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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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baldigen Werke den Abschluß des 1. Theils angezeigt haben. Es ist nun wieder
ein sehr starker Band darauf gefolgt, der vorzugsweise Neisenotizen und Recen¬
sionen enthält. Den Anfang macht die Analyse des Kölner Doms, es schließen
sich daran die Studien über die rheinische Kunst, die Folge einer längeren Rhein¬
reise im Jahre 18i1. Die Beschreibung ist mit der bekaunten Gewissenhaftigkeit
und Gründlichkeit des Verfassers ausgeführt, die Illustrationen sind größtentheils
sehr, schön und erleichtern wesentlich das Verständniß. -- Die Kritiken beziehen
sich ans die Geschichte der deutschen Kunst im Mittelalter. --


Leben und Werke der berühmtesten Maler aller Zeiten und Länder.
Unter Mitwirkung mehrer Gelehrten und Kunstfreunde herausgegeben von
F. O. Heinrich. Berlin, Nesselmann. --

Mit der 6. Lieferung ist nun der 1. Band dieses Werkes geschlossen., Er
enthält die ältere italienische Kunstgeschichte bis auf Michel Angelo. Wie schon
in mehren anderweitigen Kritiken auseinandergesetzt ist, geht der Plan des Ver¬
fassers weniger darauf ans, aus eigner Anschauung oder dnrch anderweitige Mittel
neue Forschungen auf dem Gebiet der Kunstgeschichte anzustellen, als vielmehr
dasjenige, was von ältern Kunsthistorikern gegeben ist, möglichst gedrängt und
vollständig zusammenzustellen und zu sichten. In Deutschland ist ein Werk der
Art wenigstens in gleicher Ausführlichkeit noch nicht vorhanden, ,und so wird denn
ein großer Theil des Publicums, dem es zunächst darauf ankommt, ein reich¬
haltiges Material zu gewinnen, dieses Buch mit Dank aufnehmen. Wer die
Kunstgeschichte mit strengerer Wissenschaftlichkeit betreiben will, wird sich doch ge¬
nöthigt sehen, die anderweitigen Quellen gleichfalls zu Rathe zu ziehen. Allein
anch ihm wird wenigstens ein sehr vollständiger Leitfaden geboten, an den sich
das Uebrige leichter und bequemer anknüpfen läßt. --


Künstlerbriese, übersetzt und erläutert von Dr. Ernst Guhl. Berlin, Trautwein.--

Ein schönes und werthvolles Buch, welches nicht nur die Aufmerksamkeit
aller Kunstfreunde, sondern anch aller derer verdient, die sich für geschichtliches
Leben interessiren. Der Herausgeber ist von der ganz richtigen Idee ausge¬
gangen, daß der gewöhnlichen Kunstgeschichte, die sich mit der Entwicklung der
Ideen, der Formen und der Technik beschäftigt, zur vollständigen Lebendigkeit
etwas abgeht, nämlich die Darstellung der Künstler selbst nach ihrem Gemüthe, ihrem
Charakter, ihren Neigungen, ihrem socialen Leben. Nun sind von den italieni¬
schen Malern des 15. und 16. Jahrhunderts werthvolle Documente vorhanden,
Briefe, Testamente, Kaufcoutracte u. dergl., die nach verschiedenen Seiten hin
zerstreut waren. > Schon dadurch hat sich der Verfasser ein großes Verdienst er¬
worben, daß er diese gesammelt und auf eine höchst correcte Weise übersetzt hat,
auf eine Weise, wie es bei historischen Documenten nothwendig ist, wo nicht der
ästhetische Gesichtspunkt, sondern das Moment der Charakteristik vorwiegen muß.


baldigen Werke den Abschluß des 1. Theils angezeigt haben. Es ist nun wieder
ein sehr starker Band darauf gefolgt, der vorzugsweise Neisenotizen und Recen¬
sionen enthält. Den Anfang macht die Analyse des Kölner Doms, es schließen
sich daran die Studien über die rheinische Kunst, die Folge einer längeren Rhein¬
reise im Jahre 18i1. Die Beschreibung ist mit der bekaunten Gewissenhaftigkeit
und Gründlichkeit des Verfassers ausgeführt, die Illustrationen sind größtentheils
sehr, schön und erleichtern wesentlich das Verständniß. — Die Kritiken beziehen
sich ans die Geschichte der deutschen Kunst im Mittelalter. —


Leben und Werke der berühmtesten Maler aller Zeiten und Länder.
Unter Mitwirkung mehrer Gelehrten und Kunstfreunde herausgegeben von
F. O. Heinrich. Berlin, Nesselmann. —

Mit der 6. Lieferung ist nun der 1. Band dieses Werkes geschlossen., Er
enthält die ältere italienische Kunstgeschichte bis auf Michel Angelo. Wie schon
in mehren anderweitigen Kritiken auseinandergesetzt ist, geht der Plan des Ver¬
fassers weniger darauf ans, aus eigner Anschauung oder dnrch anderweitige Mittel
neue Forschungen auf dem Gebiet der Kunstgeschichte anzustellen, als vielmehr
dasjenige, was von ältern Kunsthistorikern gegeben ist, möglichst gedrängt und
vollständig zusammenzustellen und zu sichten. In Deutschland ist ein Werk der
Art wenigstens in gleicher Ausführlichkeit noch nicht vorhanden, ,und so wird denn
ein großer Theil des Publicums, dem es zunächst darauf ankommt, ein reich¬
haltiges Material zu gewinnen, dieses Buch mit Dank aufnehmen. Wer die
Kunstgeschichte mit strengerer Wissenschaftlichkeit betreiben will, wird sich doch ge¬
nöthigt sehen, die anderweitigen Quellen gleichfalls zu Rathe zu ziehen. Allein
anch ihm wird wenigstens ein sehr vollständiger Leitfaden geboten, an den sich
das Uebrige leichter und bequemer anknüpfen läßt. —


Künstlerbriese, übersetzt und erläutert von Dr. Ernst Guhl. Berlin, Trautwein.—

Ein schönes und werthvolles Buch, welches nicht nur die Aufmerksamkeit
aller Kunstfreunde, sondern anch aller derer verdient, die sich für geschichtliches
Leben interessiren. Der Herausgeber ist von der ganz richtigen Idee ausge¬
gangen, daß der gewöhnlichen Kunstgeschichte, die sich mit der Entwicklung der
Ideen, der Formen und der Technik beschäftigt, zur vollständigen Lebendigkeit
etwas abgeht, nämlich die Darstellung der Künstler selbst nach ihrem Gemüthe, ihrem
Charakter, ihren Neigungen, ihrem socialen Leben. Nun sind von den italieni¬
schen Malern des 15. und 16. Jahrhunderts werthvolle Documente vorhanden,
Briefe, Testamente, Kaufcoutracte u. dergl., die nach verschiedenen Seiten hin
zerstreut waren. > Schon dadurch hat sich der Verfasser ein großes Verdienst er¬
worben, daß er diese gesammelt und auf eine höchst correcte Weise übersetzt hat,
auf eine Weise, wie es bei historischen Documenten nothwendig ist, wo nicht der
ästhetische Gesichtspunkt, sondern das Moment der Charakteristik vorwiegen muß.


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[0146] baldigen Werke den Abschluß des 1. Theils angezeigt haben. Es ist nun wieder ein sehr starker Band darauf gefolgt, der vorzugsweise Neisenotizen und Recen¬ sionen enthält. Den Anfang macht die Analyse des Kölner Doms, es schließen sich daran die Studien über die rheinische Kunst, die Folge einer längeren Rhein¬ reise im Jahre 18i1. Die Beschreibung ist mit der bekaunten Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit des Verfassers ausgeführt, die Illustrationen sind größtentheils sehr, schön und erleichtern wesentlich das Verständniß. — Die Kritiken beziehen sich ans die Geschichte der deutschen Kunst im Mittelalter. — Leben und Werke der berühmtesten Maler aller Zeiten und Länder. Unter Mitwirkung mehrer Gelehrten und Kunstfreunde herausgegeben von F. O. Heinrich. Berlin, Nesselmann. — Mit der 6. Lieferung ist nun der 1. Band dieses Werkes geschlossen., Er enthält die ältere italienische Kunstgeschichte bis auf Michel Angelo. Wie schon in mehren anderweitigen Kritiken auseinandergesetzt ist, geht der Plan des Ver¬ fassers weniger darauf ans, aus eigner Anschauung oder dnrch anderweitige Mittel neue Forschungen auf dem Gebiet der Kunstgeschichte anzustellen, als vielmehr dasjenige, was von ältern Kunsthistorikern gegeben ist, möglichst gedrängt und vollständig zusammenzustellen und zu sichten. In Deutschland ist ein Werk der Art wenigstens in gleicher Ausführlichkeit noch nicht vorhanden, ,und so wird denn ein großer Theil des Publicums, dem es zunächst darauf ankommt, ein reich¬ haltiges Material zu gewinnen, dieses Buch mit Dank aufnehmen. Wer die Kunstgeschichte mit strengerer Wissenschaftlichkeit betreiben will, wird sich doch ge¬ nöthigt sehen, die anderweitigen Quellen gleichfalls zu Rathe zu ziehen. Allein anch ihm wird wenigstens ein sehr vollständiger Leitfaden geboten, an den sich das Uebrige leichter und bequemer anknüpfen läßt. — Künstlerbriese, übersetzt und erläutert von Dr. Ernst Guhl. Berlin, Trautwein.— Ein schönes und werthvolles Buch, welches nicht nur die Aufmerksamkeit aller Kunstfreunde, sondern anch aller derer verdient, die sich für geschichtliches Leben interessiren. Der Herausgeber ist von der ganz richtigen Idee ausge¬ gangen, daß der gewöhnlichen Kunstgeschichte, die sich mit der Entwicklung der Ideen, der Formen und der Technik beschäftigt, zur vollständigen Lebendigkeit etwas abgeht, nämlich die Darstellung der Künstler selbst nach ihrem Gemüthe, ihrem Charakter, ihren Neigungen, ihrem socialen Leben. Nun sind von den italieni¬ schen Malern des 15. und 16. Jahrhunderts werthvolle Documente vorhanden, Briefe, Testamente, Kaufcoutracte u. dergl., die nach verschiedenen Seiten hin zerstreut waren. > Schon dadurch hat sich der Verfasser ein großes Verdienst er¬ worben, daß er diese gesammelt und auf eine höchst correcte Weise übersetzt hat, auf eine Weise, wie es bei historischen Documenten nothwendig ist, wo nicht der ästhetische Gesichtspunkt, sondern das Moment der Charakteristik vorwiegen muß.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/145>, abgerufen am 23.07.2024.