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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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dienstlicher Act der Behörden betrachtet wurde. Den nächsten bedeutenden
Busen bildet die Quarantänebucht. An ihrem westlichen Ufer und an der See
lag das jüngere Chersonesos, das in den letzten Jahrhunderten vor unsrer
Zeitrechnung und zur Zeit der Römer und Byzantiner blühte. Noch im vori¬
gen Jahrhundert fanden die Reisenden das ganze Terrain mit Trümmern,
Mauerresten und Schutthaufen bedeckt; bis tief in das Innere der Halbinsel
hinein und nach ihrer westlichen Spitze zu erstreckten sich die Ueberreste der
rechtwinklig sich schneidenden steinernen Mauern, mit denen die Chersonesiten
ihre Felder eingefaßt hatten, vermischt mit den Trümmerhaufen der längst zer¬
störten Villen und Meierhöfe. Jetzt ist namentlich auf dem Boden der eigent¬
lichen Stadt wenig mehr als Schutt zu finden; die Mauerreste und alles, was
als Baumaterial brauchbar war, schleppten die Russen fort, als sie weiter
östlich ihr Sebastopol und an der Bucht, am südöstlichen Ende der griechischen
Stadt, die neue Quarantäne bauten. Seitdem das reine Hellenenthum unter¬
gegangen war, hat hier der Wandalismus über die Denkmäler vergangener
Jahrhunderte geschaltet: Säulenschäfre, Architrave und Friese schöner griechischer'
Tempel wurden zu dem Mauerwerk byzantinischer Kirchen verwendet, wie man
noch jetzt an den spärlichen Trümmern erkennt, und die hinsinkenden Paläste
aus der Byzantinerzeit lieferten den Stoff zu den großartigen Bauten, von
denen jetzt die Buchten Sebastopols umgeben sind.

Die bis jetzt erwähnten Buchten, von denen die Quarantänebucht über
ein Jahrtausend ein vielbesuchter Hafen war, dringen unmittelbar vom Meere
südwärts in den herakleotischen Chersones ein. Die Ostküste der Quaran¬
tänebucht verlängert sich nordwärts zu einer Spitze, die mit einem ihr entgegen¬
kommenden Vorsprunge der krimschen Halbinsel den Eingang zur größesten
Bucht bildet, welche sich ostwärts etwa fünf Viertelmeilen weit' in das Land
erstreckt, bei einer durchschnittlichen Breite von 3 -- 4000 Fuß. Dieses ist die
große Bai oder die Rhede von Sebastopol. Ihr Eingang wird .durch Felsen¬
riffe, die von Nord und Süd vorspringen, verengert, doch-ist die Einfahrt
bequem und sicher; sie wird bei Nacht durch zwei im Innern der Bai auf
Hügeln errichtete Leuchtthürme erleichtert, deren Feuer der Schiffer senkrecht
übereinander erblicken muß, wenn er das Fahrwasser innehalten will. Die
Tiefe der Bai nimmt nach Osten zu allmälig ab, und beträgt auf der ersten
Hälfte ihrer Längenausdehnung neun bis zehn Fabeln Von dieser geräumigen
und gegen alle -Stürme hinlänglich geschützten Rhede zweigen sich nun südwärts
in den herakleotischen Chersones die eigentlichen Häfen von Sebastopol ab,
die als Seitenzweige einer schon an sich sehr geschützten Bucht -und in An¬
betracht ihrer Tiefe und der Beschaffenheit ihres Bodens unstreitig zu den.
sichersten und schönsten Häfen gehören, welche die Natur gebildet hat. Zunächst
die Artilleriebucht, der Handelshafen des jetzigen Sebastopols, dann die Süd-


dienstlicher Act der Behörden betrachtet wurde. Den nächsten bedeutenden
Busen bildet die Quarantänebucht. An ihrem westlichen Ufer und an der See
lag das jüngere Chersonesos, das in den letzten Jahrhunderten vor unsrer
Zeitrechnung und zur Zeit der Römer und Byzantiner blühte. Noch im vori¬
gen Jahrhundert fanden die Reisenden das ganze Terrain mit Trümmern,
Mauerresten und Schutthaufen bedeckt; bis tief in das Innere der Halbinsel
hinein und nach ihrer westlichen Spitze zu erstreckten sich die Ueberreste der
rechtwinklig sich schneidenden steinernen Mauern, mit denen die Chersonesiten
ihre Felder eingefaßt hatten, vermischt mit den Trümmerhaufen der längst zer¬
störten Villen und Meierhöfe. Jetzt ist namentlich auf dem Boden der eigent¬
lichen Stadt wenig mehr als Schutt zu finden; die Mauerreste und alles, was
als Baumaterial brauchbar war, schleppten die Russen fort, als sie weiter
östlich ihr Sebastopol und an der Bucht, am südöstlichen Ende der griechischen
Stadt, die neue Quarantäne bauten. Seitdem das reine Hellenenthum unter¬
gegangen war, hat hier der Wandalismus über die Denkmäler vergangener
Jahrhunderte geschaltet: Säulenschäfre, Architrave und Friese schöner griechischer'
Tempel wurden zu dem Mauerwerk byzantinischer Kirchen verwendet, wie man
noch jetzt an den spärlichen Trümmern erkennt, und die hinsinkenden Paläste
aus der Byzantinerzeit lieferten den Stoff zu den großartigen Bauten, von
denen jetzt die Buchten Sebastopols umgeben sind.

Die bis jetzt erwähnten Buchten, von denen die Quarantänebucht über
ein Jahrtausend ein vielbesuchter Hafen war, dringen unmittelbar vom Meere
südwärts in den herakleotischen Chersones ein. Die Ostküste der Quaran¬
tänebucht verlängert sich nordwärts zu einer Spitze, die mit einem ihr entgegen¬
kommenden Vorsprunge der krimschen Halbinsel den Eingang zur größesten
Bucht bildet, welche sich ostwärts etwa fünf Viertelmeilen weit' in das Land
erstreckt, bei einer durchschnittlichen Breite von 3 — 4000 Fuß. Dieses ist die
große Bai oder die Rhede von Sebastopol. Ihr Eingang wird .durch Felsen¬
riffe, die von Nord und Süd vorspringen, verengert, doch-ist die Einfahrt
bequem und sicher; sie wird bei Nacht durch zwei im Innern der Bai auf
Hügeln errichtete Leuchtthürme erleichtert, deren Feuer der Schiffer senkrecht
übereinander erblicken muß, wenn er das Fahrwasser innehalten will. Die
Tiefe der Bai nimmt nach Osten zu allmälig ab, und beträgt auf der ersten
Hälfte ihrer Längenausdehnung neun bis zehn Fabeln Von dieser geräumigen
und gegen alle -Stürme hinlänglich geschützten Rhede zweigen sich nun südwärts
in den herakleotischen Chersones die eigentlichen Häfen von Sebastopol ab,
die als Seitenzweige einer schon an sich sehr geschützten Bucht -und in An¬
betracht ihrer Tiefe und der Beschaffenheit ihres Bodens unstreitig zu den.
sichersten und schönsten Häfen gehören, welche die Natur gebildet hat. Zunächst
die Artilleriebucht, der Handelshafen des jetzigen Sebastopols, dann die Süd-


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[0292] dienstlicher Act der Behörden betrachtet wurde. Den nächsten bedeutenden Busen bildet die Quarantänebucht. An ihrem westlichen Ufer und an der See lag das jüngere Chersonesos, das in den letzten Jahrhunderten vor unsrer Zeitrechnung und zur Zeit der Römer und Byzantiner blühte. Noch im vori¬ gen Jahrhundert fanden die Reisenden das ganze Terrain mit Trümmern, Mauerresten und Schutthaufen bedeckt; bis tief in das Innere der Halbinsel hinein und nach ihrer westlichen Spitze zu erstreckten sich die Ueberreste der rechtwinklig sich schneidenden steinernen Mauern, mit denen die Chersonesiten ihre Felder eingefaßt hatten, vermischt mit den Trümmerhaufen der längst zer¬ störten Villen und Meierhöfe. Jetzt ist namentlich auf dem Boden der eigent¬ lichen Stadt wenig mehr als Schutt zu finden; die Mauerreste und alles, was als Baumaterial brauchbar war, schleppten die Russen fort, als sie weiter östlich ihr Sebastopol und an der Bucht, am südöstlichen Ende der griechischen Stadt, die neue Quarantäne bauten. Seitdem das reine Hellenenthum unter¬ gegangen war, hat hier der Wandalismus über die Denkmäler vergangener Jahrhunderte geschaltet: Säulenschäfre, Architrave und Friese schöner griechischer' Tempel wurden zu dem Mauerwerk byzantinischer Kirchen verwendet, wie man noch jetzt an den spärlichen Trümmern erkennt, und die hinsinkenden Paläste aus der Byzantinerzeit lieferten den Stoff zu den großartigen Bauten, von denen jetzt die Buchten Sebastopols umgeben sind. Die bis jetzt erwähnten Buchten, von denen die Quarantänebucht über ein Jahrtausend ein vielbesuchter Hafen war, dringen unmittelbar vom Meere südwärts in den herakleotischen Chersones ein. Die Ostküste der Quaran¬ tänebucht verlängert sich nordwärts zu einer Spitze, die mit einem ihr entgegen¬ kommenden Vorsprunge der krimschen Halbinsel den Eingang zur größesten Bucht bildet, welche sich ostwärts etwa fünf Viertelmeilen weit' in das Land erstreckt, bei einer durchschnittlichen Breite von 3 — 4000 Fuß. Dieses ist die große Bai oder die Rhede von Sebastopol. Ihr Eingang wird .durch Felsen¬ riffe, die von Nord und Süd vorspringen, verengert, doch-ist die Einfahrt bequem und sicher; sie wird bei Nacht durch zwei im Innern der Bai auf Hügeln errichtete Leuchtthürme erleichtert, deren Feuer der Schiffer senkrecht übereinander erblicken muß, wenn er das Fahrwasser innehalten will. Die Tiefe der Bai nimmt nach Osten zu allmälig ab, und beträgt auf der ersten Hälfte ihrer Längenausdehnung neun bis zehn Fabeln Von dieser geräumigen und gegen alle -Stürme hinlänglich geschützten Rhede zweigen sich nun südwärts in den herakleotischen Chersones die eigentlichen Häfen von Sebastopol ab, die als Seitenzweige einer schon an sich sehr geschützten Bucht -und in An¬ betracht ihrer Tiefe und der Beschaffenheit ihres Bodens unstreitig zu den. sichersten und schönsten Häfen gehören, welche die Natur gebildet hat. Zunächst die Artilleriebucht, der Handelshafen des jetzigen Sebastopols, dann die Süd-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/291>, abgerufen am 22.12.2024.