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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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soldungcn der Verwaltungsbeamten belaufen sich 1833M auf 276,700 Thaler,
die der Amtsrichter und ihrer Unterbedienten auf 3is,200 Thaler, wozu noch
90,000 Thaler für anderweitige Unterbediente und für Remunerationen kom¬
men. So figurin die ganze Position mit 711,900 Thalern im Budget. An
Burcaukosten treten dann noch etwa 76,000 Thaler hinzu.

Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten gibt zu Zwecken des
deutschen Bundes 60 -- 70,000 Thaler, für diplomatische Geschenke und der¬
gleichen 10,is0 Thaler, für Gesandtschaften 70,000 Thaler aus. Unter der
ersten Nummer dieser Position treten in früheren Jahren die Ausgaben auf,
welche die deutsche Flotte von Hannover forderte, und die bis 18ü3 an
2ö9,000 Thaler betragen haben. Dabei liefert der Verfasser eine geschichtliche
Uebersicht der Bestrebungen, welche man in Hannover aus die dauernde Herstel¬
lung jener Flotte gerichtet hat.

Der Abschnitt über das Kriegsministerium ist gewissermaßen der Mittel¬
punkt des ganzen Landes. Lehzen unternimmt erst einen längeren Gang in
vergangene Zeiten, um die sehr dunkle und bisher zum Theil entstellte Ge¬
schichte des stehenden Heeres in Hannover finanziell aufzuklären. Wir ver¬
mögen ihm hier weder in das geheimnißvolle Kriegsgewölbe,' dem man lange
ebenso reiche Schätze wie der russischen Peter-Pauls-Feste, und ebenso fälschlich
zuschriebnoch in die verwickelten Verhältnisse der Kriegskasse und des Mili-
tävhanshalts zu folgen. Beeilen wir uns nur hervorzuheben, daß das han-
noversche Heer alle Jahre rund zwei Millionen Thaler, oder fast den vierten
Theil sämmtlicher Lasten der Gencralkasse in unproductiver Konsumtion ver¬
zehrt. Dazu hat die Regierung in der laufenden Landtagöperiode noch eine
runde Million, jedoch auf vier Jahre vertheilt, zur Anschaffung von Ersatzvorrtähen
an Armeematerial gefordert, deren Bewilligung freilich ziemlich zweifelhaft ist.

Den Schluß des gegenwärtigen Bandes macht das Justizministerium. Auch
hier ist Lehzen wieder seiner löblichen Gewohnheit gefolgt, über den allzu be¬
grenzten Kreis seiner Finanzkunde hinauszugehen, und reale politische Erlau-
teMngcn der starren Aufreihung von Ziffern vorauszuschicken. Daher empfehlen
wir diesen Abschnitt denjenigen, welche sich rasch und übersichtlich von dein
heutigen Stand der hannoverschen Rechtspflege, soweit er in der Form von
Gesetzen erkennbar ist, unterrichten möchten. Im Etat des Justizministeriums
erscheinen hauptsächlich die Obergerichte mit dem Oberappellationsgerichte, und
die Gefängnisse des Landes. Die Besoldungen des obersten Tribunals zu
Celle erfordern 70,194 Thaler. Die sechzehn Obergerichte kosten nicht ganz so
viel als die Gerichte erster Instanz, nämlich 292,673 Thaler; aber bei ihrem
erweiterten Geschäftskreis doch erheblich mehr als die ehemaligen Mittelgerichte,
die sieben Justizkanzleien, welche nur etwa 130,000 Thaler erforderten. Unter
dem Titel Criminalkosten tritt alles auf, was auf die Strafgerechtigkeit des


soldungcn der Verwaltungsbeamten belaufen sich 1833M auf 276,700 Thaler,
die der Amtsrichter und ihrer Unterbedienten auf 3is,200 Thaler, wozu noch
90,000 Thaler für anderweitige Unterbediente und für Remunerationen kom¬
men. So figurin die ganze Position mit 711,900 Thalern im Budget. An
Burcaukosten treten dann noch etwa 76,000 Thaler hinzu.

Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten gibt zu Zwecken des
deutschen Bundes 60 — 70,000 Thaler, für diplomatische Geschenke und der¬
gleichen 10,is0 Thaler, für Gesandtschaften 70,000 Thaler aus. Unter der
ersten Nummer dieser Position treten in früheren Jahren die Ausgaben auf,
welche die deutsche Flotte von Hannover forderte, und die bis 18ü3 an
2ö9,000 Thaler betragen haben. Dabei liefert der Verfasser eine geschichtliche
Uebersicht der Bestrebungen, welche man in Hannover aus die dauernde Herstel¬
lung jener Flotte gerichtet hat.

Der Abschnitt über das Kriegsministerium ist gewissermaßen der Mittel¬
punkt des ganzen Landes. Lehzen unternimmt erst einen längeren Gang in
vergangene Zeiten, um die sehr dunkle und bisher zum Theil entstellte Ge¬
schichte des stehenden Heeres in Hannover finanziell aufzuklären. Wir ver¬
mögen ihm hier weder in das geheimnißvolle Kriegsgewölbe,' dem man lange
ebenso reiche Schätze wie der russischen Peter-Pauls-Feste, und ebenso fälschlich
zuschriebnoch in die verwickelten Verhältnisse der Kriegskasse und des Mili-
tävhanshalts zu folgen. Beeilen wir uns nur hervorzuheben, daß das han-
noversche Heer alle Jahre rund zwei Millionen Thaler, oder fast den vierten
Theil sämmtlicher Lasten der Gencralkasse in unproductiver Konsumtion ver¬
zehrt. Dazu hat die Regierung in der laufenden Landtagöperiode noch eine
runde Million, jedoch auf vier Jahre vertheilt, zur Anschaffung von Ersatzvorrtähen
an Armeematerial gefordert, deren Bewilligung freilich ziemlich zweifelhaft ist.

Den Schluß des gegenwärtigen Bandes macht das Justizministerium. Auch
hier ist Lehzen wieder seiner löblichen Gewohnheit gefolgt, über den allzu be¬
grenzten Kreis seiner Finanzkunde hinauszugehen, und reale politische Erlau-
teMngcn der starren Aufreihung von Ziffern vorauszuschicken. Daher empfehlen
wir diesen Abschnitt denjenigen, welche sich rasch und übersichtlich von dein
heutigen Stand der hannoverschen Rechtspflege, soweit er in der Form von
Gesetzen erkennbar ist, unterrichten möchten. Im Etat des Justizministeriums
erscheinen hauptsächlich die Obergerichte mit dem Oberappellationsgerichte, und
die Gefängnisse des Landes. Die Besoldungen des obersten Tribunals zu
Celle erfordern 70,194 Thaler. Die sechzehn Obergerichte kosten nicht ganz so
viel als die Gerichte erster Instanz, nämlich 292,673 Thaler; aber bei ihrem
erweiterten Geschäftskreis doch erheblich mehr als die ehemaligen Mittelgerichte,
die sieben Justizkanzleien, welche nur etwa 130,000 Thaler erforderten. Unter
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/60>, abgerufen am 09.11.2024.