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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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d. 2. Reservecavaleriecorps von ganz gleicher Stärke und Zusammen¬
setzung, so daß diese beiden Corps zusaimnen 48 Escadrons Kürassiere und
i8 Escadrons schwere Uhlanen enthalten.

e. Das Dragonercorps mit 2 Divisionen -- 4 Brigaden -- 8 Regimenter
80 Escadrons Dragoner und 2 Escadrons reitende Pioniere., Diese Dragoner
sind mit langen Bajonetflinten bewaffnet und werden gleichmäßig im Exercitium
zu Fuß wie zu Pferde geübt. Das gesammte Cavaleriecorps zählt somit
176 Escadrons Kürassiere, Dragoner und Uhlanen, alles schwere Reiterei, und
2 Escadrons Pioniere. Dasselbe ist großentheils in den sogenannten Militär-
colonicn von Cherson und Charkow, in den südlichen Provinzen des Reiches
angesiedelt und ebenso wie das Grenadiercorps dazu bestimmt, eine mächtige
Reserve sür die schon voransmarschirten sogenannten Jnfantericcorps abzugeben.
Bei den bekannten großen Cavalleriemanövern zu Wosncssensk hat der Kaiser
Nikolaus wiederholt die gesammte Cavaleriereserve iuspicirt. An ihr beigegebener
Artillerie zählt diese Cavalerie 12 Batterien mit 24 schweren und 72 Deichten
Geschützen.

Recapituliren wir noch einmal die Stärke dieser gesammten activen Feld¬
armee des russischen Reiches, so ergibt sich, daß dieselbe betragen soll:

360 Bataillone Garden, Grenadiere, Musketiere nudo
Jäger ............. j
360,000 Combattanten. 8 Bataillone Schützen......... f S600^ " 460 Escadrons reguläre Reiterei, Kürassiere, Grena- l
diere, Dragoner, schwere Uhlanen, leichte Uhlanen,
Husaren, reitende Pioniere und Gardekosacken . . /
82,800 "

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i

Die Artillerie hat an bespannten Geschützen mindestens 1000 Kanonen.

Es würde sich hiernach ergeben, daß eine russische Armee sogleich mit
'365,000 Jnfanteristen, 82,800 regulären Cavaleristen und 1000 Geschützen in
das Feld rücken könnte. Von dieser Sollstärke auf dem Papier geht aber, wenn
>ein augenblicklicher Ausmarsch befohlen wird, ein nicht geringer Theil ab.
Man kann nach sichern Quellen annehmen, daß außer bei der Garde ein russisches Jn-
fanteriebataillon noch niemals über 800, eine Escadron aber über 140 --130 Com¬
battanten in Reih und Glied gehabt hat. Daß diese Zahl sich aber bei dem langen
Marsch, den die meisten Truppentheile von ihrem Standquartier bis zu irgend einem
Kampfplatz haben, ungemein vermindern wird, ist natürlich. Wenn wir daher annehmen,
daß jedes Bataillon durchschnittlich nur mit 700 Mann, jede Escadron aber mit 120
Mann auf irgend einem europäischen Kriegsschauplatze ankommen wird, so glauben wir
so ziemlich das Nichtige getroffen zu haben. Aber auch diese Zahl ist wahrlich nicht
gering, denn Rußland würde darnach doch schon mit 237,600 Mann Infan¬
terie und SS,200 Mann regulärer Reiterei, nebst einer zahlreichen Artillerie, auf
> irgend einem europäischen Kampfplatz crscheineii können. Freilich dürfte eine Zeit von


d. 2. Reservecavaleriecorps von ganz gleicher Stärke und Zusammen¬
setzung, so daß diese beiden Corps zusaimnen 48 Escadrons Kürassiere und
i8 Escadrons schwere Uhlanen enthalten.

e. Das Dragonercorps mit 2 Divisionen — 4 Brigaden — 8 Regimenter
80 Escadrons Dragoner und 2 Escadrons reitende Pioniere., Diese Dragoner
sind mit langen Bajonetflinten bewaffnet und werden gleichmäßig im Exercitium
zu Fuß wie zu Pferde geübt. Das gesammte Cavaleriecorps zählt somit
176 Escadrons Kürassiere, Dragoner und Uhlanen, alles schwere Reiterei, und
2 Escadrons Pioniere. Dasselbe ist großentheils in den sogenannten Militär-
colonicn von Cherson und Charkow, in den südlichen Provinzen des Reiches
angesiedelt und ebenso wie das Grenadiercorps dazu bestimmt, eine mächtige
Reserve sür die schon voransmarschirten sogenannten Jnfantericcorps abzugeben.
Bei den bekannten großen Cavalleriemanövern zu Wosncssensk hat der Kaiser
Nikolaus wiederholt die gesammte Cavaleriereserve iuspicirt. An ihr beigegebener
Artillerie zählt diese Cavalerie 12 Batterien mit 24 schweren und 72 Deichten
Geschützen.

Recapituliren wir noch einmal die Stärke dieser gesammten activen Feld¬
armee des russischen Reiches, so ergibt sich, daß dieselbe betragen soll:

360 Bataillone Garden, Grenadiere, Musketiere nudo
Jäger ............. j
360,000 Combattanten. 8 Bataillone Schützen......... f S600^ „ 460 Escadrons reguläre Reiterei, Kürassiere, Grena- l
diere, Dragoner, schwere Uhlanen, leichte Uhlanen,
Husaren, reitende Pioniere und Gardekosacken . . /
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Die Artillerie hat an bespannten Geschützen mindestens 1000 Kanonen.

Es würde sich hiernach ergeben, daß eine russische Armee sogleich mit
'365,000 Jnfanteristen, 82,800 regulären Cavaleristen und 1000 Geschützen in
das Feld rücken könnte. Von dieser Sollstärke auf dem Papier geht aber, wenn
>ein augenblicklicher Ausmarsch befohlen wird, ein nicht geringer Theil ab.
Man kann nach sichern Quellen annehmen, daß außer bei der Garde ein russisches Jn-
fanteriebataillon noch niemals über 800, eine Escadron aber über 140 —130 Com¬
battanten in Reih und Glied gehabt hat. Daß diese Zahl sich aber bei dem langen
Marsch, den die meisten Truppentheile von ihrem Standquartier bis zu irgend einem
Kampfplatz haben, ungemein vermindern wird, ist natürlich. Wenn wir daher annehmen,
daß jedes Bataillon durchschnittlich nur mit 700 Mann, jede Escadron aber mit 120
Mann auf irgend einem europäischen Kriegsschauplatze ankommen wird, so glauben wir
so ziemlich das Nichtige getroffen zu haben. Aber auch diese Zahl ist wahrlich nicht
gering, denn Rußland würde darnach doch schon mit 237,600 Mann Infan¬
terie und SS,200 Mann regulärer Reiterei, nebst einer zahlreichen Artillerie, auf
> irgend einem europäischen Kampfplatz crscheineii können. Freilich dürfte eine Zeit von


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/132>, abgerufen am 22.12.2024.