Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.gemeiniglich ein Nargile oder eine Wasserpfeife und alle andern Tschibucks. Beim Schlafengehen war die Hitze in den Gemächern unbeschreiblich groß, Ein türkisches Bett ist ein keineswegs schlechtes Lager, indeß besser für Am andern Morgen standen wir früh auf, um in der Umgegend umher- gemeiniglich ein Nargile oder eine Wasserpfeife und alle andern Tschibucks. Beim Schlafengehen war die Hitze in den Gemächern unbeschreiblich groß, Ein türkisches Bett ist ein keineswegs schlechtes Lager, indeß besser für Am andern Morgen standen wir früh auf, um in der Umgegend umher- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0190" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/281341"/> <p xml:id="ID_588" prev="#ID_587"> gemeiniglich ein Nargile oder eine Wasserpfeife und alle andern Tschibucks.<lb/> Der Kopf der letztern ruht stets auf einem messingnen Teller, damit beim<lb/> etwaigen Niederfallen die brennende Kohle, mit welcher er angezündet wurde<lb/> und welche später nicht weggenommen wird, den Teppich nicht beschmuze oder<lb/> verbrenne. Für diejenigen Ihrer Leser, welche das Nargile nicht kennen, er¬<lb/> wähne ich, daß es mit Hilfe eines langen, dünnen Schlauches, an dessen<lb/> Ende sich ein Mundstück befindet, geraucht wird, und daß die Meinung im<lb/> Umlaufe ist, es gehöre dazu eine ganz besonders gute Brust.</p><lb/> <p xml:id="ID_589"> Beim Schlafengehen war die Hitze in den Gemächern unbeschreiblich groß,<lb/> und einige meiner türkischen Reisegefährten zogen es vor, sich ihre Betten<lb/> unter der Veranda bereiten zu lassen. Sie halten eine Nachtruhe der Art,<lb/> ungeachtet des Thaues und schneidenden Windes nicht für ungesund, halten<lb/> dagegen ein Oeffnen der Fenster im Schlafzimmer für allen Regeln entgegen,<lb/> daher morgens stets die Frage aus die Erklärung etwaigen Uebelbefindens:<lb/> hast du vielleicht bei offenem Fenster geschlafen?</p><lb/> <p xml:id="ID_590"> Ein türkisches Bett ist ein keineswegs schlechtes Lager, indeß besser für<lb/> ein mittleres, gemäßigtes Klima, als für ein entweder sehr kaltes oder sehr<lb/> heißes geeignet. Auf den Fußteppich legt der Diener zunächst ein Betttuch,<lb/> sodann eine Baumwollmatratze und über diese ein daunenartigeö Baumwoll¬<lb/> bett, welches nicht fest gestopft ist, sondern sich lose schütteln läßt. Zum Zu¬<lb/> decken bedient man sich gesteppter Baumwolldecken.</p><lb/> <p xml:id="ID_591" next="#ID_592"> Am andern Morgen standen wir früh auf, um in der Umgegend umher-<lb/> zustreifen. Wir beschlossen ein vereinzeltes Plateau zu besteigen, welches sich<lb/> hinter der dem Städtchen zunächst gelegenen Thalwand erhebt, und zugleich<lb/> der Punkt ist, von dem aus man die aus die Thalsohle einmündenden Wasser<lb/> am bequemsten überschauen kann. Nachdem wir einen ziemlich steil geböschten<lb/> Abhang hinangeklommen waren und einige Mühe gehabt hatten, uns durch<lb/> das Gestrüpp und über das lose Gerölle hin Bahn zu brechen, gelangten wir<lb/> zu einer senkrechten, das Plateau rings einschließenden Felswand. Hoch oben<lb/> lag die Ruine einer alten Befestigung, von der ich vermuthe, daß sie genue¬<lb/> sische Anlage ist oder aus den Zeiten des großen bulgarischen Reiches stammt.<lb/> Ein Thurm war unter allem, was sich noch vorfand, das am besten Erhal¬<lb/> tene, und auf seiner obersten Mauerecke saß ruhig und von unsrem Nahen<lb/> nicht im mindesten gestört ein gewaltiger Adler. Bald hatten wir einige Stu¬<lb/> fen im Felsen ausfindig gemacht, mittelst deren wir hinanklommen, indem<lb/> einer dicht hinter dem andern blieb und dieser und jener sich gegenseitig stütz¬<lb/> ten. Endlich waren wir hoch oben am Fuße der Ruine angekommen und im<lb/> Begriff, durch eine Pforte, deren Wölbung zur Hälfte noch stand, einzu¬<lb/> treten, als der Adler mit weit ausgebreiteten Fittigen sich erhob und von<lb/> bannen flog. Er mochte sein Nest oben haben und in der Brütezeit sein,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0190]
gemeiniglich ein Nargile oder eine Wasserpfeife und alle andern Tschibucks.
Der Kopf der letztern ruht stets auf einem messingnen Teller, damit beim
etwaigen Niederfallen die brennende Kohle, mit welcher er angezündet wurde
und welche später nicht weggenommen wird, den Teppich nicht beschmuze oder
verbrenne. Für diejenigen Ihrer Leser, welche das Nargile nicht kennen, er¬
wähne ich, daß es mit Hilfe eines langen, dünnen Schlauches, an dessen
Ende sich ein Mundstück befindet, geraucht wird, und daß die Meinung im
Umlaufe ist, es gehöre dazu eine ganz besonders gute Brust.
Beim Schlafengehen war die Hitze in den Gemächern unbeschreiblich groß,
und einige meiner türkischen Reisegefährten zogen es vor, sich ihre Betten
unter der Veranda bereiten zu lassen. Sie halten eine Nachtruhe der Art,
ungeachtet des Thaues und schneidenden Windes nicht für ungesund, halten
dagegen ein Oeffnen der Fenster im Schlafzimmer für allen Regeln entgegen,
daher morgens stets die Frage aus die Erklärung etwaigen Uebelbefindens:
hast du vielleicht bei offenem Fenster geschlafen?
Ein türkisches Bett ist ein keineswegs schlechtes Lager, indeß besser für
ein mittleres, gemäßigtes Klima, als für ein entweder sehr kaltes oder sehr
heißes geeignet. Auf den Fußteppich legt der Diener zunächst ein Betttuch,
sodann eine Baumwollmatratze und über diese ein daunenartigeö Baumwoll¬
bett, welches nicht fest gestopft ist, sondern sich lose schütteln läßt. Zum Zu¬
decken bedient man sich gesteppter Baumwolldecken.
Am andern Morgen standen wir früh auf, um in der Umgegend umher-
zustreifen. Wir beschlossen ein vereinzeltes Plateau zu besteigen, welches sich
hinter der dem Städtchen zunächst gelegenen Thalwand erhebt, und zugleich
der Punkt ist, von dem aus man die aus die Thalsohle einmündenden Wasser
am bequemsten überschauen kann. Nachdem wir einen ziemlich steil geböschten
Abhang hinangeklommen waren und einige Mühe gehabt hatten, uns durch
das Gestrüpp und über das lose Gerölle hin Bahn zu brechen, gelangten wir
zu einer senkrechten, das Plateau rings einschließenden Felswand. Hoch oben
lag die Ruine einer alten Befestigung, von der ich vermuthe, daß sie genue¬
sische Anlage ist oder aus den Zeiten des großen bulgarischen Reiches stammt.
Ein Thurm war unter allem, was sich noch vorfand, das am besten Erhal¬
tene, und auf seiner obersten Mauerecke saß ruhig und von unsrem Nahen
nicht im mindesten gestört ein gewaltiger Adler. Bald hatten wir einige Stu¬
fen im Felsen ausfindig gemacht, mittelst deren wir hinanklommen, indem
einer dicht hinter dem andern blieb und dieser und jener sich gegenseitig stütz¬
ten. Endlich waren wir hoch oben am Fuße der Ruine angekommen und im
Begriff, durch eine Pforte, deren Wölbung zur Hälfte noch stand, einzu¬
treten, als der Adler mit weit ausgebreiteten Fittigen sich erhob und von
bannen flog. Er mochte sein Nest oben haben und in der Brütezeit sein,
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