Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.halten, unzweifelhaft vorzuziehen einem durch Erfahrung verbesserten Regiment, Werfen wir nun zum Schlusse der unerfreulichen Darstellung einen Blick' ans Im südlichen und westlichen Schleswig, dem Lande der Friesen, und natür¬ halten, unzweifelhaft vorzuziehen einem durch Erfahrung verbesserten Regiment, Werfen wir nun zum Schlusse der unerfreulichen Darstellung einen Blick' ans Im südlichen und westlichen Schleswig, dem Lande der Friesen, und natür¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0063" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96768"/> <p xml:id="ID_143" prev="#ID_142"> halten, unzweifelhaft vorzuziehen einem durch Erfahrung verbesserten Regiment,<lb/> das in constitutioneller Form sämmtliche LandeSinteresse» umfaßt."</p><lb/> <p xml:id="ID_144"> Werfen wir nun zum Schlusse der unerfreulichen Darstellung einen Blick' ans<lb/> die Stimmung in den Herzogtümern und das Loos, welches ihrer in dem Ge-<lb/> sammtstaate wartet. Das reiche, begüterte Land mit seinen schönen Buchen, den<lb/> gesicherten Ostseehäfen, den fetten Westseemarschen, dem kräftigen Bauernstande<lb/> auf geschlossenen Hufen, dem seetüchtigen Matrosen, ist der Stürme gewöhnt;<lb/> soweit die Geschichte reicht, zählt sie Kämpfe auf zwischen deu Deutschen und Dänen;<lb/> »ur kurze Pausen sind der Ruhe gewidmet. Die junge Mannschaft weiß im Kriege<lb/> zu schlagen — sie hat es bewiesen — im Frieden stählt sich der Bursche im<lb/> Kampfe mit den westlichen Orkanen, die durch die Fluten die Schirmdeiche des<lb/> Landes zu durchbreche» drohen. Das Schicksal hat nun einmal die Herzogtümer<lb/> an Dänemark gekettet, sie sollen die Brücke bilden nach dem Norden für deutsche<lb/> Sitte und Kultur; abbreche» läßt die Brücke sich nicht, aber seit Jahrhunderten<lb/> wird ans derselben gestritten zur Ehre Deutschlands mit wechselndem Glücke.<lb/> So bildet auch der gegenwärtige Moment nur einen zeitweiligen Ruhepunkt, dem<lb/> eine längere Dauer nicht zu versprechen ist, weil die Grundlagen unnatürliche<lb/> und unversöhnliche sind. — Der Schleswig-Hvlsteiner wohnt in dem norddeutsche»<lb/> Laude der Geduld und läßt in dieser engbrüstigen Zeit das Unabwendbare mit<lb/> der ihm eigenen Unerschütterlichkeit über sich ergehen. Allein er erfreut sich eines<lb/> außerordentlich treuen Gedächtnisses, und die Worte Stahls in der ersten preußischen<lb/> Kammer bleibe» ihm unvergessen: „Legitime Ansprüche, altverbriefte Gerechtsame<lb/> kann ma» nicht niedertreten, ohne dem Rechtsgefühle tiefe Wunden zu schlagen,<lb/> welche zu böser Zeit aufbrechen und den Leib verderben. Es ist ein europäisches<lb/> Interesse, daß der heilige Kampf für Recht und Legitimität und Königthum gegen<lb/> die Revolution nicht das Gepräge erhalte, als wäre er blos ein Kampf für die<lb/> Perso» der Fürsten gegen die Personen ihrer Unterthanen; es ist ein europäisches<lb/> Interesse, daß nicht die deutsche Gesinnung revvlntionirt werde und dazu gehört,<lb/> daß die wirklich begründeten Rechte der Herzogtümer— wie deren<lb/> Vorhcuidensei» die Könige von Dänemark selber zugestanden —<lb/> deutscherseits aufs vollständigste zur Anerkennung gebracht werden."</p><lb/> <p xml:id="ID_145" next="#ID_146"> Im südlichen und westlichen Schleswig, dem Lande der Friesen, und natür¬<lb/> lich in Holstein ist die deutsche Gesinnung lebendiger als je, die Abneigung gegen<lb/> Dänemark sehr fest begründet in jedermanns Brust. Nirgends zeigt sich eine<lb/> Annäherung an dänische Personen oder Ideen, aller Orten werden beide be¬<lb/> hutsam gemieden. Als der Prinz von Däiiemark zu A»fa»g des diesjährigen<lb/> Angnstmonats, auf Louiseulaud bei Schleswig sich aushielt, ist ihm kein Besuch<lb/> zu Theil geworden, dessen er sich zu freuen vermöchte. Zu nahe lag die Er¬<lb/> innerung: „etwas ist faul im Staate Dänemarks." Die Leiden des dreijährigen<lb/> Krieges sind verschmerzt, wenn nicht zum Krüppel geschossene Familienglieder</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
halten, unzweifelhaft vorzuziehen einem durch Erfahrung verbesserten Regiment,
das in constitutioneller Form sämmtliche LandeSinteresse» umfaßt."
Werfen wir nun zum Schlusse der unerfreulichen Darstellung einen Blick' ans
die Stimmung in den Herzogtümern und das Loos, welches ihrer in dem Ge-
sammtstaate wartet. Das reiche, begüterte Land mit seinen schönen Buchen, den
gesicherten Ostseehäfen, den fetten Westseemarschen, dem kräftigen Bauernstande
auf geschlossenen Hufen, dem seetüchtigen Matrosen, ist der Stürme gewöhnt;
soweit die Geschichte reicht, zählt sie Kämpfe auf zwischen deu Deutschen und Dänen;
»ur kurze Pausen sind der Ruhe gewidmet. Die junge Mannschaft weiß im Kriege
zu schlagen — sie hat es bewiesen — im Frieden stählt sich der Bursche im
Kampfe mit den westlichen Orkanen, die durch die Fluten die Schirmdeiche des
Landes zu durchbreche» drohen. Das Schicksal hat nun einmal die Herzogtümer
an Dänemark gekettet, sie sollen die Brücke bilden nach dem Norden für deutsche
Sitte und Kultur; abbreche» läßt die Brücke sich nicht, aber seit Jahrhunderten
wird ans derselben gestritten zur Ehre Deutschlands mit wechselndem Glücke.
So bildet auch der gegenwärtige Moment nur einen zeitweiligen Ruhepunkt, dem
eine längere Dauer nicht zu versprechen ist, weil die Grundlagen unnatürliche
und unversöhnliche sind. — Der Schleswig-Hvlsteiner wohnt in dem norddeutsche»
Laude der Geduld und läßt in dieser engbrüstigen Zeit das Unabwendbare mit
der ihm eigenen Unerschütterlichkeit über sich ergehen. Allein er erfreut sich eines
außerordentlich treuen Gedächtnisses, und die Worte Stahls in der ersten preußischen
Kammer bleibe» ihm unvergessen: „Legitime Ansprüche, altverbriefte Gerechtsame
kann ma» nicht niedertreten, ohne dem Rechtsgefühle tiefe Wunden zu schlagen,
welche zu böser Zeit aufbrechen und den Leib verderben. Es ist ein europäisches
Interesse, daß der heilige Kampf für Recht und Legitimität und Königthum gegen
die Revolution nicht das Gepräge erhalte, als wäre er blos ein Kampf für die
Perso» der Fürsten gegen die Personen ihrer Unterthanen; es ist ein europäisches
Interesse, daß nicht die deutsche Gesinnung revvlntionirt werde und dazu gehört,
daß die wirklich begründeten Rechte der Herzogtümer— wie deren
Vorhcuidensei» die Könige von Dänemark selber zugestanden —
deutscherseits aufs vollständigste zur Anerkennung gebracht werden."
Im südlichen und westlichen Schleswig, dem Lande der Friesen, und natür¬
lich in Holstein ist die deutsche Gesinnung lebendiger als je, die Abneigung gegen
Dänemark sehr fest begründet in jedermanns Brust. Nirgends zeigt sich eine
Annäherung an dänische Personen oder Ideen, aller Orten werden beide be¬
hutsam gemieden. Als der Prinz von Däiiemark zu A»fa»g des diesjährigen
Angnstmonats, auf Louiseulaud bei Schleswig sich aushielt, ist ihm kein Besuch
zu Theil geworden, dessen er sich zu freuen vermöchte. Zu nahe lag die Er¬
innerung: „etwas ist faul im Staate Dänemarks." Die Leiden des dreijährigen
Krieges sind verschmerzt, wenn nicht zum Krüppel geschossene Familienglieder
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