Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.blickt man in ein Wolkenmeer, welches unterhalb" sich ausbreitet und aus Schwer wäre in solchen Fällen der Rückweg zu finden, weilten jene Wol- Einen eigenthümlichen Eindruck machen die oft mehre Stunden langen Auch der Proceß der Verwitterung hat an manchen Stellen stattgefunden blickt man in ein Wolkenmeer, welches unterhalb" sich ausbreitet und aus Schwer wäre in solchen Fällen der Rückweg zu finden, weilten jene Wol- Einen eigenthümlichen Eindruck machen die oft mehre Stunden langen Auch der Proceß der Verwitterung hat an manchen Stellen stattgefunden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0186" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98500"/> <p xml:id="ID_566" prev="#ID_565"> blickt man in ein Wolkenmeer, welches unterhalb" sich ausbreitet und aus<lb/> welchem, in der Sonne glänzend, nur einzelne schneebedeckte Spitzen hervor¬<lb/> ragen. Plötzlich, man weiß nicht wie, denn nicht der leiseste Luftzug regt sich,<lb/> sind die Wolken fast sämmtlich verschwunden, und nur <n einer schwarzen kra¬<lb/> terartigen Vertiefung mit steil abwärts fallenden Wänden, ist eine dichte Masse<lb/> derselben geblieben. Ohne Zweifel sind, solche Bildungen, die ich mehrfach ge¬<lb/> troffen, ausgebrannte Krater, oder wenigstens solche, die sich in tausendjähriger<lb/> Ruhe befinden. Man wartet, um von oben herab gemächlich ins Innere des<lb/> zu unsern Füßen liegenden vulkanischen Kessels blicken zu können, bis die<lb/> Wolken auch aus ihm verschwunden sind, aber plötzlich gerathen dieselben in<lb/> eine wallende Bewegung,- sie erheben sich, breiten sich aus und man ist rasch<lb/> und ehe man es vermuthet, selbst in eine Nebelschicht eingehüllt, so daß man<lb/> kaum auf einige Schritte zu sehen vermag. -</p><lb/> <p xml:id="ID_567"> Schwer wäre in solchen Fällen der Rückweg zu finden, weilten jene Wol-<lb/> kenschichten lange auf ein- und derselben Stelle, aber rasch wie sie gekommen,<lb/> verschwinden sie auch wieder. —</p><lb/> <p xml:id="ID_568"> Einen eigenthümlichen Eindruck machen die oft mehre Stunden langen<lb/> Felsenthäler, die bald mehr erweitert, bald aber so enge geschlossen sind, daß<lb/> ihre Sohle kaum zwanzig Schritt Breite hat. Während oben aus den Fels¬<lb/> kammer, welche die Thalwände bilden, eine freundliche Sonne ruht, ja, erlaubt<lb/> es der Stand derselben, Sonnenblicke oft bis ins Thal reichen, so ist nicht<lb/> selten die Schlucht durch eine dichte Wolkenmasse geschlossen, welche stundenlang<lb/> an ein- und derselben Stelle verweilt, bis sie sich gänzlich vertheilt oder ver¬<lb/> schwindet und ein doleritischer Kegel vor uns steht, der halb mit Gletschereis<lb/> bedeckt ist, welches das tiefe Schwarz des Gesteins noch mehr hervorhebt. Aus<lb/> solchen doleritischen oder basaltischen Kegelbergen brechen stets Quellen hervor,<lb/> oder stürzen sich von den scheeigen Wänden derselben herab, wie denn wol<lb/> überhaupt die meisten dieser wild und tiefgefurchten Thäler heftigen Wasser-<lb/> strömungen früherer Zeit ihren Ursprung verdanken mögen.</p><lb/> <p xml:id="ID_569" next="#ID_570"> Auch der Proceß der Verwitterung hat an manchen Stellen stattgefunden<lb/> und theilweise eine eigne Erscheinung hervorgerufen. Größere, häufig von der<lb/> Sonne getroffene, bald wieder von ziehenden Wolken berührte Flächen nicht<lb/> ganz abschüssiger Felswände, sind mit verwittertem und zersetzten Gerölle be¬<lb/> deckt. Durch eigenthümliche plattenförmige Spaltung mancher Gesteine hat das<lb/> von oben herab kommende Wasser des gethauten Schnees sich hier bisweilen<lb/> gefangen, aus den verwitterten Felsarten ist Erde geworden, stets befeuchtet<lb/> durch nachsickerndes Wasser und so sind grünende Oasen entstanden unweit<lb/> der Grenze des Schnees, und mitten aus einer kahlen und sonst allenthalben<lb/> mit Gesteinfragmenten bedeckten Fläche. Eine mannshohe, gelb blühende, gin¬<lb/> sterartige Pflanze, eine Colletia, die Fabian« imbricata und einige Berbers-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0186]
blickt man in ein Wolkenmeer, welches unterhalb" sich ausbreitet und aus
welchem, in der Sonne glänzend, nur einzelne schneebedeckte Spitzen hervor¬
ragen. Plötzlich, man weiß nicht wie, denn nicht der leiseste Luftzug regt sich,
sind die Wolken fast sämmtlich verschwunden, und nur <n einer schwarzen kra¬
terartigen Vertiefung mit steil abwärts fallenden Wänden, ist eine dichte Masse
derselben geblieben. Ohne Zweifel sind, solche Bildungen, die ich mehrfach ge¬
troffen, ausgebrannte Krater, oder wenigstens solche, die sich in tausendjähriger
Ruhe befinden. Man wartet, um von oben herab gemächlich ins Innere des
zu unsern Füßen liegenden vulkanischen Kessels blicken zu können, bis die
Wolken auch aus ihm verschwunden sind, aber plötzlich gerathen dieselben in
eine wallende Bewegung,- sie erheben sich, breiten sich aus und man ist rasch
und ehe man es vermuthet, selbst in eine Nebelschicht eingehüllt, so daß man
kaum auf einige Schritte zu sehen vermag. -
Schwer wäre in solchen Fällen der Rückweg zu finden, weilten jene Wol-
kenschichten lange auf ein- und derselben Stelle, aber rasch wie sie gekommen,
verschwinden sie auch wieder. —
Einen eigenthümlichen Eindruck machen die oft mehre Stunden langen
Felsenthäler, die bald mehr erweitert, bald aber so enge geschlossen sind, daß
ihre Sohle kaum zwanzig Schritt Breite hat. Während oben aus den Fels¬
kammer, welche die Thalwände bilden, eine freundliche Sonne ruht, ja, erlaubt
es der Stand derselben, Sonnenblicke oft bis ins Thal reichen, so ist nicht
selten die Schlucht durch eine dichte Wolkenmasse geschlossen, welche stundenlang
an ein- und derselben Stelle verweilt, bis sie sich gänzlich vertheilt oder ver¬
schwindet und ein doleritischer Kegel vor uns steht, der halb mit Gletschereis
bedeckt ist, welches das tiefe Schwarz des Gesteins noch mehr hervorhebt. Aus
solchen doleritischen oder basaltischen Kegelbergen brechen stets Quellen hervor,
oder stürzen sich von den scheeigen Wänden derselben herab, wie denn wol
überhaupt die meisten dieser wild und tiefgefurchten Thäler heftigen Wasser-
strömungen früherer Zeit ihren Ursprung verdanken mögen.
Auch der Proceß der Verwitterung hat an manchen Stellen stattgefunden
und theilweise eine eigne Erscheinung hervorgerufen. Größere, häufig von der
Sonne getroffene, bald wieder von ziehenden Wolken berührte Flächen nicht
ganz abschüssiger Felswände, sind mit verwittertem und zersetzten Gerölle be¬
deckt. Durch eigenthümliche plattenförmige Spaltung mancher Gesteine hat das
von oben herab kommende Wasser des gethauten Schnees sich hier bisweilen
gefangen, aus den verwitterten Felsarten ist Erde geworden, stets befeuchtet
durch nachsickerndes Wasser und so sind grünende Oasen entstanden unweit
der Grenze des Schnees, und mitten aus einer kahlen und sonst allenthalben
mit Gesteinfragmenten bedeckten Fläche. Eine mannshohe, gelb blühende, gin¬
sterartige Pflanze, eine Colletia, die Fabian« imbricata und einige Berbers-
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