Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.daraus Reibereien und Händel; auch die Signale bei dem Exercitium sind in beiden Da noch immer aus Frankfurt kein Befehl wegen eines gemein¬ Heute hatten wir einen sehr unangenehmen Fall, der auch 27*
daraus Reibereien und Händel; auch die Signale bei dem Exercitium sind in beiden Da noch immer aus Frankfurt kein Befehl wegen eines gemein¬ Heute hatten wir einen sehr unangenehmen Fall, der auch 27*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0219" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97465"/> <p xml:id="ID_562" prev="#ID_561"> daraus Reibereien und Händel; auch die Signale bei dem Exercitium sind in beiden<lb/> Regimentern grundverschieden. — Auch bei den andern Contingente», die häufig<lb/> zusammen in gleiche» Ortschaften im Quartier liegen müssen, richtet die Ver¬<lb/> schiedenheit der Signale oft Verwirrung an, die wünschenswerthe Ordnung des<lb/> Dienstes kann unmöglich dabei gehandhabt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_563"> Da noch immer aus Frankfurt kein Befehl wegen eines gemein¬<lb/> samen Feldzeichens gekommen ist und ein solches immer nothwendiger wird, wenn<lb/> aus den buntartigen Uniformen unserer verschiedenen Contingente nicht täglich<lb/> neue Mißverständnisse erwachsen sollen, so hat unser Prinz sich endlich entschlossen,<lb/> ans eigene Verantwortlichkeit ein solches zu bestimmen. In einem schön und nur<lb/> etwas zu pomphaft geschriebenen Tagesbefehl wurde sämmtlichen Kontingenten<lb/> unseres Corps die Anlegung desselben befohlen und zugleich darauf hingewiesen,<lb/> daß dem einzelnen Soldaten die hohe Bedeutung desselben ja recht warm an das<lb/> Herz gelegt würde. „Dies gemeinsame Feldzeichen," heißt es, „zeige auch äußerlich<lb/> die Einheit Deutschlands, für dessen Nuhm und Ehre alle Truppen freudig kämpfen<lb/> müssen, als deutsche Soldaten, als Krieger eines großen Vaterlandes sollten sie<lb/> sich betrachten" u. s. w. u. s. w. Ich fürchte aber, diese Anrufung des allgemeinen<lb/> deutschen Patriotismus, jetzt, noch im letzten Augenblick, kommt gar zu spät;<lb/> denn die Soldaten der einzelnen Contingente scheinen wenig Begeisterung<lb/> für ihre gemeinsamen deutschen Farben und Feldzeichen zu haben. Es ist<lb/> dies aber dringend nothwendig, sobald ein so hingebendes Zusammenwirken<lb/> aller für den gleichen Zweck stattfinden soll, wie es den mächtigen und besonders<lb/> so einheitlich organisirten Feinden, die nus entgegenstehen, gegenüber geschehen<lb/> muß, wenn wir nur einigen Erfolg erringen sollen. Hätte man doch früher in<lb/> den Jahren, die vor dem Kriege lagen, in allen einzelnen deutschen Contiugeuten<lb/> mehr darauf hinzuwirken gesucht, neben dem speziellen X. oder Z. Z. Vater-<lb/> landsgesühl auch das allgemeine deutsche Nationalgefühl unter den Soldaten zu<lb/> erwecken und zu befestigen. Es ist aber häufig das Gegentheil hiervon geschehen,<lb/> und ich . will hoffen, daß dieser unverzeihliche Fehler sich jetzt nicht allzusehr<lb/> bestrafen möge.</p><lb/> <p xml:id="ID_564" next="#ID_565"> Heute hatten wir einen sehr unangenehmen Fall, der auch<lb/> unseren Prinzen verstimmt hat, obgleich ich fürchte, daß Aehnliches sich noch<lb/> häufig wiederholen werde. Die N.sche Zwölfpfüuderbatterie ward nämlich<lb/> nach D. commandirt, und da man erwarten mußte, daß die Feinde dort einen<lb/> Angriff unternehmen würden, so sollte dieser Marsch in größter Eile angetreten<lb/> werden. Die Wege dahin sind aber so schlecht, daß mit der gewöhnlichen Be¬<lb/> spannung der Geschütze nicht durchzukommen ist, und so ward denn vom Haupt¬<lb/> quartier aus befohlen, daß auch die Pferde der Munitiouscolonue des N.scheu<lb/> Contingents mit vor die Batterie gespannt werden sollten. Um aber dieser ihre<lb/> Munition nachzufahren, sollten die Pferde der Munitionswagen des T.schen</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 27*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0219]
daraus Reibereien und Händel; auch die Signale bei dem Exercitium sind in beiden
Regimentern grundverschieden. — Auch bei den andern Contingente», die häufig
zusammen in gleiche» Ortschaften im Quartier liegen müssen, richtet die Ver¬
schiedenheit der Signale oft Verwirrung an, die wünschenswerthe Ordnung des
Dienstes kann unmöglich dabei gehandhabt werden.
Da noch immer aus Frankfurt kein Befehl wegen eines gemein¬
samen Feldzeichens gekommen ist und ein solches immer nothwendiger wird, wenn
aus den buntartigen Uniformen unserer verschiedenen Contingente nicht täglich
neue Mißverständnisse erwachsen sollen, so hat unser Prinz sich endlich entschlossen,
ans eigene Verantwortlichkeit ein solches zu bestimmen. In einem schön und nur
etwas zu pomphaft geschriebenen Tagesbefehl wurde sämmtlichen Kontingenten
unseres Corps die Anlegung desselben befohlen und zugleich darauf hingewiesen,
daß dem einzelnen Soldaten die hohe Bedeutung desselben ja recht warm an das
Herz gelegt würde. „Dies gemeinsame Feldzeichen," heißt es, „zeige auch äußerlich
die Einheit Deutschlands, für dessen Nuhm und Ehre alle Truppen freudig kämpfen
müssen, als deutsche Soldaten, als Krieger eines großen Vaterlandes sollten sie
sich betrachten" u. s. w. u. s. w. Ich fürchte aber, diese Anrufung des allgemeinen
deutschen Patriotismus, jetzt, noch im letzten Augenblick, kommt gar zu spät;
denn die Soldaten der einzelnen Contingente scheinen wenig Begeisterung
für ihre gemeinsamen deutschen Farben und Feldzeichen zu haben. Es ist
dies aber dringend nothwendig, sobald ein so hingebendes Zusammenwirken
aller für den gleichen Zweck stattfinden soll, wie es den mächtigen und besonders
so einheitlich organisirten Feinden, die nus entgegenstehen, gegenüber geschehen
muß, wenn wir nur einigen Erfolg erringen sollen. Hätte man doch früher in
den Jahren, die vor dem Kriege lagen, in allen einzelnen deutschen Contiugeuten
mehr darauf hinzuwirken gesucht, neben dem speziellen X. oder Z. Z. Vater-
landsgesühl auch das allgemeine deutsche Nationalgefühl unter den Soldaten zu
erwecken und zu befestigen. Es ist aber häufig das Gegentheil hiervon geschehen,
und ich . will hoffen, daß dieser unverzeihliche Fehler sich jetzt nicht allzusehr
bestrafen möge.
Heute hatten wir einen sehr unangenehmen Fall, der auch
unseren Prinzen verstimmt hat, obgleich ich fürchte, daß Aehnliches sich noch
häufig wiederholen werde. Die N.sche Zwölfpfüuderbatterie ward nämlich
nach D. commandirt, und da man erwarten mußte, daß die Feinde dort einen
Angriff unternehmen würden, so sollte dieser Marsch in größter Eile angetreten
werden. Die Wege dahin sind aber so schlecht, daß mit der gewöhnlichen Be¬
spannung der Geschütze nicht durchzukommen ist, und so ward denn vom Haupt¬
quartier aus befohlen, daß auch die Pferde der Munitiouscolonue des N.scheu
Contingents mit vor die Batterie gespannt werden sollten. Um aber dieser ihre
Munition nachzufahren, sollten die Pferde der Munitionswagen des T.schen
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