Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.Der Verfasser hat im kurzen, gedrängten Auszug auf der einen Seite die Er¬ Was das Jahrbuch betrifft, so hat dasselbe mit dem zweiten Heft eine noch Diese beiden Lieferungen machen zusammen einen Band aus. Mit Aus- Der Verfasser hat im kurzen, gedrängten Auszug auf der einen Seite die Er¬ Was das Jahrbuch betrifft, so hat dasselbe mit dem zweiten Heft eine noch Diese beiden Lieferungen machen zusammen einen Band aus. Mit Aus- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0202" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98516"/> <p xml:id="ID_628" prev="#ID_627"> Der Verfasser hat im kurzen, gedrängten Auszug auf der einen Seite die Er¬<lb/> lebnisse des Dichters, aus der andern die Entstehung seiner Gedichte in chro¬<lb/> nologischer Ordnung zusammengestellt, so daß man sich mit der größten<lb/> Bequemlichkeit in allen Fällen über den Zusammenhang des einen mit dem<lb/> andern orientiren kann. Wir können daher den Wunsch des Verfassers , die<lb/> kleine Schrift möchte als Supplementband zu allen Gesammtausgaben Goethes<lb/> dienen, nur theilen. —</p><lb/> <p xml:id="ID_629"> Was das Jahrbuch betrifft, so hat dasselbe mit dem zweiten Heft eine noch<lb/> bestimmtere Physiognomie gewonnen; es beschäftigt sich dies Mal ausschließlich<lb/> mit der deutschen Literaturgeschichte und bringt eine Reihe werthvoller und inter¬<lb/> essanter Abhandlungen, die von allen Freunden der Literatur ins Auge ge¬<lb/> saßt zu werden verdienen. Die meisten derselben beschäftigen sich mit der Zeit<lb/> deö 17. Jahrhunderts und den zunächstliegenden Perioden. So die Abhand¬<lb/> lungen von Hoffmann von Fallersleben über Johann Scheffler (als Ergän¬<lb/> zung der Abhandlung von Kahlert, die wir in unsern Heften gleichfalls<lb/> besprochen haben), über die deutschen Sprachverderber zur Zeit des dreißig¬<lb/> jährigen Krieges und über ein Complimentirbüchlein vom Jahre 1636. Das<lb/> spaßhafte Büchlein, welches sehr bezeichnend für den in Deutschland immer<lb/> mehr eindringenden Geist der ausländischen Höflichkeit ist, verdient, allgemein<lb/> bekannt zu werden. Einen verwandten Stoff behandelt die Darstellung der<lb/> Zeitungen des 16. Jahrhunderts von Theodor sinket. In die neuere Literatur<lb/> schlagen zwei Abhandlungen ein: über Goethes Gedicht, Hans Sachsens poe¬<lb/> tische Sendung von Koberstein und über Charlotte von Kalb von Hermann<lb/> Sauppe. Der letztere scheint die Bearbeitung desselben Stoffs von Ernst Köpke<lb/> (Berlin, Hertz nicht gekannt zu haben. Uebrigens stellt er die wunder¬<lb/> lichen Beziehungen dieser Titanide zu den deutschen Dichtern unbefangener dar<lb/> als sein Vorgänger, der von einer gar zu großen Begeisterung für die aller¬<lb/> dings hochbegabte Frau durchdrungen ist. In unsrer Zeit erscheinen uns diese<lb/> geistreich schönseligen Auffassungen ernsthafter Lebensbeziehungen doch etwas<lb/> stark fremdartig, und wenn durch die jüngst erschienenen Briefe Goethes an<lb/> Kestner die novellistische Darstellung wirklicher Begebenheiten im Werther we¬<lb/> nigstens zum großen Theil als gerechtfertigt betrachtet werden muß, so können<lb/> wir dagegen nicht anstehen, in dem Bildniß, welches Jean Paul in seiner<lb/> Linda von Frau von Kalb gegeben hat, eine Atrocität zu finden. — Mit der<lb/> mittelalterlichen Literatur beschäftigen sich die Darstellung der Minneverhältnisse<lb/> Walthers von der Vogelweide von Weiske und die Abhandlung über den armen<lb/> Heinrich von Selig Cassel. Der letztere hat mit großem Fleiß die Spuren zu¬<lb/> sammengestellt, in denen man bei den verschiedensten Völkern die Idee von der<lb/> Heilung des Aussatzes durch Menschenblut wieder antrifft.</p><lb/> <p xml:id="ID_630" next="#ID_631"> Diese beiden Lieferungen machen zusammen einen Band aus. Mit Aus-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0202]
Der Verfasser hat im kurzen, gedrängten Auszug auf der einen Seite die Er¬
lebnisse des Dichters, aus der andern die Entstehung seiner Gedichte in chro¬
nologischer Ordnung zusammengestellt, so daß man sich mit der größten
Bequemlichkeit in allen Fällen über den Zusammenhang des einen mit dem
andern orientiren kann. Wir können daher den Wunsch des Verfassers , die
kleine Schrift möchte als Supplementband zu allen Gesammtausgaben Goethes
dienen, nur theilen. —
Was das Jahrbuch betrifft, so hat dasselbe mit dem zweiten Heft eine noch
bestimmtere Physiognomie gewonnen; es beschäftigt sich dies Mal ausschließlich
mit der deutschen Literaturgeschichte und bringt eine Reihe werthvoller und inter¬
essanter Abhandlungen, die von allen Freunden der Literatur ins Auge ge¬
saßt zu werden verdienen. Die meisten derselben beschäftigen sich mit der Zeit
deö 17. Jahrhunderts und den zunächstliegenden Perioden. So die Abhand¬
lungen von Hoffmann von Fallersleben über Johann Scheffler (als Ergän¬
zung der Abhandlung von Kahlert, die wir in unsern Heften gleichfalls
besprochen haben), über die deutschen Sprachverderber zur Zeit des dreißig¬
jährigen Krieges und über ein Complimentirbüchlein vom Jahre 1636. Das
spaßhafte Büchlein, welches sehr bezeichnend für den in Deutschland immer
mehr eindringenden Geist der ausländischen Höflichkeit ist, verdient, allgemein
bekannt zu werden. Einen verwandten Stoff behandelt die Darstellung der
Zeitungen des 16. Jahrhunderts von Theodor sinket. In die neuere Literatur
schlagen zwei Abhandlungen ein: über Goethes Gedicht, Hans Sachsens poe¬
tische Sendung von Koberstein und über Charlotte von Kalb von Hermann
Sauppe. Der letztere scheint die Bearbeitung desselben Stoffs von Ernst Köpke
(Berlin, Hertz nicht gekannt zu haben. Uebrigens stellt er die wunder¬
lichen Beziehungen dieser Titanide zu den deutschen Dichtern unbefangener dar
als sein Vorgänger, der von einer gar zu großen Begeisterung für die aller¬
dings hochbegabte Frau durchdrungen ist. In unsrer Zeit erscheinen uns diese
geistreich schönseligen Auffassungen ernsthafter Lebensbeziehungen doch etwas
stark fremdartig, und wenn durch die jüngst erschienenen Briefe Goethes an
Kestner die novellistische Darstellung wirklicher Begebenheiten im Werther we¬
nigstens zum großen Theil als gerechtfertigt betrachtet werden muß, so können
wir dagegen nicht anstehen, in dem Bildniß, welches Jean Paul in seiner
Linda von Frau von Kalb gegeben hat, eine Atrocität zu finden. — Mit der
mittelalterlichen Literatur beschäftigen sich die Darstellung der Minneverhältnisse
Walthers von der Vogelweide von Weiske und die Abhandlung über den armen
Heinrich von Selig Cassel. Der letztere hat mit großem Fleiß die Spuren zu¬
sammengestellt, in denen man bei den verschiedensten Völkern die Idee von der
Heilung des Aussatzes durch Menschenblut wieder antrifft.
Diese beiden Lieferungen machen zusammen einen Band aus. Mit Aus-
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