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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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eines Gefechtes nur ein Theil der türkischen Schisse von ihren Kanonen würde
Gebrauch haben machen können. Dagegen waren die Landbatterien damals min¬
der maskirt, als es später geschah.

Die Meldung nach Scbastvpol hatte zunächst die Folge, daß eine Abtheilung
von drei Linienschiffen, welche von einigen Dampfern begleitet wurden, vor Si-
nope erschienen. Der Wind war der Annäherung dieser Fahrzeuge nicht günstig;
sie lavirten in kurzen Schlägen gegen die Küste an, und segelten westlich in
Schlachtordnung, jedoch außer Kauoneuschnßweite bleibend, und indem sie die äu¬
ßere Grenze der Bay innehielten, an dem türkische" Geschwader vorüber, worauf
sie sich wiederum auf die Höhe begaben, und dort, wie es den Anschein hatte,
vor Anker gingen.

Eine ganze Woche lang sah man die drei Linenschiffe in einer Entfernung
von einigen Seemeilen dieselbe Stellung innehalten; die Dampfschiffe dagegen
waren gleich nach geschehener Annäherung wieder verschwunden. Wie sich später
herausgestellt hat, segelten sie nach Sebastopol.

Als die drei Zweidecker so nahe an der türkischen Aufstellung vorübergefahren
waren, hatte man am Bord der osmanischen Escadre ein Treffen für unvermeid-
lich erachtet, und in Eile alle Vorbereitungen zu demselben getroffen. Die am
Lande weilenden Abtheilungen der Mannschaft waren herbeigerufen worden, die
Batterien befanden sich schußfertig, mit der Lunte in der Hand standen die Ka¬
noniere neben den Stücken.

Darnach ward an Bord des Admiralschisss Kriegsrath gehalten, dem Osman
Pascha vorsaß. Dieser Aegypter sprach bei dieser Gelegenheit seine Meinung ent¬
schieden dahin aus, daß es am gerathensten sei, in der Bay von Sinope zu ver¬
bleiben, und daß alles, was man thun könne, sich lediglich darauf beschränken
dürfe, die Aufstellung der Escadre zu verbessern. Hussein Pascha (syr. H"sse-in)
war' entgegengesetzter Ansicht, und machte geltend, daß man jetzt, wo die Dampfer
sich entfernt hätten, sein Ziel ans dem weiten Meere zu suchen habe. Dagegen
wurde wiederum von Osman Pascha eingewendet, daß die Hinfahrt den Beweis
geliefert habe, wie der größere Theil der türkischen Schiffsmannschaft secuutüchtig,
d. h. dem Erkranken unterworfen sei, was sie unfähig zum Dienst in der Stunde
der Gefahr machen werde. Da der Nest der Mitglieder des Medschliß (Rathes)
diese Meinnüy unterstützte, so wurde Hussein Pascha überstimmt, und am andern
Morgen ging man mit Hilfe der Dampfer Eregli und Ta'if aus Werk, die Kriegs¬
schiffe in Schlachtordnung zu legen.

Diese orclro as dawills scheint a"S zwei Treffen bestanden zu haben. (Min¬
destens waren die beiden Dampfer und einige der leichten Fahrzeuge in zweiter
Linie disponirt.) Sie hatte den Fehler, daß sie die Batterien sowol der Festung,
als diejenigen, welche weiter nach links ans der Halbinsel lagen, maskirte, und
in dieser Hinsicht der Wirksamkeit des eignen Feuers Abbruch that.


eines Gefechtes nur ein Theil der türkischen Schisse von ihren Kanonen würde
Gebrauch haben machen können. Dagegen waren die Landbatterien damals min¬
der maskirt, als es später geschah.

Die Meldung nach Scbastvpol hatte zunächst die Folge, daß eine Abtheilung
von drei Linienschiffen, welche von einigen Dampfern begleitet wurden, vor Si-
nope erschienen. Der Wind war der Annäherung dieser Fahrzeuge nicht günstig;
sie lavirten in kurzen Schlägen gegen die Küste an, und segelten westlich in
Schlachtordnung, jedoch außer Kauoneuschnßweite bleibend, und indem sie die äu¬
ßere Grenze der Bay innehielten, an dem türkische» Geschwader vorüber, worauf
sie sich wiederum auf die Höhe begaben, und dort, wie es den Anschein hatte,
vor Anker gingen.

Eine ganze Woche lang sah man die drei Linenschiffe in einer Entfernung
von einigen Seemeilen dieselbe Stellung innehalten; die Dampfschiffe dagegen
waren gleich nach geschehener Annäherung wieder verschwunden. Wie sich später
herausgestellt hat, segelten sie nach Sebastopol.

Als die drei Zweidecker so nahe an der türkischen Aufstellung vorübergefahren
waren, hatte man am Bord der osmanischen Escadre ein Treffen für unvermeid-
lich erachtet, und in Eile alle Vorbereitungen zu demselben getroffen. Die am
Lande weilenden Abtheilungen der Mannschaft waren herbeigerufen worden, die
Batterien befanden sich schußfertig, mit der Lunte in der Hand standen die Ka¬
noniere neben den Stücken.

Darnach ward an Bord des Admiralschisss Kriegsrath gehalten, dem Osman
Pascha vorsaß. Dieser Aegypter sprach bei dieser Gelegenheit seine Meinung ent¬
schieden dahin aus, daß es am gerathensten sei, in der Bay von Sinope zu ver¬
bleiben, und daß alles, was man thun könne, sich lediglich darauf beschränken
dürfe, die Aufstellung der Escadre zu verbessern. Hussein Pascha (syr. H»sse-in)
war' entgegengesetzter Ansicht, und machte geltend, daß man jetzt, wo die Dampfer
sich entfernt hätten, sein Ziel ans dem weiten Meere zu suchen habe. Dagegen
wurde wiederum von Osman Pascha eingewendet, daß die Hinfahrt den Beweis
geliefert habe, wie der größere Theil der türkischen Schiffsmannschaft secuutüchtig,
d. h. dem Erkranken unterworfen sei, was sie unfähig zum Dienst in der Stunde
der Gefahr machen werde. Da der Nest der Mitglieder des Medschliß (Rathes)
diese Meinnüy unterstützte, so wurde Hussein Pascha überstimmt, und am andern
Morgen ging man mit Hilfe der Dampfer Eregli und Ta'if aus Werk, die Kriegs¬
schiffe in Schlachtordnung zu legen.

Diese orclro as dawills scheint a»S zwei Treffen bestanden zu haben. (Min¬
destens waren die beiden Dampfer und einige der leichten Fahrzeuge in zweiter
Linie disponirt.) Sie hatte den Fehler, daß sie die Batterien sowol der Festung,
als diejenigen, welche weiter nach links ans der Halbinsel lagen, maskirte, und
in dieser Hinsicht der Wirksamkeit des eignen Feuers Abbruch that.


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[0437] eines Gefechtes nur ein Theil der türkischen Schisse von ihren Kanonen würde Gebrauch haben machen können. Dagegen waren die Landbatterien damals min¬ der maskirt, als es später geschah. Die Meldung nach Scbastvpol hatte zunächst die Folge, daß eine Abtheilung von drei Linienschiffen, welche von einigen Dampfern begleitet wurden, vor Si- nope erschienen. Der Wind war der Annäherung dieser Fahrzeuge nicht günstig; sie lavirten in kurzen Schlägen gegen die Küste an, und segelten westlich in Schlachtordnung, jedoch außer Kauoneuschnßweite bleibend, und indem sie die äu¬ ßere Grenze der Bay innehielten, an dem türkische» Geschwader vorüber, worauf sie sich wiederum auf die Höhe begaben, und dort, wie es den Anschein hatte, vor Anker gingen. Eine ganze Woche lang sah man die drei Linenschiffe in einer Entfernung von einigen Seemeilen dieselbe Stellung innehalten; die Dampfschiffe dagegen waren gleich nach geschehener Annäherung wieder verschwunden. Wie sich später herausgestellt hat, segelten sie nach Sebastopol. Als die drei Zweidecker so nahe an der türkischen Aufstellung vorübergefahren waren, hatte man am Bord der osmanischen Escadre ein Treffen für unvermeid- lich erachtet, und in Eile alle Vorbereitungen zu demselben getroffen. Die am Lande weilenden Abtheilungen der Mannschaft waren herbeigerufen worden, die Batterien befanden sich schußfertig, mit der Lunte in der Hand standen die Ka¬ noniere neben den Stücken. Darnach ward an Bord des Admiralschisss Kriegsrath gehalten, dem Osman Pascha vorsaß. Dieser Aegypter sprach bei dieser Gelegenheit seine Meinung ent¬ schieden dahin aus, daß es am gerathensten sei, in der Bay von Sinope zu ver¬ bleiben, und daß alles, was man thun könne, sich lediglich darauf beschränken dürfe, die Aufstellung der Escadre zu verbessern. Hussein Pascha (syr. H»sse-in) war' entgegengesetzter Ansicht, und machte geltend, daß man jetzt, wo die Dampfer sich entfernt hätten, sein Ziel ans dem weiten Meere zu suchen habe. Dagegen wurde wiederum von Osman Pascha eingewendet, daß die Hinfahrt den Beweis geliefert habe, wie der größere Theil der türkischen Schiffsmannschaft secuutüchtig, d. h. dem Erkranken unterworfen sei, was sie unfähig zum Dienst in der Stunde der Gefahr machen werde. Da der Nest der Mitglieder des Medschliß (Rathes) diese Meinnüy unterstützte, so wurde Hussein Pascha überstimmt, und am andern Morgen ging man mit Hilfe der Dampfer Eregli und Ta'if aus Werk, die Kriegs¬ schiffe in Schlachtordnung zu legen. Diese orclro as dawills scheint a»S zwei Treffen bestanden zu haben. (Min¬ destens waren die beiden Dampfer und einige der leichten Fahrzeuge in zweiter Linie disponirt.) Sie hatte den Fehler, daß sie die Batterien sowol der Festung, als diejenigen, welche weiter nach links ans der Halbinsel lagen, maskirte, und in dieser Hinsicht der Wirksamkeit des eignen Feuers Abbruch that.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/437>, abgerufen am 22.07.2024.