Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Muth einflößt. Möge sie nicht verzweifeln; zuletzt wird doch alles nach meinem Dieser "Eiseukvpf" besaß doch ein liebendes Herz. Vielleicht muß man auf Muth einflößt. Möge sie nicht verzweifeln; zuletzt wird doch alles nach meinem Dieser „Eiseukvpf" besaß doch ein liebendes Herz. Vielleicht muß man auf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0461" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97166"/> <p xml:id="ID_1365" prev="#ID_1364"> Muth einflößt. Möge sie nicht verzweifeln; zuletzt wird doch alles nach meinem<lb/> Wunsch gehen... Sollte mich selbst irgend ein widriges Ereigniß betreffen, so<lb/> muß meine liebe Schwester nicht den Muth verliere», sondern fest und entschlossen<lb/> bleiben. Alles kommt darauf an, unsere Angelegenheiten tapfer und muthig aus-<lb/> zufechien, ohne in irgend einem Punkte nachzugeben. Unsere Feinde werden zuletzt<lb/> einsehen, daß es ihnen nichts helfen wird, Ereignisse der Art abzuwarten, und<lb/> daß Schweden stets wohl gerüstet sein wird, ohne durch irgend welchen Zufall<lb/> sich erschüttern zu lassen." Aber er fügt hinzu: „Könnte ich nur noch lange<lb/> genug leben, um die Angelegenheiten Schwedens wieder glücklich hergestellt zu<lb/> sehen! Der Herr wolle Schweden beistehen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1366" next="#ID_1367"> Dieser „Eiseukvpf" besaß doch ein liebendes Herz. Vielleicht muß man auf<lb/> Rechnung der schwedischen Höflichkeit die gewissenhafte Sorgfalt setzen, mit welcher<lb/> Karl Xll, seine beiden Schwestern (wir haben auch seiue Briefe an die ältere<lb/> Schwester Hedwig Sophie) an Neujahrs- und Geburtstagen beglückwünscht, so<lb/> wie die unzähligen Grußformeln und Komplimente, die in dieser Correspondenz<lb/> überraschen. Man wird aber wenigstens eingestehen, daß Karl Xll. hierin den<lb/> Regeln einer Erziehung trenblieb, von der Voltaire mit Unrecht behauptet, sie<lb/> sei vernachlässigt worden. Karl XII. war sehr unterrichtet, wir haben von ihm<lb/> eine topographische Karte des Mälarsees und der anstoßenden Gewässer, eine<lb/> kurze Physik und eine Abhandlung über Physiologie und Psychologie; er war<lb/> überdies sehr geschickt im Schachspiel und in den mathematischen Wissenschaften,<lb/> und in seiner Gefangenschaft zu Bender lernte er das Hebräische. Karl XU.<lb/> war daher ernster Geistesarbeit fähig und Rohheit bewies er nur gege» sich selbst<lb/> und im Kriege. Seine Briefe an Ulrike Eleonore lassen übrigens noch andere<lb/> Gefühle in ihm erkennen, als bloße Höflichkeit. Sie enthalten mehre feinere<lb/> Züge, z. B. wenn er der Prinzessin sanft vorwirft, daß sie ihn nicht einfach Bruder<lb/> nennt und sich gegen ihn ceremoniöser Formeln bedient, oder wenn er den Tod<lb/> zweier liebenswürdiger Personen des Hofes erfährt. „Ich bedaure die gute<lb/> Margarete Wrangel, schreibt er. Es wäre schön gewesen, wenn sie noch etwas<lb/> länger hätte leben können, sie war sanft und stets zufrieden. Seit Graf Thor<lb/> und sie gestorben sind, ist gewiß weit weniger Freude in der Welt."^ Welche<lb/> Zärtlichkeit des Herzens aber und welcher Ausdruck eines tiefen Schmerzes, wenn<lb/> er von dem Tode seines Schwagers spricht. „Du wirst jetzt so gut als ich das<lb/> große und schreckliche Unglück erfahren, welches durch den Tod unseres Schwagers,<lb/> des Herzogs von Holstein, uns betroffen hat. Dieses Unglück hat alle unsere<lb/> Freude in Trauer- verwandelt, aber wir müssen uns in den Willen des Allerhöchsten<lb/> fügen. Er wird uns kein schwereres Kreuz auferlegen, als wir mit Seinem<lb/> göttlichen Beistande werden ertragen können." Noch beredter ist sein Schmerz,<lb/> als er den Tod seiner besonders von ihm geliebten älteren Schwester, Hedwig<lb/> Sophie, vernimmt. Nur die Gewißheit, schreibt er, noch seine jüngere Schwester</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0461]
Muth einflößt. Möge sie nicht verzweifeln; zuletzt wird doch alles nach meinem
Wunsch gehen... Sollte mich selbst irgend ein widriges Ereigniß betreffen, so
muß meine liebe Schwester nicht den Muth verliere», sondern fest und entschlossen
bleiben. Alles kommt darauf an, unsere Angelegenheiten tapfer und muthig aus-
zufechien, ohne in irgend einem Punkte nachzugeben. Unsere Feinde werden zuletzt
einsehen, daß es ihnen nichts helfen wird, Ereignisse der Art abzuwarten, und
daß Schweden stets wohl gerüstet sein wird, ohne durch irgend welchen Zufall
sich erschüttern zu lassen." Aber er fügt hinzu: „Könnte ich nur noch lange
genug leben, um die Angelegenheiten Schwedens wieder glücklich hergestellt zu
sehen! Der Herr wolle Schweden beistehen!"
Dieser „Eiseukvpf" besaß doch ein liebendes Herz. Vielleicht muß man auf
Rechnung der schwedischen Höflichkeit die gewissenhafte Sorgfalt setzen, mit welcher
Karl Xll, seine beiden Schwestern (wir haben auch seiue Briefe an die ältere
Schwester Hedwig Sophie) an Neujahrs- und Geburtstagen beglückwünscht, so
wie die unzähligen Grußformeln und Komplimente, die in dieser Correspondenz
überraschen. Man wird aber wenigstens eingestehen, daß Karl Xll. hierin den
Regeln einer Erziehung trenblieb, von der Voltaire mit Unrecht behauptet, sie
sei vernachlässigt worden. Karl XII. war sehr unterrichtet, wir haben von ihm
eine topographische Karte des Mälarsees und der anstoßenden Gewässer, eine
kurze Physik und eine Abhandlung über Physiologie und Psychologie; er war
überdies sehr geschickt im Schachspiel und in den mathematischen Wissenschaften,
und in seiner Gefangenschaft zu Bender lernte er das Hebräische. Karl XU.
war daher ernster Geistesarbeit fähig und Rohheit bewies er nur gege» sich selbst
und im Kriege. Seine Briefe an Ulrike Eleonore lassen übrigens noch andere
Gefühle in ihm erkennen, als bloße Höflichkeit. Sie enthalten mehre feinere
Züge, z. B. wenn er der Prinzessin sanft vorwirft, daß sie ihn nicht einfach Bruder
nennt und sich gegen ihn ceremoniöser Formeln bedient, oder wenn er den Tod
zweier liebenswürdiger Personen des Hofes erfährt. „Ich bedaure die gute
Margarete Wrangel, schreibt er. Es wäre schön gewesen, wenn sie noch etwas
länger hätte leben können, sie war sanft und stets zufrieden. Seit Graf Thor
und sie gestorben sind, ist gewiß weit weniger Freude in der Welt."^ Welche
Zärtlichkeit des Herzens aber und welcher Ausdruck eines tiefen Schmerzes, wenn
er von dem Tode seines Schwagers spricht. „Du wirst jetzt so gut als ich das
große und schreckliche Unglück erfahren, welches durch den Tod unseres Schwagers,
des Herzogs von Holstein, uns betroffen hat. Dieses Unglück hat alle unsere
Freude in Trauer- verwandelt, aber wir müssen uns in den Willen des Allerhöchsten
fügen. Er wird uns kein schwereres Kreuz auferlegen, als wir mit Seinem
göttlichen Beistande werden ertragen können." Noch beredter ist sein Schmerz,
als er den Tod seiner besonders von ihm geliebten älteren Schwester, Hedwig
Sophie, vernimmt. Nur die Gewißheit, schreibt er, noch seine jüngere Schwester
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |