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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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durch die normannische Eroberung vermittelt wurde, daß sie vielmehr erst statt¬
fand, als die mittelenglische Sprache sich fixirte, nämlich im 13. Jahrhundert.
Ferner ist eine Frage, auf die man bisher noch immer wenig Aufmerksamkeit
gewandt hat, wie die englische Sprache sich auch über Schottland ausdehnte, er¬
schöpfend gelöst worden. -- Was die ^eigentliche Literaturgeschichte betrifft, so
kommt es dem Verfasser vor allem darauf an', die verschiedenen Perioden nach
ihrem Charakter genau zu gruppiren. Für die Zeit, wo die Literatur sich mäch¬
tiger ausbreitet, für das 18. und 19. Jahrhundert, muß man möglichst wenig
erwarten; es ist hier nicht viel mehr erzählt, als was wir bereits in unsrem eig¬
nen Conversationslexikon finden, und wenn auch das Urtheil, welches der Ver¬
fasser fällt, eine gebildete Reflexion verräth , so ist es doch keineswegs in allen
Fällen correct. Was er z. B. über die beiden bedeutendsten Dichter des
1'9. Jahrhunderts, über Walter Scott und Byron sagt, ist durchaus ungenügend.
Ungleich bedeutender ist die Darstellung der älteren Literatur, besonders seit dem
1i. Jahrhundert; denn die vorhergehende Periode, die mehr in das Gebiet der
Kritik als der eigentlichen Darstellung fällt, ist ziemlich summarisch behandelt; aber
für die Periode, die zwischen dem le. und 18. Jahrhundert liegt, gibt das Buch
eine bedeutende und höchst instructive Uebersicht, und wird auch künftigen ausführ¬
licheren Darstellungen zum Nahmen dienen. Die einzelnen Schriftsteller, ihre
Beziehung zur Zeitgeschichte, ihre Werke und deren Bedeutung sind zwar kurz,
aber sehr plastisch charakterisirt, und so verständig geordnet, daß uns der innere
Zusammenhang klar wird. -- Das Buch verdient also eine allgemeine Verbreitung
in Deutschland und es empfiehlt sich vor allem auch als Handbuch für Schulen,
die sich überhaupt mit diesem Fach beschäftigen.

Gewissermaßen als Anhang fügen wir eine kleine, in ihrer Art classische Mo¬
nographie hinzu, die freilich zunächst nur für das Sprachstudium berechnet ist, die
aber durch ihre stete Beziehung auf die angelsächsischen Sprachformen auch ein
sprachgeschichtliches Interesse hat: Die englischen Präpositionen, ein theore¬
tisches und praktisches Hilfsmittel für öffentliche Schulen und zum Privatgcbrauche
geeignet, von Professor Weishaupt. Bern, Jene und Neinert. -- Die Prä¬
positionen sind für die englische Sprache vielleicht wichtiger, als für irgend eine
andere, weil dieselbe fast ganz ohne Flexion ist, und der gründlichen und gewissen¬
haften Arbeit des Verfassers ist es gelungen, für den'Lehrer wie für den Lernen¬
den hier eine correcte und erschöpfende Anleitung zu geben. --


Bücherschatz der deutschen Nationalliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts,
ein Beitrag zur deutschen Bücherknnde. Berlin, Stargardt. --

Das vorliegende Verzeichniß einer reichhaltigen Sammlung deutscher Bücher
und kleinen Schriften aus dem Zeitraum vom Is. bis in die Mitte des 18.
Jahrhunderts macht mit Recht Anspruch darauf, eine äußerst anerkennenswerthe


durch die normannische Eroberung vermittelt wurde, daß sie vielmehr erst statt¬
fand, als die mittelenglische Sprache sich fixirte, nämlich im 13. Jahrhundert.
Ferner ist eine Frage, auf die man bisher noch immer wenig Aufmerksamkeit
gewandt hat, wie die englische Sprache sich auch über Schottland ausdehnte, er¬
schöpfend gelöst worden. — Was die ^eigentliche Literaturgeschichte betrifft, so
kommt es dem Verfasser vor allem darauf an', die verschiedenen Perioden nach
ihrem Charakter genau zu gruppiren. Für die Zeit, wo die Literatur sich mäch¬
tiger ausbreitet, für das 18. und 19. Jahrhundert, muß man möglichst wenig
erwarten; es ist hier nicht viel mehr erzählt, als was wir bereits in unsrem eig¬
nen Conversationslexikon finden, und wenn auch das Urtheil, welches der Ver¬
fasser fällt, eine gebildete Reflexion verräth , so ist es doch keineswegs in allen
Fällen correct. Was er z. B. über die beiden bedeutendsten Dichter des
1'9. Jahrhunderts, über Walter Scott und Byron sagt, ist durchaus ungenügend.
Ungleich bedeutender ist die Darstellung der älteren Literatur, besonders seit dem
1i. Jahrhundert; denn die vorhergehende Periode, die mehr in das Gebiet der
Kritik als der eigentlichen Darstellung fällt, ist ziemlich summarisch behandelt; aber
für die Periode, die zwischen dem le. und 18. Jahrhundert liegt, gibt das Buch
eine bedeutende und höchst instructive Uebersicht, und wird auch künftigen ausführ¬
licheren Darstellungen zum Nahmen dienen. Die einzelnen Schriftsteller, ihre
Beziehung zur Zeitgeschichte, ihre Werke und deren Bedeutung sind zwar kurz,
aber sehr plastisch charakterisirt, und so verständig geordnet, daß uns der innere
Zusammenhang klar wird. — Das Buch verdient also eine allgemeine Verbreitung
in Deutschland und es empfiehlt sich vor allem auch als Handbuch für Schulen,
die sich überhaupt mit diesem Fach beschäftigen.

Gewissermaßen als Anhang fügen wir eine kleine, in ihrer Art classische Mo¬
nographie hinzu, die freilich zunächst nur für das Sprachstudium berechnet ist, die
aber durch ihre stete Beziehung auf die angelsächsischen Sprachformen auch ein
sprachgeschichtliches Interesse hat: Die englischen Präpositionen, ein theore¬
tisches und praktisches Hilfsmittel für öffentliche Schulen und zum Privatgcbrauche
geeignet, von Professor Weishaupt. Bern, Jene und Neinert. — Die Prä¬
positionen sind für die englische Sprache vielleicht wichtiger, als für irgend eine
andere, weil dieselbe fast ganz ohne Flexion ist, und der gründlichen und gewissen¬
haften Arbeit des Verfassers ist es gelungen, für den'Lehrer wie für den Lernen¬
den hier eine correcte und erschöpfende Anleitung zu geben. —


Bücherschatz der deutschen Nationalliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts,
ein Beitrag zur deutschen Bücherknnde. Berlin, Stargardt. —

Das vorliegende Verzeichniß einer reichhaltigen Sammlung deutscher Bücher
und kleinen Schriften aus dem Zeitraum vom Is. bis in die Mitte des 18.
Jahrhunderts macht mit Recht Anspruch darauf, eine äußerst anerkennenswerthe


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/277>, abgerufen am 01.07.2024.