Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.ger Spiritualismus (I. S. 99), ihre kosmopolitische Culturstellung (III. S. 2), Der Subjectivität des Urtheils entspricht anch die Subjectivität der Methode. ") Vgl. seinen "Ausflug nach Wie" und Preßburg," 2 Bd. -1840. ") Vgl. "Geburt und Wiedergeburt. Erinnerungen ans meinem Leben." ISiL--ik.
ger Spiritualismus (I. S. 99), ihre kosmopolitische Culturstellung (III. S. 2), Der Subjectivität des Urtheils entspricht anch die Subjectivität der Methode. ») Vgl. seinen „Ausflug nach Wie» und Preßburg," 2 Bd. -1840. ") Vgl. „Geburt und Wiedergeburt. Erinnerungen ans meinem Leben." ISiL—ik.
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ger Spiritualismus (I. S. 99), ihre kosmopolitische Culturstellung (III. S. 2),
ihre Consequenz in der Abstraction llU- S. 16), ihre Popularität und ihr Ein¬
fluß auf Gemüth und Phantasie (III. 6S). Das sind alles Dinge, die mau als
guter Protestant vollkommen zugeben kann; höchst »„protestantisch aber ist der
pfäffische, zelvtisch ungebildete Ton in der Apologie und Polemik. Nämlich die
geistige Auffassung — und das müssen wir den meisten Benrthcilern Hnrters
entgegenhalten — ist nichts weniger als reich und bedeutend; sie ist vielmehr
zum Erschrecken dürftig, arm und kleinlich. Bei Schlegel, Leo und andern Ge¬
schichtschreibern der romantischen Schule wird man durch kühne, glänzende Per¬
spektiven überrascht, wenn sie auch nicht correct sind ; man fühlt sich ans einen
höhern Standtpunkt erhoben, auch wenn die Bewegung etwas PlMtvuisch ist.
Bei Hurter dagegen hat man stets die Empfindung eines kleinen, gedrückten
Geistes; nie eine hohe Idee, nie ein tieferes Verständniß, nie ein kräftiges
ergreifendes Wort; dagegen oft eine Naivetät und Bornirtheit des Urtheils, die
anwidert. Hurter ist ganz abhängig vou seinen Quellen, nachdem er sich einmal
ihnen hingegeben hat; die eignen Gedanken sind ihm ausgegangen. — So ein
Geist wird leicht durch Widerspruch erbittert, durch Anfeindungen verblendet, durch
falsche Cvnsequenzmacherei ins Absurde geführt. Wir glauben nicht, daß schon
bei seinem ersten Band der Entschluß des Uebertritts bei ihm feststand; aber
nnn warfen sich die Ultramontanen, die Görres, Jarcke, Haller u. s. w. in seine
Arme, priesen ihn als tiefen Denker, und schmeichelten dadurch seiner Eitelkeit *),
ans der andern Seite wurden die Anklagen des Kryptokatholicismus gegen ihn
laut/ seine Amtsbruder forderten ihn zu einer unumwundenen Erklärung auf, er
antwortete (18i0) in einem sehr gereizten und unschicklichen Ton, aber doch noch
mit einem ausdrücklichen Bekenntniß des Protestantismus, nahm sich aber gleich¬
zeitig der Schweizer Ultramontanen an. Erst 18ii erfolgte sein Uebertritt in
Rom*-), bald darauf seine Anstellung als k. k. Historiograph in Wien. Die
„Geschichte Ferdinands II. und seiner Eltern bis zu dessen Krönung in Frank¬
furt" (4 Bde. 1860—31), die er als solcher herausgegeben, hat trotz ihres gro¬
ßen Materials und ihrer raffirirt katholischen Haltung wenig Aufsehen mehr er¬
regt. — Wir kehren zu seinem Hauptwerk zurück.
Der Subjectivität des Urtheils entspricht anch die Subjectivität der Methode.
Hurter hat die Lpiswlas IrmvLerM seiner Darstellung zu Grunde gelegt, mit
Recht, denn um einen Helden objectiv aufzufassen, ist ein unmittelbarer Ausdruck
seines Wesens das günstigste Hilfsmittel. Aber der Gebrauch, deu er davon
macht, ist höchst sonderbar: er stellt mit der größten Naivetät Collectaneen aus
diesen Briefen zusammen und begnügt sich, die directe Rede in die indirecte zu
verwandeln. Wir haben ja noch heutzutage hinlänglich Gelegenheit, Hirten-
») Vgl. seinen „Ausflug nach Wie» und Preßburg," 2 Bd. -1840.
") Vgl. „Geburt und Wiedergeburt. Erinnerungen ans meinem Leben." ISiL—ik.
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