Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.mische Saal fertig geworden, die Bilder im Niobidensaal (Gegenstände aus der grie¬ Wie in früheren Jahren hatte der hiesige Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger mische Saal fertig geworden, die Bilder im Niobidensaal (Gegenstände aus der grie¬ Wie in früheren Jahren hatte der hiesige Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0270" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97516"/> <p xml:id="ID_685" prev="#ID_684"> mische Saal fertig geworden, die Bilder im Niobidensaal (Gegenstände aus der grie¬<lb/> chischen und römischen Heroensage) ebenfalls zum größeren Theil vollendet, die übrigen<lb/> i» Arbeit. — Nicht minder ist man in der südlichen Kuppel, wo, wie ich Ihnen be¬<lb/> richtete, drei größere Bilder, die Bezug auf Einführung des Christenthums haben, thä¬<lb/> tig; und in den Sälen, welche für christliche Sculptur bis in die neueste Zeit bestimmt<lb/> sind, ist mau sowol mit Aufstellung der Werke als mit Ausschmückung der Wände und<lb/> Decken beschäftigt. An der Decke über dem Raum für mittelalterliche deutsche Sculp-<lb/> tur werden Brustbilder deutscher Kaiser, umgeben von je vier grau in grau gemalten<lb/> Figuren, welche die wichtigsten Städte darstellen, angebracht. — Soviel nur für dieses<lb/> Mal, da.ich Ihnen näheres darüber nach Vollendung dieser Arbeiten mittheile.</p><lb/> <p xml:id="ID_686" next="#ID_687"> Wie in früheren Jahren hatte der hiesige Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger<lb/> Künstler in der Weihnachtszeit eine Ausstellung von Transparen eg ein ä l d e n veran¬<lb/> staltet. — Bei manchem Anerkennenswerthen, besonders in der Malerei muß ich doch<lb/> gestehen, daß der Eindruck der sechs Bilder im ganzen unbefriedigend war. Ich bin<lb/> durchaus nicht der ziemlich allgemeinen Ansicht, daß die Künstler unserer Zeit überhaupt<lb/> nicht mehr fähig sind, Bilder christlich-historischen Inhalts zu produciren; freilich wird<lb/> es jetzt eine viel geringere Zahl sein, als zu einer Zeit, wo die christliche und die<lb/> kirchliche Anschauung noch das ganze Leben mehr beherrschte, so daß auch dem weniger<lb/> Begabten, der nicht über die alltägliche Anschauung hinauskommt, dergleichen Gegen¬<lb/> stände geläufiger und erreichbarer, wurden, während in unserer Zeit, wo Interessen und<lb/> Anschauungsweise anders geworden sind, es nur denen vergönnt sein dürste, sich solcher<lb/> Gegenstände zu bemeistern, die durch besondere Einfachheit der Ausfassung, Tiefe der<lb/> Empfindung und Kraft der Phantasie befähigt sind, sich über die gewohnten An¬<lb/> schauungen des sie umgebenden Lebens zu einer höhern Anschauung zu erheben, durch<lb/> welche sie dasjenige, was für alle Zeiten groß und wahr bleibt, in ihrer besondern<lb/> Zeit wiederzufinden und für dieselbe in erschöpfender Weise zu versinnlichen im Stande<lb/> sind. Ist es schon bei einer nicht sehr großen Zahl von Künstlern, die sich meines<lb/> Wissens bei diesem Unternehmen betheiligen, kaum zu erwarten, daß viele vermöge eines<lb/> so hohen Grades der Begabung dergleichen Gegenstände in genügender Weise behandeln<lb/> werden, so kommt für diesen Fall auch noch ein äußerer Grund hinzu. Es ist kaum<lb/> zu verlangen, daß Künstler, die meist ihre Zeit sehr zu Rathe halten müssen, das er¬<lb/> forderliche Maß derselben und viel Mühe und Studium aus Vollendung eines Werkes<lb/> wenden werde», das für wenige Wochen ausgestellt wird, um dann der Vergessenheit<lb/> übergeben zu werden. — So werden beim jene Bilder wol mehr oder weniger ober¬<lb/> flächlich behandelt; — und es ist am Ende dem Publicum nicht zu verdenken, wenn<lb/> es dieselben ziemlich lau hinnimmt, während doch dem thätigen und uneigennützigen<lb/> Eifer jener Künstler die größte Anerkennung zu wünschen wäre. — Es schiene mir<lb/> daher in jeder Beziehung und für alle Theile besser gesorgt, wenn man anerkannte<lb/> Kompositionen älterer Meister, wie es früher geschehen ist, als Transparentgcmälde aus¬<lb/> führte, denen auch vielleicht einige neue zugethan werden könnten. Es würde so wahr¬<lb/> scheinlich die Mühe geringer, die Einnahme bedeutender und die Befriedigung des Publi-<lb/> cums größer sein. — Doch die Theilnahme sür das Unternehmen läßt mich von, dem<lb/> eigentlichen Gegenstände abkommen: manches Gute und manches wenigstens Erträgliche<lb/> bieten die vier ersten Bilder, „die Verkündigung bei den Hirten" von Stürmer,<lb/> „Ruhe aus der Flucht nach Aegypten" von H. Schultz, das recht kräftig in der Farbe</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0270]
mische Saal fertig geworden, die Bilder im Niobidensaal (Gegenstände aus der grie¬
chischen und römischen Heroensage) ebenfalls zum größeren Theil vollendet, die übrigen
i» Arbeit. — Nicht minder ist man in der südlichen Kuppel, wo, wie ich Ihnen be¬
richtete, drei größere Bilder, die Bezug auf Einführung des Christenthums haben, thä¬
tig; und in den Sälen, welche für christliche Sculptur bis in die neueste Zeit bestimmt
sind, ist mau sowol mit Aufstellung der Werke als mit Ausschmückung der Wände und
Decken beschäftigt. An der Decke über dem Raum für mittelalterliche deutsche Sculp-
tur werden Brustbilder deutscher Kaiser, umgeben von je vier grau in grau gemalten
Figuren, welche die wichtigsten Städte darstellen, angebracht. — Soviel nur für dieses
Mal, da.ich Ihnen näheres darüber nach Vollendung dieser Arbeiten mittheile.
Wie in früheren Jahren hatte der hiesige Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger
Künstler in der Weihnachtszeit eine Ausstellung von Transparen eg ein ä l d e n veran¬
staltet. — Bei manchem Anerkennenswerthen, besonders in der Malerei muß ich doch
gestehen, daß der Eindruck der sechs Bilder im ganzen unbefriedigend war. Ich bin
durchaus nicht der ziemlich allgemeinen Ansicht, daß die Künstler unserer Zeit überhaupt
nicht mehr fähig sind, Bilder christlich-historischen Inhalts zu produciren; freilich wird
es jetzt eine viel geringere Zahl sein, als zu einer Zeit, wo die christliche und die
kirchliche Anschauung noch das ganze Leben mehr beherrschte, so daß auch dem weniger
Begabten, der nicht über die alltägliche Anschauung hinauskommt, dergleichen Gegen¬
stände geläufiger und erreichbarer, wurden, während in unserer Zeit, wo Interessen und
Anschauungsweise anders geworden sind, es nur denen vergönnt sein dürste, sich solcher
Gegenstände zu bemeistern, die durch besondere Einfachheit der Ausfassung, Tiefe der
Empfindung und Kraft der Phantasie befähigt sind, sich über die gewohnten An¬
schauungen des sie umgebenden Lebens zu einer höhern Anschauung zu erheben, durch
welche sie dasjenige, was für alle Zeiten groß und wahr bleibt, in ihrer besondern
Zeit wiederzufinden und für dieselbe in erschöpfender Weise zu versinnlichen im Stande
sind. Ist es schon bei einer nicht sehr großen Zahl von Künstlern, die sich meines
Wissens bei diesem Unternehmen betheiligen, kaum zu erwarten, daß viele vermöge eines
so hohen Grades der Begabung dergleichen Gegenstände in genügender Weise behandeln
werden, so kommt für diesen Fall auch noch ein äußerer Grund hinzu. Es ist kaum
zu verlangen, daß Künstler, die meist ihre Zeit sehr zu Rathe halten müssen, das er¬
forderliche Maß derselben und viel Mühe und Studium aus Vollendung eines Werkes
wenden werde», das für wenige Wochen ausgestellt wird, um dann der Vergessenheit
übergeben zu werden. — So werden beim jene Bilder wol mehr oder weniger ober¬
flächlich behandelt; — und es ist am Ende dem Publicum nicht zu verdenken, wenn
es dieselben ziemlich lau hinnimmt, während doch dem thätigen und uneigennützigen
Eifer jener Künstler die größte Anerkennung zu wünschen wäre. — Es schiene mir
daher in jeder Beziehung und für alle Theile besser gesorgt, wenn man anerkannte
Kompositionen älterer Meister, wie es früher geschehen ist, als Transparentgcmälde aus¬
führte, denen auch vielleicht einige neue zugethan werden könnten. Es würde so wahr¬
scheinlich die Mühe geringer, die Einnahme bedeutender und die Befriedigung des Publi-
cums größer sein. — Doch die Theilnahme sür das Unternehmen läßt mich von, dem
eigentlichen Gegenstände abkommen: manches Gute und manches wenigstens Erträgliche
bieten die vier ersten Bilder, „die Verkündigung bei den Hirten" von Stürmer,
„Ruhe aus der Flucht nach Aegypten" von H. Schultz, das recht kräftig in der Farbe
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