffelbeschuhten Füße der Griechinnen und Armenierinnen strecke» sich den Flam¬ Wenn man erwägt, welche Feuersgefahr mit den Mangalen (Kohlenbecken) Was man in der Regel behaupten hört, die schlechte türkische Feuerpolizei An und für sich würde dieser Signaldienst wenig Nutzen stiften, wenn damit nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0300" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98080"/> <p xml:id="ID_930" prev="#ID_929"> toffelbeschuhten Füße der Griechinnen und Armenierinnen strecke» sich den Flam¬<lb/> men entgegen, deren Unterhaltung von den Umsitzenden in Gemeinschaft über¬<lb/> nommen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_931"> Wenn man erwägt, welche Feuersgefahr mit den Mangalen (Kohlenbecken)<lb/> verbunden ist, wie leichtfertig einerseits, nämlich was die Griechen anlangt, und<lb/> wie stumpf und gleichgiltig andrerseits, die Türken betreffend, der Charakter des<lb/> Volkes ist, so wird man sich über die zahlreichen Feuersbrünste, von denen Stam-<lb/> bul in jedem Winter heimgesucht ist, nicht eben wundern dürfen. Die Bauart<lb/> der Häuser erklärt aber die große Ausdehnung, welche die Brände gemeiniglich<lb/> gewinnen, insbesondere wenn die Richtung des Windes ihren Fortgang begünstigt.<lb/> Eine vom Mangal abgleitende Kohle, ein Funken vom Leuchter, ein niederge¬<lb/> fallener Tschibnck ist im Stande, binnen wenigen Secunden auf den Strohmatten,<lb/> mit denen die Zimmer bedeckt sind, zu zünden; einige Minuten darnach steht der<lb/> Fußboden in Flammen; — wenn dann das Haus noch gerettet werden kann,<lb/> vermag es das nur durch außerordentliche Umstände. So dünn ist das Sparren¬<lb/> werk, aus dem die Wände bestehen, so reich vertheilt die Oelfarbe am Holze<lb/> längs den Wänden und der Decke, daß die Flamme nach allen Richtungen hin<lb/> gleich starke Nahrung findet. Was bei Feuersbrünsten in unsren Städten das<lb/> Geschäft des Löschcns so sehr fördert, die Bekämpfung der Glut in den untern<lb/> Räumen von den obern her, kann hier nicht angewendet werden, weil diese allen<lb/> Halt und alle Stütze oft durch die Zerstörung einiger Latten im Erdgeschoß ver¬<lb/> lieren. Dagegen vermag man hier ganze Häuser, und zwar mit umgewundeuen<lb/> Stricken, umzureißen, oder durch einige hundert Beil- und Axthiebe zum Sturz<lb/> zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_932"> Was man in der Regel behaupten hört, die schlechte türkische Feuerpolizei<lb/> sei'an den häufigen Branduuglücksfälleu Schuld, ist durchaus unrichtig. Ohne<lb/> die Türken zu rühmen, muß ich gestehen, daß ihre Brandvorkehrungen, die Ein¬<lb/> richtung ihres Feuerflgnalweseus und die Organisation der Löschcorps meine Er¬<lb/> wartungen bedeutend Übertrossen haben. Drei Pnnkte sind es, von denen aus<lb/> die Hauptstadt in Hinsicht ans etwa ausbrechende Feuersbrünste unaufhörlich in-<lb/> spicirt wird: die beiden Galerien der hohen Thürme des Seraökierats und von<lb/> Galata, und der sogenannte Feuertivsk (Köscht), bei dem sich die Sigualbatterie<lb/> in steter Bereitschaft befindet. Auf den bedeckten, mit zahlreichen Schaufenstern<lb/> versehenen Galerien der Thürme gehen ohne Unterlaß die militärischen Wächter<lb/> und zwar Tag und Nacht, nach allen Richtungen über die unermeßliche Stadt hin<lb/> ausschauend, rings umher. Wird ein Brand bemerkt, so verkündet sofort eine<lb/> ausgesteckte Fahne dessen Direktion und ein anderes Signal den Stadttheil, wo<lb/> es brennt. Letzteres gibt bei Nacht die Batterie am Gangin oder Feuerkiosk<lb/> durch eine Anzahl Kanonenschüsse.</p><lb/> <p xml:id="ID_933" next="#ID_934"> An und für sich würde dieser Signaldienst wenig Nutzen stiften, wenn damit nicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0300]
toffelbeschuhten Füße der Griechinnen und Armenierinnen strecke» sich den Flam¬
men entgegen, deren Unterhaltung von den Umsitzenden in Gemeinschaft über¬
nommen wird.
Wenn man erwägt, welche Feuersgefahr mit den Mangalen (Kohlenbecken)
verbunden ist, wie leichtfertig einerseits, nämlich was die Griechen anlangt, und
wie stumpf und gleichgiltig andrerseits, die Türken betreffend, der Charakter des
Volkes ist, so wird man sich über die zahlreichen Feuersbrünste, von denen Stam-
bul in jedem Winter heimgesucht ist, nicht eben wundern dürfen. Die Bauart
der Häuser erklärt aber die große Ausdehnung, welche die Brände gemeiniglich
gewinnen, insbesondere wenn die Richtung des Windes ihren Fortgang begünstigt.
Eine vom Mangal abgleitende Kohle, ein Funken vom Leuchter, ein niederge¬
fallener Tschibnck ist im Stande, binnen wenigen Secunden auf den Strohmatten,
mit denen die Zimmer bedeckt sind, zu zünden; einige Minuten darnach steht der
Fußboden in Flammen; — wenn dann das Haus noch gerettet werden kann,
vermag es das nur durch außerordentliche Umstände. So dünn ist das Sparren¬
werk, aus dem die Wände bestehen, so reich vertheilt die Oelfarbe am Holze
längs den Wänden und der Decke, daß die Flamme nach allen Richtungen hin
gleich starke Nahrung findet. Was bei Feuersbrünsten in unsren Städten das
Geschäft des Löschcns so sehr fördert, die Bekämpfung der Glut in den untern
Räumen von den obern her, kann hier nicht angewendet werden, weil diese allen
Halt und alle Stütze oft durch die Zerstörung einiger Latten im Erdgeschoß ver¬
lieren. Dagegen vermag man hier ganze Häuser, und zwar mit umgewundeuen
Stricken, umzureißen, oder durch einige hundert Beil- und Axthiebe zum Sturz
zu bringen.
Was man in der Regel behaupten hört, die schlechte türkische Feuerpolizei
sei'an den häufigen Branduuglücksfälleu Schuld, ist durchaus unrichtig. Ohne
die Türken zu rühmen, muß ich gestehen, daß ihre Brandvorkehrungen, die Ein¬
richtung ihres Feuerflgnalweseus und die Organisation der Löschcorps meine Er¬
wartungen bedeutend Übertrossen haben. Drei Pnnkte sind es, von denen aus
die Hauptstadt in Hinsicht ans etwa ausbrechende Feuersbrünste unaufhörlich in-
spicirt wird: die beiden Galerien der hohen Thürme des Seraökierats und von
Galata, und der sogenannte Feuertivsk (Köscht), bei dem sich die Sigualbatterie
in steter Bereitschaft befindet. Auf den bedeckten, mit zahlreichen Schaufenstern
versehenen Galerien der Thürme gehen ohne Unterlaß die militärischen Wächter
und zwar Tag und Nacht, nach allen Richtungen über die unermeßliche Stadt hin
ausschauend, rings umher. Wird ein Brand bemerkt, so verkündet sofort eine
ausgesteckte Fahne dessen Direktion und ein anderes Signal den Stadttheil, wo
es brennt. Letzteres gibt bei Nacht die Batterie am Gangin oder Feuerkiosk
durch eine Anzahl Kanonenschüsse.
An und für sich würde dieser Signaldienst wenig Nutzen stiften, wenn damit nicht
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